Man muss nicht mit allem, was Richard Dawkins z.B. zum Thema Religion sagt, einverstanden sein, aber ich glaube nicht, dass man ernsthaft anzweifeln kann, dass er einer, wenn nicht der beste Autor populärer Darstellungen von Wissenschaft ist.

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Sein Fachgebiet war ursprünglich Zoologie und das Thema seiner Bücher ist die Evolutionstheorie. So bleibt natürlich nicht aus, dass er bei seinen vielen Vorträgen auf die in den USA ubiquitären Kreationisten stösst. Vielleicht sucht er sie aber auch, denn offensichtlich stacheln ihn diese Zusammenstösse immer wieder dazu an, seinen scharfzüngigen Witz zu absoluten Klassikern zu puschen. Hier etwa der Klassiker “Not a trivial error” aus einer Diskussionsveranstaltung in Lynchburg.
In der Einführung seines Evolutionsklassikers “The Blind Watchmaker” gibt er eine Charakterisierung der Kreationisten, die für meinen Geschmack genauso wie der Deckel auf den Eimer der Klimaskeptiker passt:
“For reasons that are not entirely clear to me, Darwinism seems more in need for advocacy than similarly established truths in other branches of science. Many of us have no grasp of quantum theory, or Einstein’s theories of special and general relativity, but this does not in itself lead us to oppose these theories! Darwinism, unlike ‘Einsteinism’, seems to be regarded as fair game for critics with any degree of ignorance. I think one trouble with Darwinism is that, as Jaques Monod perceptively remarked, everybody thinks he understands it. …. It is almost as if the human brain were specifically designed to misunderstand Darwinism, and to find it hard to believe…. Another way in which we seem predisposed to disbelieve Darwinism is that our brains are built to deal with events on radically different timescales from those that characterises evolutionary changes. … All our intuitive judgements of what is probable turn out to be wrong by many orders of magnitude… It requires effort of the imagination to escape from the prison from the prison of familiar timescale.”
Man ersetze natürlich “Darwinism” und “evolution” durch “climate change theory” und man sieht eigentlich sofort wie gut die wachsende Zahl der “Klimaskeptiker” beschrieben ist. Selbst wenn die Zeitskalen bei evolutiven Prozessen noch länger sind als beim anstehenden Klimawandel, sie überschreiten auch in diesem Fall nicht nur die unserer individuellen Erfahrungen, sondern auch die unserer politischen Institutionen. Beide, unsere Erfahrungen und unsere Institutionen operieren auf deutlich kürzeren Zeitskalen. Wir sind so zu sagen geborene Kreationisten und Klimaskeptiker.
Warum wächst die Anzahl der Skeptiker und wird auch in Deutschland weiter wachsen? Weil die “überwältigende” Mehrheit, die angeblich in Europa dieses wissenschaftliche Fakt des Klimawandels ackzeptiert völlig künstlich ist und aus vielen Menschen besteht, die nicht einen Moment überhaupt über die Fakten und die Probleme nachgedacht haben. In dem Moment, in dem wirkliche Massnahmen gegen den CO2 Ausstoss vorgenommen werden könnten (ich bezweifele das allerdings) und sie sich darüber klar würden, dass das Ganze etwas kosten könnte und keineswegs, wie bei den FCKWs und dem Ozonloch, für praktisch umsonst zu haben sei, werden klimaskeptische Pseudoargumente unweigerlich mehr Abnehmer finden. So wie es also beim Kreationismus eine offensichtlich zu Grunde liegende Motivation gibt und diese nur mühsam mit wissenschaftlich klingenden Vokabular verdeckt wird, so wird auch der Klimaskeptizismus bis zu seinem Ende behaupten, er würde sich darum sorgen, dass die PCA Analyse der Paleoklimadaten richtig normiert oder die Ozeantemperaturen richtig kalibriert seien.
Muss man das Ganze mit den Klimaskeptikern jetzt ernst nehmen? Wahrscheinlich nicht! Es wird aber davon abhängen, in wie weit unsere Gesellschaft zu rationalen Diskussionen in der Lage ist. Und das geht ja mal auf, mal ab, je nach wirtschaftlicher Gesamtlage.

