Bitte jetzt nicht den Fehler machen und bei “moderat” an Wirtlichkeit oder Bewohnbarkeit denken! Moderat bedeutet im Vergleich zu den “heißen Jupitern”, die bislang die Mehrheit unter den entdeckten extrasolaren Planeten darstellen.

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Diese sind nämlich ihrem Zentralgestirn so nah, dass sie auf mehrere 100 Grad Celsius und mehr hochgeheizt werden können. Sie brauchen wenige Tage für einen vollen Umlauf.

Kommentare (20)

  1. #1 Arnd
    März 18, 2010

    Na auf so nem Gasriesen gibt’s wahrscheinlich kein Leben, selbst wenn seine Temperatur gemäßigt ist. Aber vielleicht hat dat Ding ja auch ein paar schöne große Monde? Könnte man die eigentlich auch feststellen oder wären die zu klein für Corot? Ab welcher Mondgröße wäre das möglich?

  2. #2 Jens Christian Heuer
    März 18, 2010

    Schöner Beitrag!
    Apropos Lebensfreundlichkeit: Der leider viel zu früh verstorbene amerikanische Astronom Carl Sagan spekulierte einmal über mögliches Leben auf jovianischen Planeten ( https://www.daviddarling.info/encyclopedia/B/bubble_life.html ). Die Temperaturen sind ja schon einmal nicht schlecht und vielleicht ist ja auch Wasser vorhanden (wie in der Jupiteratmosphäre auch).

    Dazu noch eine Frage. Wie kommt es eigentlich zu der Einschätzung von relativ gemäßigten Temperaturen auf CoRot 9b. Immerhin ist ein merkurähnlicher Orbit um einen sonnenähnlichen G3V-Stern ( mit 0,99 mSun!, https://exoplanet.eu/star.php?st=CoRoT-9 )ja noch so eng, daß man eigentlich deutlich höhere Temperaturen erwarten könnte. Liegt das vielleicht an der Reflexion durch die Wolken?

    Beste Grüße
    Jens Christian Heuer
    https://farawayworlds.wordpress.com/
    https://universeacross.wordpress.com/

  3. #3 Ludmila
    März 18, 2010

    Die Temperatur wurde abgeschätzt, indem man den Strahlenfluss des Sterns auf einen Gasplaneten losgelassen hat und geschaut hat, wie sich die Hitze verteilt. Man kann daraus nicht schließen, dass Monde aus Fels lebensfreundlich wären. Die habitable Zone für erdähnliche Objekte liegt weiter außen.

  4. #4 Ludmila
    März 18, 2010

    Bezüglich Monden. Das haben wir auch abgeschätzt. Wenn es sie gibt, dann müssen sie Massen kleiner als 5 Erdmassen haben. Sonst würden wir sie sehen. Aber nochmal. Damit wären sie nicht habitabel. Die abgeschätzten Temperaturen gelten “nur” für Gasriesen.

  5. #5 Ludmila
    März 18, 2010

    @Jens: Im Detail fragst Du da am besten nen Spezialisten für Gasriesen-Entwicklung. Ich weiß allerdings, das Gasriesen wie unser Jupiter eine sehr effektive Klimaanlage haben können. Und ja, die müssen sogar Wasser haben, weil das für den Wärmetransport sehr wichtig ist. Aber wie gesagt, gallopiert hier jetzt nicht hier rum von wegen “Wasser”, “moderat” etc. Wir werden auf jeden Fall da jetzt die nächsten Jahre genauer hinschauen. Stay tuned 😉

  6. #6 Marcus Anhäuser
    März 18, 2010

    Tolle Sache und herzlichen Glückwunsch.

    Auf die Idee mit dem “Rosetta Stein der Exoplaneten” ist wahrscheinlich keiner von euch Wissenschaftler gekommen, oder?

    https://www.google.de/search?client=safari&rls=en&q=exoplanet+rosetta&ie=UTF-8&oe=UTF-8&redir_esc=&ei=7fihS6DNEeXdsAb7j8DBCA

  7. #7 Jens Christian Heuer
    März 18, 2010

    Und was halten Sie von Sagan´s Spekulationen über die Möglichkeit von Schwebelebewesen in der atmosphäre jovianischer Planeten?

