Morgen abend um 22:15 Uhr geht es los. Nachdem die Ära “Joachim Bublath” zu Ende gegangen ist, kommt morgen der Neue.

Prof. Harald Lesch moderiert ab morgen “Abenteuer Forschung”.

Ein würdiger Nachfolger, wie ich finde.

Gerade mit der Sendung “Abenteuer Forschung” verbinden mich viele angenehme Erinnerungen. Ich wage zu behaupten, dass diese Sendung und Herr Bublath wegbereitend dafür waren, dass ich hinterher selbst in die Forschung gegangen bin.

Gute Wissenschaftsformate braucht das Land, insbesondere bei dem Wissenschafts-Analphabetismus, der in der Gesellschaft grassiert. Leider auch in den Medien. Was ich letzte und vorletzte Woche für einen Blödsinn im Radio und im Fernsehen mitbekommen habe.

Sogar “BBC Exklusiv” auf Vox hat doch tatsächlich die Meinung eines Querkopfes einfach so unkommentiert versendet, dass “Dunkle Materie nur eine unbewiesene spekulative Theorie” sei und dass er Newton angreifen würde. Boah, wie ich dieses Desinformationsgelabber von “nur einer Theorie” hasse. Nur Anti-Wissenschaftler oder Uninformierte verwenden diese in den Naturwissenschaften falsche Aussage.

Dann dieses unqualifizierte Gestammel eines SWR3-Moderators über WiTricity auf die Frage eines Hörers, wie er die kabellose Stromübertragung seiner Freundin erklären soll, die sich vor Elektrosmog fürchtet. (Elektrosmog, ja klar! *Augen roll*): Ne, das habe mit Handystrahlen nichts zu tun, da wären zwei Magnetspulen und da würde der Strom drüber übertragen. Bei sowas möchte ich dem Moderator meinen Demtröder an den Kopf schmeißen. Den Band zwei, welcher den Elektromagnetismus beschreibt.

Handystrahlen! Pfff! Das ist auch so eine Leerformel wie “Elektrosmog”, die lediglich dazu dient, den Uninformierten Angst einzujagen, was vereinzelt so wunderbar funktioniert, dass sie tatsächlich krank werden. (Zu einer wirklich fundierten und ausführlichen Bewertung der möglichen Gefahren von Handys empfehle ich diese ausgezechnete 5-teilige Serie auf dem Fischblog).Dann kaufen diese Menschen in ihrer Verunsicherung auch schon mal für ein paar tausend Euro sandgefüllte Blechschachteln. Ulrich Berger kann darüber wahrscheinlich einiges erzählen.

Der nächste Wissenschaftshammer folgte in den SWR3-Nachrichten, bei der es um die Ergebnisse der letzten bundesweiten Lebensmittelkontrollen ging. Demnach wurden vereinzelt Metall- und Plastikteile gefunden, wobei die Betonung der Sprecherin keinen Zweifel daran ließ, dass sie das als ziemlich schlimm bewertete. Weitere Proben wären “nur” mit Bakterien kontaminiert gewesen.

Kein Scheiß! Die Nachrichtensprecherin sagte tatsächlich “nur”. Also: Plastik und Metall, das normalerweise ohne größeren Schaden durch den Körper unverdaut durchflutscht, falls es nicht gerade um Schwermetalle geht = böse. Bakterien, die gerade bei immunschwachen Menschen wie Senioren und Kindern tödliche Lebensmittelvergiftungen auslösen können = nicht so schlimm.

Arrgh!

Dann meine eigenen Erfahrungen mit dem Radio Fritz. Bevor ich auf Sendung ging, rief mich noch der Redakteur der Sendung an und meinte zu mir: “Ich hab versucht der Moderatorin zu erklären, was ein Schwarzes Loch ist. (Bedeutungsvolle Pause.) Es hat sehr lange gedauert.”

Geholfen hat das aber offensichtlich nichts. Die Moderatoren waren Null vorbereitet.

