Nachdem sich im Juni letzten Jahres eine Mehrheit von knapp 52 % der britischen Wähler für den Austritt Großbritanniens aus der EU ausgesprochen hatte, hat die amtierende Premierministerin Theresa May heute Mittag formal den Austritt aus der Europäischen Union gemäß Artikel 50 des Vertrages über die Europäische Union erklärt. Hier ist der Artikel noch mal im Volltext.

Für mich gibt es einige ungeklärte, alles andere als triviale Fragen:

 

EU-Produktrichtlinien

Damit ein Produkt in der EU in Umlauf gebracht werden darf, muss der Hersteller es mit der CE-Kennzeichnung versehen. Damit erklärt er rechtsverbindlich, dass er alle relevanten EU-Richtlinien bezüglich Produktqualität, -sicherheit, -umweltschutzes, etc. eingehalten hat. Das gilt für Hersteller innerhalb wie außerhalb der EU, also werden britische Unternehmen auch in Zukunft nicht drumherum kommen, sich diesen Regeln laufend anzupassen, wenn sie Produkte in der EU verkaufen wollen. Gleichzeitig wird die britische Legislative Gesetze beschließen müssen, die das nationale Recht laufend mit den jeweils aktuellen Richtlinien verzahnen, denn ansonsten entstünde die paradoxe Situation, dass Produkte erzeugt werden, die zwar in der EU, aber in Großbritannien selbst keinen gültigen Regeln entsprechen. Man könnte darauf einwenden, dass es vielleicht gar keine Regelungen braucht und in der Tat würde ich dem zustimmen, aber nur so lange, wie nichts schief geht. Will sagen, solange sich niemand verletzt, keine Garantien nicht erfüllt werden, alle Spezifikationen eingehalten werden, kurz: solange alle mit dem Produkt zufrieden sind. Für einen Konsumgüter-Produzenten bedeuten die EU-Richtlinien einigen Mehraufwand, für den Konsumenten bessere Qualität und relative Sicherheit in Streitfällen. Es ist nicht verwunderlich, dass zurzeit eine Koalition aus Parlamentariern und Unternehmensleitern für die Abschaffung der meisten EU-Richtlinien wirbt. Den Produzenten wäre damit sowohl die Pflicht genommen, gewisse Standards einzuhalten als auch die Gefahr, dass unzufriedene Konsumenten sich vor Gericht auf diese berufen.

Man bedenke aber, dass Produkte in diesem Sinne nicht nur Konsumgüter für ein paar Euro pro Einheit sind, sondern auch Maschinen für fünf-, sechs-, siebenstellige Beträge. Wenn ein britisches Unternehmen von einem anderen in Großbritannien produzierenden Unternehmen z.B. für 100.000 Pfund Prozessmessgeräte kauft will, dann wird es erst recht Rechtssicherheit im Falle von Problemen haben wollen. Ein Produzent der sowohl den heimischen als auch den EU-Markt beliefert, steht dann vor zwei Alternativen: Zwei Produktlinien fahren (eigentlich drei, denn im Moment gibt es neben der EU- schon die US-amerikanische Regelwelt) und den damit verbundenen Verwaltungs- und Produktionsaufwand stemmen oder darauf hoffen, dass der Gesetzgeber nationales Recht schafft, das mit dem EU-Recht ausreichend kompatibel ist. Letzteren Weg gehen z.B. die Schweiz und Norwegen.

Natürlich muss man darüber streiten, ob die EU die Leistungsaufnahme von Staubsaugern und Leuchtmitteln regulieren sollte (Ich prophezeie eine Art Rolling Coal des Elektrogerätemarktes mit Versandhäusern, bei denen man Glühlampen und Staubsauger großer Anschlussleistung kaufen kann). Aber ähnlich wie die berühmte, gar nicht so unsinnige und de facto nach wie vor gelebte Gurkenverordnung werden Regeln normalerweise auch in der EU nicht aus Spaß an der Freude erlassen, sondern um einen bestimmten Zweck – in diesem Fall EU-weite Standardisierung eines bestimmten Logistikzweigs – zu erreichen. Glühlampe und Staubsauger sind in meinen Augen vor allem Leuchttürme, die die Leute für ihren Energieverbrauch sensibilisieren sollen – keine neue Idee, gab es schon früher. Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass jede neue Regel als Gängelung angesehen wird (die älteren Semester werden sich möglicherweise an die Einführung der Gurtpflicht erinnern).

 

EU-Normen

Auf der Welt gibt es (neben vielen kleineren, wie API, VDE, etc.) zwei große Normenwelten von Bedeutung: EN und ANSI/ISA. EN sind die EU-Normen, ANSI die US-amerikanischen Normen. Diese beiden Welten sind nicht einfach kompatibel und die Unterschiede gehen weit über die Verwendung metrischer bzw. imperialer Einheiten hinaus. Allein die Ansätze der Planung von PLT-Stellen sind völlig verschieden: EN ist aufgabenorientiert, d.h. man beschreibt zunächst was man eigentlich will und dann wie die Lösung aussieht. ANSI kennt eine weit weniger strikte Trennung – schon bei der Beschreibung der Aufgabe geht man sehr tief ins Detail, was die Anzahl und Auswahl der Geräte und Teilsysteme angeht. Beide Welten haben ihre Vor- und Nachteile, beide gründen auf gewissen Philosophien und beide sind so verschieden, dass man sie nicht mischen kann, ohne dass es kracht. Wenn Großbritannien aus der EU austritt, wird sich auch die Frage der künftig gelebten Normenwelt stellen. Bleibt es bei EN oder wird es in Zukunft eher ANSI? Schließlich ist man mit den US-Amerikanern als eines der wenigen zivilisierten Länder der Welt Bollwerk gegen das metrische System. Oder werden die Briten gar wieder eine eigene Normenwelt und damit echte British Standards, die nicht vor allem mehr oder minder direkte Umsetzung von EN oder ANSI sind einführen?

