Alle reden immer davon, dass Naturwissenschaft der breiten Bevölkerung nahe gebracht werden muss. Es gibt/gab die PUS-Bewegung. Wir Wissenschaftsjournalisten sollen (vor allem) als Übersetzer der Wissenschaftler deren Wissenschaft vermitteln (obwohl wir eigentlich noch was anderes zu tun haben, da haben auch einige was nicht mitgekriegt), es gibt Kommunikator-Preise für Naturwissenschaftler, die ihre Wissenschaft populär vermitteln können.

Es kommt einem manchmal so vor, als hätten die Naturwissenschaften irgendwie ein schlechtes Gewissen entwickelt, das ihnen ständig erklärt: “Wir müssen was tun, damit uns die Menschen verstehen.

Wäre es nicht längst mal an der Zeit, dass die Kultur- und Geisteswissenschaften das auch machen? Oder gibt’s das schon?

Oder haben die einfach keinen Bock, weil diese Aussage stimmt?:

“Es ist traurig, dass die Engstirnigkeit auf Seiten der Kunst meist noch größer ist als die der Wissenschaft. Künstler rühmen sich manchmal kokett, von Mathematik und Physik nichts zu verstehen. Es gibt natürlich auch Naturwissenschafter, die Shakespeare nicht gelesen haben – aber sie sind wenigstens nicht stolz darauf.

Beide Seiten müssen sich anstrengen, diesen Graben zu überbrücken. Die Bringschuld auf Seiten der Geisteswissenschaft und der Kunst ist heute aber größer als auf Seiten der Naturwissenschaften.”

Das sagt Gottfried Schatz, emeritierte Professor der Universität Basel. Er wurde am Samstag für seine Vermittlerrolle zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, mit dem Europäischen Wissenschafts-Kulturpreis der Kulturstiftung Pro Europa ausgezeichnet.

Ich habe bis heute keinen Shakespear gelesen, und denke immer wieder mal: “Man, müsste ich wirklich mal tun. Da habe ich ein Defizit.” Aber ob jemand aus dem Bereich Geistes-/Sozial-/Kulturwissenschaft denselben Gedanken hat, wenn er das Wort Mitochondrium hört und nicht weiß, was es ist?

Der Witz ist: Sein Körper ist voll davon.

Das Zitat stamm aus diesem Interview. Kam drauf via.

Kommentare (53)

  1. #1 Christian W
    31. August 2009

    Das ist ein altes Problem, dem sich auch vor 10 Jahren schon Dietrich Schwanitz (“Bildung. Alles was man wissen muß”, finde ich nach wie vor empfehlenswert) angenommen hat. Er schreibt dazu sehr richtig (sinngemäß, nach Feierabend schaue ich nochmal nach dem Wortlaut): Wer bei einem gesellschaftlichen Treffen van Gogh für einen niederländischen Mittelstürmer hält oder nicht auf Anhieb mindestens einen Shakespeare-Titel parat hat, gilt als ungebildeter Klotz und macht sich unmöglich. Wer dagegen den 2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht kennt, braucht sich keinerlei Sorgen zu machen, nahezu jeder andere wird freimütig einräumen, auch nichts davon zu verstehen und dass das ja auch überhaupt nicht notwendig sei. Oft ruft man mit einer kurzen korrekten Erklärung desselben sogar dieselbe Wirkung hervor wie mit dem Nicht-Kennen van Goghs und Shakespeares Werken.

    Naturwissenschaftliches Wissen zählt kurioserweise nicht zur Bildung, es existiert eine Trennung zwischen Geistes-/Kulturwissenschaften und den Naturwissenschaften, wobei Erstere absurderweise eine soziale Muss-Rolle haben, Letztere aber bloß als Spezialistenwissen gelten und oft noch nicht einmal als nice-to-have betrachtet werden.
    Ja, ich werde nachher das betreffende Kapitel nochmal nachlesen. Dort werden nämlich sehr schön die Zusammenhänge zwischen der Wertigkeit der Naturwissenschaften in der Schule, der oben genannten Zweiteilung der Wissenschaften an sich und die auch daraus resultierende latente (Natur-)Wissenschaftsfeindlichkeit unserer Zeit aufgezeigt.

  2. #2 Marcus Anhäuser
    31. August 2009

    @ Christian W.
    klar, das ist ein altes Problem. Schwanitz habe ich hier auch rumstehen (und gelesen). Hat sich seitdem irgendwas geändert? Das ist dann wohl die richtige Frage.

    Ich muss gestehen: Ich habe aus dem Affekt heraus auch zwei Themen in einem vermengt: Das Kokettieren mit der naturwissenschaftlichen Unkenntnis einerseits, und dem Problem, dass die Kultur/Geisteswissenschaften offenbar kein schlechtes Gewissen haben, dass sie dazu drängt, irgendwas zu erklären.

  3. #3 Christian W
    31. August 2009

    @Marcus
    Das wollte ich ja zum Ausdruck bringen: Das Problem ist längst erkannt, es fehlen aber offenbar die Lösungswege und/oder der Wille, es zu ändern. Wie soll man einer Gesellschaft, die seit ihrer Entstehung Goethe über Leibnitz zu stellen, Bach höher zu schätzen als Planck und sogar Einstein nur zu verehren gelernt hat, weil der ein Exzentriker, ein liebenswerter Spinner und Medienstar war, nicht wegen seiner bombastischen Leistungen, beibringen, die Naturwissenschaften genauso zu schätzen wie die Kulturwissenschaften?
    Einfach mehr Biologie und Physik im Schulunterricht bringt überhaupt nichts und per Gesetz bringt man auch keinen Erwachsenen dazu, erlernte/vererbte/anerzogene Wertschätzung/Geringschätzung zu ändern. Ich habe darauf jedenfalls keine Antwort.

    Ich glaube übrigens gar nicht, dass eine unzulässige Vermengung von sozialverträglicher naturwissenschaftlicher Unbildung und mangelnden Verspürens von Erklärungsnotstand vorliegt. Für mich offensichtlich: Gerade weil die Geistes-/Kulturwissenschaften mit größter Selbstverständlichkeit als Bestandteil der Allgemeinbildung gelten, müssen sie nicht permanent ihre Legitimität nachweisen. Anders herum: Wenn die Naturwissenschaften nicht so “unbeliebt” wären, hätten sie ebensowenig Erklärungspflicht wie die übrigen Wissenschaften.

  4. #4 Stefan Jacobasch
    31. August 2009

    Wenn ich an mein Geschichtsstudium zurückdenke, dann gab es tatsächlich einige Naturwissenschaftler und angehende Ingenieure, die sich in einige unserer Kurse verlaufen hatten. Die nahmen die Empfehlung ernst, man müsse während des Studiums auch etwas Fachfremdes gehört haben. Umgekehrt ist mir kein Fall bekannt, in dem sich ein Geisteswissenschaftler zu den Naturwissenschaftlern verirrt hätte. Aber gut, das ist jetzt auch schon über 15 Jahre her…

    Meinem Eindruck nach sitzen Geisteswissenschaftler im Elfenbeinturm, und zwar freiwillig. Ich mache das z.B. an den wenigen Pressemeldungen fest, die aus den geisteswissenschaftlichen Disziplinen kommen. Die Forscher aus diesen Bereichen publizieren immer noch bevorzugt auf Papier und ausschließlich für die Fachöffentlichkeit. Leider will sie auch niemand aus ihrem Turm rausholen, weil ein klitzekleines bißchen Shakespeare-Wissen ja völlig ausreicht, um mitreden zu können.

  5. #5 miesepeter3
    31. August 2009

    Um ein Bild zu mögen oder eine Kantate schön zu finden, muß man sich nicht anstrengen oder gar ein paar Semester der entsprechenden Disziplin studiert zu haben. Sehen und hören sind menschliche Grundfertigkeiten und passieren sozusagen von selbst. Den 2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht nur zu kennen, sondern auch zu mögen erfordert schon die eine oder andere eigene Anstrengung des Lernens auf diesem Gebiet. Naturwissenschaften ab einer bestimmten Wissensmenge erfordert eben eine lange Beschäftigung mit diesem Thema, z.B. ein Studium etc.pp. Nun können unsere Damen und Herren Wissenschaftler ja mal eine doppelverblindete Studie erstellen, was den Menschen wohl leichter fällt: etwas zu mögen, was keiner Erklärung bedarf oder eine mathemtische Formel, eine physikalische Theorie oder eine biologische Tatsache zu goutieren.
    Ich fürchte, man wird herausfinden, was man schon immer vermutete, Wissenschaft ist etwas, was man den Menschen beibringen muß, Schönheit zu empfinden nicht

  6. #6 Marcus Anhäuser
    31. August 2009

    Ich bin’s ja selbst schuld. Hab alles in einen Topf geworfen (auch wenn Christian W. sicher Recht hat, dass es zusammenhängt) und prompt kommentieren die Kommentatoren zu verschiedenen Aspekten (die aber ja auch zusammengehören). Also warum auch nicht? Das kann ja bunt werden.