Wir kriegen bei Technik und Wissenschaft die Welt von Leuten erklärt, die keine Ahnung haben, was sie da für einen Müll reden und es noch nicht einmal merken. Das sind unsere Meinungsmacher.

So kommt es dann, dass die Menschen aus der Zeitung und aus dem Radio und dem Fernsehen eine völlig falsche Meinung übernehmen und wir Wissenschaftler uns dann damit rumschlagen müssen.

In dem Sinne: Ich freue mich auf morgen.

Kommentare (40)

  1. #1 florian
    September 2, 2008

    Ich bin auch schon sehr gespannt. Ich finde Lesch prinzipiell sehr gut und habe Alpha Centauri immer gemocht. Aber für meinen Geschmack ist er in seinen Erklärungen oft etwas zu “konfus”. Bei vielen seiner Erklärungen hatte ich das Gefühl dass sie unnötig kompliziert sind. Aber sein Erfolg gerade bei den astronomischen Laien zeigt wohl, dass ich mich hier vermutlich irre. Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie “Abenteuer Forschung” morgen wird.

  2. #2 Ludmila Carone
    September 2, 2008

    Herr Lesch muss wohl ein Moderationstraining hinter sich gebracht haben. Es ist viel besser geworden. Ansonsten ist der Mann einfach ein Phänomen.

    Ich hab ihn vor Jahren in Duisburg in einem völlig überfüllten, stickigen Raum erlebt, wo der gesamte Saal förmlich an seinen Lippen klebte. Der Mann hat einfach Charisma – beneidenswert.

  3. #3 florian
    September 2, 2008

    Charisma hat er auf jeden Fall! Ich denke deswegen funktionieren bei ihm auch die nicht ganz perfekten Erklärungen.

  4. #4 Argent23
    September 2, 2008

    Hehe, das mit Witricity hab ich auf SWR3 auch gehört. Die überbieten sich in letzter Zeit gegenseitig dort. Vor ein paar Tagen haben die auch in den Nachrichten über einen garstigen Unfall berichtet. Da ist jemand mit dem Auto an einen Strommasten gefahren, und das Kabel ist auf das Auto gefallen. Kommentar der Nachrichtensprecherin: Der Fahrer hat diesen Unfall auf wundersame Weise unbeschadet überstanden.
    Wie das funktioniert sollte doch auch in deinem Demtröder stehen, oder? Aber den zweiten Band wirst du wohl nur einmal haben 😉

  5. #5 MrChick
    September 2, 2008

    Danke für den Hinweis!
    Herr Lesch ist einfach nur toll. Ich habe Alpha Centauri und Leschs Universum geliebt!

  6. #6 Hannes Bongard
    September 2, 2008

    Aus der Reihe “Alpha Centauri” mit Harald Lesch:

    Kann die Physik die Welt erklären?

    Teil 1: https://de.youtube.com/watch?v=XzQhtuZfaN4
    Teil 2: https://de.youtube.com/watch?v=RqxEWcoMNHc

  7. #7 isnochys
    September 3, 2008

    Wen das Kabel keinen Strom führt, ist das sogar im Band 1 erklärt, Mechanik und Wärme.
    Die Dinger verstauben aber vielleicht schnell:)

    hmm..irgendwie ist mir Lesch dennoch unsympathisch.
    Bublaths Art zu reden fand ich immer schon lustig.
    Lesch hingegen.naja, ist auch schon ein paar Jahre her, dass ich ihn gehört hab, vielleicht ists ja besser geworden.

  8. #8 student_b
    September 3, 2008

    Bei sowas möchte ich dem Moderator meinen Demtröder an den Kopf schmeißen.

    Ob das schon unter Morddrohung geht? 😉

    ——————————–

    Aber ich bin gespannt auf die Sendung heute.

    Bei den meisten “Wissenschaftssendungen” wende ich mich schon nach wenigen Minuten entsetzt ab, aber vielleicht wird diese einen Stammplatz bei mir bekommen. Anhören tut es sich ja gut.

