Orcas erlegen an der arktischen Eiskante Belugas und Narwale

Belugas (Weißwale, Delphinapterus leucas) und Narwale (Monodon monoceros) sind mittelgroße Zahnwale und perfekt an das eisige Klima der arktischen Gewässer angepaßt, Durch das Fehlen der Rückenflosse riskieren sie beim Abtauchen unter das scharfkantige Eis keine Verletzungen. Orcas mit ihren hoch aufragenden Finnen hingegen meiden das Leben direkt am arktischen Eis aus Angst vor Verletzungen, so waren ihre kleineren Vettern bisher vor ihnen geschützt.
Die beiden hocharktischen Zahnwalarten sind maximal 3 bis 5 Meter lang und haben wenige und kleine Zähne, der Schnelligkeit und Größe sowie den scharfen Zähenn der Schwertwale haben sie nichts entgegenzusetzen.

Mit dem Abtauen des Eises sind immer mehr Gewässer eisfrei – eisfreie Gewässer werden dann zum Jagdgebiet der Schwertwale!
In der Hudson Bay ist der Eisrückgang durch die Erderwärmung mittlerweile so eklatant, dass die einstmals sichere Weißwal-Kinderstube mittlerweile eine regelrechte Orca-Snackbar geworden ist.
Die Weißwale (Delphinapterus leucas) reagieren darauf und ziehen sich in andere Regionen zurück, wo sie geschützter sind, aber auch weniger Nahrung finden.
Da die Belugas durch Meeresverschmutzung ohnehin hart getroffen sind, ist die Schwertwal-Bedrohung noch eine zusätzliche Belastung für einige Bestände. Auch die Narwale (Monodon monoceros) leiden unter den Orca-Rudeln.
Die marinen Ökosysteme in Subarktis und Arktis verändern sich gerade rasend schnell, noch kann niemand abschätzen, wie die Habitate und ihre ökologische Pyramide in einigen Jahrzehnten aussehen werden. Als sicher gilt zurzeit nur, dass mit dem Abtauen des Eises die Eisbären aussterben werden und die Orcas die neuen Top-Prädatoren der Arktis werden.

Killer Whales Attack Pod of Narwhal | Nature on PBS


Guter Orca, böser Orca

Das Gedeihen und Anwachsen einiger Walbestände geht also auf Kosten anderer Populationen, eine geschützte Art frisst eine andere – ein Dilemma für Naturschützer. Fest steht: der Panda der Meere verliert gerade seine Unschuld. Der in der Öffentlichkeit zum Kuscheltier verklärte große Delphin zeigt jetzt seine Zähne. Touristen, die so eine Orca-Hatz auf Bartenwale mit Jungtieren verfolgt haben, sehen den Orca fortan eben doch als Killerwal.
Wichtig bei dieser Diskussion ist, dass die heutigen Walbestände und ihre Interaktionen nicht das natürliche ökologische Gleichgewicht abbilden.
Die Bestände der Glattwale haben sich vom industriellen Walfang nie erholt, zumal auch nach dem Moratorium weiterhin ein illegaler Walfang stattfand.

Die Glattwal-Bestände sind also durch die menschliche Ausbeutung der Meere wie industriellen Walfang, Meeresverschmutzung, Fischerei und Schifffahrt dezimiert worden und jetzt durch den Klimawandel zusätzlich bedroht. Die Orcas sind für einige Arten jetzt nur noch eine zusätzliche Gefahr.

Vom Killerwal zum Familientier mit Kultur

Schwertwale (Orcinus orca) sind die größten Delphinartigen: Männchen werden 6 bis 8 Meter groß und 6 Tonnen schwer, ihre Finne ragt wie ein Schwert bis zu zwei Meter hoch auf. Weibchen bleiben mit 5 bis 7 Metern Größe und 3 bis 4 Tonnen Gewicht etwas kleiner. Kälber sind schon bei der Geburt 2,4 Meter lang und 180 Kilogramm schwer.
Ihr Körperbau ähnelt dem der anderen Delphine, sie sind aber insgesamt robuster gebaut. Ihre Kraft macht sie zu den schnellsten Walen, sie erreichen immerhin 56 km/h. Durch die sehr großen und breiten Brustflossen (Flipper) sind sie auch bei hohen Geschwindigkeiten extrem manövrierfähig.

Die Zahnreihen eines Orcas schließen sich ohne Lücke, sie erinnern eher an ein großes Reptil, als an ein Säugetier – 10 bis 14 kegelförmige, nach hinten und innen gebogene Zähne pro Kieferhälfte, also 40 bis 52 insgesamt.
Vor der Stirn liegt die Melone, das Präzisionssonar der Zahnwale, das auch im trüben oder dunklen Wasser ein exaktes dreidimensionales Abbild der Umgebung inklusive etwaiger Beute abbildet. Hinter der Melone liegt im Hirnschädel wichtigste und schlagkräftigstes Organ des Orcas: das bis zu 9 Kilogramm schwere Gehirn.
Orcas jagen und schwimmen selten allein, sondern fast immer in einer Gruppe, die oft ein Familienverband ist.

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Kommentare (5)

  1. #1 tomtoo
    7. Januar 2020

    Ein Säugetier das leben möchte? Wie eine Maus, ein Huhn, ein Mensch?
    Faszinierent angepasste Lebewesen.
    Ich denke das sollte reichen sie zu respektieren. Keine Killermärchen und auch keine Schmuspandamärchen. ; )

  2. #2 tomtoo
    7. Januar 2020

    Uhhps, da ist mir doch das Huhn durchgerutscht. Aber das zeigt das Säugetier allein auch nicht das Leben ausmacht. ; )

  3. #3 Bettina Wurche
    9. Januar 2020

    @tomtoo: Macht nix – diese kuscheligen Sauropsiden sind evolutiv so nahe an den Säugern ´dran : ) Hühner haben echt Konjunktur, oder? Irgendwie hält neuerdings jeder welche. Wir haben auch neuerdings welche in der Nachbarschaft, da ist immer was los.

  4. #4 RPGNo1
    13. September 2020

    Orcas beschädigen Sportschiffe vor der Küste Spaniens. Der Grund ist noch unklar, aber die Meeresforscherin Ruth Esteban vermutet, “dass alle Tiere aus derselben Gruppe stammen könnten. Möglicherweise stehen die Tiere in dem Verbund unter Stress und würde sich deshalb so verhalten.”

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/forscher-raetseln-ueber-orca-angriffe-a-bf665d9b-f113-4dd5-91b5-910253dc0320

  5. #5 Bettina Wurche
    14. September 2020

    @RPGNo1: Vielen lieben Dank! Das ist ja der Hammer!!