    @miesepeter3
    Wenn es nur um Schönheit geht, da könnte ich dir noch zustimmen. Aber um die geht es in der Kunst schon lange nicht mehr, oder?

    Dem könnte man auch entgegnen: Geh mal in eine lange Nacht der Wissenschaft, da gibts ne Menge Wissenschaft einfach nur zum Gucken und Staunen, das wäre vielleicht ein Äquivalent zur “Schönheit” in der Kunst.

    Meine These zur Berichterstattung darüber: In den Wissenschaftsteilen wird häufiger versucht Wissenschaft zu vermitteln einer breiten Bevölkerung nahe zu bringen als Kunst und Kultur im Feuilleton.

    (jetzt geht alles durcheinander, Geisteswissenschaft, Kunst und Kultur, Aktive und Erforscher und die Vermittlung dessen, schwierig …)

  7. #7 miesepeter3
    31. August 2009

    @Marcus Anhäuser

    Du meine Güte, dieses Maß an Übereinstimmung, istj a fast langweilig. Ja, auch Wissenschaft kann “schön” sein, z.B. die bildliche Darstellung einer mathematischen Formel. Ich weiß im Moment nicht den Fachausdruck dafür, habe so etwas aber schon mehrfach gesehen. Das war einfach schön.
    Was in der Kunst “schön” ist, liegt wohl im Auge des Betrachters. Ich kann da in einigen Sachen auch nicht mehr mit. Aber Bilder von Hyronimus Bosch stellen schreckliche Dinge dar und sind trotzdem schön. Auch die 12 Ton Musik wird von einigen Menschen als schön empfunden. Über Geschmach läßt sich bekanntlich nicht streiten. Aber das ändert nichts am Problem. Um etwas schön zu finden, muß ich wenigstens wissen, ob es existiert. Und es ist auch mehr eine gefühlte Entscheidung als eine verstandesmäßige. Und da stößt die Wissenschaft an eine natürliche Grenze. Man kann sie nicht an sich schön finden, man muß sich eingehend mit ihr beschäftigen und die Anreize dazu müssen von den Wissenschaftlern kommen, meinetwegen auch über die Umwege durch Dritte, z.B. die Medien. Hawkins hat es ja vorgemacht. Sein Buch über das Universum war ewig ein Bestseller und es waren nicht nur Astronomen, die es gekauft haben.

  8. #8 Marcus Anhäuser
    31. August 2009

    @miesepeter3

    lassen wir Schönheit mal weg, da sind wir uns einig. aber es geht doch eigentlich immer darum darüber hinaus zu gehen. In der Wissenschaft wollen die Leute wissen warum, wir Wissenschaftsjournalisten versuchen es zu erklären. Aber ein aktuelles Theaterstück? Man müsste man doch auch mal kurz erklären, warum da so uns so aufgeführt wird (Regietheater usw.). Oder ein Pollock (action painting), den finden viele gar nicht schön (im ganz klassischen Sinne). Da hilft es viel, wenn man das kunsthistorisch eingeordnet bekommt, (das ist alles sehr zufällig aufgezählt). Aber mein Eindruck ist: Im Feuilleton wird da weniger basales erklärt als auf den Wissenschaftsseiten (vielleicht täusch ich mich). Und es scheint auch niemanden zu stören.

  9. #9 miesepeter3
    31. August 2009

    @Marcus Anhäuser

    die Erklärung eines Theaterstückes (Bild, Statue) durch einen fachlich Vorgebildeten
    kann das Verständniss dafür bei einem Laien hervorrufen oder vertiefen, das Schönheitsempfinden wird das nicht tangieren.
    In den Medien wird es wohl rein von der Anzahl her, mehr Kunstbeflissene oder Sachverständige geben, als Naturwissenschaftler. Dafür können aber die Medien nichts. Offensichtlich fühlen sich Wissenschaftler nicht in dem gleichen Maße vepflichtet, den tumben Toren zu erklären, was sie da so gerade machen.
    Das überläßt man dann den Wissenschaftsjournalisten und beschwert sich gekränkt, wenn deren Darstellung den Punkt nicht genau gertroffen habe. Es gibt sogar regelmäßig erscheinende Magazine, die versuchen, Wissenschaft auch den nicht entsprechend vorgebildeten Lesern zu vermitteln, z.B. PM, zum Teil die Sonderausgaben von Geo und auf englisch gibts noch`n paar. Aber offensichtlich nicht genug, um mit der Kunst wenigstens in der Masse schritthalten zu können.
    Da kann die Wissenschaft noch `ne Menge vom Handwerk lernen : Klappern!

  10. #10 Stefan
    31. August 2009

    Geisteswissenschaftler sind mindestens so desinteressiert an der Welt und den Naturwissenschaften, wie Naturwissenschaflter verrückte Weltzerstörer mit Laborkittelchen und wirrem, ergrautem Haar sind.

  11. #11 miesepeter3
    31. August 2009

    @Stefan

    Stimmt, es soll auch jede Menge Wissenschaftler mit wirren noch nicht grauen Haaren geben. Niemand hat behauptet, dass Wissenschaftler an der Welt desinteressiert sind. Fakt ist aber, dass es weniger Bemühungen um Öffentlichkeit in der Wissenschaft gibt, als in der Kunst. Das liegt möglicherweise auch daran, dass Künstler ohne Öffentlichkeit sich zuwenig bestätigt fühlen. Wissenschaftler sehen auch dann noch Sinn in ihrer Arbeit, wenn die Öffentlichkeit keine Notiz von ihnen nimmt.

  12. #12 Stefan
    31. August 2009

    Ich denke, das ist der Kern der Sache. Kunst ist immer eine Art von Kommunikation: der Künstler möchte etwas mitteilen und zeigen. Der Wissenschaftler dagegen möchte etwas verstehen. Ersteres benötigt zwingend einen Zuhörer, Zuseher, Empfänger. Letzteres funktioniert auch wunderbar ohne Publikum.

  13. #13 miesepeter3
    31. August 2009

    @Stefan

    Genau, damit hätten wir die Sache aufden Punkt gebracht.

  14. #14 Erich Feldmeier
    31. August 2009

    Ein altes, aber nach wie vor ungelöstes -und dringliches- Problem:
    https://ed.iiQii.de/gallery/Science-TheOnlyNews/PeterMedawar_wikipedia_org

    ‘Sozial und evolutionär belohnt’ wird zuallererst die Darstellung -dann erst, wenn überhaupt- der Inhalt…
    https://ed.iiQii.de/gallery/search.php?searchstring=cocktail

    ‘Belohnt’ wird Schubladendenken
    https://ed.iiQii.de/gallery/Science-TheOnlyNews/CarlFriedrichvonWeizsaecker_uni_frankfurt_de

    nicht: ‘Interdisziplinäre Komplexität’, die jedoch unumgänglich ist, um die jahrtausendealten bekannten Probleme UND praktisch alle wichtigen, globalen Probleme der Neuzeit im Kern, d.h. von der Ursache her lösen zu können, vgl. auch:
    https://ed.iiQii.de/gallery/Science-TheOnlyNews/JuergenMittelstrass_uni_konstanz_de

    innovative Grüße, EF

  15. #15 Erich Feldmeier
    31. August 2009

    Nachtrag:
    Wir sollten auch nicht immer wieder den vermeintlichen sog. Gegensatz zwischen Kultur und Wissenschaft betonen, sprich: Idealisten und Rationalisten…

    Wir sollten auf superordinate goals achten, zum unbestreitbaren Wohle aller und für den Humanismus:
    https://ed.iiQii.de/gallery/Science-TheOnlyNews/RobertProvine_edge_org

    Fiktive Pseudo-Wertschöpfung muss endlich der Vergangenheit angehören:
    https://ed.iiQii.de/gallery/ValueCreation/JackWelch_theautochannel_com

    und es sollte selbstverständlich der Forschungsetat (*Investition*) der nächsten Jahrzehnte eingefordert werden statt dessen Verschleuderung in Reparaturmechanismen und Konsum (‘*Ausgaben*)
    https://ed.iiQii.de/gallery/ValueCreation/garbage_dump_famvin_org

    Die elementaren Schwächen der kaufmännischen Innovation, betrieben durch Verwalter-Persönlichkeiten (sog. Technokraten, die perfekt sind im Verwalten von ‘Tabellen, Grafiken und Warmen Worten’ , also: völlig unabhängig vom Inhalt, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gunter_Dueck ) sind gerade jetzt in der Finanzkrise sehr schön zu beobachten.

    Innovative Grüße, EF

  16. #16 Geoman
    1. September 2009

    Gottfried Schatz, den ich als Wissensvermittler sehr schätze (manchmal bekommen auch die richtigen Leute die Preise), hat einmal gesagt:

    “Wissenschaft ist die Schwester des Witzes und des Kindes; wie diese versucht sie stets, alles in einem neuen Licht zu sehen und auf den Kopf zu stellen, um das Prickeln der Überraschung zu spüren. Weshalb sonst würden Kinder so gerne Worte verdrehen und einen Hut verkehrt aufsetzen?”