  9. #9 Christian
    September 3, 2008

    Gerade das Fernsehen braucht wieder eine niveauvolle Wissenschaftssendung. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich damals mit meinem Vater gebannt die Sendung “Querschnitte” von Hoimar v. Ditfurth und Volker Arzt verfolgte, um danach über das eben gehörte zu diskutieren.
    Meiner Meinung nach ist das Niveau der Sendung “Abenteuer Forschung” mit Joachim Bublath zum Ende hin doch stark gesunken; da wurde mit viel optischen Schnickschnack immer die selben Themen abgehandelt.

    Warten wir mal ab, wie es heute abend wird. Ich freue mich eigentlich darauf!

  10. #10 Fischer
    September 3, 2008

    *Ob das schon unter Morddrohung geht? ;)*

    Knapp 500 Seiten Hardcover. Und nicht mal A4. Da kriegt er bestenfalls ne Beule.
    Um jemanden ernsthaft zu verletzen brauchst du schon den Hollemann-Wiberg oder vergleichbare Kaliber.

    @Topic: Ich fürchte ja, dass wirklich gute Wissenschaftssendungen im Fernsehen schlicht nicht funktionieren. Das Medium erzwingt passiven Konsum, und da laufen bunte Bilder und kurze Slogans einfach besser. Hat man ja auch an “Abenteuer Forschung in den letzten Monaten ein bisschen gesehen.

  11. #11 Ludmila Carone
    September 3, 2008

    @Fischer, Argent23: Ich finde wir sollten sammeln! Für bedürftige SWR3-Moderatoren und Nachrichtensprecher. Physik, Biologie und Chemie für Dummies.

  12. #12 Chris
    September 3, 2008

    Wir könnten auch einfach einen dem Bildblog angelehnten Blog aufbauen.
    “Science-Schwachsinn in den Medien”. Den PM-Blogger gibt es ja leider nicht mehr.
    Genfreies Essen & Co wird es leider immer geben…

  13. #13 FRIGHTTAG
    September 3, 2008

    ÖÖÖHM….hab ich was verpeilt???
    Auf welchem Sender (bin grad lese faul nach den letzten Tagen)…..*grumel* Morgen muss ich wieder Arbeiten (schuldigung für alle die noch keinen Urlaub hatten)

  14. #14 FRIGHTTAG
    September 3, 2008

    *klick* ahhhh ZDF sorry!!!!!!!

  15. #15 Ludmila Carone
    September 3, 2008

    @Chris: Ein Wissenschaftswatch-Blog. Das wär doch eine Idee! Das sollten wir aber wenn schon als Gemeinschaftsprojekt machen. Damit wir jede Woche ein nettes Fundstück haben.

  16. #16 FRIGHTTAG
    September 3, 2008

    Das ist echt ne gute Idee……*fernsehzeitungwegschmeiß* kannst du das nicht machen Ludmila? Bei dem ganzen Mist der Täglich läuft wär das ne nette Abwechslung dann geht zwar der Krieg um die Fernbedienung los aber egal das ist es Wert.

    Man ich mag euren Blog fühl mich richtig Wohl hier *Kuschel* hoffe ich geh euch hier nicht auf die nerfen. (ich krieg noch nen Award für falsche Rechtschreibung)

  17. #17 florian
    September 3, 2008

    @Ludmila: Wissenschaftwatchblog klingt gut! Und kann wohl sowieso nur als Gemeinschaftsprojekt funktionieren (es ist ja nicht jeder Experte für alles). Ich wär jedenfalls dabei!

  18. #18 isnochys
    September 3, 2008

    wäre auch als Galileoblog bekannt:))
    Ist nicht jeder Experte für alles?
    😉

  19. #19 student_b
    September 3, 2008

    Ups, ich hätte schwören können da stand Tipler (1400 Seiten, A4, Hardcover, gefühlte 4kg). Ich sollte wirklich nicht mehr posten wenn ich länger als 36h wach war.

    —————–

    Zum Thema Wissenschaftswatchblog:

    Als empörter Leser wäre ich jederzeit dabei. 😉

    Ernsthaft, finde das eine super Idee.

