Seit einigen Jahren ist bekannt, dass manche Menschen “immun” gegen HIV zu sein scheinen – hier etwa berichtete der Daily Telegraph über einen solchen Fall. Damals rätselten Forscher zwar bereits über eine Gen, das den Ausbruch der Krankheit verhindert – genaue Anhaltspunkte gab es jedoch nicht.

Nun wollen Wissenschaftler des Gladstone Institute of Virology and Immunology in San Francisco das verantwortliche Gen gefunden haben. Damit, so hoffen die Forscher, kann man einen Schritt weiter zu einem eventuellen Impfstoff gegen HIV kommen. Die Studienergebnisse werden in der morgen erscheinenden Ausgabe von Science publiziert.

Das Gen Apobec3 soll die Produktion von Antikörpern beeinflussen, die das Virus neutralisieren. Die Forschungen am Gen begannen bereits 1978 – wenn auch selbstverständlich unter anderen Vorzeichen. Damals untersuchten Wissenschaftler des National Institute of Health ein ähnliches Retrovirus, das jedoch nur Tiere befiel. Dabei stellten sie fest, dass manche Mäuse innerhalb einer Population zwar das Virus in sich tragen konnten – ein Gen neutralisierte jedoch die Wirkung und die Tiere konnten sich vollständig von ihrer Erkrankung erholen.

Bis 1999 konnte die Lage des Gens zwar auf ein bestimmtes Chromosom eingegrenzt werden – das aber auch nur bei Mäusen, und selbst dort war unklar, welches von 60 möglichen Genen die Immunität schafft. Am Gladstone Institute entdeckte Dr. Warner Greene, dass es sich beim damals lokalisierten Gen um Apobec3 handelt – und dass dieses auch beim Menschen antiretroviral aktiv ist, auch gegen HIV.

“Dass Apobec3 Antikörper produziert hat uns völlig überrascht,” erklärt Greene. “Eigentlich wollten wir “nur” ein 30 Jahre altes Rätsel der Retrovirusbiologie lösen. Im Laufe der Forschungen haben wir nun aber etwas entdeckt, aus dem Impfungen gegen HIV entwickelt werden könnten.”

Im Anschluss an die Beobachtungen an Mäusen, verglichen Dr. Greene und sein Team die Ergebnisse mit dem, was von HIV-immunen Menschen bekannt ist: Und tatsächlich können auch diese Leute sich zwar mit dem Virus anstecken – ein körpereigener Antikörper bekämpft das Virus aber erfolgreich. “Wissenschaft steckt doch voller Überraschungen!” freut sich Dr. Greene. Als nächstes möchten die Forscher untersuchen, wie sich Apobec3 bei nicht-immunen HIV-Patienten verhält.

Kommentare (1)

  1. #1 Peter Artmann
    September 4, 2008

    Dass Phänomen von Menschen, die immun gegen AIDS sind kennt hat man doch schon lange, soweit ich mich erinnere trägt sogar jeder zehnte Europäer eine CCR5-Genvariante, die einen Ausbruch der Erkrankung sehr unwahrscheinlich macht – die brauchen natürlich keine Impfung.

    Aber stammte nicht die letzte vielversprechende CCR5 Arbeit von Philip Gregory?
    http://www.nature.com/nbt/journal/v26/n7/abs/nbt1410.html