    Wenn ich demgegengüber sehe, mit welchem bitteren Bierernst (Fakten, Fakten und immer neue Fakten, ‘Überlegenheit und unhinterfragbare Nützlichkeit der wissenschaftlichen Methode’ etc.) hier in vielen Scienceblogs Wissenschaft und insbesondere Naturwissenschaft vermittelt und gegen sogenannte höchst gefährliche Pseudowissenschaft abgegrenzt wird, muss man sich nicht wundern, dass viele Leute glauben, die Wissenschaft sei nicht von dieser Welt.

  17. #17 Jörg Friedrich
    2. September 2009

    Hier ist in der Tat einiges in einem Atemzug genannt bei dessen Erwähnung man m.E. wenigstens zwischendurch einmal Luft holen sollte. Das beginnt schon damit, dass Naturwissenschaft auf der einen Seite und Kultur- und Gesiteswissenschaften gemeinsam mit Kunst auf der anderen Seite gesehen werden.

    Ich denke, dass die Thermodynamik aber (in ihrer Bekanntheit in der breiten Öffentlichkeit) gar nicht mit Shakespeares Werken, sondern mit einer Theorie des Dramas verglichen werden müsste. Eine Hamlet-Inszenierung bewundern wiederum wäre dann mit der interessierten Betrachtung einer Dampf-Lokomotive zu vergleichen. Führt man den Vergleich so, dann wird man möglicherweise zu dem Befund kommen, dass Thermodynamik und Dampf-Lok den Menschen weit bekannter sind als Dramen-Theorie und Hamlet.

    Vergleicht man Wissenschaft (zu der dann sowohl Natur- als auch Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften gehören) mit Kunst, dann fällt etwas ganz anderes auf: Wissenschaft wird von wenigen betrieben, die allenfalls darüber nachdenken, ihre Ergebnisse und Erkenntnisse zu vermitteln. Kunst wird nicht nur von Profis, sondern auch von Laien betrieben und es gibt zahlreiche Verflechtungen und Übergänge zwischen dem Profi- und dem Laien-Kunstbetrieb. Solche Übergänge gibt es in den Wissenschaften nur an ganz wenigen Stellen, die aber – wie in der Astronomie – zeigen, dass das auch hier möglich ist. Und das ist es, was der Wissenschaft fehlt.

  18. #18 Christian W
    2. September 2009

    Wissenschaft wird von wenigen betrieben, die allenfalls darüber nachdenken, ihre Ergebnisse und Erkenntnisse zu vermitteln. Kunst wird nicht nur von Profis, sondern auch von Laien betrieben und es gibt zahlreiche Verflechtungen und Übergänge zwischen dem Profi- und dem Laien-Kunstbetrieb.

    Ja ne is klaah. Wissenschaft wird von den wenigen Wissenschaftlern “betrieben”, Kunst dagegen von allen genutzt. So funktioniert unsere neue moderne Welt…

    Herr Friedrich, es ist schlimm genug, dass Sie die SB mit ihrem schwachsinnigen Anti-Science-Blog besudeln, da müssen Sie nicht auch noch wissenschaftliche Blogs beschmutzen. Wie kann hier ernsthaft so ein Unfug weiter toleriert werden?

  19. #19 Jörg Friedrich
    3. September 2009

    @Christian W.: Ich bin mir nicht sicher welchen Beitrag Sie mit Ihren Beleidigungen und Verdrehungen zum Inhalt der Diskussion leisten wollen. Die Frage, wie hier ernsthaft so ein Unfug weiter toleriert werden kann, fällt, so denke ich, auf Sie selbst zurück.

  20. #20 Sue
    3. September 2009

    ziemlich lang, hier, die Kette. ;-)
    Es wurde ein paarmal die Schweiz erwähnt im ZUsammenhang mit multilingualem Nationalstaat. In der Tat, es funktioniert. Alle Dialekte (und die gibts in allen 4 Nationalsprachen) “unterliegen” den geschriebenen Sprachen ihrer Mutterländer: (bezieht sich nun auf D, F, I). Das ist immerhin EINE Gemeinsamkeit. Die Deutschschweizer können kein “deutsches” Deutsch, Die Welschen kein “französisches” Franz, die Tessiner kein “italienisches” Italienisch. Wir müssen uns trotzdem bewegen, schreiben trotzdem, werden immerwieder daran erinnert, das wir keine tolle geschriebene Sprache können, sei es dass man wegen einer Satzstellung von aussen belächelt wird, oder dass man sich innerlich selbst über geringen Wortschatz ärgert.
    HEi,und dabei ist die Schweiz ist bloss halb so gross wie Bayern!
    Wir können alle in 60min Autofahrt ausser Landes sein, bzw in einem anderssprachigen Landesteil. WIr können das nicht ändern, und merken, dass es gar nicht “schlimm” ist. In der Vortellung sind die Unterschiede grösser als in Wirklichkeit.
    DAS sollte mal vermehrt gerlehrt und gelernt weden…
    Die Willensnation Schweiz funktioniert, in der Regierung versteht man sich auch, (Dolmetscher brauchen auch Jobs). Wenn man das nun kurz übersetzt auf Europa: Wenn Europa als eine Willensnation und nicht Kulturnation verstanden würde, sollte es doch gehen?! Nach dem Motto: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg?

  21. #21 Marcus Anhäuser
    3. September 2009

    @Christian W.
    also ich finde Jörgs Kommentar eigentlich in Ordnung. Er versucht ein bisschen zu sortieren. Wie Du auf “genutzt” kommst und das in Gegensatz zu “betrieben” setzt verstehe ich zum Beispiel nicht in deinem Kommentar. ich habe das anders verstanden.

    Und was den zweiten Absatz deines Kommentars betrifft, finde ich, hast Du dich imTon vergriffen. Ich freue mich über jeden deiner Kommentare, aber in diesem Fall finde ich ihn fehl am Platz. Die Probleme mit Jörg Friedrich müsstest Du auf seinem Blog klären.

    @ Jörg
    danke für’s Sortieren.
    Kunst sollte man sicher getrennt betrachten und sich ansehen, wie die Feuilleton-Journalisten diese “erklären”.

    Ich denke, dass die Thermodynamik aber (in ihrer Bekanntheit in der breiten Öffentlichkeit) gar nicht mit Shakespeares Werken, sondern mit einer Theorie des Dramas verglichen werden müsste. Eine Hamlet-Inszenierung bewundern wiederum wäre dann mit der interessierten Betrachtung einer Dampf-Lokomotive zu vergleichen. Führt man den Vergleich so, dann wird man möglicherweise zu dem Befund kommen, dass Thermodynamik und Dampf-Lok den Menschen weit bekannter sind als Dramen-Theorie und Hamlet.

    Jo, obwohl ich bei Thermodynamik meine Zweifel habe.

    Solche Übergänge gibt es in den Wissenschaften nur an ganz wenigen Stellen…
    Du meinst, es gibt mehr Laienspielgruppen und Amateurmaler als Hobbyastronomen, Käfersammler und Hobbygeologen?

    Selbst wenn, ist mir nicht klar, was das für ein Problem sein soll hinsichtlich des Punktes “Vermittlung/Erklärung von Kultur”?

  22. #22 beka
    3. September 2009

    @Christian W

    Ich halte eher Ihre Geschmacklosigkeiten für schwachsinnig. Vielleicht könnte man der ScienceBlogs Europa Glam Media GmbH als Betreiber verklikkern, dass derartige Pöbeleien und Schikaniererei gegenüber Jörg F. durchaus auch als geschäftsschädigend angesehen werden können. Damit solche Verbalattacken endlich unterbunden werden.

  23. #23 Marcus Anhäuser
    3. September 2009

    okay, damit hat Christian W. es jetzt auch noch einmal von anderer Seite gehört. Damit aber auch genug. Wenn ihr persönlich werden wollt (gemeint sind alle), geht woanders spielen. Konzentration.

    Wie war das Thema? Ich bring es jetzt mal auf den Punkt.

    These: Die Vermittlung der Naturwissenschaft wird inzwischen mit mehr Aufwand betrieben als die Vermittlung der Geisteswissenschaft (Sozialwissenschaft lass ich jetzt mal raus). Ich glaube das Problem gibt es auch für die Kunst- und Kulturwissenschaften. Nachtrag: Und ich glaube auch für die Vermittlung von Kunst.

    Um es auf einen Nenner zu bringen: Ich glaube inzwischen kann man die Wissenschaftseiten der Zeitungen leichter verstehen als die der Feuilletonseiten?

  24. #24 Jörg Friedrich
    3. September 2009

    Wenn die Menschen etwas selbst tun, und sei es nur als Laien, dann sind sie auch an den Theorien eher interessiert. Viele Menschen besuchen Schreibwerkstätten wo sie lernen, wie ein Roman “funktioniert” – weil sie selbst einen schreiben wollen. Oder sie laufen in die Volkshochschulen in Akt-Mal-und Portrait-Zeichen-Kurse um etwas über Perspektive und Licht zu erfahren, weil sie selbst malen wollen. Und aus dieser Sicht können sie sich dann auch fundierter mit der “großen” der professionellen Kunst beschäftigen.

