Das mit den Belegen dafür, dass eine Maßnahme den gewünschten Erfolg bringt oder nicht, ist ja leider nicht so einfach wie man es in der Regel gerne hätte.

Es klingt ja erstmal super, was die Presseabteilung der Asklepios-Klinikkette da in großen Lettern vermeldet:

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Asklepios hatte in einer Pressemitteilung erklärt (und in der Folge einige Medien):

“Hamburg, 01. Februar 2016. Als erster Klinikbetreiber schafft Asklepios in allen seinen bundesweit rund 100 medizinischen Einrichtungen den traditionellen Arztkittel ab. An seine Stelle tritt eine Kurzarmbekleidung für Ärzte, ein so genannter Kasack. Anlass dazu gab eine Empfehlung von Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die in mehreren Studien nachgewiesen haben, dass auf langärmeligen Kitteln häufiger Krankheitserreger festgestellt wurden. Daher empfehlen Experten des RKI und der WHO die Nutzung von kurzärmliger Bekleidung in den Kliniken. Während in den meisten medizinischen Diensten Kurzarmbekleidung seit langem die Regel ist, tragen die Ärzte zumeist noch einen klassischen Kittel. „Durch die Abschaffung des Arztkittels am Krankenbett möchten wir unserer Vorreiterrolle in Sachen Patientensicherheit, Infektionsprävention und Innovation im Krankenhausbetrieb weiter gerecht werden“, sagt Kai Hankeln, Konzerngeschäftsführer bei der Asklepios Kliniken GmbH und verantwortlich für die Bekleidungsumstellung bei Asklepios. (…).”

(Fettung durch mich)

Das Recherchebüro Correct!v betrachtet das Ganze eher als reine Marketing- und Sparmaßnahme als einen gut begründeten Weg gegen das Problem (resistenter) Keime in Krankenhäusern.

Auf der Webseite berichtet Reporter Hristio Boytchev über die Reaktion des RKI:

“(…) das Robert Koch Institut sagt auf Nachfrage, dass es keine entsprechende Empfehlung für kurze Ärmel ausgesprochen hat.”

Mit Verweis auf eine Expertin der Charité stellt Correct!iv die Asklepios-Maßnahme infrage:

„Die deutschen Krankenhäuser würden gut daran tun, zunächst Maßnahmen durchzusetzen, deren Wirksamkeit gut bewiesen ist“, sagt Gastmeier. Kurzärmelige Ärztebekleidung gehöre nicht dazu. „Ich bin nicht dagegen“, schließt die Hygienikerin, „aber ich bin gegen den Hype“.

Asklepios verweist u.a. auch auf einen Artikel im Bundesgesundheitsblatt aus dem letzten Jahr. Dort werden die Maßnahmen zwar erwähnt unter anderem durch den Verweis auf eine Empfehlung aus Großbritannien:

“Das National Institute for Health and Care Excellence (NICE, Großbritannien) hat in seinen Empfehlungen (Prevention and control of healthcare-associated infections in primary and community care) die „bare below elbows“-Empfehlung herausgegeben, nach der neben Verzicht auf Schmuck an Händen und Unterarmen das Tragen kurz- ärmeliger Kleidung empfohlen wird.

Problem: Die Belege für die Maßnahmen sind rar gesät, umstritten und auch laut dem Artikel im Bundesgesundheitsblatt:

“(…) hinsichtlich des Zieles der Vermeidung von Infektionen (…) nicht ausreichend für eine Empfehlung.”

Mal schauen, wie lange Asklepios noch auf das RKI verweist.

Und die WHO?

 

Disclaimer: Ich kenne Hristio Boytchev durch die Zusammenarbeit beim Medien-Doktor. Außerdem unterstütze ich Correctiv als zahlendes Mitglied. Könnt ihr übrigens auch werden. Die freuen sich über Eure Unterstützung.