Gerade lese ich, dass einer der wirklich großartigen Filme und ein Kronjuwel der späten Stummfilmzeit heute vor 90 Jahren uraufgeführt wurde. Metropolis – ein Film, den so gut wie jeder kennt, der unglaublich einflussreich war und ist. Ein gigantischer Wurf – der vorletzte von Fritz Langs “großen Schinken”. In Ausstattung, visuellen Effekten, Dramaturgie und handwerklicher Ausführung für die damalige Zeit beispiellos. Um kaum einen anderen deutschen Film ranken sich mehr Anekdoten, Mythen und Legenden. In vielerlei Hinsicht ist Metropolis wirklich ein Film, der vor Kraft kaum Laufen kann.

Vielleicht fehlt ihm gerade deshalb die Massentauglichkeit, die ihn an den Kinokassen zu einem grandiosen Flop und Desaster für die Ufa werden ließ. Vielleicht ist es auch die allzu triviale Geschichte von der Erlöserfigur Maria, der seichten Liebelei mit dem vom Saulus zum Paulus gewandelten Sohn des Alleinherrschers und dem epischen Endkampf der Mächte der Guten Arbeiter gegen die Mächte der Bösen Oberschicht. Ich selbst erlebe ja auch jedes Mal wieder, wie mich das großartige Spiel von Licht und Schatten in den simulierten Häuserschluchten in seinen Bann zu ziehen vermag und wie perfekt die Inszenierung des Schichtwechsels oder des berühmten Unfalls, der die Maschine in einen menschenfressenden Moloch verwandelt, gelungen sind. Und dann wie seltsam scharf sich diese meisterhaft umgesetzten Szenen gegen das billige Pathos und die einfache Moral der unangenehm eindimensionalen Hauptfiguren abheben. Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes – der Möglichkeiten sind viele.

Es ist eine bemerkenswerte Duplizität der Ereignisse, dass ich gerade Edward Forsters brillante Kurzgeschichte The Machine Stops gelesen habe, die fast zur selben Zeit erschienen ist und mit anderen Mitteln die wachsende Abhängigkeit der Menschen von der Maschine mit dem ähnlichem Argwohn, aber aus einem gänzlich anderen Blickwinkel und mit einer anderen Intention, betrachtet. Ich kann sie bisher nur empfehlen. Metropolis werde ich die Tage auch mal wieder gucken. Wer ihn nicht kennt, sollte ihn sich nicht entgehen lassen. Was ich aber – nach einigem Hickhack in den letzten Jahren – immer noch nicht wirklich weiss: Ist Metropolis mittlerweile eigentlich gemeinfrei oder nicht?

Kommentare (2)

  1. #1 RPGNo1
    10. Januar 2017

    Kleiner Nerd-Hinweis: Szenen aus “Metropolis” wurden von Queen für ihr Video zu Radio Ga Ga verwendet – einer der besten Songs der besten britischen Rockband aller Zeiten.

  2. #2 Christian Berger
    15. Februar 2017

    Also die Rekonstruktionen dürften nicht gemeinfrei sein. Hypothetisch könnte der Originalfilm zumindest in den USA gemeinfrei sein.