 

EU-Richtlinien zum Arbeitsrecht

die EU-Arbeitszeitrichtlinie und Arbeitsschutzrichtlinie sind zwei Beispiele von EU-Richtlinien mit deutlichen Auswirkungen auf die Spielregeln, nach denen in der EU gearbeitet werden soll, in Deutschland umgesetzt in Form der entsprechenden Gesetze. Objektiv betrachtet sind diese Regelungen von Nachteil für die Wirtschaft, denn sie erlegen den Arbeitgebern Regeln auf, an die sie sich halten müssen. Das ist ein Wettbewerbsnachteil der EU am Weltmarkt. Allerdings ist in dieser Argumentation auch das Zahlen auskömmlicher Löhne ein Wettbewerbsnachteil und ich denke, die meisten Leser dürften mit mir der Meinung sein, dass zumindest die eigene Arbeit fair entgolten werden sollte.

Mich besorgt (wenngleich es mich nicht überrascht), dass gerade die Arbeitszeitrichtlinie als Ballast wahrgenommen wird. Durch sie wird die regelmäßige, wöchentliche Arbeitszeit auf 48 Stunden beschränkt (Ausnahmen sind kurzzeitig möglich, wenn zeitnah Freizeit als Ausgleich gegeben wird), jeder Arbeitnehmer in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis hat Anspruch auf 4 Wochen bezahlten Urlaub pro Jahr, es gibt Regeln für Mindestruhezeiten, Gestaltung von Schichtarbeit, usw. Die Arbeitszeitrichtlinie steckt schon einen ziemlich weiten Rahmen ab. Man bedenke, was in Deutschland mit Doppelschichten in Krankenhäusern oder 60-Stunden-Wochen von Montagepersonal schon alles möglich ist, ohne die Richtlinie bzw. das darauf fußende nationale Gesetz abzuschaffen. Wenn darin tatsächlich ein Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen wird, dann befürchte ich für die britischen Arbeitnehmer nichts Gutes.

 

Just-in-Time-Produktion

Über die gesamte EU inklusive der britischen Inseln und Irland spannen sich komplexe, tiefgestaffelte, vielschichtige Versorgungsketten, die die moderne Just-In-Time-Produktion mit allen Vorteilen für Lagerhaltung und Offsetkosten erst möglich machen. Das Schengener Abkommen hat dieses System stark vereinfacht, indem obligatorische Grenzkontrollen vereinzelten Stichproben gewichen sind. Wenn zwischen Großbritannien und der EU wieder verpflichtende Grenzkontrollen eingeführt werden – insbesondere zwischen Nordirland und Irland, aber auch z.B. zwischen den Londoner und Hamburger Häfen, bedeutet das eine Erhöhung von Lieferzeiten und mehr Papierkram für die Logistikunternehmen, was das Ganze insgesamt teurer macht. Kompensieren ließe sich das z.B. durch größere Lagerhaltung mit allen Vor- und Nachteilen, darunter die größere Versorgungssicherheit bei kurzfristigen Ausfällen (aber die decken Hersteller sowieso ab) und höheren Kosten. Das ist auch einer der Gründe, warum es in der EU ansässigen Firmen zwar leicht fällt, Fertigprodukte (z.B. Autos und Maschinen) an Länder zu liefern, die nicht zum Binnenmarkt gehören wie Japan oder Südkorea, sie aber beim Handel innerhalb der EU, bei dem zwischen Firmen vor allem Komponenten Just-In-Time gehandelt werden, Schwierigkeiten hätten. Und Firmen sind nun mal nicht nur Produzenten, sondern auch Kunden.

 

Vorläufig abschließende Gedanken

Der Brexit ist nun auch formal auf dem Weg, d.h. der zweijährige Trennungsprozess rollt an und man darf gespannt sein, welchen Weg er nimmt. Ich denke, dass die Verhandlungspartner an sich an guten Lösungen interessiert sind. In der britischen Presse waren in den letzten neun Monaten viele Metaphern aus der Welt des Poker zu lesen, aber ich glaube nicht, dass da was dran ist. Das ist kein Immobilien-Geschäft und auch kein Pokerspiel, bei dem der eine den anderen mit Geheimwissen ausbooten kann. Die Nebenbedingungen liegen ziemlich klar auf dem Tisch, die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sind öffentlich bekannt. Ich denke, dass zunächst einige Monate ins Land gehen werden, ohne dass man wirklich sagen kann, wohin die Reise geht. In den nächsten zwei Jahren werde ich sicher noch das ein oder andre Mal auf die Fragen oben zurück kommen. Mal sehen, ob, wann und wie sie beantwortet werden.