    In den populärwissenschaftlichen Kursen und Büchern wird aber, so ist mein Eindruck, vor allem Wissen vermittelt und keine Anleitung zum Selber-Machen gegeben. das ist auch schon in der Schule so. Wissenschaft, das ist etwas, was entfernte Leute mit langer Ausbildung tun während ich nur zusehen und staunen kann. Dadurch erlahmt möglicherweise das Interesse an detaillierter Auseinandersetzung und Unterscheidung z.B. zwischen Wissenschaft und Para-Wissenschaft. Aber das muss nicht so bleiben.

    Ich glaube, die Astronomie ist ein schönes Beispiel, weil es da tatsächlich schon so ähnlich funktioniert wie in der Kunst. Letztens berichtete Ludmila Carone davon, dass ein Amateur-Astronom als erster einen Fleck auf der Venus beobachtet hat. Auch hier sind also die Übergänge zwischen Profis und Amateuren fließend. Das muss doch auch in anderen Wissenschaften möglich sein. Die Tatsache, dass übers Internet immer mehr Informationen für jeden zur Verfügung stehen, könnte das unterstützen. Und dann wächst auch das Interesse an der wahren Wissenschaft, auch am zweiten Hauptsatz der Thermodynamik.

  25. #25 Marcus Anhäuser
    3. September 2009

    Das muss doch auch in anderen Wissenschaften möglich sein.

    Ist es doch. Wie gesagt: Käfersammler kennen sich in der Regel auch mit der Taxonomie u.ä. aus. Hobbygeologen können mir Dinge über die die geologischen Zeiten der Erde erzählen, von denen ich nie gehört habe usw. Und die Leute sind oft ziemlich fit, wenn es um die Theorien dahinter geht. Aber da können wir jetzt lange diskutieren.

    Was liest du denn häufiger: den Feuilletonteil oder die Wissenschaftsseite? Oder anders: Wo passiert es dir öfter, dass Du das Gefühl hast: Puh, verstehe ich nicht. Der Journalist setzt zu viel voraus? Mir geht das im Feuilleton regelmäßig so.

  26. #26 Andrea N.D.
    3. September 2009

    Ich denke, dass die letzten Beiträge darunter leiden, dass jeder von seinem Erfahrungsschatz ausgeht. Jörg Friedrich hatte wohl mehr mit und um Kunst zu tun und Marcus Anhäuser mehr mit wissenschaft. Verallgemeinerbar ist beides nicht, sondern es sind bloße Vermutungen, die wir gegenüberstellen können.

  27. #27 Marcus Anhäuser
    3. September 2009

    @Andrea N.D
    das ist was dran, geisterte mir während des Schreibens schon durch den Kopf.

    Aber wie geht es dir denn mit den jeweiligen Ressorts? (und welchen Hintergrund hast Du?)

  28. #28 Jörg Friedrich
    3. September 2009

    @Marcus Anhäuser: Ich muss gestehen, dass ich sowohl das Feuilleton als auch die Wissenschaftsseiten (der FAZ) lese und verstehe. Allerdings gibt es das Feuilleton jeden Tag, den Wissenschaftsteil nur einmal pro Woche – auch das ist bedenkenswert. Deshalb habe ich zusätzlich nature abonniert.

    Aber vielleicht ist es richtig und es gibt auch in der Wissenschaft diese Übergänge wie in der Kunst. Es ist öffentlich nur weniger wahrnehmbar, weil, wie oben gesagt wurde, Kunst immer Publikum braucht (und hat) während Wissenschaft ohne Publikum betrieben werden kann. Das gilt nicht nur für die Profis sondern auch für die Amateure.

    In meiner Regionalpresse wird fast täglich über Hobby-Maler(innen) berichtet, über Hobby-Biologen kaum. Wäre vielleich mal eine Anregung.

    @Andrea N.D.: Auch bloße Vermutungen einander gegenüberzustellen kann doch erhellend sein und die Erkenntnis beflügeln.

  29. #29 Geoman
    4. September 2009

    Von dem Zoologen Michael Schmitt gibt es einen lesenswerten Artikel zu dem Thema “Wissenschaft und Laien”. Er lautet “SCIENTIA AMABILIS – Wissenschaft zum Zeitvertreib”:

    https://www.zfmk.de/web/Forschung/Abteilungen/Entomologie/Coleoptera/PDFs/theo45_scientia_amabilis.pdf

    Er zeigt u. a., dass es in der Wissenschaft sicherlich ebensoviele Übergänge vom
    Amateur- zum Profibetrieb wie in der Kunst gibt. In manchen Bereichen wie etwa in der Taxonomie von wenig beachteten oder auch attraktiven Arten sind Laienwissenschaftler sogar unverzichtbarer Bestandteil der Forschungsfront. Nachfolgend ein kurzer informativer Auszug aus dem Artikel:

    “Amateure in der Wissenschaft sind nicht gleichmäßig über alle Zweige derselben gestreut. Das nimmt nielli Wunder, wo doch „moderne” Wissenschaft riesige Summen Geldes verschlingt und ohne eine aufwendige Infrastruktur mit Räumen, Apparaten und Personal gar nicht zu betreiben ist. Amateure beschäftigen sich daher raditionsgemäß mit traditioneilen Zweigen der Wissenschaft, wenden weniger komplizierte Techniken an, neigen eher zum Sammeln und Beschreiben als zum Experimentieren und Analysieren. Das bedeutet nicht, daß sie nicht auch bedeutende Geldbeträge investieren würden. Vielen ist ihr Steckenpferd teurer als dem deutschen Bundesbügertum sein Automobil. Nichtsdestoweniger wird Amateurwissenschaft vorwiegend im häuslichen Rahmen praktiziert. Nur die Betuchtesten – das heißt: die allerwenigsten – können sieh ein eigenes Laboratorium, eine eigene Sternwarte, ein eigenes Museum oder ein eigenes Institut leisten. Wer darüberhinaus eine eigene Zeitschrift finanzieren kann, in der nach Möglichkeil nicht nur man selbst publiziert, ist auf der Stufenleiter zum Amateur-Himmel bis ganz oben gelangt.”

    Ich erlaube mir an dieser Stelle die Bemerkung, dass ich neben professioneller Wissenschaft (peer-reviewte Artikel) auch schon reichlich “Amateurwissenschaft” oder “Scientia Amabilis” betrieben habe, z. B. in dem ich ein apokryphisches Buch über die nacheiszeitliche mitteleuropäische Waldgeschichte geschrieben habe.

  30. #30 Jörg Friedrich
    4. September 2009

    @Geoman: Danke für den Link. Interessant und erfreulich, auch wenn der Text ja auch Problemseiten in der Kommunikation zwischen Amateuren und Profis zeigt. Aber wo gibt es die nicht, wenn Menschen aufeinandertreffen.

  31. #31 Andrea N.D.
    4. September 2009

    @Jörg Friedrich: Mein Kommentar war nicht wertend gemeint.

    @Marcus Anhäuser:
    Mein Hintergrund ist ausschließlich geisteswissenschaftlich. Trotzdem oder gerade deshalb kann ich nur die Aussagen Deines Artikels untersstreichen: Besonders schön, z.B. das hier:
    “Wäre es nicht längst mal an der Zeit, dass die Kultur- und Geisteswissenschaften das auch machen? Oder gibt’s das schon? ”
    Der berühmte Elfenbeinturm der Geisteswissenschaften kommt ja nicht von ungefähr. Erstaunlicherweise wird bei der Wissensvermittlung der Naturwissenschaften viel mehr getan, deshalb ist der Output auch viel größer. Ich würde nicht mit Jörg Friredrich alles, was “-wissenschaft” hat, in einen Topf werfen und der Kunst gegenüberstellen. Schatz hat Kunst und Geisteswissenschaften vermengt, insofern war die Differenzierung Wissenschaften – Kunst (was wird hier unter “Kunst” verstanden? und von “Hobbywissenschaftlern” abgegrenzt?) zwar notwendig und richtig, aber auch die Wissenschaften in sich müssen differenziert werden, da gerade in der Wissensvermittlung große Unterschiede bestehen. Wissenschaftler, wie z.B. Precht, werden von den Elfenbeinturmbewohnern immer ein bisschen belächelt, wenn sie verständliche Bücher und/oder für die Allgemeinheit schreiben und es wird dringend Zeit, dass ihnen diese Überheblichkeit abgewöhnt wird. Für was soll der Elfenbeinturm sonst gut sein? Und warum gibt es beispielsweise keinen Philosophiejournalismus? Oder eine Ebene über den Philosophen, die diese kritisch reflektiert? Geisteswissenschaftler meinen für sich zu sprechen, über alle Kritik erhaben und sind deshalb personenbezogen und nicht sachbezogen. Das stellt einen großen Unterschied zu den Naturwissenschaften dar.

    Für die Naturwissenschaften habe ich diesen Eindruck im Gegenteil zu Jörg Friedrich ganz und gar nicht. Ob man diese Meinung an dem Parameter “Selbermachen” festmachen kann, der dann wieder mit Kunst vermischt wird, bezweifle ich.