Kommentare (16)

  1. #1 adenosine
    Juni 16, 2008

    Wenn sich die Steigerungen im weltweiten CO2-Ausstoß der letzte Jahre anschaut, muss man schon ziemlich naiv sein, um zu glauben, dass da eine Trendwende möglicht ist. Ich schätze mal, dass die Hauptvorbehalte gegen den Klimarummel aus der Vermutung herrühren, dass dieses Thema von Investoren und Geschäftemachern kontraproduktiv zur Erschleichung von Vorteilen genutzt und forciert wird. Zu den negativen Auswirkungen des Klimawandels kommt dann auch noch die Verschwendung unserer Ressourcen hinzu. In Deutschland ist die Klimapolitik mit den ineffizienten Solarstromsubventionen und dem Biosprit bei gleichzeitigem Abschalten der Kernkraft besonders unglaubwürdig. Und wenn schon die Taten besonders unsinnig sind, bleibt auch wenig Vertrauen in die zu Grunde liegende Theorie und das ist dann der fruchtbare Acker die Spinner und Obskuranten.

  2. #2 Georg Hoffmann
    Juni 16, 2008

    @adenosine
    Trotzdem glaube ich, dass Dawkins einen wichtigen Punkt erwähnt. Wir sind gebaut (wie er an anderer Stelle sagt) um mittelgrosse Dinge mit mittelgrosser Geschwindigkeit in einem bestimmten Spektralbereich wahrzunehmen und um solche un eben keine anderen Vorgaenge zu analysieren. Wenn, wie du sagst, es wirklich um die Effektivitaet von “Klimaschutzmassnahmen” ginge, dann braeuchte man nicht den ganzen Mist von jemanden wie Singer ernsthaft diskutieren wollen. Wer es doch tut, glaubt, es ist wirklich relevant, wie warm es im Januar 2008 war oder ob es im Dezember zwei STürme mehr gegeben hat oder eben weniger. Es geht nicht um die Verschwendung von Ressourcen (denn die koennte man ja jederzeit diskutieren) sondern um eine gendankliche und institutionelle Unfaehigkeit so etwas wie Klimawandel überhaupt wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren.

  3. #3 Oliver
    Juni 19, 2008

    Hallo Georg,

    Ich halte generell nicht so viel von Dawkins’ Methodik. Auch hier nicht: die Behauptung “Darwinism seems more in need for advocacy…” ist hanebüchen. Das wäre ungefähr so, als würde man sich dafür einsetzen, Wöhlers Erkenntnisse zur Trennung von organischem Material und “vis vitalis” müssten unbedingt weiter verbreitet werden.

    Wie will ich denn Kreationisten belehren/bekehren oder auch nur die Öffentlichkeit gegen sie immunisieren, wenn ich damit anfange, ihnen zu erklären, dass sie recht haben und die Biologen in den letzten 150 Jahren im Blindflug agiert haben?

    Um es auf die Klimadebatte zu übertragen wäre das ungefähr so, erstmal einzugestehen, dass Modellrechnungen reine Zahlenspiele sind, die nichts mit der Realität zu tun haben, und dann zu hoffen, irgendwann mit einem großen “ABER” die Kurve zu kriegen. Zuckerbrot und Peitsche sind ja ganz nett, aber das Zuckerbrot sollte man nicht unbedingt aus dem eigenen Fleisch schneiden.

    Nein, Darwinismus braucht keine Verfechter, die Evolutionstheorie braucht sie. Sie braucht nicht zuletzt Verbreiter der Erkenntnis, dass die Evolutionstheorie kein “Darwinismus” ist und auch nie war: Darwin hat sie nicht erfunden und sie befindet sich auch nicht auf dem Stand Darwins. Evolution ist nicht Darwin und Darwin ist nicht Evolution. Wenn das verinnerlicht wird, ist schon einiges an “Immunisierung” erfolgt, weil jeder, der mit dem Begriff “Darwinismus” ankommt als Phrasendrescher entlarvt ist…

  4. #4 Georg Hoffmann
    Juni 19, 2008

    @Oliver
    Na sagen wir mal, wenn der weltweit bekannteste und anerkannt fuehrende Theoretiker der Evolutionsforschung diesen Ansatz Darwinismus nennt, dann ist das fuer mich allemal gut genug. Darwin war ein Genie und hat die Nennung allemal verdient, selbst wenn man ein paar Details heute anders darstellen wuerde. Nach der Veroeffentlichung der “Origin of Species” war der grosze Wurf gemacht.
    Georg

  5. #5 Markus Massmünster
    Juni 19, 2008

    Hallo Georg

    Ich erlaube mal diese informelle Anrede, da wir in Foren ja schon die Pseudonyme duzen liessen.

