Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert Eltern und Schulen in einem GEW-Boykott auf, eine Umfrage von FOCUS Schule nicht zu beantworten. Weil informierte Eltern dann selbst entscheiden könnten?

Jeder Berufsstand hat so seine Problemchen. Lehrer haben es da wahrlich nicht leicht. Überstunden, überfüllte und randalierende Klassen, unwillige und verständnislose Schüler und jetzt auch noch dieses Ansinnen. Eine Umfrage sollte der Start für eine Art bundesweiter Schuldatenbank sein.

Eltern schulpflichtiger Kinder könnten sich dann einfach mal informieren. Anders als auf dem Spielplatz oder per Zufallstreffer von der Bekannten, deren Tochter auch schon mal auf der Schule gegenüber war….

Das Ansinnen ist mittlerweile (SCHADE) nicht einmal mehr ein Ranking, sondern schlicht eine Datenbank, aus der wir einzelne Daten herauslesen könnten. Aber besser die, als gar nichts!

GEW-Schulexpertin Marianne Demmer meint:

“Das beste Mittel, Schulen kennen zu lernen und hinter deren Fassade zu schauen, sei nach wie vor der persönliche Kontakt mit den Lehrkräften und der persönliche Besuch – am besten gemeinsam mit den Kindern”,

Wenn wir das immer dürften! Wenn alle Eltern, die sich überlegen, ob sie ihr Kind in die Schule ums Eck schicken sollten, mal ein nettes Gespräch mit der oder dem künftigen Lehrer führen könnten (Woher sollen die Lehrer, die sich um die Schüler kümmern sollen, denn noch die Zeit nehmen?). Und dann reden wir noch mit den Lehrern der anderen Schulen, die wir alle am Ende nicht wählen werden….

Schließlich fragt die GEW-Schulexpertin Marianne Demmer selbst:

Was nützt es Eltern in Heilbronn, wenn sie sich über Schulen in Hamburg informieren können?”

Ja, genau, was nützt es? Das ist also völlig egal. Und wenn es egal ist, weshalb regen sie sich dann auf? Es geht doch einfach nur darum, einmal ein bisschen was von Aussen und Innen zu hören, ehe man sein Kind in die Obhut einer einem bis dahin völlig unbekannten Schule und einem/r unbekannten Lehrer/in übergibt. Ist das nicht der natürlichste und wünschenswerteste Wunsch aller Eltern?

Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern!!! Juhu!

Davor Angst zu bekommen ist wirklich ziemlich kläglich.

Kommentare (8)

  1. #1 Chris
    April 25, 2008

    Lehrer sollen benotet werden? Wo kommen wir denn da hin, wenn jemand für seine Leistung eine Reaktion, ein Feedback oder gar eine Note bekommt? Wenn das jeder machen würde…

    *ironie aus*
    Deutsche Beamten… Dann würde vielleicht mal publik werden, welche Schule wieviele SklavenAushilfslehrer in den Ferien in die Arbeitslosenhilfe abschiebt….

  2. #2 florian
    April 25, 2008

    Wie sieht es denn eigentlich mit Universitäten aus? Die Unis in Deutschland die ich kenne führen alle keine offiziellen Evaluierungen durch. Die Uni Wien hat das zumindest früher (wie es jetzt ist weiß ich nicht) gemacht – und manchmal hatten schlechte Evaluierungen sogar Konsequenzen für die Dozenten. Aber ich denke mal, auch bei den Unis hat man “Angst” vor der Vergleichbarkeit… Leider – ich hab ja schon hier geschrieben wie wichtig gute Lehre für die Unis ist – und deswegen müssten auch die Professoren bewertet werden – das gilt für Schulen ganz genauso…

  3. #3 Thilo Kuessner
    April 25, 2008

    Evaluierungen der Lehre finden schon an vielen Universitäten statt. Die Ergebnisse werden in der Regel aber nicht veröffentlicht, sondern gelten als Information für den Dozenten. Wenn man die Ergebnisse wirklich als Grundlage für Entscheidungen nehmen wollte, müßte man die Evaluation so organisieren, daß man zu aussagekräftigen Ergebnissen kommt, und das ist nicht so einfach. Zum Beispiel wird jemand, der Vorlesungen für Erstsemester hält, von diesen immer schlechter bewertet werden als jemand der Vorlesungen für fortgeschrittene Studenten hält (jedenfalls in meinem Fach, weil dort die ersten Semester als die schwersten gelten). Und um solche Effekte aus der Evaluation herauszurechnen, müßte man das ganze schon sehr wissenschaftlich und aufwändig aufziehen.

  4. #4 Beatrice Lugger
    April 26, 2008

    @florian. Es gibt z.B. die Seite Mein Prof, bei der Studenten ihre ProfessorInnen bewerten können.

  5. #5 florian
    April 26, 2008

    @Beatrice: MeinProf kenn ich – bin dort auch selbst angemeldet 😉 Aber das ist ja nichts offizielles, von den Unis organisiert. Einige Unis haben das sogar aktiv boykottiert…

  6. #6 Christian
    April 26, 2008

    “Was nützt es Eltern in Heilbronn, wenn sie sich über Schulen in Hamburg informieren können?”

    Was für ein erbärmliches Scheinargument. Sicher würde es Eltern in Heilbronn aber etwas nutzen, wenn sie sich über Schulen in Heilbronn informieren könnten. Die Hamburger Schulen werden sie sich ja ohnehin nicht ansehen….

  7. #7 Anja
    April 27, 2008

    Da kann ich Christian nur beipflichten… Ich als Mutter, würde ein bisschen mehr Transparenz toll finden. Meine Tochter ist zwar erst vier, aber in spätestens zwei Jahren muss ich entscheiden, auf welche Schule ich sie schicken werde, da würde mir eine solche Datenbank sicherlich sehr helfen…

  8. #8 Johannes
    April 27, 2008

    Vor Evaluierungen kann sich hoffentlich bald keine Institution mehr entziehen. Es macht großen Sinn, endlich Transparenz für diese verschwommene Einrichtung SCHULE zu liefern. Unser Bildungssystem könnte davon sicherlich nur profitieren. Hoffentlich wird es das auch….