Kommentare (32)

  1. #1 rolak
    29. März 2017

    Quo Vadis

    JuchHe! Einen Fünfer gewonnen – kleine Wette auf Arbeit :‑)
    War aber auch zu steil, die Vorlage…

    btw: Im Getriebe Text ist noch ein HaarRiß, dat leckt, Zeichen sickern raus – beim ‘British Standards’-wikilink müßtest Du noch mal bei.

    • #2 Oliver Gabath
      29. März 2017

      Was, immer noch? In meiner .txt-Datei steht’s richtig…muss ich nicht verstehen…danke für die Info 🙂

      Was war denn die Wette? Dass jemand diese Phrase benutzt, liegt doch auf der Hand 🙂

    • #3 rolak
      29. März 2017

      So sieht es ohne login in die WP-ArbeitsUmgebung aus, Oliver – zu Deinem Text weiß ich selbstverständlich nichts, doch der browser sieht die Quelle — und zack, isses geändert, Bild war noch machbar, doch Neuladen für Quelle ging nicht mehr. Zu schnell…

      Wette?

      1) Nicht ‘jemand’, 2) im Radio kam die Meldung der offiziellen AustrittsErklärung und ein gewisser Mensch griemelte etwas in der Art “hehe, es gibt da ein blog ‘Quo Vadis’, das titelt dazu bestimmt mit ‘Quo vadis, ..'” – “Nö, glaub ich nicht” – “Fünfer?”
      Beweismail ist raus.

  2. #4 Hobbes
    29. März 2017

    Ah sehr schön. Das sind alles auch haargenau meine Gedanken und trotz eifriger Suche habe ich zu diesen Themen bisher so gut wie nix gefunden.
    Das CE Zeichen so wie die DIN-EN sind gewalltige Fortschritte die in der Öffentlichkeit leider nie als solche gesehen werden. Hier werden die Briten sich noch wundern wie viel “Souveränität” sie “gewonnen” haben.

    Das Arbeitsrecht ist insbesondere in der Finanzbranche unbeliebt. Aber auch Umweltverordnungen so wie Fischereibeschränkungen sind vielen ein Dorn im Auge. Ich bin eigentlich ein (Neo)Liberaler aber was da auf der Insel abgeht bzw. gefordert wird, ist eher das Ziel von einem Comicbösewicht als das es das Ziel einer effizienten Wirtschaft wäre.
    https://www.youtube.com/watch?v=sgBm2VrDFZI
    Hier disskutiert James O Brian z.B. mit Anrufern über die “Zero Hour Kontrakts”. Seine Position würden wir hier als selbstverständlich sehen. In England ist er damit am linken Rand. (Kurze Zusammenfassung da es ja kaum jemand hören wird. Es geht um regulär Angestellte die keine feste Arbeitszeit haben sondern immer nur dann Arbeiten dürfen wenn Arbeit anfällt. Die bekommen dann am Montag morgen gesagt wie viele Stunden die die Woche arbeiten dürfen. Es gibt da dann echt Anrufer die das Verteigigen. Wohlgemerkt in völlig normalen Branchen)

    Zu der JIT: Ich durfte mal einen Monat in eine JIT Logistik reinschauen. Einfach Wahnsinn wie gut alles geplant ist. Es dürfte Teilweise einfacher sein ganze Werke einzustampfen und neu zu errichten als die JIT- Planung aufgeben zu müssen. Wie seiht es eigentlich mit den Zöllen auf Halbzeugen aus? Wenn GB sich die Option von unabhängigen Freihandelsabkommen offen halten will kann man hier doch nur auf WTO-Regeln gehen. Zölle innerhalb eines Betriebsablauf auf Produkte mit undefinierten Wert? Geht das überhaupt?

    Ich glaube keiner profitiert so sehr von der EU wie die Ingenieure weshalb aus dieser Sicht der ganze Brexit noch einmal extra bescheuert ist.

    Achja kleine Anmerkung: Jetzt beginnt erst einmal eine Einmonatsfrist für viele Formalitäten. Man dürfte außer dem Eröffnungszug der EU also im nächsten Monat fast nichts hören. Wenn diese den überhaupt Öffentlichkeitswirksam durchführen will.

  3. #5 Hobbes
    29. März 2017

    Oh noch etwas. Ironischer Weise sehen viele Brexiteers den deutschen Wahlen mit hohen Erwartungen entgegen. Die hoffen das die harte Merkel abgewählt werden könnte.
    Dabei verkennen die das Merkel nichts zu gewinnen hätte wenn sie GB vor die Wand fahren würde. Für Schulz könnte das aber eine attraktive Option sein. Innenpolitisch so wie als Anwalt der Südländer könnte er da richtig Punkte sammeln. Und populismus über Fakten ist definitiv eher Schulz als Merkel. (Aber gegenüber Farage und Johnsen ist er natürlich auchnoch ein Leutturm der Vernunft)

  4. #6 DH
    29. März 2017

    Warum sollten bessere Arbeitsbedingungen ein Nachteil für die Wirtschaft sein? Wenn man unter Wirtschaft die Begünstigung einer Handvoll von Profiteuren versteht, mag das so sein, aber für die Volkswirtschaft insgesamt sind bessere Arbeitsstandards ein glasklarer Standort-Vorteil.
    Es ist äußerst seltsam, völlig offensichtlich korreliert die weltweite Stärke der Volkswirtschaften positiv mit den besseren Arbeitsbedingungen, trotzdem gibt es diese unhinterfragte Haltung, nur ein Wettbewerb nach unten wäre richtig, selbst bei Leuten, die im Zweifel dem sozialen Gedanken den Vorzug geben.