    Zuerst ein Zitat aus Wikipedia zu “Rationalität”

    Viele klassische Philosophen unterscheiden zwischen ratio und intellectus, im Deutschen meist mit Verstand und Vernunft (ursprünglich genau umgekehrt) wiedergegeben, wobei ratio in aller Regel ein niedrigeres Erkenntnisvermögen darstellt, das vergleichend und diskursiv operiert, während intellectus meist ein einheitlich zusammenschauendes Vermögen bezeichnet.

    Und nun ein Zitat von Hoimar von Dithfurth, dessen Buch “Kinder des Weltalls” ich vor vielen Jahren gelesen hatte:

    Ist eine solche nur dem Zufall entspringende Harmonie in der Realität wirklich möglich? Dies ist die zentrale Frage der gesamten biologischen Evolution. … Kritisch gesprochen können wir sagen, dass jemand, der die moderne Naturwissenschaft akzeptiert, gar keine Alternative hat, als diese Frage zu bejahen, denn er will die Phänomene der Natur mit verstehbaren Mitteln erklären, und er versucht, sie aus den Naturgesetzen abzuleiten, ohne einen übernatürlichen Eingriff annehmen zu müssen.

    Wenn nun “Ratio” in der Regel ein niedrigeres Erkenntnisvermögen darstellt als “intellectus”, dann meine ich, dass sich die Wissenschaft selbst einschränkt, indem sie “irrationale”, also nicht nachvollziehbare Erklärungen, einfach ausschliesst.

    Ich finde es sehr interessant, dass du Dawkins und seine obige Aussage bewunderst. Nur dachte ich immer, es sei genau umgekehrt, dass nämlich der Mensch bereit ist, die darwinistische Evolutionstheorie dann zu akzeptieren, wenn die Zeitachse dieses “zufälligen Entstehens” auf unvorstellbare Dauer ausgedehnt wird. Hat nicht gerade die Erklärung mittels dieser unvorstellbar langen Zeitachse der darwinistischen Evolutionstheorie zum Durchbruch verholfen? Ist nicht dieser Ansatz der unvorstellbaren Zeit ein Zirkelschluss als Mittel des Zwecks für dieses “metaphysische Forschungsprogramm”? (Karl Popper)

    Nehmen wir also mal die wissenschaftlich unbestreitbare Theorie der gemeinsamen Abstammung der Arten, insbesondere unserer gemeinsamen Vorfahren Schimpanse-Mensch. Dort sind die Zeitspannen schon viel kürzer, vielleicht 3 Millionen Jahre, um diesen scheinbar kleinen Sprung vom Affen zum Menschen zu vollziehen. Was hat die moderne Wissenschaft der Genetik dafür für Beweise gefunden?

    Ich wage als Nicht-Wissenschaftler dazu etwas auszupacken:

    ich zitiere aus einem Artikel aus http://www.factum-magazin.ch unter dem Titel “Der 1-%-Mythos”:

    Zitat:
    Als 2005 vom Chimpanzee Sequencing and Analysis Consortium die Sequenz des Schimpansen-Genoms veröffentlicht wurde …, bestätigten diese Untersuchungen…: Der Vergleich von 2,4 x 109 Basen der beiden Arten [Schimpanse, Mensch] ergab eine Differenz von 1,23 %

    Weiter stand im Nature Nr. 437 sinngemäss, dass obige Angabe ausschliesslich den Austausch einzelner Basen berücksichtigt, nicht jedoch die vielen grösseren Genomabschnitte, die eingefüht bzw. herausgeschnitten worden sind (Indels – Insertion oder Deletion).
    Zitat:
    Unter Berücksichtigung dieser Indels ergibt sich nach Berechnungen des Schimpansen-Konsortiums eine Differenz von zusätzlich 3 %. Weitere vergleichende Untersuchungen zwischen dem menschlichen Erbgut und dem Schimpansen-Genom relativierten die Angabe von ca. 1 % Unterschied zunehmend…