  20. #20 isnochys
    September 3, 2008

    in gut gezielter Bergmann Schäfer kann aber auch shon ordentlich Schaden verursachen, da brauchts den Tipler nicht vom Briefmarkenstapel holen
    🙂

    leider schau ich so gut wie nie TV um richtig aktiv mitwirken zu können;)
    Aber wenns in den Bereich der Geophysik geht, bin ich immer zu einem Kommentar bereit;)

  21. #21 Fischer
    September 3, 2008

    Ich bin ja prinzipiell dagegen, mit Büchern auf Fernsehmoderatoren zu werfen. Dafür gibt’s Ziegelsteine.

    Die Idee mit dem Watchblog ist ne gute Idee, ich muss aber passen, da kein Fernseher im Haus – glücklicherweise.

  22. #22 Ludmila Carone
    September 3, 2008

    @Fischer, isnochys:
    Dazu zwei Worte von mir: Spiegel Online. Alleine darüber könnte man einen eigenen Watchblog schreiben.

  23. #23 isnochys
    September 3, 2008

    Na, SpOn driftet ja immer mehr zum Bildniveau hin ab, wie nicht nur ich feststellen mußte.
    Ein weiterer Bildblog wäre aber nicht witzig, zumal der Blog auch schon recht populistisch daherkommt und REchtschreibfehler verbessern ist nicht meine Stärke;)

    hehe, aber das Netz nach falschen Informationen durchsuchen..aua, da hatte Sisyphos ja wenig zu tun:)

  24. #24 Argent23
    September 3, 2008

    Find ich ne klasse Idee mit dem Watchblog, und das bedient dann auch unser SIWOTI-Syndrom! Man muss das ja aber nicht ausschließlich negativ aufziehen, stellt euch vor man könnte den Lesern auch gute Inhalte empfehlen!

  25. #25 student_b
    September 3, 2008

    Zum ursprünglichen Thema zurück. Ich habe gerade die Sendung gesehen, sie war nicht schlecht.

    Das einzige richtig störende war imho die schnellen Schnitte und die sich dauernd bewegende Kamera. Argh, ich habe kein ADS und brauche nicht alle 2 Sekunden ein neuer Bildausschnitt.

    Ach ja, was sollte eigentlich die 9/11 Verschwörungstheoretiker Vorschau vor dem Programm?

  26. #26 Ludmila Carone
    September 3, 2008

    @student_b: Mein Mann sagt, dass ok war. Hat ihn aber nicht vom Hocker gerissen. Doof ist. Alle 4 Wochen ist zu wenig. Grummel.

    Ansonsten ist die Kleidung schon mal ganz anders: Man stelle sich Bublath in Jeans und Hemd vor! Und man merkt, dass hier jemand von Forschung von Herzen überzeugt ist. So jemandem fliegt mein Herz sowieso zu!

    Harald! Ich will ein K..äh, Schatz? Natürlich bist Du der einzige für mich 😉

  27. #27 Daniel
    September 4, 2008

    @student_b, stimm da zu. Der Schnitt ist mir auch negativ aufgefallen, auch die bunten Farben.

    Die Texte in den Beiträgen waren aus meiner Sicht richtig gut. Ich habe nicht viel neues gelernt aber hab’s auch nicht erwartet. Naiverweise bilde ich mir aber ein, dass der ein oder andere was bei mitgenommen haben könnte und es schien nichts falsches gesagt worden zu sein.
    Lesch war gewohnt schluffig und ein krasser Gegensatz zu Bublath, sein Enthusiasmus kam aber etwas benüht rüber. Klang so als müsste er jetzt furchtbar begeistert sein vom Abenteuer Forschung.