    Am Brexit kann man erkennen, daß die europäische Entwicklung stärker ist als die der EU, und vor allem, daß die EU eher eine Anpassung an einen historischen Vorgang ist, als daß sie dessen Ursache wäre.
    Europäische Staaten stehen immer in Verbindung, wenn sie keine Kriege mehr führen, bleibt dazu nur der wirtschaftliche und kulturelle Kontakt. EU hin oder her, Nationalismus hin oder her.

  5. #7 Joseph Kuhn
    29. März 2017

    Danke, interessanter Beitrag. Ich bin auch einmal gespannt, was der Brexit für die Arzneimittelzulassung und die Pharmafirmen bedeutet. Kurioserweise sitzt die Europäische Arzneimittelbehörde derzeit noch in London. Das wird nicht so bleiben.

    • #8 Oliver Gabath
      30. März 2017

      Wenn man dieser Tage in die britische Presse schaut, findet man vereinzelte Artiel über die Lage des NHS, die nichts Gutes für die Zukunft prophezeien: Der Personalstamm an Pflegepersonal sinkt, die Anwerberzahlen aus dem Ausland dito, die eigene Ausbildung stagniert bzw. ist sogar rückläufig, weil der NHS im Vergleich mit dem deutschen Gesundheitssystem anscheinend wirklich chronisch unterfinanziert ist. Wie es wohl damit weitergeht – meine Frau ist Krankenschwester, deswegen bin ich für das Thema allgemein etwas sensibler. Hast Du zufällig vor, was zum Thema Gesundheitssystemen EU/GB, Prognosen für die Zukunft und Diskussionsfelder, die der Brexit aufwühlt, zu schreiben? Du hast da mehr Hintergrundwissen als ich.

  6. #9 Rene F.
    30. März 2017

    Danke für den Artikel, da er wohl aufzeigt, dass zwei Jahre für die Austrittsverhandlungen kaum ausreichen dürften. Ich gehe mal davon aus, dass in den beiden Jahren maximal der Rahmen abgesteckt werden kann und Detailverhandlungen sich danach anschließen.

    Desweiteren gehe ich davon aus, dass sich im wirtschaflichen Verhältnis der europäischen Staaten untereinander nicht viel ändern wird, da ist man viel zu sehr aufeinander angewiesen (z.B. ist GB drittgrößter Handelspartner für D). Man wir also pragmatische Lösungen finden, wie beispielsweise mit der Schweiz.

    Die politischen “Rachegelüste” werden sich nicht durchsetzen. Ich halte es sowieso eher für Neid, dass ein Staat den Mut gefunden hat, das sinkende Schiff EU noch rechtzeitig zu verlassen. Insofern sehen viele Britten, mit denen ich in Kontakt bin, den Brexit als echte Chance, es macht sich eine Aufbruchsstimmung und fast etwas Euphorie bemerkbar.

  7. #10 UMa
    30. März 2017

    Inzwischen hat das schottische Parlament für ein neues Unabhängigkeitsreferendum für Schottland von Großbritannien gestimmt. Siehe diesen Artikel hier
    https://www.zeit.de/politik/ausland/2017-03/schottland-parlament-stimmt-fuer-unabhaengigkeitsreferendum
    Ein Zitat daraus:

    Die britische Premierministerin Theresa May indes lehnt den Zeitplan ab. Eine solche Volksabstimmung wäre “spalterisch” und würde “zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt” zu einer “enormen wirtschaftlichen Unsicherheit führen”, hieß es in einer Mitteilung aus Downing Street 10.

    Das finde ich bemerkenswert.

    Müsste nicht jemand, der mit bestimmten Argumenten den Brexit befürwortet, dann auch mittels der Gleichen Argumente einen Austritt Schottlands aus dem UK befürworten?

    Oder, jemand, der eine Schottische Volksabstimmung über einen Austritt aus dem UK als “spalterisch”, “zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt” kommend und zu “enormen wirtschaftlichen Unsicherheit führen”[d] ansieht, die gleichen Ansichten über den Brexit (und die Volksabstimmung im letzten Jahr dazu) hegen?

    Oder wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

    • #11 Oliver Gabath
      30. März 2017

      Sowohl hier wie da gibt es eine Menge Leute, die den EU-Austritt der Briten zwar schlecht, einen evtl. Austritt Schottlands aus dem VK aber gut finden bzw. fänden. Oder vice versa. Eigentlich interessant – mit zweierlei Maß gemessen? Bestimmt. Aber da werf ich nicht den ersten Stein.

