Ich erinnere mich an ein betretenes Schweigen. Etwa 2001 besuchte ich einen seiner Vorträge an der Uni Brüssel. Der Hauptsaal der Uni war gerammelt voll (1000 bis 2000 Leute?), in Nebenräumen waren Fernseher aufgestellt worden, damit die Zuschauer von dort den Vortrag verfolgen konnten. Menschen saßen auf den Stufen. Alles wartete gespannt auf Hawking.
Dann sah man aus dem linken Eingang ein Gestell reinfahren, die Leute standen auf, klatschten, johlten, um Hawking freudig zu begrüßen, um im selben Moment festzustellen, dass es nicht Hawking war, sondern ein Zuschauer auf einem Rollstuhl.
Schlagartig endete der Beifall. Und es ging ein Raunen durch den Saal, dann betretenes Schweigen, als ob vielen bewusst geworden wäre, wie sehr sie Hawking nur über seinen elektrischen Rollstuhl definierten. Viele fühlten sich sichtlich ein wenig ertappt. Ich auch.
Der Vortrag hatte was spezielles, da er natürlich “vom Band” war, mit der bekannten Roboterstimme. Hawking saß die ganze Zeit regungslos im Stuhl, professionelle Grafiken und Bilder wurden abgespielt, dazu Hawkings Stimme. “Einen Vortrag halten” hatte bei ihm eine besondere Bedeutung.

 

Kommentare (3)

  1. #1 Mars
    14. März 2018

    ja, sowas passiert.
    lernen wir draus, die menschen nicht nur nach dem äusseren zu beurteilen.
    in einer grumpeligen schale steckt doch oft mehr als man als erstes glaubt zu wissen.

    war ein schlaues köpfchen – ruhe in frieden

  2. #2 Bariton65
    Bornheim
    14. März 2018

    Ich wäre sicher auch unangenehm berührt gewesen. Man fühlt sich in solchen Situationen so “ertappt”. Dabei ist eigentlich gar nichts Schlimmes passiert. Man hat nur deutlich vor Augen geführt bekommen, wie unser Gehirn funktioniert. Effizient eben. (Man erwartet schließlich einen Rollstuhlfahrer.) Dass dabei gelegentlich Fehler passieren, nimmt es großzügig in Kauf. Mit einem gewissen zeitlichen Abstand sollte man das eher humorvoll betrachten.

  3. #3 Dr. Webbaer
    16. März 2018

    Dr. Webbaer war mit Stephen, Steve, Hawking, meist unhappy, es erschließt sich ihm zudem nicht, wie irgendwelche Schuldgefühle aufkommen können; insbesondere Steve’s politisch-sittlichen Meinungen, auch die im Metaphysischen, kamen hier idr nicht gut an, vergleiche auch mit seiner Bevorzugung von “BDS“.

    Steve ist hier als TV-Wissenschaftler verstanden worden, seinen Büchern kann der Schreiber dieser Zeilen oft nicht folgen, außer, wenn sie metaphysisch behaupteten – und das diesbezüglich Behauptete gefiel nicht.

    Nun ist natürlich der Journalist Journalist, darf auch irgendwie in Schuld machen, auch derart betonen – ‘professionelle Grafiken und Bilder’ -, nichtsdestotrotz fragt sich Dr. Webbaer schon, ob hier die richtigen Kategorien bemüht worden sind : Schuld & Professionalität.


    Steve hat Dr. W irgendwann so um 1980 herum beginnend televisionär kennengelernt, er war als TV-Wissenschaftler womöglich so eine Art Star, sein baldiges Ableben ist vielleicht 40 Jahre verkündet worden, nunja, wie heißt es so schön?
    The Good die young.

    MFG + schöne Endwoche noch,
    Dr. Webbaer