Ich hab hier gerade die Lichtkurve eines Sterns vorliegen, die einen Zeitraum von etwa 150 Tagen abdeckt. Diese allein ist 17 GB groß.

Es geht um das Satellitenprojekt Corot. Das Licht von 10 bis 20 000 Sternen wird aufgezeichnet und darin nach verräterischen Transitsignalen gesucht, welche die Anwesenheit eines Planeten verraten oder die eines weiteren Sterns. Welcher Fall tatsächlich vorliegt, dass lässt sich nur mit einer weiteren ergänzenden Nachweismethode klären. Das dauert allerdings, weil mit dieser komplementären Methode Stern für Stern einzeln über Stunde und Tage hinweg genau beobachtet werden muss. Da ist es sinnvoll eine gewisse Vorselektion mit einer Methode zu treffen, welche sehr viele Sterne auf einmal im Blick behalten kann. Genau das leistet Corot.

Die dabei anfallenden Datenmengen sind gewaltig.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich an einem C64 Daten auf einer simplen Musikkassette speicherte. Vor gar nicht allzu langer Zeit waren Computer mit insgesamt 17 GB Datenspeicher das Nonplusultra und jetzt haben wir hier eine einzige Datei mit dieser Datenmenge.

Vielleicht bekommt Ihr jetzt eine Ahnung, wie hoch die Anforderungen an Hardware und Software sind und wieviel Arbeitsaufwand nötig ist, um 10 bis 20 000 Daten zu durchsuchen und auszuwerten. Wenn wir nicht die geballte Rechenleistung und die Datenspeicher des Rechenzentrums der Uni Köln hinter uns stehen hätten – wir würden hoffnungslos in Daten versinken. Unser Betreuer am Rechenzentrum hat Recht: Es wird viel zu wenig gewürdigt, dass man erst mal entsprechende Hardware (Server, Prozessoren, Datenspeicher von einem Terabyte und mehr) und Infrastruktur (Bandbreite für den Transfer dieser Datenpakete) braucht, um spannende Wissenschaft zu betreiben.

Kommentare (6)

  1. #1 Don Quijote
    Februar 21, 2008

    Seufz. Die guten alten Zeiten als man noch mit 1.44 MB auf einer Floppy auskommen musste…

  2. #2 Marc | Wissenswerkstatt
    Februar 22, 2008

    17 GB an Daten für nur 150 Tage – das hört sich wirklich beeindruckend an. Und das Lob an Deine Kollegen vom Rechenzentrum – Du solltest sie auf den Artikel vielleicht per Mail aufmerksam machen oder lesen die alle obligatorisch mit? 🙂

    Es wird viel zu wenig gewürdigt, dass man erst mal entsprechende Hardware (Server, Prozessoren, Datenspeicher von einem Terabyte und mehr) und Infrastruktur (Bandbreite für den Transfer dieser Datenpakete) braucht, um spannende Wissenschaft zu betreiben.

    Hier muß ich allerdings energisch widersprechen: denn – auch wenn man es sich kaum mehr vorstellen mag – auch ganz ohne Siliziumchips läßt sich spannende Wissenschaft betreiben. Das war vor 50 Jahren so und ist heute nicht anders. Insofern würde ich im Zitat ergänzen: “…wird viel zu wenig gewürdigt, dass man in manchen Disziplinen erst mal entsprechende Hardware…” 😉

  3. #3 Fischer
    Februar 23, 2008

    Was? Und ich hab jetzt gedacht ihr macht eure Datenauswertung mit zwei Hiwis und nen Blinkkomparator. :p

  4. #4 Alex
    Februar 25, 2008

    Hmmm, wenn ich daran denke, was bereits, vor allem in der Astronomie, schon entdeckt wurde, bevor überhaupt jemand Silizium kannte, denke ich dass die heutigen Forscher einfach zu technikgläubig und zu einfallslos sind.

  5. #5 Ludmila Carone
    Februar 25, 2008

    Ach Alex,

    auch vor Erfindung von Glas und des ersten Teleskops wurden Entdeckungen in der Astronomie gemacht. Und weißt Du was? Wenn bessere Techniken erfunden werden, die einem Arbeit sparen und ein völlig neues Blickfeld eröffnen wie beispielsweise zur Zeit Galileis das Teleskop – warum sollte man das nicht nutzen?

    Was hat das denn mit Einfallslosigkeit zu tun, wenn man sich der neuesten Technik bedient.

    Schau Dir einfach mal die Bilder des Hubble-Space-Teleskops an und erzähle mit bitte, was daran einfaltslos ist? Mit Hilfe von Computern, Planeten außerhalb unseres Planetensystems zu entdecken…Was ist daran einfallslos?

    Ist Dir bekannt, dass vor 150 Jahren vor Erfindung von Fotoplatten, geschweige denn von Speicherplatten auf Siliziumbasis, die Forscher aufmalen mussten, was sie da sahen? z.B. Sonnenflecken? Das dauerte und wie mühsam war es, seine Erkenntnisse mit anderen Forschern oder gar der Öffentlichkeit vorzustelle? Heute speichert man das Licht mit einer CCD und setzt es auf einen Server und Forscher aus aller Welt können das gleichzeitig ansehen. Das ist nicht einfallslos und technikgläubig sondern einfach nur praktisch.

    Heute haben wir SOHO, welches Bilder in einer Brillanz liefert und in verschiedenen Lichtwellen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind.

    Einfallslos ist anders und Dein Spruch von der Technikgläubigkeit ist einfach nur dumm. Du hast doch auch gerade Technik auf Siliziumbasis verwendet, um Dich mitzuteilen. Bist Du deswegen einfallslos und technikgläubig?

    Wie bitte soll den Forschung Deiner Meinung nach aussehen, damit es Deinen Geschmack trifft?

  6. #6 Alex
    Juni 7, 2008

    Das ist cool.