    SPON ist echt witzig in den Wissenschaftsnachrichten. Von der Linkophobie mal abgesehen schaffen sie es zumindest in biologischen Nachrichten immer wieder alles durcheinander zu bringen, z.B. hier: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,532250,00.html

  28. #28 Lutz
    September 4, 2008

    Da dein Trackback-Link nicht funktioniert: hier ist meine Einschätzung der gestrigen Sendung. Ganz kurz: Lesch war äußerst angespannt und nicht so in seinem Element, wie bei Alpha Centauri oder anderswo. Die Sendung war ok, aber sehr an der Oberfläche. Und tatsächliche (aktuelle) Forschung wurde nur nebenbei präsentiert.

  29. #29 Ludmila Carone
    September 4, 2008

    @Lutz: Ja, ich fand auch, dass man merkte, dass das nicht sein Thema war. Das Herz hängt halt doch eher an der Astrophysik. Das ist allerdings ein Manko für den Moderator einer solchen Sendung. Eigentlich darf der einem speziellen Fachgebiet nicht so extrem zugeneigt sein.

  30. #30 Karsten
    September 4, 2008

    @Lutz: Nun, angespannt ist im Grunde logisch. Man sehe sich nur mal die Veränderungen an die bei Alpha Centauri zu erkennen waren. Auch da ist so manches nach und nach gewachsen.

    Für eine erste Sendung fand ich das ganze schon mal recht ordentlich. Man darf nicht vergessen, das war für ihn, wie auch das Team eine massive Veränderung. Klar ist das die Sendung unter Bubblath zu sehr abgesackt war. Im Vergleich war das Niveau jetzt wieder deutlich höher. Man könnte darüber streiten ob es sinnvoll war derart viele verschiedene Elemente in eine Sendung zu packen, die daher eher oberflächlich abgehandelt werden mußten, doch man hat zumindest versuchte die Themen etwas anzureissen und hatte sogar so etwas wie ein didaktisches Konzept.

    Das war mit Sicherheit weder für Lesch selbst, noch für das Team ein Spaziergang und über alldem auch immer das Problem eines gewissen Quotendrucks. Wo Lesch bei Alpha Centauri über weite Passagen mehr oder minder klar sprechen konnte mußte er diesmal kleine, auf die Sekunde getimte Übergänge für die Einspieler sprechen. Und das auch immer wieder über Dinge in denen er halt nicht zu Hause ist.
    100% kann man das nicht verbergen, das erfordert Routine.

    Diese Sendung stand IMHO unter einem enormen Druck. Auf der einen Seite der Star eines Quotenzwergs der sich eine Fangemeinde geschaffen hat, auf der anderen Seite eine eingespielte Maschinerie, die aber im Laufe der Zeit immer mehr Zuschauer verloren hat. Die Zusammenarbeit ist ein Chance, aber auch ein Risiko. Auf der einen Seite darf man die Fans nicht zu sehr enttäuschen, auf der anderen Seite eine Sendung für ein Publikum schaffen, das sich bestenfalls oberflächlich mit den Themen auskennt und auch keine Ahnung hat, wer dieser komische Moderator überhaupt ist. Und über alldem die Verantwortlichen, die nur beten dass dieses Experiment klappt. Ich denke mal der Balanceakt ist recht anständig gelungen.

    Das Niveau war nicht mehr derart erbärmlich niedrig und andererseits doch noch so, dass Leute mit einer Vorbildung durch die Tagesschau nicht abgehangen wurden. Ich habe durchaus die Hoffnung das man damit langfristig die Quoten zumindest stabilisiert oder sogar verbessert. Dann würde man auch Luft für eigene Experimente haben ,um die Sendung selbst weiter zu entwickeln.

  31. #31 Lutz
    September 4, 2008

    @Fischer/Ludmila: Ludmila hat Recht. Man braucht keinen Fernseher für einen Wissenschaftswatchblog. Auch im Netz (Stichwort Online-Ausgaben von Zeitschriften und Zeitungen) finden sich abstruse Dinge. Hier ein Beispiel, das mir als Geologe weh tut: Welt Online: Wie Forscher unter die Erdkruste schauen (allein dieser Titel ist Unsinn in dem Zusammenhang, in dem er verwendet wird…)

  32. #32 Ludmila
    September 4, 2008

    @Lutz: “grünsteinige Geologie” *gröhl* Herrlich!