    Eigentlich diskutiere ich aber ungern mit gewissen Kommentatoren und Jörg Friedrich auf einem Forum, weil vermutlich die persönlichen Angriffe nicht lange auf sich warten lassen, wenn man es wagt, Jörg Friedrich zu widersprechen. Aber ich wollte Deinen direkten Kommentar an mich nicht unbeantwortet lassen.

  32. #32 Florian Freistetter
    4. September 2009

    Kann es sein, dass das ein Problem des deutschen Sprachraums ist, weil wir hier so viele Disziplinen als “Wissenschaft” bezeichnen? Auf englisch ist ja mit “science” nur Naturwissenschaft gemeint, der Rest fällt unter “Arts and Humanities”.

  33. #33 Christian W
    4. September 2009

    Ich möchte noch einmal auf meinen Kommentar vom 02.09. zurückkommen. Ja, ich habe dort einen völlig unpassenden Ton angeschlagen, bin verbal entgleist. Das war unnötig und es tut mir leid.
    Jedoch wurde keineswegs wie irrigerweise behauptet Herr Friedrich von mir beleidigt. Ich habe ausschließlich sein Blog, die dort eingestellten Einträge und seinen hier verfassten Kommentar angegriffen. Wie oben eingeräumt, in absolut falscher Form, für die ich um Entschuldigung bitte, inhaltlich dennoch berechtigt.

    Herr Friedrich betreibt bei den Scienceblogs einen Blog, der schon bei “Über das Blog” beginnt, Irrtümer und Fehlschlüsse über “Wissenschaft” zu verbreiten und auf dieser Grundlage dann fortgesetzt die wissenschaftliche Methode überaus fehlerhaft darstellt und angreift. Obschon Herrn Friedrich dutzende Male seine Fehler aufgezeigt und erklärt wurden, weigert er sich, diese zu berücksichtigen und in Zukunft zu vermeiden – verfasst stattdessen immer neue Einträge, die nur immer weiter den Eindruck verfestigen, dass er mangels Hintergrundwissen überhaupt nicht in der Lage ist, das von ihm für sein Blog gesetzte Ziel – “die Wissenschaft” kritisch zu begleiten und zu unterstützen, indem er sie aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet – zu erreichen. Das ist der Grund, weshalb ich danach frage, wie so etwas auf einer Plattform wie den Scienceblogs toleriert werden kann.
    Zu diesem Thema nun hat er Friedrich wieder eines seiner Irrtümer beigetragen – er gesteht der Kunst zu, von vielen Leuten selbst betrieben zu werden und versucht dadurch, eine mangelnde Bereitschaft/Notwendigkeit der Kunst- und Kulturwissenschaften zu begründen, sich selbst im Gegensatz zu Naturwissenschaften öffentlich zu erklären. Das ist nun einmal ganz großer Unsinn, denn genauso könnte man auch erklären, da ja jeder Mensch alle möglichen elektronischen Geräte selbst auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen, braucht die Physik im Bereich Elektrotechnik “ihre Ergebnisse und Erkenntnisse [nicht] zu vermitteln” (Zitat Jörg Friedrich, Einschub in eckigen Klammern von mir).
    Darüber hinaus wird von ihm schon wieder der völlig surreale Eindruck erweckt, Kunst et.al. seien nützlich, Wissenschaft (ein besonderes Problem stellt für ihn anscheinend die Grundlagenforschung dar) dagegen nicht, was eben nicht nur offenkundiger Blödsinn ist, sondern auch der Gipfel der Absurdität, wenn auf einer Plattform im WWW wie den SB per Keyboard und Rechner geschrieben.

    Darum ging es mir und auch wenn die Form unter aller Kanone war, stehe ich weiterhin zum Inhalt. Ich halte nichts von vielen Behauptungen in Herrn Friedrichs Blog und finde es skandalös, dass bei den SB jemand derart tendenziöse Einträge mit so wenig Verständnis für wissenschaftliches Arbeiten bis hin zu offen wissenschaftsfeindlichen Animositäten einstellen darf und dann selbst nicht davor zurückschreckt, in Nachbarblogs mehr oder weniger offen seine unwissenschaftlichen Vorurteile zur Schau zu stellen. Ich lese die meiste Zeit nur mit, Einträge und Kommentare, aber sogar mich stört schon der Gedanke daran, dass Herr Friedrich seine falschen Klischees und Behauptungen hier verbreitet. Warum ist die Empörung seiner Blogger-Kollegen nicht mindestens ebenso groß? Herr Friedrich ist der Meinung, dass das was die meisten von ihnen beruflich tun, weniger nützlich ist als bspw. Rezeptionstheorie oder Harmonielehre! Denn es geht ja hier nicht um Musik-/Theaterstücke versus Computerprogramme/Radiogeräte, sondern um Kultur-/Geistes- versus Naturwissenschaften. Stört das wirklich so gut wie keinen der SB-Berufs(natur)wissenschaftler?

  34. #34 Marcus Anhäuser
    4. September 2009

    @Florian
    yep.
    Deswegen: Lasst uns auf das Feuilleton und die Wissenschaftsseiten konzentrieren (außer bei der FAZ sind die Welten schön sauber getrennt).
    Liest Du das Feuilleton? Oder anders: Wenn Du es liest, passiert es dir da nicht auch öfter, dass Du denkst: “Verstehe ich jetzt nicht, kann der Journalist das nicht mal richtig erklären, der setzt zu viel voraus?”

    @Andrea N.D.
    Wenn die hier persönlich werden, werde ich zum Hausmeister …

  35. #35 Florian Freistetter
    4. September 2009

    @Marcus Anhäuser: Hmm – ne, das Feuilleton les ich ziemlich selten. Bzw. meistens nur dann, wenn es um Litertur geht – da versteh ich auch das meiste. Aber da gehts ja nur um Bücher ;)

  36. #36 Jörg Friedrich
    4. September 2009

    @Florian Freistetter

    Auf englisch ist ja mit “science” nur Naturwissenschaft gemeint, der Rest fällt unter “Arts and Humanities”.

    Das wird man möglicherweise an der Social Science Division der University of Oxford oder im Bereich “Culture and Society” von HarvardScience anders sehen.

    @Andrea N.D.: (Ich hatte das auch nicht wertend verstanden) Ich sehe diesen “Elfenbeinturm der Geisteswissenschaften” nicht. Im Gegenteil. Gerade z.B. im Feuilleton von FAZ und Süddeutscher Zeitung findet man häufig Artikel, die von Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftlern selbst geschrieben sind, während auf den Seiten der Naturwissenschaften fast ausschließlich Wissenschaftsjournalisten über Wissenschaft schreiben, was sicherlich auch sinnvoll ist. Ich glaube nicht, dass da eine Fraktion von Wissenschaftlern mehr für die vermittlung ihrer Erkenntnisse tut als die andere.

  37. #37 Andrea N.D.
    4. September 2009

    @Florian Freistetter:
    Das Problem mit Science sehe ich hier nicht, da wir uns ja bemühen immer Geistes-/Naturwissenschaften etc. zu sagen. Diskutieren könnte man natürlich darüber, inwiefern die Geisteswissenschaften überhaupt “Wissenschaften” sind, aber das wurde bestimmt schon andernorts erledigt.

    @Jörg Friedrich:
    In diesem Zusammenhang verstehe ich den zweiten Link nicht.
    Oxford sagt folgendes
    https://www.askoxford.com/concise_oed/science?view=uk
    Vermutlich gewinnt die zweite “Übersetzungsauslegung” wirklich an Bedeutung. Für den ursprünglichen Begriff hat Florian jedoch recht und dies ist auch im Sprachgebrauch üblich.
    Es können noch so viele Geisteswissenschaftler in Feuilletons publizieren – wenn es keine Reflexion darüber gibt, kann ich das nicht ernst nehmen. Das erinnert an unseren Literaturpapst, der über weite Strecken für Kritik unerreichbar war. Das ist altertümlich. Vielleicht können die Geisteswissenschaften auch so schlecht kritisiert werden, weil sie oftmals unwissenschaftlich betrieben werden. Wer sich gegen klare Definitionen, begriffliche Erläuterungen oder Struktur sperrt und mit “beflügelnden Vermutungen” arbeitet, über dessen Werke kann man schlecht diskutieren.
    Interessant ist dabei auch, dass die Geisteswissenschaften als Themenbereich durchaus die Naturwissenschaften haben können und sich über diese als Reflexionsebene stellen, während eine Reflexionsebene über das eigene Tun vehement abgelehnt wird. So bleibt eine Debatte zwangsläufig sehr einseitig.

  38. #38 Jörg Friedrich
    4. September 2009

    askoxford.com – das ist ja auch ein tolles Portal. Danke für den Link.

    Gibt es irgendeine Studie oder wenigstens Beispiele, bei denen man sehen kann, dass Geisteswissenschaftler eine Reflexion über ihr Tun vehement ablehnen? Und dass sie in dieser Ablehnung vehementer sind als jeder andere Mensch, über dessen Tun reflektiert wird?