      Meine Frau und ich sind selbst ziemlich schottophil und ich halte es für zwar unwahrscheinlich, aber nicht für völlig ausgeschlossen, dass sich das schottische Parlament ein zweites Referendum vor März 2019 erstreiten kann. Den Ausgang wage ich nicht zu prognostizieren. Einen Austritt Schottlands aus dem VK hielte ich für eine tragische Fehlentscheidung, aber was spielt es schon für eine Rolle, was ich in dieser Frage denke. Ich denke, dass die britische Innenpolitik in den nächsten Jahren mindestens genauso interessant wird, wie die außenpolitischen Verhandlungen mit der EU.

  8. #12 RPGNo1
    30. März 2017

    Und nicht zu vergessen, dass die Schotten jetzt auch wieder von Unabhängigkeit reden. Was ist, wenn es diesbezüglich ernst werden sollte? Dann kommt ein unbekannter Faktor x in die Überlegungen hinzu.

  9. #13 Sascha
    30. März 2017

    In Zeiten, wo Konzerne global agieren, ist nationalistisches Einigeln absolut tödlich. Zumindest für die Bewohner.

  10. #14 Hobbes
    30. März 2017

    @Rene F.
    “untereinander nicht viel ändern wird”
    Mit Verlaub, das ist extrem Naiv.
    Man kann diskutieren ob GB irgendwann besser dasteht oder nicht, dass sich massiv etwas ändern wird steht außer Frage. Sonst hätte ich gerne mal folgendes geklärt:
    Wie wollen die Finanzgeschäfte ohne Financial Passporting abgewickelt werden?
    Wie Soll JIT über Zollgrenzen funktionieren?
    Wie sollen Freihandelsabkommen mit dem Rest der Welt die selben Konkurrenzsituationen der Märkte wie bisher erhalten?

    “”Die politischen “Rachegelüste” werden sich nicht durchsetzen. Ich halte es sowieso eher für Neid”
    Spätens hier wird es ja völlig absurd. Die Verhandlungspartner in der EU sind also neidisch? Die EU-Abgeordneten sind also insgeheim EU-Gegner?
    Vielleicht sind Sie neidisch aber sicherlich nicht die Leute mit denen GB verhandelt.

    Ich finde es immer wieder erstaunlich wie Gegner der EU ihr einerseitz absolute Kontrolle über alles vorwerfen, sie im selben Zug aber als problemlos abschaffbar halten. Am liebsten sind mir immer die Leute die der EU dann noch vorwerfen die wichtigen Probleme nicht zu lösen ohne aber zu checken das diese Kompetenzen noch komplett bei den Nationalstaaten liegen. (Flüchtlinge, Griechenlandkriese, Steuerhinterziehung, Korruption uvm. DAs lächerlichste was ich bisher dazu gehört habe war in einer TV-Talkrunde das jetzt endlich niemand GB daran hindert das NHS in Ordnung zu bringen)

    Ich habe mich Intensiv mit der EU beschäftigt und bin eigentlich ein großer Kritiker. Ich habe in den letzten 5 Jahren aber nichts anderes gemacht als die EU zu verteidigen weil was die Leute kritisieren immer völliger Blödsinn ist. Und das was ich für Kritikwürdig halte scheint unwichtig.
    Lustig finde ich auch, dass vielen die EU als umfallender oder schwacher Verhandlungspartner gilt. Wer sich mal tiefer damit beschäftigt weiß wie falsch diese Aussage ist. Bei TTIP wurden die Amerikaner an die Wand verhandelt. Alle anderen Freihandelsverträge sind krass zum Vorteil der EU. Griechenland wurden komplett die Karten aus der Hand genommen. Man schaue sich mal Varufakis großspurige ankündigungen an. Außer nen paar Feigenblätter hat noch keiner was von der EU bekommen ohne nicht etwas von gleichen Wert zu geben. Auch die Schweiz hat ihre Freizügigkeitsbegrenzung ganz klamm heimlich wieder versanden lassen.

  11. #15 Hobbes
    30. März 2017

    Gibt es hier eventuell auch ein paar VWL-Experten?
    Ein paar Verständnisfragen habe ich noch insbesondere um die Reaktionen der Ratingargenturen besser Antizipieren zu können.
    Das Außenhandelsdefizit von GB wird ja durch Kapitalzuflüsse und Kreditnahme gestützt, wie groß sind denn hier die jeweiligen Nettogrößen? Wie groß ist die handelbare Pfundmasse? Wie wichtig ist der Anteil an den Leitwährungen für eine dauerhafte Importnation?

    Und ein paar Spekulationsfragen: Was glaubt ihr? Sind die beiden vorraussichtlichen Leitzinserhöhungen der EZB in diesem Jahr im Pfundkurs schon eingepreist, ähnlich wie es bei der FED war? Und wie Wird die BoE darauf reagieren? Bleibt die 0,25% Leitzinsdifferenz zwischen EZB und BoE bis zum Ende des Jahres? (Mein Tipp wäre ja und die BoE verrucht mehr über QE zu regeln)

    Ich hoffe es ist nicht zu blasphemisch VWL Fragen in einem Ingenieursblog zu stellen 😉

    • #16 Oliver Gabath
      30. März 2017

      Wie so viele Laien neige ich dazu, das “V” in VWL mit Voodoo oder etwas ähnlichem zu übersetzen, aber im Grunde tu ich damit den Leuten wahrscheinlich unrecht. Hoffentlich. Ist ja nicht so, als wäre VWL nur Kaffeesatz lesen^^