  33. #33 student_b
    September 5, 2008

    Wenn man schon von abstrusen Dingen redet:
    https://www.scienceblogs.de/medlog/2008/09/ayurveda-enthalt-blei-ach-nee.php

    Entweder ich verstehe etwas absolut nicht, oder dieser Post von Peter Artmann ist absoluter Unsinn.

    Nur mal so wegen dem Thema Wissenschaftswatchblog…

  34. #34 Ludmila
    September 5, 2008

    @student_b: Och ich denke, Du verstehst das schon. Nämlich genauso wie ich 😉

    Aber das ist eher ein Fall für den ESO-Watchblog: https://blog.esowatch.com/index.php?itemid=110

    Ich liebe ja Leute, die sobald sie das Reizwort “Arzt” hören, Schaum vor dem Mund kriegen und andererseits die so genannten “Alternativ-Medizin” für so sagenhaft toll halten und dann jedwede Kritik als “unwissenschaftlich” abtun. Da hätten wir übrigens noch so einen “Scienceblogger” in der Runde, drüben bei Spektrum bei den Wissenslogs.

  35. #35 Karsten
    September 5, 2008

    @student_b: Nun, er ist recht überzogen und auch etwas ignorant geschrieben, doch andererseits darf man nicht vergessen, dass man inzwischen auch heraus bekommen hat, das manche Erfolge unserer Medizin zum wesentlichen Teil Placebo-Effekten zu verdanken sind… Das geht in die gleiche Richtung. Man hat bei einigen OPs festgestellt, dass die Heilungschancen genauso waren, wenn man im Endeffekt nicht herumschnippelte und statt dessen die Heilung komplikationsloser war…
    Genauso kennt man eben auch einige Naturheilverfahren die einer falschen Vorstellung unterlagen und dem Körper eher schadeten. Das rechtfertigen zu wollen ist falsch, genau wie eine Verteufelung. Seit man statistische Metaanalysen in der Medizin anwendet sind auch dort einige Fehlentwicklungen aufgedeckt worden, wo man es einfach nicht übers Herz brachte dem Patienten zu sagen, dass man nicht weiß, wie man ihm helfen soll. Und bei vielen hoffnungsvollen Versuchen sind die Ergebnisse sehr unbefriedigend und man durfte feststellen das man Lebenszeit und/oder Qualität verschlechterte, statt verbesserte.

    Da zeigt sich eben, das in manchen Fällen gerade die Erbarmungslose Statistik und Mathematik in manchen Fällen bessere Aussagen treffen kann, als die Praxis. Doch der Mensch neigt dazu mehr der Praxis zu trauen. Ich muß zugeben auch ich war damals eher an der praktischen Physik interessiert und entschied mich dann gleich in die angewandte Theorie zu gehen, wenn man Informatik so bezeichnen darf.

  36. #36 Ludmila
    September 5, 2008

    @Karsten: Dir ist aber schon klar, dass die meisten Alternativmediziner den Placeboeffekt leugnen und dass das ein wissenschaftliches Ergebnis der ach so verteufelten medizinischen Forschung ist?

    Gegen den Placeboeffekt hat ja niemand was, sofern man damit nur Erkältungen behandelt und eben keinen Krebs. Niemand hat hier etwas gegen gerechtfertigte Kritik an der medizinischen Praxis.

    Aber hier hat Peter mal eben die Vergiftung von Patienten durch Schwermetalle gerechtfertigt. Das ist nicht mehr nur überzogen oder ignorant, das ist einfach nur noch dumm. Wie heißt es in seinem Header: Es gibt nur eine Gesundheit für den Menschen und die sollte man nicht mit Blei und Quecksilber unwiederbringlich ruinieren. Da kann man noch so fest an seinen persönlichen Guru glauben.