    Cohen 2007, The 1% Myth, Science.
    Zitat:
    Doch nicht nur Indels vergrössern den Unterschied zwischen den beiden Genomen. Auch ganze Gene werden dupliziert oder werden eliminiert. Diese Vorgänge verursachen nach Berechnungen von Hahn und Mitarbeitern (2006) einen Unterschied von 6,4 %. … Hahn und Mitarbeiter zeigen, dass (unter evolutionstheoretischen Voraussetzungen) die Geschwindigkeit von Genverlusten und -gewinnen in der Linie der Primaten zunimmt, besonders bei den Grossaffen. …Sie folgern aus den Untersuchungen, dass im Genom des Menschen (seit seiner vermuteten Abspaltung von der Schimpansenlinie vor 5 bis 6 Millionen Jahren) 678 Gene dazugekommen sind, während im Schimpansengenom 740 Gene verloren wurden. Dies bedeutet, dass sich für 6,4 % (1418 von 22000) aller menschlichen Gene keine direkt vergleichbaren (orthologen) Gegenstücke im Schimpansen-Genom finden lassen. … Die Autoren [Geschwind et al. 2006] berichten, dass im Cortex beim Menschen 17,4 % der Vernetzungen spezifisch sind und beim Schimpansen nicht auftreten. Abschliessend zitiert Cohen Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig; dieser antwortete auf die Frage, ob man unter Berücksichtigung aller bekannten Daten den Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse genau beziffern könne, folgendermassen: Er glaube nicht, dass es eine Möglichkeit gebe, eine Zahl zu berechnen. Weiter wird Pääbo mit der Aussage zitiert: “Am Ende ist es eine politische und soziale und kulturelle Angelegenheit, wie wir unsere Unterschiede betrachten.”

    Als Quellenangabe vermerkt ist ausserdem, dass der Text eine ergänzte Fassung eines Beitrags aus “Studium Integrale Journal” 2/2007 ist.

    So – nun kann ich – zusammen mit dem Autor H. Binder – nur hoffen, dass diese Erkenntnis, wonach wir Menschen uns von den Affen doch wieder wesentlicher unterscheiden, sich auch im Biologieunterricht in der Schule durchsetzt.

    Ich hoffe auch, dass die Wissenschaft offen ist für weitere “Zutaten” im Erklärungsbrei für die Klimaerwärmung. Als weiterer Kandidat gilt zur Zeit die Mikrowelle. Der Einfluss des CO2 wird immer kleiner. Co2 erwärmt beispielsweise die Meere nicht. Das ist nicht die Behauptung eines Klimaskeptikers. Auf Wunsch komme ich gerne darauf zurück.

  6. #6 Oliver
    Juni 19, 2008

    @Georg

    Einspruch. Privatmeinungen einzelner Wissenschaftler sind keine Wissenschaft, auch wenn sie noch so renommiert sind. Selbst Nobelpreisträger können furchtbar daneben liegen. Darwin mag ein Genie gewesen sein und die Würdigung seines Namens verdient sein, deswegen reden wir trotzdem von der organischen Chemie und nicht von der Wöhler’schen Chemie.
    Dawkins hat eine Professur “for the public understanding of science” inne und auch seine evolutionstheoretischen Positionen sind keineswegs allgemein akzeptiert. Im Übrigen ist auch Evolutionstheorie wissenschaftliche PRAXIS und damit ist die Beurteilung der Qualität eine andere Stufe. Er mag Evolutionstheoretiker sein, seine Wissenschaftstheorie ist aber extrem problematisch.

    Hat aber alles nichts damit zu tun, dass man sich damit das Vokabular der Kreationisten zu eigen macht, und ihnen damit ein gutes Stück entgegenkommt.

  7. #7 Oliver
    Juni 19, 2008

    @Markus Massmünster
    “Co2 erwärmt beispielsweise die Meere nicht.”

    Was wäre denn der Isolator, der selbiges verhindert? Die Brown’sche Molekularbewegung pflanzt sich fort und selbstverständlich wird die Bewegung von Atmosphärenmolekülen an Meeresmoleküle weitergegeben. Sowohl direkt, über der Oberfläche, als auch indirekt durch Eintrag von Schmelzwasser.