      Solang keiner ein von Lorbeeren gefassten Bild Ludwig von Mises’ hier aufstellt, kann ich damit leben 😉

  12. #17 RPGNo1
    31. März 2017

    @Joseph, Oliver
    Stichwort Pharmaindustrie
    Das ist ein Punkt, der auch in unserer Firma, insbesondere auf der Leitungsebene, diskutiert wird. Wir haben bekannte Pharmakunden im Vereinigten Königreich. Wie geht es weiter, wenn die EU-Abkommen in der jetzigen Form nicht mehr gelten und neu verhandelt werden müssen? Stichworte freier Warenverkehr, Zoll, Medikamentenregistrierung und -zulassung, gegenseitige Anerkennung der GMP-Inspektionen.
    Nach dem Referendum im letzten Jahr hatte ich gehört, dass britische Kunden erste Gedankenspiele machten, ihren Sitz nach Irland zu verlegen. a) Es ist ein EU-Land, und b) der Steuersatz ist sehr niedrig. Diese Überlegungen werden nun sicher wieder akut werden.

  13. #18 Rene F.
    31. März 2017

    @Hobbes
    “Gibt es hier eventuell auch ein paar VWL-Experten?”

    Ich habe zufälligerweise VWL studiert, daher könnte ich gern auf Ihre Argumente aus #14 und die Fragen aus #15 eingehen, aber in einem moderierten Forum, bei dem die Posts erst nach einem Tag frei geschaltet werden, was jegliche Diskussionatmosphäre zerstört, macht das keinen Sinn.

  14. #19 Earonn
    31. März 2017

    @RPGNo1 #12
    Man könnte andersherum auch sagen, dass ein erfolgreiches schottisches Unabhängigkeitsreferendum die Ungewissheit mindern würde, da ein geringerer Teil der britischen Wirtschaft der EU verlorengeht (immer vorausgesetzt ihr nehmt uns wieder auf, aber wir gucken auch ganz lieb und mache extra-leckere Pies!)

    Allerdings muss ich gestehen, dass ich bezüglich eines Erfolgs eher skeptisch bin, weil die Medienlandschaft hier schon wieder die volle Anti-Unabhängigkeits-Breitseite auffährt.

    Um beurteilen zu können, inwieweit ein solcher Schritt für Schottland positiv oder negativ wäre müsste man auch berücksichtigen, wie sich die Lage hier unter einem Westminster entwickeln wird, dass entschieden sozialfeindlich ausgerichtet scheint und bereits anfängt, Zusagen zur Übernahme bisheriger EU-Rechte durch die Landesparlamente wieder zurückzunehmen. Merke: es nutzt nicht viel, dass die EU nicht mehr über Fischfangquoten entscheiden kann, wenn es statt dessen ein Schreibtischfuzzi in London tut, der es sich nicht mit seinen Kumpeln verderben will…

    Es bleibt spannend.

  15. #20 Hobbes
    31. März 2017

    Als guter Ingenieur befasse ich mich mit VWL ja auch nur um den Feind zu kennen. Und weil es spaß macht die eigene moralische Verkommenheit von Zeit zu Zeit auch einmal auszuleben.

    Und wo wir gerade bei Zeit sind:
    https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-03/brexit-wirtschaftspolitik-eu-binnenmarkt-zollunion-freihandelsabkommen-ausstieg-theresa-may/seite-2
    Ein ganz interessanter Kommentar, welcher auf der zweiten Seite auch ein paar brauchbare Zahlen nennt.

    60% Der Halbzeuge in der britischen Autoindustrie kommen angeblich aus dem Ausland. Zollaufschlag wären 4,5% nach WTO

  16. #21 Gerald Fix
    31. März 2017

    Das Schengener Abkommen hat dieses System stark vereinfacht, indem obligatorische Grenzkontrollen vereinzelten Stichproben gewichen sind.

    Meines Erachtens ist das kein Problem von Schengen, sondern des Binnenmarktes. Schengen regelt die Personenfreizügigkeit; der Binnenmarkt den freien Warenverkehr.

    Das Ende von Schengen ist wegen der Insellage des UK sicher ein kleineres Problem als es das zwischen anderen Ländern wäre. Der Binnenmarkt ist das große Problem. Er betrifft ja nicht nur den Handel zwischen EU und UK, sondern auch Einfuhren, die durchgehandelt werden. (Eine in Genua angelandete Ware wurde mit der Verzollung Teil des freien Warenverkehrs auch Deutschlands, Schwedens und halt auch UK.)

  17. #22 Joseph Kuhn
    31. März 2017

    @ Oliver, Kommentar #8:

    “Hast Du zufällig vor, was zum Thema Gesundheitssystemen EU/GB, Prognosen für die Zukunft und Diskussionsfelder, die der Brexit aufwühlt, zu schreiben?”

    Nein, ich habe mich damit nicht weiter beschäftigt und müsste das auch erst recherchieren. Da ich ins Freizeit-Bloggen nicht zu viel Zeit stecken will, bleibe ich beim dem Thema lieber Leser.

