Jedes Jahr wird in Deutschland in rund 400.000 Fällen Krebs diagnostiziert. Glücklicherweise sind bei manchen Krebsarten die Heilungschancen – wenn die Diagnose in einem frühen Stadium erfolgt – inzwischen sehr gut. Doch trotz aller Fortschritte in der Krebstherapie: vielen Tumorerkrankungen stehen die Ärzte auch heute viel zu oft hilflos gegenüber. Der Dresdner Physiker Prof. Dr. Wolfgang Enghardt wurde jetzt für seine Weiterentwicklung der sog. Partikel-Strahlentherapie ausgezeichnet, auf der große Hoffnungen ruhen.

Die Krebsbehandlung kennt im wesentlichen drei Verfahren: einerseits natürlich die operative Entfernung des Tumors, andererseits die Chemo- und Strahlentherapie. Allen drei Behandlungsansätzen (die häufig kombiniert werden) ist gemein, daß das Tumorgewebe idealerweise vollständig entfernt oder maximal geschädigt wird, gleichzeitg aber das gesunde Gewebe möglichst geschont wird. Wenn Tumoren klar lokalisiert sind und (noch) nicht metastasiert haben, dann verspricht der chirugische Eingriff mit anschließender Bestahlung gute Erfolgsaussichten.

Rund 40% aller Krebsfälle mit Standardbehandlung nur unzureichend therapierbar

Doch leider trifft diese Grundvoraussetzung nur auf rund 60% der Neudiagnosen zu. In den anderen Fällen sind die Tumoren durch Lage oder Form inoperabel und die konventionellen Varianten der Strahlentherapie ermöglichen leider oft nur unzureichende Behandlungserfolge.

Die neuartige Strahlentherapie mit Partikeln (Protonen und schwere Ionen) ist nach Ansicht vieler Ärzte eine hocheffiziente Waffe für bislang kaum therapierbare Krebsfälle. Der Einsatz von Ionen in der Strahlentherapie bietet einige handfeste Vorteile: denn während
bei konventioneller Bestrahlung die Dosis mit der Eindringtiefe abnimmt, steigt sie bei Protonen- und Ionenstrahlen langsam an und fällt nach einem scharfen Maximum – dem sogenannten Bragg-Peak – wieder ab. Um diesen Effekt zu nutzen, ist natürlich eine hochpräzise Steuerung des Protonen oder Ionenstrahls notwendig.

Präzise Steuerung des Ionen-Strahls

Professor Enghardt, der an der TU Dresden forscht, hat für diesen Zweck ein intelligentes Verfahren entwickelt. Durch das sog. „Positronen-Emissions-Tomographie-Verfahren” (PET) kann man bei einer Tumorbestrahlung am Bildschirm den Weg des Ionenstrahls präzise verfolgen. Enghardt und seine Forscherkollegen machen sich dafür die Tatsache zu nutze, daß die Teilchen des Therapiestrahls auf ihrem Weg zum erkrankten Gewebe mit anderen Teilchen kollidieren. Dabei entstehen teilweise Positronen, die äußerst kurzlebig sind, aber kurze Lichtblitze von sich geben – diese Lichtblitze werden durch speziell entwickelte Kameras aufgezeichnet und so kann der Ionenstrahl präzise verfolgt und gesteuert werden.

Mit Hilfe dieses Verfahrens lässt sich die zerstörische Wirkung der Bestrahlung genau an den gewünschten Ort, nämlich den Tumor lenken. Das umliegende Gewebe wird geschont. Diese Forschungsarbeit fanden auch die Leser der SuperILLU* bemerkenswert: sie wählten Wolfgang Enghardt zum Preisträger des “Zukunftspreises”, der gestern von Chefredaktuer Jochen Wolff und der sächsischen Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange in Berlin überreicht wurde.

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Forschung fördern: Eva-Maria Stange, Wolfgang Enghardt und Jochen Wolff bei der Preisübergabe


* SuperILLU ist eine Zeitschrift des Burda-Verlags. ScienceBlogs.de ist ebenfalls ein Projekt von Hubert-Burda-Media.

Kommentare (1)

  1. #1 Ludmila
    Februar 6, 2009

    Ha, und wer hat’s erfunden? Die Teilchenphysik! So viel dazu, dass Teilchenphysik zu nichts gut sei.