  37. #37 Karsten
    September 5, 2008

    @Ludmila: Ich weiß das dies einige tun, weil es ihrer Ansicht wiederspricht, doch ich fürchte du wirst auch zahlreiche vor allem Chirugen finden die sich Stein und Bein weigern würden anzuerkennen, dass ihre Methode nur durch Placebo heilt.

    Ich fürchte man darf das nicht zu sehr verallgemeinern. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es macht im Grunde aus nachvollziehbaren Gründen Menschen Angst das die kalte und unbarmherzige Mathematik eine Entscheidung beim heilen spielen soll. Es ist eben unangenehm mit Überlebenswahrscheinlichkeiten in Bezug auf nahe stehende Personen hantieren zu müssen.

    Das so eine Rechtfertigung einer Bleivergiftung im Grunde indiskuttabel ist, ist mir schon klar. Allerdings ist mir auch klar das ich eine Zeitlang gezielt mit Platin vergiftet wurde, weil die Wahrscheinlichkeit dafür sprach das man damit etwaige Metastasen erwischt. Zum Teil gehört das hantieren mit gefährlichen Substanzen zum Wesen der Medizin. Man muß sehr genau abwägen was man da tut, aber eine Sicherheit hat man nicht. Daher fällt es mir etwas schwer spontan Methoden zu verteufeln. Zahlreiche Alternative Behandlungsmethoden basieren gerade darauf eine Gegenreaktion des Körpers zu provozieren die nebenbei auch die Krankheit oder ihre Symptome bekämpft.

    Natürlich muß man unterscheiden zwischen Scharlatanen die eigentlich nicht den blassesten Schimmer was sie da tun, doch es gibt gute Gründe warum sich inzwischen auch manche Mediziner mit derartigen Methoden befassen, schlichtweg weil sie zum Teil bessere Ergebnisse haben.

  38. #38 Karsten
    September 5, 2008

    @Ludmila: Zahlreiche? Ja. Die meisten? Ich weiß nicht. Weißt du wie man einen seriösen Alternativmediziner erkennt? Er schickt dich zum Arzt, wenn du nicht von einem kommst!

    Man darf nicht den Fehler begehen alle Alternativen Behandlungsmethoden als blinden Placebo darstellen zu wollen. Unsere Medizin ist schlichtweg ungeschlagen, wenn es darum geht Krankheiten und teilweise ihre Ursachen zu entdecken. In der Behandlung selbst ist sie leider nur teilweise überlegen.

    Man muß sowieso einige Grundlagen klären: Man darf unterstellen das die Medizin jedes Kulturkreises primär den Nutzen des Patienten im Sinn hat. Der “Mediziner” will nach besten Wissen und Gewissen helfen.

    Korrekt, unsere Medizin ist unheimlich mächtig, allerdings haben einige Erkenntnisse der letzten Jahre eine neue Bescheidenheit gelehrt. Man hat erkannt das einige unserer ach so perfekten Behandlungsmethoden nur auf Placebobasis wirken und das so manche Erfolgsmeldung in Wirklichkeit auf fehlerhaften Statistiken beruhte.

    Man weiß inzwischen das dummerweise einige Erfolgsquoten bei Krebstherapien nicht zuletzt darauf beruhte, weil man heute mehr erkennt und auch Tumore radikal therapiert, die man früher überhaupt nicht kannte weil der Körper sie selbst sehr gut bekämpfen kann, mit weit geringeren Nebenwirkungen. Nicht alles was wir als fehlerhaft diagnostizieren ist wirklich krank, sondern zum Teil eine Anpassungsreaktion des Körpers an ein anderes Problem.

    Es ist leider falsch davon auszugehen das alle alternativen Behandlungsformen auf Placebo basieren. Was unsere Medizin auszeichnete war, dass man wirklich krankmachende Bakterien und Viren entdeckte. Allerdings weiß man inzwischen auch schon seit Jahren das eine wirklich keimfreie Umgebung extrem gefährlich ist. Unser Körper ist daran nicht angepaßt und Desinfektionsmittel schaden dem gesunden Organismus mehr als dass sie nützen. Ohne anderweitige Beschäftigung neigt unser Körper zu Autoimmunerkrankungen. Man hat früher die Positive Wirkung von symbiotischen Bakterien weit unterschätzt. Man versteht auch heute kaum, was in unserer Verdauung genau vorgeht. Wir haben uns eine sehr einseitige Sicht der Dinge angewöhnt, schlichtweg weil sie einfacher war. Die komplexen und mannigfaltigen Reaktionen unseres Körpers und seiner Mitbewohner wurden unterschätzt.

