ist nicht mit dem Europas vergleichbar. Jedenfalls nicht ohne weiteres.

Darüber habe ich eigentlich nie nachgedacht. Es heißt immer, dass die USA pro Kopf mehr Energie verbrauchen als die Europäer. Das wird oft mit einer gehörigen Portion Gehässigkeit vorgetragen nach dem Motto: “Schaut mal her, wie doof/rücksichtslos/zerstörerisch diese Amis mal wieder sind”.

Aber ist dieser 1zu1-Vergleich überhaupt zulässig?

Ich möchte an dieser Stelle Scot Stevenson mit seinem Blog “USA erklärt” zitieren:

“Schon allein wegen des Klimas und der Entfernungen verbrauchen die Amerikaner im Durchschnitt mehr Energie, und sie werden es bei vergleichbarer Lebensqualität auch immer tun. Selbst wenn die westliche Zivilisation morgen zusammenbrechen sollte, würden die Menschen in Minnesota mehr Brennholz verfeuern als in Hessen und die Pferdekutschen der amerikanischen Post würden wieder mehr Heu pro Brief verbrauchen.

Das klingt schrecklich banal. Ist es auch. Aber dieser Autor hat die Erfahrung gemacht, dass es nicht allen Diskussionsteilnehmern klar ist.”

Und wisst Ihr was? Er hat Recht! In einigen Staaten der USA herrscht ein rauheres Klima, als in unserem kompakten Europa, das durch den Golfstrom wohltemperiert wird. Alleine deswegen ist der Energieverbrauch der USA tatsächlich nicht direkt mit dem Europas vergleichbar.

Das heißt nicht, dass die USA und auch Europa nicht ihren Energieverbrauch überdenken sollten. Aber es zeigt mal wieder, dass wir dazu neigen, uns die Welt ein bisschen zu einfach zu machen und nur allzugerne “Fakten” übernehmen, die unsere Lieblingsmeinung wie hier “Amerikaner sind Idioten” stützen. Außerdem zeigt es mal wieder, dass Blogs zum Nachdenken und Überdenken der eigenen Meinung anregen können.

Kommentare (2)

  1. #1 Soziobloge
    März 28, 2008

    Ja das stimmt. Wenn die Alpen nicht so günstig von Westen nach Osten laufen würden sondern Nord-südliche ausgerichtet wären, hätten die Italiener auch nen ziemlichen Wintereinbruch und wir könnten im Sommer auch mal öfters schöne Hitze abbekommen. Daswegen auch die ziemlichen Stürme im Winter bis tief in den Süden der USA. Sowas lernt man ja eigentlich in der Schule in Geographie. Wird aber anscheinend wieder verdrängt.

    Dazu passt übrigens auch ne Geschichte die ich mal gehört habe, wo jemand eine Bekanntschaft in Südamerika hatte. Die schrieb ihm dann, er solle sie doch mal eben abholen, in Rom! Naja das sind halt keine Entfernungen für die, das gilt für Nord- wie Südamerika. Unsereins schreckt von vor ein paar 100 KM zurück…

  2. #2 Jürgen Schönstein
    April 1, 2008

    Ich bin bestimmt einer der letzten, der auf die Amerikaner einhauen würde (bin ja selbst schon fast einer, nach 18 Jahren hier), aber mit extremerem Klima und weiteren Entfernungen ist der Pro-Kopf-Verbrauch sicher nicht hinreichend zu erklären. Immerhin konsumieren die USA – so sagt man, und selbst die Ölindustrie widerspricht hier nicht – mit vier Prozent der Weltbevölkerung ein Viertel der globalen Ölmengen. Miserable Wärmeisolierung (mein Büro im Rockefeller Center, beispielsweise, hat einfach verglaste Scheiben, und durch die Ritzen im Rahmen könnte ich vermutlich eine Münze werfen), überdimensionierte Automotoren (Kleinwagen mit 130 PS, Mittelklassefahrzeuge mit bis zu 300) und ein Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln (nein, nicht in New York) sind keine Naturgegebenheiten.