    Ich möchte Ihnen auch noch einmal ausdrücklich zu dieser faszinierenden Entdeckung gratulieren! Habe eben erst gemerkt, daß Sie mit zum Wissenschaftlerteam gehörten.

    Viele Grüße
    https://farawayworlds.wordpress.com/
    https://universeacross.wordpress.com/

  8. #8 Bullet
    März 18, 2010

    Grrgrr. Auch hier nochmal, obwohl ich drüben bei Florian schon was dazu gesagt hab: warum läßt man bei Spiegel Online nicht mal jemanden ran, der was vom Fach versteht?

    Trotzdem: Glückwunsch ans Team!

  9. #9 Ludmila
    März 18, 2010

    @marcus: Europäer sind da immer was zurückhaltender. Und das mit dem Rosettastein hab ich mir verkniffen. Es schwirren mir zu viele Rosettasteine, heilige Grale und sonstige Buzzwords inflationär durch die Gegend.
    @Jens: Na, spannend wäre es ja. Auch die Idee von Schwebewesen in Schwefelsäurewolken auf Venus. Ist aber wie gesagt Spekulation. Offen für Überraschungen muss man aber sowieso immer sein. Aber selbst wenn es so was bei CoRoT-9b gäbe, wäre es nicht leicht, so was zu finden. Egal. Der Weg dahin ist auch spannend 😉

  10. #10 JV
    März 18, 2010

    Was für ein Areal mustert CoRoT denn eigentlich durch? Und wie wurde das festgelegt – gab es da Vorüberlegungen oder hat man einfach gesagt: “Gucken wir mal da.”?

  11. #11 Ludmila
    März 18, 2010

    @JV: Da hat man sich sehr viele Gedanken drüber gemacht.

    CoRoT schaut je 150 Tage lang ins Sternbild Einhorn (Herbst/Winter) und 150 Tage lang etwa in Richtung des Sternbildes Adler (Frühling/Sommer). Man schaut entlang der galaktischen Ebene, weil man so möglichst viele Sterne auf einmal im Blickfeld haben wollte. Bislang schauen wir uns etwa 6 000 Sterne pro Feld an. Also 12 000 jährlich. Im nächsten Jahr verändert man das Sichtfeld ein wenig und schaut sich 12 000 neue an.

    Für die Exoplanetensuche haben wir uns Felder mit vielen sonnenähnliche Sternen ausgesucht. 50-75% aller anvisierten Sterne sind wie unsere Sonne. Weil die für uns am interessantesten sind und weil sich auch um diese vergleichsweise leicht Planeten finden lassen. Außerdem hat man vor dem Start eine kleine Durchmusterung gemacht, um zumindest ungefähr zu wissen, welche Eigenschaften die Sterne haben. Die braucht man ja, wenn man mal nen Kandidaten gefunden hat.

  12. #12 sil
    März 18, 2010

    Nature?

    Respekt!

  13. #13 Gunnar
    März 19, 2010

    Herzlichen Glückwunsch!

  14. #14 engywuck
    März 19, 2010

    Gratulation zum Nature-Artikel! /me spendiert eine virtuelle Flasche Schampus

    Eine Frage noch: wenn man jedes Jahr einen anderen Himmelsbereich anschaut kann man doch prinzipbedingt nur Planeten mit einer Umlaufdauer <= 150 Tage (oder nicht viel drüber) finden -- außer man hat extrem viel Glück und der Planet steht gerade richtig am Beginn des Beobachtungsfensters. Bei einer Umlaufdauer von 95 Tagen für -9b dürfte da nicht mehr viel Luft nach oben bleiben, man braucht ja für die Bestimmung der Umlaufdauer zwei Beobachtungen (oder?) Gibt es eine Grenze, oberhalb derer solche Planeten *prinzipbedingt* nicht entdeckt werden können (Entfernung vom Stern und daraus resultierende geringe Bedeckung oder so), so dass längere Beobachtungszeiten keinen Sinn machen?

