Meine Güte waren die letzten Tage ereignisreich, was die Mondforschung betrifft. Kein Wunder. Derzeit knubbeln sich die Mondsonden.
Wir erinnern uns: Am 5. Oktober ging die japanische Sonde Kaguya in eine Mondumlaufbahn. Genau einen Monat später, am 5. November, erreichte auch die chinesische Chang’e-1 den Mond.

Erst heute hat die chinesische Weltraumagentur CNSA ihr erstes Mondfoto veröffentlicht – und prompt haben sie ihre erste Lektion in Sachen PR gelernt: Sorge für ausreichend Serverkapazität nach einer interessanten Veröffentlichung! Der Server der CNSA ist jedenfalls seit Stunden nicht mehr erreichbar. Dann verweise ich eben auf die Meldung von Spiegel-Online.

Vor 10 Tagen veröffentlichte die japanische Weltraumagentur Jaxa erste 3D-Aufnahmen der Terrain-Kamera (TC):
kaguya_moon_3D.jpg
TC verwendet eine ähnliche Technik wie die deutsche HRSC-Kamera auf Mars Express. Ein und derselbe Punkt wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln fotografiert und daraus das Bild in 3D rekonstruiert.
Desweiteren wurde ein Falschfarbenbild des Multiband-Imagers veröffentlicht: kaguya_auswurf_falschfarben.jpg

Hier im Vergleich dazu, wie dieser Bereich dem menschlichen Auge erscheinen würde:
kaguya_auswurf_sichtbar.jpg

Man sieht direkt den Vorteil des Falschfarbenbildes gegenüber dem normalen. Man erkennt z.B. mehr Details im großen Einschlagskrater unten links.

Genauer gesagt, zeigt sich hier – in blau – die normale Mondoberfläche. Dabei handelt es sich vornehmlich durch frühere Einschläge fein zerstoßenes und weiträumig verteiltes Gestein: so genanntes Regoltih oder Mondstaub. In rot/gelb/grün dagegen wird anderes Material sichtbar, das aufgrund eines in jüngster Vergangenheit niedergegangenen Meteoriteneinschlages förmlich aus dem Untergrund herausgerissen und weiträumig in der Gegend verteilt wurde. Aufgrund der räumlichen Verteilung und der Menge des Auswurfs sollte sich sogar recht gut rekonstruieren lassen, in welchem Winkel der Meteor einschlug und mit welcher Wucht. Denn im Gegensatz zur Erde werden die Einschlagsspuren mangels Wind und Wasser nicht verwischt. Aber es können durchaus im selben Gebiet weitere Meteoriten heruntergehen, welche die früheren Spuren überdecken, aber in den seltensten Fällen völlig auslöschen.

Tatsächlich sieht man hier sowohl im Falschfarben- wie auch im normalen Bild eine Reihe kleinerer Einschlagskrater. Im Falschfarbenbild sind diese aber deutlich weniger zahlreich. D.h. im letzteren Fall sind einige Krater unsichtbar. Das liegt wahrscheinlich daran, dass diese relativ alt und daher im Gegensatz zu den relativ frischen Flecken mit Mondstaub bedeckt sind. Die im Falschfarbenbild sichtbaren grünlichen kleineren Krater sind dagegen wahrscheinlich Sekundärkrater des größeren Kraters. Es ist nicht ungewöhnlich, dass nach einem großen Einschlag Teile des Meteoriten und des Bodens wieder aufgeworfen werden und etwas weiter entfernt wieder aufschlagen.