Eine interessantes Thema wurde beim Kinderdoc angesprochen: Erkältungsmedizin für Kinder und hier insbesondere die Cochran-Review.


Die Wirksamkeit von Erkältungsmedikamenten für Kinder ist demnach nicht hinreichend belegt, weil die bisher durchgeführten Studien einfach nicht umfassend genug sind. Noch viel schwerer wiegt, dass die Risiken schwer abzuschätzen sind. Solange es sich nicht um einen lebensbedrohlichen Zustand handelt, gibt es eigentlich keinen vernünftigen Grund wegen einer normalen Erkältung seine Kinder mit ungenügend getesteten Medikamenten zu “behandeln”.

Auch die FDA, die amerikanische Gesundheitsbehörde, ist auf freiverkäufliche Erkältungsmittel für Kinder nicht gut zu sprechen. Es scheint doch einige Eltern zu geben, die glauben a) viel hilft viel und b) wenn es freiverkäuflich ist, dann kann es nicht gefährlich sein. Die Folgen von Überdosierung für die Kinder kann man sich ausrechnen.

Evidenz-basierte Medizin hat hier ganz offensichtlich ein Problem. Denn letztendlich kann ein Medikament für Kinder nur dann auf seine Wirksamkeit überprüft werden, wenn man Kinder als Versuchskaninchen benutzt. Und wer will das schon? Ist es da ein Wunder, dass es im Falle von Erkältungsmedikamenten nur wenige Studien mit geringer Teilnehmerzahl gibt? Überhaupt ist das ein großes ethisches Problem. Ohne Testläufe gibt es keine wirksame Medikamente, aber andererseits stehen Kinder zu Recht unter besonderem Schutz, so dass Testläufe mit Medikamenten eigentlich nur dann zu verantworten sind, wenn die Chancen die Risiken überwiegen.

Lange Zeit galt offenbar auch die Annahme, dass Kinder ähnlich wie Erwachsene auf Medikamente reagieren, so dass gar keine Studien an Kindern durchgeführt wurden. Diese Ansicht ist anscheinend immer noch weit verbreitet. Wie sonst ist es zu erklären, dass in Deutschland Ärzte für Erwachsene ohne spezielle Ausbildung in Kinderheilkunde an Kindern herumdoktern dürfen?