Letztens hatte ich einen kleinen Rant zum Thema schlechte Werkzeuge. Nun ja, ich halte immer noch Tabellenkalkulationsprogramme für großartige Werkzeuge.  Dies tut auch Matt Parker, ein bekennender spreadsheet-Fetischist. Er hat auf seinem youtube-Kanal ‘standupmath’ ein Video unter dem Titel “When spreadsheets attack!” online gestellt:

Wenn man mal die Werbung am Anfang hinter sich hat, ein ziemlich witziges Video. Na, das unterstreicht wohl, dass bei wissenschaftlicher Arbeit das Werkzeug gut ausgewählt sein sollte …

Ja, man kann die Auto-“Korrektur” der Tabellenkalkulationsprogramme abstellen oder anpassen. Aber das ändert nichts daran, dass Tabellen ab einer gewissen Größe unhandlich werden, von “Debugging” mal zu schweigen …

 

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Kommentare (9)

  1. #1 rolak
    29. Januar 2020

    Selbstverständlich sind spreadsheets auch ein veritables Programmiersystem. Wird bei uns in der Produktion zB eingesetzt um aus der zu fertigenden Produktmenge die Anzahl zu schneidenden(fräsenden, lasernden) Einzelteile bei gemutmaßtem Verschnitt durch sämtliche folgenden Arbeitsschritte auszurechnen. Und wie sich das gehört (Kunden/Auftragsstamm ist zB noch Basic/Dos), werden sämtliche Werte ‘sovieleTeileProProdukt’ uä von Hand eingegeben und sind völlig losgelöst von den Zeichnungen(in denen sie bereits aufgeführt sind). Für je einen Produktteil kann dann mit einem nächsten spreadsheet (mit händisch übertragenen Maßen!) eine semioptimale Aufteilung auf die Halbzeuge ausgerechnet und eine MaterialBestellung angeworfen werden. Etc pp.

    Kann funktionieren. Ist allerdings alles grotesk fehleranfällig, selbst wenn nur das eine spreadsheet ‘Zuschnittliste’ betrachtet wird. Die Formeln zu den Berechnungen aus dem und für die sichtbaren ersten ~20 Spalten leben in den nächsten ~120 Spalten und sind bzgl der Anzahl Textzeichen tatsächlich noch nicht vierstellig. Wenn auch bei einigen verdammt knapp, klassisches Ergebnis von code-unrolling/inlining via c/p.

    Als vor Jahren unübersehbar wurde, daß das System in diversen Fällen ein wenig zu wenig Übermenge zuschneiden ließ (aka exakte Stückzahl), startete die letzte größere Überarbeitung der sheets – zum Glück ohne mich. Der Fehler ist auch stabil behoben worden.

    Nur gibt es jetzt halt andere Ausreißer. Von den ~A4-Zuschnitten vorletzte Woche kamen statt 400 Stück dann eben 600, weil die Formel jetzt +50% auswirft und dergleichen der Torfnase an der Plattensäge offensichtlich völlig egal war…

    • #2 Christian Meesters
      29. Januar 2020

      Selbstverständlich sind spreadsheets auch ein veritables Programmiersystem.

      Ich wage nicht zu widersprechen ;-). Das ABER hast Du schön zusammengefasst.

  2. #3 Sowasvon sowas
    31. Januar 2020

    Ich weiß noch, wie skeptisch ich damals (in den 90´gern) war, als ich für meine Arbeit zur Abrechnung (Rechnung Schreiben) solche fertigen “Spreadsheets” verwendete. ich habe Anfangs immer nachgerechnet, ob die Software richtig gerechnet hat. Und ich weiß heute nicht sicher, ob ich richtig gerechnet habe.

  3. #4 Sowasvon sowas
    31. Januar 2020

    Der “Rohdatenschutz”, den man offenbar regelmäßig unterbewertet.
    Wenn ganze (Genom)Datenbanken Werte verfälschen, dann kann man sich auf nichts mehr in der und aus der Wissenschaft verlassen.

    • #5 Christian Meesters
      31. Januar 2020

      Auch wenn es bestimmt nicht so gemeint war – da muss ich widersprechen:

      1. Gibt es mehr Wissenschaft als nur Genomik.
      2. Geht es überhaupt nicht um Datenbanken, sondern
      3. um den inadäquaten Einsatz von Spreadsheet/Tabellenkalkulationen.

      Das (also 3.) kommt vor und es ist eine vernachlässigte Aufgabe der Reviewer abzuklopfen, ob denn sorgfältige gearbeitet wurde (welche Tools, welches Datenmanagement, etc.). Damit wäre viel gewonnen, aber auch noch alle derartigen Probleme gelöst …

  4. #6 Liberty Liar
    31. Januar 2020

    Tabellenkalkulationen, genauer , das Programm, z.B. Javascript, arbeitet nur mit 15 Nachkommastellen,
    Bei Wachstumsfunktionen kann es da schon zu Ungenauigkeiten kommen.
    Es kommt halt darauf an, wozu man die Spreadsheets verwendet.

    • #7 Christian Meesters
      31. Januar 2020

      Es kommt halt darauf an, wozu man die Spreadsheets verwendet.

      Eben: Für wissenschaftliche Datenverarbeitung sind sie meist ungeeignet. Andererseits können die meisten Programme gut mit Geldwerten rechnen. Diese und andere Anwendungen im Bürobereich sind schon toll.

      Wenn man mal mit Abstand auf die Angelegenheit blickt (der Gedanke kommt mir gerade): Spreadsheets sind jung. Office-IT gibt es erst ein paar Jahrzehnte und nicht alles kann mit dedizierter Software (z. B. Buchhaltungssoftware) ersetzt werden. Da gilt es erst Problembewußtsein wecken; Änderungen brauchen viel Zeit.

  5. #8 Sowasvon sowas
    17. Februar 2020

    @ Christian Meesters
    31. Januar 2020

    Zitat:
    2. Geht es überhaupt nicht um Datenbanken, sondern
    3. um den inadäquaten Einsatz von Spreadsheet/Tabellenkalkulationen

    -> Aber in der Grundfunktion funktionieren Datenbanken nicht anders, als diese Tabellenkalkulationen.

    • #9 Christian Meesters
      17. Februar 2020

      -> Aber in der Grundfunktion funktionieren Datenbanken nicht anders, als diese Tabellenkalkulationen

      Nein. Nicht jede Datenbank (DB) nimmt (eine) Tabelle(n) als Datenstruktur an. Und auch bei DBs, die dies tun, ist die Analogie zur Tabellenkalkulation eben eine Analogie.

      Der Implementationshintergrund ist aber nicht der Anlass des Kommentars, sondern, der Unterschied in der Oberfläche und die Probleme, die sich aus dem unbedachten(!) Einsatz von Tabellekalkulationsprogrammen ergeben. Deshalb ist nicht alle Genetik/Wissenschaft obsolet, aber es wirft ein deutlich schales Licht auf Reviewprozesse. Da bin ich ganz bei Ihnen.