  18. #23 Omnivor
    Am 'Nordpol' von NRW
    31. März 2017

    So wie ich das verstanden habe, gibt es in der EU einige, die ein selbstständiges Schottland nicht wieder reinlassen wollen. Z. B. Madrid, damit die Katalonen und Basken kein Blut lecken.

  19. #24 Hobbes
    1. April 2017

    An den Fleischesser:
    Es ist ein klein wenig anders. Spanien hat bei dem letzten schottischen Referendum gesagt das es einer Aufnahme Schottlands in die EU blockieren würde. Nach dem Brexit Vote hatte die Spanische Regierung allerdings schon gesagt, dass man man jetzt ganz andere Vorraussetzungen habe da es sich ja nicht um eine Sezzion innerhalb der EU handele.
    Eine klare Ja/Nein Aussage gab es nicht. Da Spanien ja nicht die EU verlassen will (und somit gegenüber den Katalanen ja ein Vetorecht behalten würde) ist ein Nachahmeffekt auch ausgeschlossen.
    Spanien wird dieses Thema noch sehr dick aufrollen in den Verhandlungen. Die wollen nämlich Gibralter haben. (Damals zwar 99% Pro GB aber bei der Brexit wahl 96% pro EU)

    Der andere potentielle Vetokandidat, Belgien hat bereits zugesichert Schottland in die EU zu lassen.
    Es ist auch gut möglich, dass letzten endes Schottland sogar gar keine neuaufnahme durchlaufen muss (sondern nur eine Formale) wenn man sich in den Brxitverhandlungen darauf einigt. Allerdings glaube ich nicht das Schottland das will, da es auch einen Teil gibt der weder in GB noch in der EU sein will. Die SNP würde damit deren Stimmen auf jeden Fall verlieren.

    Ich sehe Nordirland auch als heißeres Pflaster. Während die Schotten sich die Anfeindungen aus der englischen Presse gefallen lassen dürfte Sinn Fein da härter reagieren (und die Sun und co werden definitiv rumpöbeln wenn in Nordirland solche Überlegungen laut werden). Da es sich dann um einen Anschluss handelt stellt sich die EU Frage auch nicht. Aktuell ist es wegen der dortigen Parlamentsbildung noch sehr ruhig, aber das ändert sich bald. Insbesondere sobald es um die harte Landgrenze geht. Und diese ist (nach dem was GB bisher will) unvermeidbar.
    Hoffen wir nur das es keine Gewalt gibt. Dieser Brexitunsinn hat schon zu viele Leben gekostet (Bisher zwar “nur” zwei, aber das sind auch zwei zuviel)

  20. #25 Hobbes
    1. April 2017

    Noch ein interessantes Interview von James O Brian mit Ian Dunt dem Autor des Buches “Brexit- Whats next?”
    https://www.youtube.com/watch?v=tFR3jtiT2_E
    Ich höre die Radiosendung von dem in letzter Zeit sehr gerne. Nicht immer komplett meine politische Meinung aber jemand der komplett auf Fakten diskutiert.
    Ich höre die Sendung hauptsächlich um die Briten etwas besser zu verstehen, auch wenn der Moderator sie selber wohl aktuell nicht versteht 🙂

  21. #26 anderer Michael
    16. April 2017

    Wieso ist just in time Produktion etwas gutes?
    Sehe ich nicht so!
    Riesiger LKW-Verkehr.
    Großer zusätzlicher organisatorischer Aufwand.
    Erheblicher Stress bei Lieferanten und Empfängern.
    Produktion wetterabhängig.

    Nur so ein paar Gedanken. Dass sich das Rad nicht zurückdrehen lässt, ist mir auch klar.

    • #27 Oliver Gabath
      16. April 2017

      Was mir spontan dazu einfällt:

      Kleinerer Aufwand für Lagerhaltung – Gebäude, Beleuchtung, Heizung, weniger Ausschuss durch Überlagerung bzw. mittlerweile geänderte Anforderungen

      Bessere Abstimmung der Produktion auf den Bedarf – weniger Überproduktion, schnellere Reaktion auf Kundenwünsche, Vermeiden von Verschwendung

      Just-in-Time muss nicht immer LKW heißen – viele Güter, vor allem Zwischenprodukte, werden in Zeiten des Containers über weite Strecken auf der Schiene gehandelt. Die LKW fahren dann von den großen Umschlagplätzen (vor allem Güterbahnhöfen) die einzelnen Erzeuger/Verbraucher in ihrem Einzugsgebiet an.

      Das letzte Argument versteh ich nicht ganz – meinst Du, dass das Wetter den Transport verhindert? Könnte passieren, aber kaum so lange, dass die Puffer (die kleinen Lager, die man immer noch braucht) leer werden.

  22. #28 anderer Michael
    16. April 2017

    Ja, mit dem Wetter war es so gemeint.
    Der Durchschnittsbürger erlebt just-in-time lediglich als volle Autobahn. Oder so: ” Die Lager sind aufgelöst, die befinden sich vor ihrer Haustüre (1) oder auf der Straße. ” = Zitat eines Politikers( ich glaube von Anton Hofreiter) Es ist für mich interessant dazu auch andere fachliche Meinungen zu hören.

    1.gemeint sind übernachtende LKW-Fahrer in den Wohngebieten oder wo auch immer.