  15. #15 Ludmila
    März 19, 2010

    @engywuck: Das sind alle gute Fragen. In diesem speziellen Fall war folgendes. Wir haben 145 Tage beobachtet und hatten zwei Transits drin. Das Signal war aber auch sehr, sehr deutlich. Im Grunde hätte sogar ein einzelner Transit ausgereicht, aber dann ist man verstärkt auf die Kapazitäten anderer Teleskope angewiesen, die nach der CoRoT-Beobachtung hinschauen und die Umlaufperiode ermittteln müssen. Das kann man über so einen Transit nur bedingt. Man kann allerdings die mögliche Umlaufperiode über die Dauer des Transits eingrenzen. Das Blöde ist, dass hier hohe Verwechslungsgefahr mit bedeckenden Binärsternen besteht. Es gibt sehr kleine Sterne, die kaum größer sind als ein Jupiter wenn auch wesentlich massiver. Es ist schon doof, wenn man Teleskopzeit für Planeten bucht und dann “nur” ein weiterer Binärstern herauskommt.

    Aber Du hast Recht, es wird tricky. Andererseits sind natürlich solche Objekte besonders interessant. Es kommt also darauf an, wieviel man riskieren will. No guts, no glory! Und ne gute Portion Glück gehört sowieso immer dabei. Schau’n wir mal 😉

  16. #16 Engywuck
    März 19, 2010

    Ludmila, hast du die Möglichkeit, die Pressemitteilung der ESA korrgieren zu lassen? Da heißt es nämlich:
    “There is also one other tantalising possibility about this world. Although the planet itself is a gas giant and hence has no solid surface to stand on, what if it possessed a moon like Saturn’s Titan? If the temperature were towards the lower end of the estimated range, then any moon would be an ice ball. If it were towards the upper end, it would be rather too hot for liquid water. But what if it were somewhere in the middle? …”[1]

    Das ist nach deinen Aussagen ja nicht korrekt.

    [1]https://www.esa.int/SPECIALS/COROT/SEMJOMCKP6G_0.html ganz am Ende

  17. #17 Ludmila
    März 19, 2010

    @Engywuck: Öh auch die ESA? Bevor ich da anrufe, werd ich mich aber noch mal rückversichern.

    Wo bei eigentlich ist es eindeutig. G3V-Stern und eine Umlaufbahn von ca. 0,4 AU. Das ist für einen terrestrischen Planeten oder einen Mond die Situation wie bei Merkur. Ich muss die Planetenmodellierer fragen, wie die die niedrigen Temperaturen für einen Jupiter hinkriegen und wie wahrscheinlich die sind.*Kopf kratz*

  18. #18 Ronny
    März 24, 2010

    Da es ja Milliarden von Sonnen gibt: Wie sucht ihr euch die richtigen aus ?
    (wie schon im Posting erwähnt) nach Spektraltyp ? Entfernung ? Nur Einzelsterne ? Zufällig ? ….. ?

    Bis in welche Entfernung kann CoRoT Planeten erkennen ? Nur im Orionarm oder auch in anderen Bereichen der Galaxis ?

    Wird da ein Stern im Auge behalten oder schaltet das Teleskop da im Sekundentakt zum nächsten ?

    Gibts schon Pläne was man machen will wenn man echt einen erdähnlichen Planeten entdeckt ? Mal ‘schauen’ ob man was ‘hört’ ? 🙂

  19. #19 Ludmila
    März 24, 2010

    @Ronny: Schau mal hier im Thread meinen Kommentar vom 18.03.10 · 12:09 Uhr. Da steht das beschrieben. Vermutlich werde ich auch noch ausführlich was dazu schreiben, wenn endlich dieses “verdammte Paper”(TM) raus ist.

  20. #20 Ronny
    März 24, 2010

    @Ludmilla
    Jaja, das Leben eines Wissenschaftlers ist ‘listenreich’

    Ich habe den Kommentar schon vorher gelesen und wollte das nur ein bißchen vertiefen. Aber ich verstehs wenn du grad keine Zeit hast.

    Viel Glück bei deinem Paper (und wirf die Nerven nicht weg wenn dich dann beim Review ein sonst ‘Unnützer’ aber seiner Meinung nach sehr ‘Wichtiger’ drauf hinweist, dass das Datum falsch ist 😉