3K0A0129Wenn wir schon mal auf der anderen Seite der Welt sind, dann können wir ja auch noch gerade mal in Korea vorbeischauen und dort auf eine Konferenz gehen. Naja, ehrlich gesagt haben wir unsere Japanreise natürlich schon so geplant, dass sie mit der größten Neutronenstreukonferenz der Welt, die alle vier Jahre stattfindet, zusammenfällt und diesmal war es eben im Sommer 2017 in Daejeon, Korea.

Konferenz für Neutronenstreuung heißt hierbei, dass es sich hauptsächlich um die Anwendung von Neutronenstrahlen dreht. Also die Instrumente, die an einer solchen Quelle betrieben werden können und die konkrete Wissenschaft, die damit gemacht werden kann. Ich saß z.B. in einem Vortrag zu dem Multiferroikum MnWO4 (bzw. Hübnerit), wo neue Erkenntnisse zu dessen magnetischer Struktur vorgestellt wurden. Denn wie manch andere multiferroische frustrierte Spinsysteme auch, erzeugt dieses Material eine Spinspirale, die besonders gut mit polarisierten Neutronen erforscht werden kann und mit der man z.B. elektronische Speicher und Quantencomputer der Zukunft herstellen könnte – Grundlagenforschung also.

3K0A1142Aber auch wir hatten mit unserer neuen Art Neutronenquelle dort einen festen Platz und waren recht beliebt bei den ganzen Forschern, die sich fragen, wo sie denn in Zukunft ihre Neutronen herbekommen sollen. Bei den vielen Beiträgen sind die Vortrags-Slots entsprechend hart umkämpft und ich hatte diesmal leider keinen Vortrag bekommen, sondern musste mich mit einem Poster begnügen. Nur einer aus unserem Team durfte letztendlich unsere Neutronenquelle dort auf der Bühne vorstellen und wir anderen mussten auf Laufkundschaft an unseren Postern warten. Davon gab es dann allerdings recht viele und mein Poster hat dann letztendlich auch den “Best Poster Award” gewonnen. Eine Tatsache, die ich aber wohl wesentlich mehr Jakob Müller und seinen tollen Zeichnungen zu verdanken habe als meinen bescheidenen “Grafik-zusammenstöpsel”-Kenntnissen. Da das Poster sowieso schon seinen Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat, will ich es euch natürlich auch nicht vorenthalten und habe es daher der Vollständigkeit hier noch einmal hochgeladen (ICNS2017PP).

Blick in die Neutronenleiterhalle des HANARO Forschungsreaktors

Blick in die Neutronenleiterhalle des HANARO Forschungsreaktors

Zu der Konferenz selber gehörte auch noch eine Tour durch den Forschungsreaktor HANARO in Daejeon, der eigentlich, genauso wie der FRM-2 in Garching, hauptsächlich als Neutronenquelle für Streuexperimente von Physikern, Chemikern und Biologen dient. Im Gegensatz zu Garching ist der Reaktor aber ein Jahr nach dem Reaktorunfall von Fukushima abgeschaltet und seitdem nicht wieder hochgefahren worden. Wer also Angst vor Kernreaktoren für eine typisch deutsche Errungenschaft gehalten hat so wie ich z.B., der kann an diesem Beispiel lernen, dass dies vor allem im asiatischen Raum in China, Japan und eben Korea auch ein großes politisches Thema ist. Teilweise sogar wesentlich mehr als in Deutschland, wo mMn nach dem beschlossenen Atom(energie)ausstieg eine Menge Dampf aus dem Kessel gelassen wurde.

sticker

Anti-Spionage-Sticker der koreanischen Atomenergiebehörde

Dies war wahrscheinlich auch einer der Gründe für die wirklich erhöhten Sicherheitsrichtlinien, die wir für den Besuch über uns ergehen lassen mussten. Eine vorherige Akkreditierung mit Backgroundcheck war genauso nötig wie ein Überkleben aller Handykameras mit entsprechenden Stickern und das in dem Land, in dem gefühlt jeder Kühlschrank über ein Touchpad mit WLAN und Kamerafunktion verfügt. Die Chinesen waren da bei unserem Besuch ein halbes Jahr vorher wesentlich entspannter – hmm, so what.