  23. #29 Robert
    19. April 2017

    Hobbes,
    Der Irland Konflikt war durch die Zugehörigkeit zur EU aus dem focus geraten. Das könnte sich wieder ändern, insbesondere wenn die Katholiken in Nordirland die Mehrheit erlangen, was im Rahmen der Möglichkeit liegt.

  24. #30 Earonn
    3. Mai 2017

    Irland ist ein ganz turbulentes Gebiet – vielleicht weniger in den Medien, aber ganz sicher in den Diskussionen. Natürlich würde eine mögliche Wiedervereinigung Irlands zu großen politischen Verwerfungen führen, und ehrlich gesagt, ich hoffe, dass das nicht weiter verfolgt wird. Gegönnt sei es den Iren, aber der Nordirlandkonflikt ist noch viel zu wach, noch zu viel Bitterkeit allüberall, da kann ich mir kaum eine friedliche, freundliche Lösung vorstellen. Die Fronten sind einfach noch zu verhärtet.

    Als hilfreich für das Indyref2, das nächste schottische Unabhängigkeitsreferendum dürften sich derzeit die sozialen Einschnitte der Tories erweisen, z.B. das Kappen von Leistungen ab dem 3. Kind und die damit verbundene “Rape Clause” (ein Formular mit dem die Mutter Hilfe für ein 3. etc. Kind beantragen soll, weil dieses durch Vergewaltigung gezeugt sei, und das heftig umstritten oder deutlich gesagt einfach nur menschenverachtend und ekelig, ganz zu schweigen dämlich aufgemacht ist).
    Schottland wird diese Regelung wohl nicht übernehmen und statt dessen für die Versorgung der betroffenen Kinder aus Landesmitteln aufkommen. Wieder mal nimmt Westminster Menschen als Geiseln, diesmal, um sich seine Pläne von “anderen” finanzieren zu lassen.

    Mal schauen, wie die Council-Wahlen diese Woche ausgehen.
    Von den GE2017 ganz zu schweigen.

  25. #31 Oliver Gabath
    3. Mai 2017

    @anderer Michael:

    Der Durchschnittsbürger erlebt vieles, was er nicht versteht. Nicht, weil er zu doof dazu wäre, sondern weil ihm einfach die Hintergründe und das Wissen, wie es genau funktioniert fehlen. In unserer äußerst arbeitsteilig organisierten Welt, in der es schon schwer genug ist, einigermaßen breit über das eigene Fachgebiet informiert zu bleiben, ist das gar nicht verwunderlich. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich vor etwas stand und dachte: “Was ist denn das für ein Blödsinn? Das macht ja mal überhaupt keinen Sinn!”, um dann, nachdem ich – teilweise viel später! – einen Blick auf die praktische Umsetzung und die Gründe geworfen hatte, zu denken: ach so ist das gemeint…ach deshalb macht man das…nicht schlecht!”.

    Vielleicht traue ich deswegen den anderen zunächst mal zu, dass sie schon wissen werden, was sie machen, bis sie mir das Gegenteil beweisen.

    Einfache Modellvorstellungen, wie der LKW, der zu einer bestimmten Stunde in Spanien los fährt, um zu einer bestimmten Stunde in Österreich anzukommen, bilden die Wirklichkeit eben so unvollkommen ab, wie Sätze à la Der Doktor gibt Dir eine Spritze und dann ist alles wieder gut.

    @Hobbes/Robert/Earonn:

    Ich glaube, was den Brexit angeht, schlagen bei vielen Briten, die keine Engländer sind, zwei Herzen in der Brust. Ich bin kein intimer Kenner Irlands/Nordirlands und kann nicht, einschätzen, wie groß die Gefahr wirklich ist, dass die Troubles zurückkehren. Aber eingedenk der Heftigkeit des Konfliktes und der noch so kurzen Zeit der Ruhe wundert mich nicht, dass der Punkt immer wieder genannt wird.

    Wegen Schottland bin ich gespannt. Zurzeit halte ich ein zweites Referendum zwar für eher unwahrscheinlich (und ob es gut oder schlecht wäre steht sowieso in einem ganz anderen Buch), aber dann denke ich wieder: “Pferde / Apotheken”

  26. #32 Hobbes
    6. Mai 2017

    Nochmal ein kleiner Nachtrag. Ich habe in letzter Zeit wieder viel über den Brexit geredet (Hauptsächlich mit Freunden und nicht online) Dabei ist mir eines Aufegefallen: Die Leute verstehen nichts vom “Single Market” dieser wird komplett auf “niedrige/keine Zölle” reduziert. Ich habe dabei dann öfters auf diesen Text verwiesen (auch wenn ich nicht glaube das irgendwer in einer mündlichen Diskussion anschließend das hier wirklich googelt).

    Da viele der hier angesprochenen Probleme ja indirekt dem Ausstieg aus dem Binnenmarkt geschuldet sind würde ich mich noch einmal über einen expliziten Beitrag: “Was ist der Binnenmarkt” freuen. Mein Wissen in diesem Bereich ist leider sehr theoretisch, da ich Außerhalb des Binnenmarktes nie Handelsbeziehungen hatte. Auch habe ich noch keine realen Kosten/Nutzenrechnungen erstellt welche Juristische Aspekte berücksichtigen müssen.