    Koorekt, von so etwas wie einer Intensivstation können andere Medizintraditionen nur träumen, doch zum Teil hat man erkannt das diese bei für uns komplizierten Wechselwirkungen weit besser funktionieren. Dort kam man überhaupt nicht auf die Idee, so etwas wie Keimfreiheit zu fordern, sondern man versuchte so gut zu behandeln wie es ging. Akkupunktur zum Beispiel ist kein Placebo, sondern es wirkt, leider auf eine Art und Weise die wir nicht verstanden haben. Daher verschreiben Krankenkenkassen Akupunktur als “experimentelle Therapie” weil sie in manchen Fällen weit besser fuktioniert und biliger ist als Schmerzmittel, doch man verzweifelt daran den Schlumedizinischen Erfolg zu erklären.
    Auch einige dieser scheinbar gefährlichen Medikamente sind eventuell weniger dumm, als man meint. Zum Teil arbeiten diese Behandlungen bewußt auf der Methode eine Gegenreaktion des Körpers zu provozieren und als “Nebenwirkung” beseitigt er so ganz nebenbei auch die Grundkrankheit oder zumindest Symptome.

    Wie Parazellsus sagte: “Nur die Dosis macht das Gift!”. Auch ich wurde mal medizinisch gezielt mit Platin vergiftet, ganz einfach weil die Wahrscheinlichkeit dafür sprach das etwaige Matastasen das Zeug schlechter vertragen als ich…

  39. #39 Ludmila
    September 5, 2008

    @Karsten: Meinst Du, dass hier wirklich der Ort ist, um über die Grenzen der Medizin und die Existenzberechtigung von Alternativ-Verfahren zu diskutieren? Sie mal nach oben den Beitrag! Harald Lesch jetzt auf ZDF und die Volksverdummung in den Medien. Passt nicht wirklich, oder?

    Ich will Dich ja nicht abwürgen, aber es wäre doch schade, wenn von so einer Diskussion keiner was mitkriegt. Drüben bei Florian und Ulrich Berger und Christian Reinboth wurde ein paar Mal darüber diskutiert. Wie wäre es denn, wenn Du da mal rübergehst? Das passt doch viel eher.

  40. #40 Karsten
    September 5, 2008

    Korrekt, wirklich On Topic war es nicht. Es ging mir eher darum darauf hin zu weisen, das man vorsichtig sein muß das Kind nicht dem Bade auszuschütten. Forschung lebt eben davon das man auch Zweifel an den eigenen Theorien hegt und zuläßt. Genau das ist es im Grunde auch was Lesch immer wieder gerne betont. Ich kann deine teilweise heftigen Reaktionen extrem gut verstehen (siehe LHC). Ich habe auch mal genau so reagiert und in der Beziehung würde ich auch heute noch so reagieren. Allerdings habe ich auch gelernt das man sich gerne mal etwas verzetteln kann und bessere Methoden schlichtweg übersieht, wenn man nicht ab und zu ein wenig Abstand gewinnt.
    Wir müssen uns darüber im klaren sein, das auch mancher auf den ersten Blick als Schwachsinn erscheinende Sache teilweise sehr viel Hand und Fuß besitzt. Gerade wenn wir predigen das wir Wissenschaftlern vertrauen können, müssen wir ein wenig aufpassen nicht zu sehr in missionarischen Eifer zu verfallen, denn damit widerlegen wir fast unseren Standpunkt, auch wenn es sehr schwer fällt (Wenn ich noch mal das Wort Kreationist höre schlag ich um mich 😉 ).