    Aber ich möchte noch einmal auf das Ausgangs-Post zurückkommen. Die Frage, die Marcus gestellt hat, war ja, ob Naturwissenschaftler eine größere Verantwortung dafür spüren, ihre Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen als andere (wobei diese anderen sein können: Sozialwissenschaftler, Kulturwissenschaftler, Geisteswissenschaftler, Kunstwissenschaftler und Künstler). Meine Antwort wäre: Da muss man unterscheiden. Ich kenne viele populärwissenschaftliche Darstellungen z.B. über historische Themen, und wenn ich z.B. an den Medien-Hype über die Venus vom Hohle Fels denke, da haben die Archäologen fleißig Wissensvermittlung betrieben.

    Auch den Kunstwissenschaftlern ist eigentlich kein Vorwurf zu machen. Die Museen sind voll von ihnen, sie erläutern dem Publikum die Werke, zeigen zeitgeschichtliche Zusammenhänge auf usw.

    Die einzige Ausnahme sehe ich bei den Künstlern selbst – Auch hier ist aber kein Vorwurf zu machen, denn ihre Art, ihre Gedanken und ihre Weltsicht mitzuteilen, ist das Kunstwerk.

    Die andere Frage war, ob sich Künstler im gleichen Maße für Naturwissenschaften interessieren (und interessieren sollten) wie umgekehrt die Naturwissenschaftler sich für Kunst interessieren (das ist das, was Gottfried Schatz behauptet). Leider gibt Schatz hier keine überprüfbaren Quellen an, man hat den Eindruck, dass die zitierte Meinung eher seiner ganz persönlichen Erfahrung entspricht. Meine Erfahrung ist, dass es etwa ebensoviele Kunstverächter unter den Naturwissenschaftlern gibt wie Wissenschaftsfeinde unter den Künstlern, umgekehrt hält sich die Zahl der Kunstverliebten Wissenschaftler mit der der wissenschaftsbegeisterten Künstler wohl ebenfalls die Waage. Aber auch das ist nur ein persönlicher Eindruck.

    Auch in der breiten Bevölkerung scheint mir das Interesse für Kunst und Wissenschaft etwa gleich verteilt: Die Science-Center, Zoos und Planetarien haben wohl kaum weniger Zulauf als die Kunstmuseen und Theater.

    Zuammengefasst: Ich sehe das Problem nicht, das Marcus hier darstellt.

  39. #39 Marcus Anhäuser
    4. September 2009

    @ Christian W.
    danke für deine Replik und dein Einsehen, was den Ton deines Kommentars angeht. Und danke, dass du das hier nochmal klar stellst.

    Nur kurz zu Jörg Friedrich (und damit auch genug des Persönlichen):

    Herr Friedrich ist der Meinung, dass das was die meisten von ihnen beruflich tun, weniger nützlich ist als bspw. Rezeptionstheorie oder Harmonielehre!

    Denn Eindruck habe ich nicht wirklich bekommen, habe seine Bleiträge aber zu wenig verfolgt. Aber selbst wenn: Wenn das seine Meinung ist, soll er sie ruhig haben. Das hält SB glaube ich locker aus.

    Denn es geht ja hier nicht um Musik-/Theaterstücke versus Computerprogramme/Radiogeräte, sondern um Kultur-/Geistes- versus Naturwissenschaften. Stört das wirklich so gut wie keinen der SB-Berufs(natur)wissenschaftler?

    So wie ich das mit bekommen habe, haben sich einige anfangs daran abgekämpft, und lassen ihn jetzt machen. Von daher stört es inzwischen keinen mehr so sehr, scheint mir.

    Wie gesagt: Lasst uns nicht über andere Personen streiten, dass kann man persönlich auf deren Blog tun.

    Ab sofort bitte nur noch Kommentare zum Thema. Und ansonsten hoffe ich, ich habe dich jetzt nicht zu sehr vor den Kopf gestoßen, wäre schade, um deine lesenswerten Kommentare.

  40. #40 Marcus Anhäuser
    4. September 2009

    @Jörg Friedrich

    Zuammengefasst: Ich sehe das Problem nicht, das Marcus hier darstellt.

    Na dann ist ja gut ;-)

    Problem (Andrea N.D. sagte es schon): Wir haben keine Daten. Also bleibts anekdotisch.

    Wir müssten anfangen, (wenn ich mich auf die Zeitungsseiten konzentriere) Beispiele zu sammeln. Mir fällt ein, dass ich zum Beispiel immer wieder anfange Kritiken zu Theater- und Opernaufführungen oder Kunstausstellungen zu lesen und aussteige, weil ich das Gefühl habe: “Er denkt, ich weiß das alles und erklärt deshalb nichts.”

    Das ärgert mich. Ich habe natürlich jetzt gerade kein Beispiel. Von daher muss ich jetzt sowieso erstmal unterbrechen – die Arbeit ruft.

  41. #41 Andrea N.D.
    4. September 2009

    @Jörg Friedrich:
    Das Problem ist, dass den Geisteswissenschaften die Reflexionsebene fehlt, die bei den Naturwissenschaften beispielsweise erstens durch den Wissenschaftsjournalismus und zweitens durch die Kritik am Wissenschaftsjournalismus gegeben ist. Dies ist nur möglich, weil ein grundlegendes Verständnis darüber besteht, was (Natur)Wissenschaft ist und wie sie in der Regel funktioniert (wenn ich es einmal so flapsig ausdrücken darf).
    All das fehlt den Geisteswissenschaften. Es mag durchaus sein, und dafür haben Sie Beispiele gebracht, dass Kulturwissenschaften, Kunstwissenschaften und Sozialwissenschaften gut vermittelt werden, weil sie in der Öffentlichkeit oder im öffentlichen Interesse stehen. Die Geisteswissenschaften (Literatur, Geschichte (außer punktuelle Ausnahmen, wie z.B. immer wieder die Weltkriege), Philosophie etc.) werden dies nicht.

    “Gibt es irgendeine Studie oder wenigstens Beispiele, bei denen man sehen kann, dass Geisteswissenschaftler eine Reflexion über ihr Tun vehement ablehnen? Und dass sie in dieser Ablehnung vehementer sind als jeder andere Mensch, über dessen Tun reflektiert wird?” Ein Beispiel kenne ich: Arte-Fakten. Aber das ist nicht der Punkt. Geisteswissenschaftler machen oft durch “unwissenschaftliches” Arbeiten (nicht wertend gemeint, sondern die Methode) eine Reflexion unmöglich – einerseits. Andererseits gehen sie so wissenschaftlich (ebenfalls nicht wertend gemeint) vor, dass niemand mehr nachvollziehen kann, für wen (wenn nicht für den Elfenbeinturm) ihre Wälzer eigentlich geschrieben sein sollen. Hier wäre für beide Fälle eine Vermittlerfunktion, wie der Wissenschaftsjournalismus, notwendig.

  42. #42 Jörg Friedrich
    4. September 2009

    @Andrea N.D.
    Aber es gibt doch die wissenschaftjournalistische Kritik der Geistes- und Sozialwissenschaften ebenso wie eine aktive Wissenschaftsphilosophie der Geisteswissenschaften und der Kultur- und Kunstwissenschaften. Die Wissenschaftseiten der Zeitungen enthalten weit mehr kritische Beiträge über Geistes- und Sozialwissenschaftliche Werke und Tagungen als über Naturwissenschaften. Schauen Sie einfach einmal auf faz.net unter Wissen und unter Feuilleton, da werden Sie viel kritische Reflexion der Geisteswissenschaften finden aber kaum Kritisches über Naturwissenschaft.

    Ich glaube übrigens, dass wir in einem ganz wesentlichen Punkt völlig unterschiedlicher Meinung sind: Sie meinen offenbar, Kritik oder Reflexion stelle sich grundsätzlich über den, der da reflektiert oder kritisiert wird. Ich denke aber, Reflexion und Kritik finden auf gleicher Augenhöhe statt und der Kritiker glaubt grundsätzlich nicht, mehr zu wissen oder den besseren Überblick zu haben, als der, den er kritisiert.

  43. #43 Jörg Friedrich
    4. September 2009

    Ergänzung: Die Philosophen sind einander nach meinem Eindruck die schärfsten Kritiker und “Reflektoren”. Denken Sie nur an Carnaps Äußerungen über Heidegger, oder an Poppers “Offene Gesellschaft und ihre Feinde” in der die ganze Philosophie-Tradition von Platon über Hegel und Marx bis Heidegger kritisiert wird, denken Sie wiederum an Feyerabends und Kuhns Kritik an Popper, oder Derridas Auseinandersetzung mit Hegel usw.

  44. #44 Christian W
    4. September 2009

    Wie gesagt: Lasst uns nicht über andere Personen streiten, dass kann man persönlich auf deren Blog tun.

    Ab sofort bitte nur noch Kommentare zum Thema. Und ansonsten hoffe ich, ich habe dich jetzt nicht zu sehr vor den Kopf gestoßen, wäre schade, um deine lesenswerten Kommentare.