  8. #8 Georg Hoffmann
    Juni 19, 2008

    Markus
    zuerst einmal ist hoffentlich klar, dass ich kein Evolutionsbiologe bin und deine % Zahlen nicht nachpruefen kann und/oder sie in einen groesseren Zusammenhang setzen kann. Am Prinzip des Darwinismus (dem Hervorgehen neuer Arten durch graduelle Aenderungen des Erbguts bei gleichzeitiger “Bewertung” durch die Umwelt, ie Selektion), gibt es nicht den Hauch eines Zweifels mehr, ebenso wenig wie an der strahlungsaktiven Rolle des CO2. Ich habe dieses Analogon benutzt, weil in beiden Faellen die Wissenschaft entscheidende Meilensteine gesetzt hat (wenn auch selbstverstaendlich im Detail vieles diskutiert werden kann einschliesslich wahrscheinlich deiner Prozente) und diese in beiden Faellen auf schaerfste ideologischen Widerstand stoesst. Die beiden Wissenschaftszweige (Evolutionstheorie, Klimaforschung) sind einem einzigartigen Bombardement von Anfeindungen und von Amateuren erdachten Pseudoargumenten ausgesetzt. Warum? Mir scheint Dawkins Zeitskala-Argument ist Teil der Antwort. Mehr wollte ich nicht sagen.
    zum Schimpansen/Mensch Unterschied fand ich vor kurzem dieses nette Video von Ken Miller auf Youtube:

  9. #9 Georg Hoffmann
    Juni 19, 2008

    Oliver/Markus
    “Co2 erwärmt beispielsweise die Meere nicht.” Der Satz ist ein wenig eigenartig und woertlich genommen natuerlich richtig. CO2 erwaermt auch die Atmosphaere nicht, sondern lediglich die vom CO2 absorbierte und reemittierte Infrarote Strahlung tut das. Meistens bezieht sich der obige Satz aber darauf, dass IR Strahlung nicht tief genug in den Ozean eindringe um ihn zu erwaermen (im Vergleich zum sichtbaren Licht, welches ja in der Tat mehr als 100 Meter eindringt). Tatsaechlich geht das natuerlich doch und wurde bereits direkt gemessen. IR Strahlung erwaermt eine Mikro-Schicht im Ozean die wiederum den Waermeausstausch des Ozean steuert. Zu Details siehe hier:
    https://www.realclimate.org/index.php/archives/2006/09/why-greenhouse-gases-heat-the-ocean/langswitch_lang/de
    Georg

  10. #10 Oliver
    Juni 20, 2008

    @Markus

    “So – nun kann ich – zusammen mit dem Autor H. Binder – nur hoffen, dass diese Erkenntnis, wonach wir Menschen uns von den Affen doch wieder wesentlicher unterscheiden, sich auch im Biologieunterricht in der Schule durchsetzt. ”

    Und ich kann hoffen, dass Du in Zukunft dich lieber auf seriöse Quellen stützt, anstatt irgendetwas, was Du auf irgendeiner Webseite findest, einfach abzuschreiben. Es ist seit geraumer Zeit etabliert, dass der Unterschied zum Schimpansen im unteren einstelligen Prozentbereich liegt und die genaue Zahl nicht zuletzt davon abhängt, wie man zählt. Hier einen “1%-Mythos” zu konstruieren, nur um etwas zum widerlegen zu haben, zeigt ziemlich genau den Stil, der in diesen Diskussionen leider üblich ist. Man pickt sich Bruchstücke heraus, streicht sämtliche Qualifizierungen und schwenkt dann eifrig sein Siegerfähnchen. Insbesondere was Vernetzungen im Cortex mit genetischen Unterschieden zu tun haben sollen ist das Geheimnis derjenigen, die dieses Zeug verhackstückt haben.

    Sorry, Markus, aber ich hab mir die Webseite von Faktum angeschaut und etliche Artikel dort gelesen. Die einzige Schlussfolgerung, die bleibt: Weder von Genetik noch von Molekularbiologie haben die Autoren besonders viel Ahnung -sie stürzen sich auf irgendwelche Fragmente und Schlagzeilen und konstruieren daraus etwas, das die Autoren nie gesagt oder beabsichtigt haben und das von den Daten nicht gedeckt wird. “Widersprüche zur Evolutionstheorie” werden da reihenweise schlicht herbeierfunden.