Ich fürchte, mit dem Land Korea werde ich nicht so wirklich warm. Die Dichte an amerikanischen Fastfoodläden von McDonalds über Starbucks bis hin zu PizzaHut ist gefühlt größer als in Miami und Bier und Chicken (im KFC-Style) als aktuell beliebtestes Essen ist auch nichts, mit dem ich mich wirklich anfreunden kann… oder für das ich zumindest nicht um die halbe Welt reisen muss. An den wenigen Abenden, an denen wir nicht auf der Konferenz versorgt wurden, haben wir zwar schon traditionell Koreanisch gegessen (in den entsprechenden Restaurants, wo wir die einzigen Ausländern waren), aber besser (oder exotischer) als im Bulgogi Haus in Köln-Weidenpesch war das jetzt auch nicht. Das selbstgemachte Kimchi, das ich hier in meinem Kühlschrank habe, ist genauso gut wie das in Korea und der einzige Unterschied ist offensichtlich, dass ich es zuhause nicht mit der Schere schneide.

Ich habe noch in einem koreanischen Brautmodengeschäft einen Gat (traditioneller dummer Hut) gekauft, den dann aber leider im Hochgeschwindigkeitszug nach Seoul (die echt überall auf der Welt besser sind als in Deutschland) liegen lassen. Die Herausforderung mit dem Reiskocher habe ich lieber direkt sein gelassen und versuche mein Glück dann wohl lieber in Japan, wenn bzw. falls ich da noch mal hinkomme.

Kommentare (5)

  1. #1 anderer Michael
    17. August 2017

    Gratulation zum Gewinn des “Best Poster Award”

    Zur Ernährung
    Die Ernährungsweise der Koreaner hat sich drastisch umgestellt.Westliches Fastfood dominiert immer mehr, gleichzeitig stieg die Darmkrebsrate. Ursächlich soll die veränderte Ernährung sein, speziell weniger Gemüse und Kimchi, welches früher täglicher Standard gewesen war.

    Also der Hut war doch orginell, schade , dass Sie diese Kopfbedeckung verloren haben. Wollten Sie heiraten?

  2. #2 Cornelius Courts
    18. August 2017

    Moin Tobi,
    cooles Poster (Du hast eine Comic-Bild-Version von Dir? Das brauche ich auch :)) und Glückwunsch zum Preis.

    Du warst in Korea? Da muß ich auch hin demnächst. Wie war es denn sonst so da (bis auf’s Essen)? Und konntest Du Dein Mobiltelephon benutzen (Roaming)?

  3. #3 Tobias Cronert
    18. August 2017

    Heiraten ist er einmal nicht geplant. Aber der Gat hätte schon sehr gut in meine Sammlung dummer Hüte aus diversen Epachen und Gegenden gepast. Traditionellerweise ist der Hut wohl komplett aus Pferdehaar, aber der einzige, den ich bekommen habe, war nur teilweise aus Pferdehaar und die Krempe bestand aus einem Drahtgeflecht und schwarzem Isolierband. Die stehen mit ihrer Tadition wohl etwas auf Kriegsfuß.

    Ansonsten finde ich es halt immer ein bischen schade um die halbe Welt zu fahren und dann bei Pizza Hut oder KFC esen zu gehen. Wenn ich woanders bin möchte ich eigentlich auch lokal essen und das war da echt schwierig.

    HI Corn,

    jup zwei Comicversionen. Eine auf dem Pyramidenbild und eine für meinen Jülich-Bog. Wissenschaftkommunikation und so …. *g*

    Also Roaming geht zwar, aber die meisten deutschen Anbieten haben da echt gesalzene Preise. Ich war in Seoul und Deajeon und da haben die überall offenes, leistungsstrkes WLAN (auch bzw. vor allem im Zug). Ich haben meine Karte ausgeschaltet und nur über Skype etc. gearbeitet. Ein Kollege hatte noch eine jap. Datentarifkarte, die hat auch in Korea anstandslos funktioniert.

    Bist du auch beruflich unterwegs? Die wissenschaftliche Landschaft da ist schon recht ausgeprägt, aber im Detail schon ein wenig anders, als aus Europa oder USA gewohnt.

  4. #4 rolak
    17. September 2017

    Die Herausforderung mit dem Reiskocher

    Wassergekühlte PlasteMopeds sind wahrlich gewöhnungsbedürftig…

  5. #5 Tobias Cronert
    17. September 2017

    Mopets war in China…
    … die könnte man vielleicht sogar mit ins Flugzeug als Handgepäck nehmen.