    Nö, ist völlig in Ordnung. Ich wollte eigentlich auch nur klarstellen, dass ich meinen Bock einsehe und bereue sowie dass es mir eben gerade nicht um die Person Jörg Friedrich ging und geht. Ich halte Herrn Friedrich für einen hochanständigen Menschen – soweit das zu beurteilen anhand seiner Schriften bei den Scienceblogs möglich ist – nur seine Ansichten in Bezug auf Naturwissenschaften und Forschung für zum großen Teil völlig verfehlt und an manchen Stellen auch – beleidigend. Um mich vor den Kopf zu stoßen gehört auch viel mehr als eine gerechtfertigte Zurechtweisung. Ich kann mindestens so gut einstecken wie ich verbal entgleisen kann und hätte es auch niemandem (persönlich) übel genommen, wenn er in ähnlicher Weise auf meinen Kommentar geantwortet hätte.
    So, aber ab jetzt wirklich nur noch zum Thema. Schade bloß, dass ich dazu ganz oben schon alles geschrieben habe, was mir dazu einfällt und ich zu den inzwischen entstandenen Überlegungen nicht beitragen kann. Jedenfalls schade für mich. ;-)

  45. #45 Andrea N.D.
    4. September 2009

    @Jörg Friedrich:
    “Ich glaube übrigens, dass wir in einem ganz wesentlichen Punkt völlig unterschiedlicher Meinung sind: Sie meinen offenbar, Kritik oder Reflexion stelle sich grundsätzlich über den, der da reflektiert oder kritisiert wird. Ich denke aber, Reflexion und Kritik finden auf gleicher Augenhöhe statt und der Kritiker glaubt grundsätzlich nicht, mehr zu wissen oder den besseren Überblick zu haben, als der, den er kritisiert.”
    Das ist Ihr Glaube, mehr nicht. Ihre Darstellung auf Arte-Fakten ist allerdings Ihrem Glauben gegenüber völlig different. Meiner Meinung nach muss ein Kritiker sich auf jeden Fall auf eine (Übersichts)Ebene stellen, sonst ist er zur Kritik gar nicht fähig. Das ist allerdings keine Ebene, die den Kritiker “darüber stellt”. Ich meine offenbar doch etwas anderes als Sie glauben.

    “Ergänzung: Die Philosophen sind einander nach meinem Eindruck die schärfsten Kritiker und “Reflektoren”. Denken Sie nur an Carnaps Äußerungen über Heidegger, oder an Poppers “Offene Gesellschaft und ihre Feinde” in der die ganze Philosophie-Tradition von Platon über Hegel und Marx bis Heidegger kritisiert wird, denken Sie wiederum an Feyerabends und Kuhns Kritik an Popper, oder Derridas Auseinandersetzung mit Hegel usw.”

    “Denken Sie nur”: Elfenbeinturm pur.

    Und immer wieder nennen Sie dieselben: Popper, Heidegger, Marx, Hegel, Platon Derrida, Feyerabend, Habermas, etc. Wie wäre es mit ein bisschen weniger Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie? Das gibt den Blick frei auf andere Dinge.

    Sie können gerne den Check machen: Marcus, konntest Du Derridas Kritik an Hegel folgen? Du kennst Derrida gar nicht? (Na so was – ist übrigens keine Wissenslücke). Es gibt ja nicht einmal für Philosophen eine anständige Sekundärliteratur über Hegel (bitte jetzt keine weiteren Literaturempfehlungen Ihrerseits).

    Vielen Dank für die Leseempfehlung von faz.net; dies war mir bis dato völlig unbekannt.

    Ich kann mich in diesem Punkt wohl nicht verständlich machen. Klar kritisieren Philosophen Philosophen, Literaturwissenschaftler Literaturwissenschaftler, selbstverständlich werden Werke rezensiert. Dies geschieht aber nicht von einer vermittelnden Ebene aus. Ich jedenfalls habe noch nie von einem Philosophiewissenschaftler gehört. Und so kommt’s, dass sich Derrida mit Hegel auseinandersetzt. Das allerdings versteht dann kein Mensch mehr. Und beide sind schon lange tot.

  46. #46 Jörg Friedrich
    4. September 2009

    Natürlich gibt es auch wissenschaftliche Forschung über Philosophie. Es gibt soziologische Analysen, sprachwissenschaftliche, historische. Eine Naturwissenschaft der Philosophie kann es natürlich nicht geben, weil die Philosophie nunmal kein Natur-Phänomen ist.

  47. #47 Marcus Anhäuser
    4. September 2009

    @Andrea N.D. und Jörg Friedrich
    da muss ich Andrea völlig recht geben. Mir geht es doch nicht um eine wissenschaftliche Kritik von anderen Wissenschaften, also nennen wir das “auf einer horizontalen Ebene” (Unter Wissenschaftlern), sondern es geht um die Vermittlung an Laien auf einer, mal ganz einfach gesagt, Zeitungsseite. Ganz vertikal von Wissenschaft über Journalist zum Leser.

    Wir als Wissenschaftsjournalisten werden angetrieben verständlich zu schreiben Fremdworte zu meiden an den Leser zu denken. Und mich beschleicht einfach das Gefühl, dass die Kollegen im Feuilleton das öfter überhören oder gar nicht gesagt bekommen, weil vielleicht auch die Meinung vorherrscht (tschuldigung, aber Schillers Räuber musst Du doch kennen und welche Bedeutung es hat, das kann ich doch nicht auch noch erklären).

    Von Derrida will ich gar nicht anfangen ;-)

  48. #48 Geoman
    4. September 2009

    @Marcus Anhäuser

    Die (Natur-)Wissenschaft mag wie vieles in der Welt sehr komplex und speziell sein – aber das Volk ist nicht dumm und wird sich unbenommen vom FAZ-Feuilleton, Schiller oder Derrida eine eigene Meinung über die Nützlichkeit der Wissenschaft oder Wissenschaftsbetriebes bilden. Und die wird wohl schlussendlich darin bestehen, dass es von der Erforschung von Exo-Planeten bis hin zur praktikablen Bratpfanne ein sehr weiter Weg ist.

    Schlussendlich ist es also Aufgabe der populären Wissenschaftsvermittler zu zeigen, dass maßlose Subventionen in den Wissenschaftsbetrieb geeignet sind, praktische oder (wenn die alltäglichen Bedürfnisse hinreichend befriedigt sind) auch existenzielle Bedürfnisse befriedigen.

    Vielleicht kommt das Volk aber auch zu der Auffassung, dass da letztlich, vor allem wenn es um die existenziellen Bedürfnisse geht (die z. B. in der Hochenergie-Physik unter dem Motto “Gottesteilchen” oder “fundamentale Grundlagenforschung (sic!)” abgehandelt werden), die Kirchensteuer doch die günstigere und befriedigendere Lösung ist.

  49. #49 Troy
    5. September 2009

    Diealten Griechen haben die Frage der Wissensvermitlung sowohl ästhetisch wie inhaltlich, wunderbar gelöst. Durch die Mythologie.

    T

  50. #50 Jörg Friedrich
    5. September 2009

    @Marcus: Da sieht man mal, wie unterschiedlich man Texte interpretieren kann. Wenn Andrea N.D. den “Philosophiewissenschaftler” fordert verstehe ich das so, dass sie eben neben der journalistischen Auseinandersetzung auch eine wissenschaftliche Reflexion des philosophischen Tuns fordert. Das stammt natürlich auch aus dem Kontext anderer Diskussionen zwischen Andrea N.D. und mir, auf die sie ja hier auch verwiesen hat. Und ich wollte da einfach nur darauf hinweisen, dass es solche Reflexionen sehr wohl gibt.

    Wenn Derrida sich mit Hegel beschäftigt muss man das als Laie auch nicht unmittelbar verstehen, es ist so wie eine Diskussion zwischen Einstein und Bohr. Wichtig ist, dass es allgemein verständliche Darstellungen zu solchen Diskussionen gibt – und die gibt es.

    Was das Feuilleton betrifft und die Wissenschaftsseiten der Zeitungen – denn darum ging es ja eigentlich – da müsstest du wirklich einmal konkret werden. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass die Feuilleton-Artikel voraussetzungsreicher sind aus die Wissenschaftsseiten. Vielleicht weißt du einfach mehr über Wissenschaft als über Bildhauerei und Malerei?

  51. #51 Andrea N.D.
    5. September 2009

    @Jörg Friedrich:
    Habe ich irgendwo, auch im Kontext irgendwelcher anderer Diskussionen, neben der journalistischen Auseinandersetzung auch eine wissenschaftliche Reflexion des philosophischen Tuns gefordert? Dann habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Ich dachte, ich habe ÜBERHAUPT eine Reflexion des philosophischen Tuns gefordert. Wie die konkret auszusehen habe, dazu kam die Diskussion leider nie.
    Da wir uns aber hier in einem bestimmten Themenrahmen bewegen, der von Marcus vorgegeben wurde, kann es hier nur um die journalistische Auseinandersetzungen bzw. vermittelnden Ebenen (finde ich besser) gehen, auch weil es viel zu mühselig ist zu überlegen, was denn nun eine wissenschaftliche Reflexion über die Philosophie sein kann. Ich würde also sagen, Sie haben etwas viel in meinen Kommentar hineingelesen.

