(Fällt unter die Rubrik: Das hast Du noch nicht gesehen, gehört auch gar nicht in diesen Blog, aber hat was mit unserer vergangenen Profession (gelernter Verhaltensökologe) zu tun … also einfach schauen, staunen und ein wenig schaudern …)

So wird man sein schlechtes Image aber auch nicht los: Orcas nutzen eine beeindruckende Jagdtechnik, um eine Robbe von einer Eisscholle zu befördern. Sie erzeugen einzeln und gemeinsam Wellen, die die Beute von der Scholle spülen (ab etwa 2:40 min. tun sich drei Tiere zusammen und erzeugen eine kleinen Tsunami mit dem vermutlich bitteren Ende für die Robbe)

Erstmals beobachtet wurde das Verhalten schon 1979. Jetzt berichtet Ingrid Visser vom Orca Research Trust in Neu Seeland und ihre Kollegen von dem Verhalten im Fachmagazin Marine Mammal Science. Mehr dazu unter Nature News

(Gott sei dank stammt das von Wissenschaftlern, sonst hätte ich gar keine Möglichkeit meine journalistische Sensationslust zu kaschieren …)

Der wissenschaftliche Hintergrund: Gehört in die Kategorie “In der Gruppe jagen”, ein Verhalten, dass man noch nicht von all zu vielen Tieren kennt (Löwen, Delphine), und bei dem man davon ausgeht, dass es eine gewisse Intelligenz benötigt, weil man sein eigenes Verhalten auf das der anderen abstimmen muss, zum Teil vorausahnen muss, was andere tun.

Gehört auch in die Kategorie “Kultur bei Tieren”, oder “Verhaltenstraditionen bei Tieren”, weil dies wahrscheinlich ein Verhalten ist, das erlernt ist, nur von dieser Gruppe ausgeführt wird, und was die Jungtiere möglicherweise von den Älteren lernen. Aber da begibt man sich schnell ins Land der Spekulation.

Wer mehr wissen will zu beiden Themen, mit solchen Artikeln verdiene ich einen Teil meines Einkommens:

Kultur bei Tieren, Intelligenz bei Tieren

Zusatz:
Statt “Tsunami” wäre der Begriff “Killerwelle” wohl treffender. Aber wir wollen mal was für die Klickzahlen tun.

Zu diesem Zweck hätten wir besser auch noch “Killerwal” statt “Orca” geschrieben.

Also: Killerwale erzeugen Killerwelle
oder: Killerwale erzeugen Tsunami

… jetzt gehts aber ziemlich mit uns durch … (tja, einmal Verhaltensbiologe, immer Verhaltensbiologe, das wirst Du nicht mehr los …)

Damit aber auch genug. Kommt nicht wieder vor …

Kommentare (9)

  1. #1 Chris
    17. Dezember 2007

    Eigentlich wollte ich ein anderes Video (Delphine erzeugen einen Blasen-Vorhang, um einen Fischschwarm einzukreisen) suchen, bin aber über das hier gestolpert.


    Das hätt ich jetzt auch bloggen können, aber dann wären es zu viele Videos auf der Startseite geworden ;-)

    Aber mal zurück, warum sind die nicht einfach auf die Scholle gesprungen?

  2. #2 Marcus Anhäuser
    17. Dezember 2007

    “… nicht auf die Scholle gesprungen”. Ist wohl einfach keiner drauf gekommen? Vielleicht ist das auch gar nicht so einfach, ist eben nicht der Weiße Hai ;-)

    Aber ernsthaft. Möglichwerweise verlassen die Orcas das Wasser nicht so gerne, aus der Sicht eines Orcas ist das vielleicht auch gar nicht erkennbar, dass so eine Scholle umkippen kann …

    Blasenvorhänge kennt man schon länger von Walen, ohne dass ich jetzt wüsste welche es waren.

  3. #3 Chris
    17. Dezember 2007

    Dann spricht das ganz klar für Erlernen und Weitergeben als Kulturgut.
    Habe nämlich mal einen Film gesehen, wo der Orca sehr imposant mit einer Welle an/auf den Strand geschwommen ist, dort sich dann einen Seehund geschnappt hat und sehr mühselig wieder ins Wasser geschwabbelt ist…

  4. #4 Marcus Anhäuser
    17. Dezember 2007

    genau, das ist die andere jagdtradition, die auch nur von einer gruppe bekannt ist, wenn mich recht erinnere, dazu gibts auch nochmal den hinweis um Nature News Artikel

    verhaltensbiologen streiten sich, ob man das besser verhaltenstraditionen oder kulturen nennt, weil man das mit “kultur” automatisch so hoch hängt, schwieriges thema, weil schwierig zu untersuchen.

  5. #5 Mila
    17. Dezember 2007

    Geht es etwa immer noch um die Mensch-Tier-Debatte? Ob es einen qualitativen oder eher einen quantitativen Unterschied gibt? Ich dachte, dieses Thema hätte sich längst erledigt – zugunsten des quantitativen Unterschiedes. Sprich: Der Mensch ist ein Tier – ein sehr cleveres und inzwischen sehr dominantes Tier. Aber eben ein Tier.

  6. #6 Marcus Anhäuser
    17. Dezember 2007

    naja, für manche ist das noch keine ausgemachte sache.

  7. #7 Ulrich Berger
    17. Dezember 2007

    “ab etwa 2:40 min. tun sich drei Tiere zusammen und erzeugen eine kleinen Tsunami mit dem bitteren Ende für die Robbe”

    Einspruch! Wer das Video bis zum Ende gesehen hat, wird feststellen, dass die Robbe von den Orcas nicht gefressen wird, sondern auf die Eisscholle zurückgeschoben! Das Ende ist also ein Happy End (zumindest bis das Video abbricht).

    Wahrscheinlich ist es ein fake aus Hollywood…

  8. #8 Marcus Anhäuser
    17. Dezember 2007

    da hast Du Recht, hab´s schon geändert, obwohl es vermutlich nur ein “cliffhanger” ist (wenn wir schon von Hollywood reden).

    Andererseits: Gäbe es das Paper nicht, man könnte fast glauben, die wollen nur spielen.

  9. #9 Chris
    17. Dezember 2007

    Die Üben und bringen das dem Jüngsten der Truppe bei!