  11. #11 climatepatrol
    Juni 20, 2008

    @Oliver

    Es ist seit geraumer Zeit etabliert, dass der Unterschied zum Schimpansen im unteren einstelligen Prozentbereich liegt und die genaue Zahl nicht zuletzt davon abhängt, wie man zählt.

    Kein Problem für mich, auch nicht Deine Bemerkung von “aus irgend einer Webseite abschreiben”. Ich hatte die ungekürzte Printversion vom Magazin “Factum” vorliegen und die Quellenangaben der zitierten Wissenschaftler online geprüft. Abgeschrieben habe ich im Internet lediglich meinen eigenen Forumsbeitrag bei Polittalk.ch,, auf den seit 6 Monaten niemand mehr etwas beizufügen hatte, auch keiner der Biologen. Wenn du aber der gesuchte Fachmann für Genetik und Molekuloarbiologe bist, dann würde es mich schon noch interessieren, was denn Deiner Ansicht nach in der Onlineversion im “Factum” falsch zitiert oder interpretiert wurde.

    Trotzdem, eines scheint auch Dir entgangen zu sein: Der Titel “The 1% myth” stammt nicht von irgend einer Webseite sondern vom Magazin “Science”. Was Vernetzungen im Cortex mit genetischen Unterschieden zu tun haben sollen, da kann vielleicht sogar ein Informatiker oder Mathematiker weiterhelfen. Es hat mit dem Aufbau von Information, mit der Makorevolution von simpleren zu komplizierteren Schaltkreisen zu tun. Ob wir die DNA oder das Hirn nehmen, spielt doch bei der Frage der “Höherentwicklung durch Zufall?” keine Rolle.

    Mein Beitrag zielte darauf ab, dass die extrem langen Zeiträume, die zur Erklärung für die Entstehung und Entwicklung der Arten beigezogen werden, im Falle vom gemeinsamen Vorfahren zwischen Schimpanse und Mensch mit nur etwa 3 Millionen Jahren für solch einen komplexen Datenaufbau (inklusive Zerstörungen und Neuschöpfungen) ohne eine Form von “Intelligent Design” sehr, sehr schwierig zu erklären ist. Wieviele Gigabites sind dies wohl etwa?

    @Georg und Oliver
    Was die Erwärmung der Meere betrifft, bin ich mit der Antwort von Georg zufrieden.
    Danke Georg. Natürlich gibt es eine kleine Übertragung der Moleküle. Wenn man aber die Umwälzungen in den Ozeanen und die grossen Tiefen mit den unheimlichen Wärmekapazitäten mit den Wärmekapazitäten der Moleküle in der Atmosphäre vergleicht, na dann geht doch sehr viel der von Modellen vermuteten globalen Erwärmung in den Ozeanen unter. Ich verfolge weiterhin die Forschungsergebnisse auf dem Gebiet des Wasserkreislaufes und habe gerade über die positiven Effekte der globalen Erwärmung auf die Vegetation geschrieben. Dabei vertrau ich halt anderen Wissenschaftlern.

  12. #12 Georg Hoffmann
    Juni 20, 2008

    @climatepatrol
    “na dann geht doch sehr viel der von Modellen vermuteten globalen Erwärmung in den Ozeanen unter.”
    Nichts geht unter. Je nach Messsystem sind in den vergangenen 40 Jahren ca 10*10^22 Joule in den Ocean gemischt worden und werden natuerlich irgendwann (Zeitskala der Thermokline einige Dekaden) wieder an die Oberflaeche gebracht.
    “Dabei vertrau ich halt anderen Wissenschaftlern. ”
    Und was sind denn die Kriterien, wie du dein Vertrauen verteilst?