    DIE allgemein verständliche Darstellung von Derridas Beschäftigung mit Hegel möchte ich sehen. Habe ich da in den letzten Monaten etwas verpasst? Diese gibt es definitiv nicht. Und es gibt auch keine verständliche Darstellung zu Derridas Werken überhaupt, obwohl hier die Sekundärliteratur viel versucht hat. Aber Derrida ist vielleicht auch ein bisschen zu speziell, insofern hinkt auch das Beispiel Einstein. Einstein würde ich eher mit Platon oder Kant vergleichen.

    “Vielleicht weißt du einfach mehr über Wissenschaft als über Bildhauerei und Malerei?”
    Ich bin wirklich erstaunt. Nach diesem Satz könnten Sie vielleicht das Ursprungsposting noch einmal lesen? Genau darum ging es.
    Und: Bildhauerei und Malerei jetzt plötzlich wieder mit Geistes- und Kulturwissenschaften in einen Topf geworfen, nachdem Sie so mühselig alles auseinandergenommen haben? Die Diskussion dreht sich im Kreis.

  52. #52 Troy
    5. September 2009

    Andrea N.D.· 05.09.09 · 17:37 Uhr
    Einstein würde ich eher mit Platon oder……..

    Sicher nicht mit Platon!

    Er verspürte eine grosse Abneigung gegen Sophisten und ihre relativierender Einstellung.

    T.

  53. #53 Jörg Braun
    4. Oktober 2009

    Therapieschwein

    Ein solcher Besuch beginnt mit der Vorstellung des Schweinchens.
    Die Patienten streicheln und erzählt seine o dass ein erster Kontakt hergestellt wird. Beziehungen zu Tieren fördern die Lebensfreude und damit den Heilungsprozess.
    Mein Therapieschwein Rudy besucht regelmäßig ältere und kranke Menschen in Alten- Seniorenwohnheime-Diakonie Lebenhilfe die Interaktion zwischen Mensch und Tier zeigt sehr
    positive Auswirkungen auf den Gemütszustand der Bewohner. Den Menschen fällt es leicht, sich dem Therapieschwein zu öffnen und zu Ihm ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.
    So gelingt es uns die Lebensfreude und das Wohlbefinden der Menschen sowie das Interesse an sozialen Kontakten zu erhalten.
    Hierbei ist tiergestützte Therapie in vielerlei hinsicht sehr heilsam. Das Erleben von Zuwendung und bewunderung und das gefühl gebraucht zu werden, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen, stärkt das Selbstwertgefühl und bereitet viel Freude. Auch während und nach dem Besuch ist der Geist nachhaltig angeregt. Anderen Menschen beispielsweise begeistert von einem schönen Erlebnis mit einem Tier zu berichten, das fördert die verbale und auch nonverbale Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit, ermutigt die Menschen und lenkt sie von Traurigkeit-Krankheit-und Stress ab.
    Neugierde
    Schweine sind sehr neugierig, dieses Verhalten kommt uns Menschen in der Ausbildung zum Therapieschwein sehr zu gute. Ob man ihnen einen Holzkiste, einen Reifen oder eine Person,vorstellt es wird alles sofort erkundet,und mit der Rüsselscheibe ertastet und beschnubert.Schweine haben in der Rüsselscheibe fünf mal mehr gefühl und kraft wie die menschliche Hand.Das Licht(Auge)ist bei Schweinen sehr schlecht drum arbeiten diese Tiere über die Sinnesorgane Nase,Mund,Ohren,Pfoten und Gefühl (berührungen am Körper)
    Lernen
    Noch dazu lernen Schweine sehr schnell. Von den Erfahrungen der Forschung und Wissenschaft hat es noch kein Tier gegeben, das einfachste oder auch schwierigere Übungen so schnell auf Anhieb bewältigt hat.Was ein Schwein erlernt hat ist erlernt,auch fehler die man erlernt bekommt man sehr schwiegig aus dem Tier herraus. Man muss jedoch dazu sagen, dass die Phantasie und Kreativität des Trainers sehr beansprucht wird. Zeigt das Schwein mehrmals erlerntes Verhaltens muss man für sehr viel Abwechslung sorgen, sonst wird es dem Tier mit der Zeit zu langweilig. Fordert man das Schwein geistig, muss man damit rechnen ein Schwein vor Augen zu haben, welches ständig arbeiten will. Ähnlich wie beim intensiven Training mit anderen Tieren.
    Futter
    Nachdem Schweine auch sehr gerne Futter zu sich nehmen,(sollte eine Futtermischung auf dasTier zusammengetellt werden) fällt es einem Trainer nicht schwer, das Training positiv zu gestalten. Meine Schwein ist auch wählerisch was die Futterhand angeht, hat aber noch keinem Kind oder älteren Menschen das Futter abgeschlagen. Ob die Menschen unkontrollierte Laute von sich geben, ruckartige Bewegungen machen oder optisch etwas anders aussehen, Hauptsache die Belohnung stimmt. Im Unterschied zu Hunden, die oft sehr zurückhaltend behinderten Menschen gegenüber reagieren (wenn sie solche nicht gewöhnt sind) habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Schwein jeden nach auf Anhieb annimmt,
    Angst
    Die Neugierde und das Verlangen nach Futter ist bei meinen Tieren größer als Angst. (Wenn man sie wie oben erwähnt artgerecht hält). Natürlich gibt es viele gestresste Schweine, die bei Annäherung eines Menschen flüchten oder zusammenzucken. Man beachte jedoch die Haltungsweise dieser Schweine und den oft negativen Kontakt zum Menschen. Der einzige Mensch der für diese Tiere positiv verknüpft wird ist derjenige, der die Tiere füttert. Andere Kontakte sind in der Regel negativ. ( Verladen, Schlachten, Tierarzt…etc….)
    Sozialverhalten
    Schweine habe eine ausgeprägtes Sozialverhalten. Es hat mal einen Vorfall gegeben, wo ein Schweinestall gebrannt hat und die Muttersau zurück in die Flammen gerannt ist um ihre Ferkel zu beschützen. Man kann es auch gut beobachten, wenn ein Schwein aus der Gruppe oder Rotte geholt wird, wie nervös und teilweise aggressiv die anderen Schweine werden. Schweine sind sozial lebende Tiere, es ist daher wichtig das man sich voll in das sozialverhalten der tiere eingliedert und zum Alfatier wird,oder mehre Schweine hält alles andere ist eine Verletztung des Tiesschutzes.
    Andere Artgenossen
    Nach meinen Erfahrungen lieben Schweine auch den Kontakt zu anderen Tieren wobei ich immer wieder eine kleine Anspannung was Katzen betrifft bemerke.
    Bei Schweinen ist die gier zu fressen größer als die Angst,Schweine gehn in Angst und Panik immer nach vorne,greifen aber nicht an weil das Sozialverhalten der Tiere aus beschützen und nicht aus Kampf besteht.Ein Kampf findet nur zu Unterortnung in der Rotte satt oder wenn ein Rottenmidglied in Gefahr ist dann werden Schweine sehr aggresiev und brutal.
    Wenn man wie ich mit den Tieren arbeitet sollte man diesen eine Hormonbehandlung machen oder eine Kastrasion durchführen lassen um den sexualtrieb der Schweine hemmen.
    Somit kann man kontrolle als Alfatier sehr gut Ausleben.

    Ablenkung
    Weiters ist zu sagen, dass sich Schweine nicht sehr von ihrer Arbeit ablenken lassen. Training unter Ablenkung ist beim Schwein kein Thema. Ob in der Nähe ein Hund bellt, sich viele Leute befinden oder ein Fahrzeug,Rudy reagiert kaum bis gar nicht darauf.
    Welche Massnahmen sind zu erfüllen?
    Stressfreie, artgerechte Haltung

    Damit man das Schwein in der Tiergestützten Therapie einsetzen kann, muss die Haltung ideal sein, d.h die Schweine müssen ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben können und sollten am besten schon als Ferkel (ab der10 Woche ) in stressfreier Umgebung aufwachsen. Favoriten unter den Haltungssysteme ist die Freilandhaltung.Offenenstallung mit Gehege Suhlen, genügend Schattenplätze, und ein zugfreier Raum mit ausreichend Einstreu ist ein Paradies für jedes Borstentier. Die Räumlichkeit sollte so gestaltet werden, dass die Schweine Fress, Kot,Spiel und Liegebereich trennen können. Wobei ich bei meinem Schwein beobachten kann, dass Rudy seinen Kotbereich nur im Freien hat. Das Schwein ist ein sauberes Tier, wenn es jedoch nicht artgerecht gehalten wird (Kastenstand), hat das Tier auch nicht die möglichkeit diese vier wichtigen sozialverhaltenspunkte die angeboren sind eigen zu gestalten,wird es im eignen kot liegen !
    Schweine nehmen als belohnung gerne eine Übernachtung im alfatierbereich an (bett)bei Rudy ist gut erkennbar das er mit dem kopf an meinen füßen liegt und mir damit unterliegt.