Wie auch Florian von Astrodicticum Simplex berichtete: Phoenix hat es geschafft! Der Lander hat unbeschadet die Marsoberfläche erreicht (auch mit einer deutschen Kamera an Bord), was alles andere als selbstverständlich ist.

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Bild: Phoenix Landung, künstlerische Darstellung, NASA

Beagle 2, Mars Polar Lander…Wer den Mars unterschätzt, bezahlt teuer.(1)

Eine Landung auf dem Mars ist eine riskante Angelegenheit. Objekte durchqueren auf dem Mars deutlich schneller die Atmosphäre, weswegen das Zeitfenster für das Öffnen des Fallschirmes und andere Bremsmanöver sehr eng ist. Auch die Fallgeschwindigkeiten sind höher. Obwohl der Mars etwa halb so groß ist wie die Erde und daher eine deutlich geringere Anziehungskraft aufweist.

Aber dem Mars fehlt etwas, über das die Erde im Überfluss verfügt. Die Luft ist dort etwa 100mal dünner als bei uns. Um auf der Erde eine ähnlich dünne Luft vorzufinden, wie sie auf dem Marsboden normal ist, müssten wir in 40 km Höhe steigen. Einfallende Körper werden zunächst kaum abgebremst, sondern beschleunigen, beschleunigen, beschleunigen und BAMM. Daher schlagen auf dem Mars selbst relativ kleine Meteoride Krater, während der gleiche Körper in der Erdatmosphäre verglühen und daher erst gar nicht den Boden erreichen würde.

Die britische Sonde Beagle 2 hat vermutlich genau diese schwierige Landephase nicht überlebt (2). Dabei waren in diesen an Mars Express gekoppelten Lander große Hoffnungen gesetzt worden. So hatte der Lander den am DLR entwickelten Maulwurfbohrer Pluto an Bord, der bis heute auf seinen Einsatz auf fremde Planeten wartet (Animation). Dabei ist die Technik, die dahinter steht, zugleich einfach und genial. Es handelt sich bei dem Bohrer um ein geschlossenes Metallrohr mit elektrisch betriebenen Hammer im Inneren. Bei jedem Schlag von innen, treibt sich der Bohrer selbst Stück für Stück in den Boden, ohne dass man irgendwie dagegenhalten müsste. Dadurch kann der Bohrer durch den allgegenwärtigen Marsstaub nicht blockieren und ist gleichzeitig ziemlich leicht und kompakt. Das ist bei Weltraummissionen ein wichtiger Faktor.

Leider kam es nie so weit.

Das ist das letzte Lebenszeichen von Beagle 2.

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Bild: 19.Dezember 2003. Foto von Mars Express unmittelbar nach der Abkopplung von Beagle 2, ESA.

So wird sich nun Phoenix mit einem Robotarm in den Boden graben, um zu verifizieren, dass es früher ausgedehnte Wasservorkommen auf dem Mars gab, deren Reste sich möglicherweise unter der Erde verborgen halten. Das wäre sicherlich für eine bemannte Landung wichtig. Wenn sich Wasser vor Ort gewinnen lässt, dann müssen die Astronauten es nicht von der Erde mitnehmen. Aber viel wichtiger ist der Erkenntnisgewinn: Wir vermuten heute, dass sowohl Mars als auch die Erde eine feuchte Vergangenheit haben. Aber während sich die Erde zum “blauen Planeten” entwickelte, wurde aus dem Nachbarplaneten eine rote, lebensfeindliche Wüste. Es bleibt nun zu untersuchen, was genau und wann es auf dem Mars “schief” ging.
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(1) Der Planetary Society Weblog berichtet über die Bemühungen von HiRISE, MPL auf ihren Bildern zu finden. Das Team hat explizit die Öffentlichkeit zur Mithilfe aufgefordert und eine Webseite eingerichtet.

(2) Beagle 2 war kein ESA-Projekt, was vermutlich auch Teil des Problems war. Hinterher wurde harsche Kritik am Management geäußert: Zu wenig Erfahrung, zu wenig Tests, zu wenig Geld, zu wenig Redundanz (Link zum Beagle 2 Mission Report) . So wurde aus Kostengründen und um Gewicht zu sparen kein Kommunikationssystem eingebaut, mit dem sich der Abstieg hätte verfolgen lassen können. Kein Mensch weiß also, was wirklich mit dem Lander passiert ist.