  13. #13 Markus Massmünster
    Juni 23, 2008

    @ Georg Hoffmann
    Wenn also die Zeitskala der Thermokline einige Dekaden ist und die Ozeane am effizientesten durch die Sonne aufgeheizt werden, dann scheint es mir logisch, dass die Meere immer noch von den Solarmaxima und teils von reduzierter Wolkenbedeckung aufgeheizt sind. Und siehe da, jetzt beginnen sie sich abzukühlen, wenn diese Effekte verschwinden.
    Ein kompetenter Wissenschaftler, dem ich in diesem Zusammenhang vertraue ist:
    https://climatesci.org/

  14. #14 Oliver
    Juni 23, 2008

    @climatepatrol

    “Trotzdem, eines scheint auch Dir entgangen zu sein: Der Titel “The 1% myth” stammt nicht von irgend einer Webseite sondern vom Magazin “Science”. ”

    Dir scheint entgangen zu sein, dass das kein wissenschaftlicher Artikel war sondern ein “News Focus”.

    “Was Vernetzungen im Cortex mit genetischen Unterschieden zu tun haben sollen, da kann vielleicht sogar ein Informatiker oder Mathematiker weiterhelfen. Es hat mit dem Aufbau von Information, mit der Makorevolution von simpleren zu komplizierteren Schaltkreisen zu tun. Ob wir die DNA oder das Hirn nehmen, spielt doch bei der Frage der “Höherentwicklung durch Zufall?” keine Rolle.”

    Dumm, dass die Vernetzungen im Gehirn nicht zufällig geknüpft werden.

    “Mein Beitrag zielte darauf ab, dass die extrem langen Zeiträume, die zur Erklärung für die Entstehung und Entwicklung der Arten beigezogen werden, im Falle vom gemeinsamen Vorfahren zwischen Schimpanse und Mensch mit nur etwa 3 Millionen Jahren für solch einen komplexen Datenaufbau (inklusive Zerstörungen und Neuschöpfungen) ohne eine Form von “Intelligent Design” sehr, sehr schwierig zu erklären ist. Wieviele Gigabites sind dies wohl etwa?”

    Der “komplexe Datenaufbau (inklusive Zerstörungen und Neuschöpfungen)” ist nicht halb so komplex wie man Dir glauben machen will. Die Sensoren, mit denen wir sehen sind immer noch verwandt mit denen, mit denen lichtempfindliche Bakterien Licht detektieren. Unser gesamtes Wahrnehmungssystem beruht im wesentlichen auf einer einzigen Familie von Rezeptoren, die durch leichte Abwandlung auf die verschiedensten Reize reagieren -Licht oder chemische Botenstoffe in Form von Geruch und Geschmack. Der Autor wusste offensichtlich nicht, dass allein der menschliche Geruchssinn einen signifikanten Bestandteil unseres Genoms ausmacht. Die “Neuschöpfungen und Zerstörungen” beruhen nicht zuletzt in diesem Bereich darauf, was für Wahrnehmungen sinnvoll sind und welche nicht -wir brauchen nicht im UV-Bereich zu sehen, einige Insekten schon. Wir brauchen bestimmte Gerüche nicht besonders intensiv wahrzunehmen, Schimpansen brauchen das in einem oder dem anderen Fall für die Suche nach Essbarem.

  15. #15 Markus Massmünster
    Juni 23, 2008

    Dumm, dass die Vernetzungen im Gehirn nicht zufällig geknüpft werden.

    Das ist nicht dumm, dass ist sogar gut. Nochmals:

    Die Autoren [Geschwind et al. 2006] berichten, dass im Cortex beim Menschen 17,4 % der Vernetzungen spezifisch sind und beim Schimpansen nicht auftreten.

    Meines erachtens können diese Verknüpfungen beim Schimpansen gar nie auftreten, weil sie nie programmiert wurden. Es fehlt die neuste “Chiparchitektur”. Anscheinend gibt es auch in der Wissenschaft immer noch keinen Konsens darüber, was denn den wesentlichen Unterschied zwischen Schimpansen und Menschen ausmacht. Immerhin ist der genetische Unterschied grösser als erwartet und – Gott sei dank – der Unterschied zwischen den menschlichen Rassen kleiner als erwartet, damit gewisse Entgleisungen in der Geschichte nicht mehr so schnell vorkommen.

  16. #16 Simon
    Juni 14, 2010

    Danke. Hat mir wirklich Spaß gemacht den Artikel und die Kommentare zu lesen. Ich hoffe ich habe alles verstanden, aber so ganz genau weiß man das ja nie 😉
    Wäre es nicht toll, nachdem ihr euer immenses Wissen hier gerade gebündelt habt Taten sprechen zu lassen? Oder was meint ihr?
    peace^^