Wissenschaftler haben es nicht immer leicht mit Journalisten. Journalisten haben es nicht immer leicht mit Wissenschaftlern. Warum ist das eigentlich so? Wir entdeckten einen Teil der Erklärung beim Einräumen unseres neuen Arbeitszimmers.

Allmählich haben wir uns eingerichtet in unserem neuen Zuhause. Es gibt auch ein Arbeitszimmer, an das wir gestern noch einmal Hand anlegten, um die letzten Kisten (eine gibt es immer noch) und ein paar Tüten (es blieben zwei) auszuräumen.

Dabei stießen wir auf ein Papier aus einem Seminar der Initiative Wissenschaftsjournalismus über Interviewtechnik. Darin gab es eine interessante Liste zum ewigen Thema: “Warum tun sich Wissenschaftler und Journalisten eigentlich immer wieder mal so schwer miteinander?” (Und oft tun sie sich auch überraschend leicht miteinander).

Eines der Probleme ist: Sie verfolgen oft unterschiedliche Ziele, wie der Zettel zeigt:

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Journalisten wollen: Aktualität, Originalität, Allgemeinverständlichkeit, Kürze

Wissenschaftler wollen: Objektivität, Detailgenauigkeit, Vollständigkeit, Überprüfbarkeit.

Die Liste ist natürlich nicht vollständig. Wer noch Vorschläge machen will, bitte schön. Aber das erklärt schon ganz schön, woher dieses ewige Spannung kommt. Ist vielleicht ganz gut sich das ab und zu mal wieder in die Erinnerung zu rufen.

Und nächste Woche versuchen wir dann mal eine Liste der Ziele zu erstellen, die Wissenschaftler und Journalisten gemeinsam haben könnten. Gibt´s schon Vorschläge?

Kommentare (5)

  1. #1 Shin
    16. November 2008

    Ich würde sagen, eine gesunde Neugier und der Wunsch, den Dingen auf den Grund zu gehen und sich nicht mit oberflächlichen Erklärungen zufrieden zu geben zeichnen sowohl gute Wissenschaftler als auch gute Journalisten aus.

  2. #2 Marcus Anhäuser
    16. November 2008

    Oh ja, Neugier, das ist fürwahr eine entscheidende Gemeinsamkeit. Wichtiger Punkt.

  3. #3 GeMa
    16. November 2008

    Ich würde sagen : beide denken nicht daran, dass sie eigentlich noch einen gesellschaftlichen Auftrag haben, bzw. beide hinterfragen nicht selbstkritisch, ob sie diesem auch wirklich gerecht werden : Aufklärung.
    Und zwar Aufklärung nicht nur weiterhin derer, die es ohnehin sind. In einer Form, die den nun einmal existierenden – und oft genug beklagten – Realitäten (!!) bezugs Bildungsstand in der Bevölkerung auch Rechnung trägt.
    Beide sitzen in dem viel zitierten Elfenbeinturm. Die eine Gruppe bezieht ihre ausschließliche Legitimation aus ihrer Arbeit – und beklagt (allenfalls!, wenn überhaupt!), dass breite Schichten sich doch eher dem Quack hingezogen fühlen. Dass diese Legitimation entziehbar, aufweichbar ist, kommt nicht vor in der Gedankenwelt der Elfenbeintürme, denn schließlich geht es um nichts anderes, als dass diese Arbeit Fortschritt ist und aus dieser Sicht, Legitimation per se. Sie wird aber längst in Frage gestellt – der Quack sitzt doch bereits in Forschung und Lehre und hat seine “Legitimation” in gleicher Form selbst installiert. Man könnte wirklich schreien – nur: es hört längst keiner mehr zu. Warum?

    Weil die andere Gruppe berichtet – … für wen? Für sich? Für einen immer kleiner werdenden Kreis Interessierter, die dem noch zu folgen vermögen? (Insoweit mag ich beinahe den Punkt Allgemeinverständlichkeit – in diesem Kontext – ebenfalls als gewollt, aber nicht erfüllt bezeichnen).

    Meine Kritik als (längst nicht mer repräsentativer) Teil der Basis = Konsument/Nutzer und auf die Arbeit beider Gruppen Angewiesener (=Nichtwissenschaftler/Nichtjournalist) : wo bleibt die Aufklärung für die Basis (s.o.)? In veralteten Schulbüchern (die kaum noch wer zur Hand nimmt) – deren angebliche Lücken mit “Feng Shui für die Prüfung”, “Bachblüten für alle Fragen des Lebens” aufgefüllt werden? Warum ist keiner derer, die sich über all das verständnislos kopfschüttelnd beklagen, in Schulen, VHs und überhaupt greifbar? Wo bleibt Werbung für Wissenschaft? Warum werden wir denn nicht endlich einmal genauso permanent “belästigt” mit verständlichen, leicht nachvollziehbaren (siehe : Realitäten!) Erklärungen zur Quantenphysik. Und zwar nicht denen, den man inflationär längst ausgesetzt ist, sondern von Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten – jaja, die ist kompliziert, man nehme doch bitte ein Buch. Gut, nehmen wir. In der Buchhandlung … da stehen jede Menge, auch Quantenphysik von Engeln – frisch gechannelt für uns. Danke für den Hinweis – ich geh dann mal lesen. ;-)

  4. #4 Marcus Anhäuser
    16. November 2008

    Auch da ist was dran. Das passt zu einer Geschichte, die Frank Schätzing (Der Schwarm) einmal auf einer Konferenz erzählt hat, die mir immer wieder durch den Kopf geht. Sie ging sinngemäß etwa so: Er fuhr mit dem Taxi vom Bahnhof in die Innenstadt und kam mit dem Taxifahrer ins Gespräch. Sie kamen auf Wissenschaft zu sprechen und Schätzing fragte den Taxifahrer, ob er denn schon von dieser neuen wissenschaftlichen Errungenschaft/Entdeckung gehört hatte, was der Taxifahrer verneinte. Schätzing war überrascht und meinte: “Aber das müssen Sie doch gelesen haben. Das stand doch in allen Zeitungen.” Darauf der Taxifahrer:”In ihren Zeitungen vielleicht, in meinen nicht.” (nachgetragen 17.11..: Oder sagte er: …, in meiner nicht.”? Und wir denken alle unweigerlich an die mit den vier großen Buchstaben.)

  5. #5 GeMa
    17. November 2008

    Ich lasse manchmal die Gedanken so schweifen … wie es in 30, 50 Jahren aussehen wird (könnte). Wer dann die Gelder für Forschung und Lehre bekommt.
    Ist doch auch nicht wirklich einsehbar, Geld dafür zu verschwenden, weiter an der Drosophila herumzuforschen … weiß doch schließlich jedes Kind, wieviel Beine und Flügel die hat … außerdem kann Obst auf energetischen Brettchen frisch gehalten werden. Also was soll das mit der Fliege, hat die Welt keine anderen Probleme? *Ironie aus*

    Ob Kinder dann auf Impfpartys gebracht werden müssen – quasi undercover und als Außenseiter?