Seitdem sich das Internet als Massenmedium durchgesetzt hat, sind Meme‘s ein fester Bestandteil der modernen Onlinekommunikation geworden.

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Die Idee der Meme‘s wurde in den Siebzigern von Richard Dawking entwickelt. Er beschrieb, dass Gedanken, Ideen oder Verhaltensmuster auf ähnliche Weise vererbbar sind, wie Gene auf biologischem Wege. Ganz in diesem Sinne werden Ideen oder Statements, die sich im Internet in Form von Bildern, Videos oder Audiodateien rasant verbreiten, verstanden. Die meisten Meme’s dienen zwar nur zur Unterhaltung, allerdings werden sie auch oft benutzt um politische Statements zu machen.

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Auch wenn die Kommunikation in wissenschaftlichen Zeitschriften eher konservativ ist, konnte sie sich dieser Entwicklung nicht enthalten. In einer wissenschaftlichen Publikation aus dem Bereich Nanotechnologie ist vor kurzem das erste Meme aufgetaucht. In den meisten Journals muss man ein graphical abstract einreichen. Ein kleines Bild, das die Hauptaussage der Veröffentlichung trägt und möglichst prägnant darstellt. Eine Gruppe aus Delft ist auf die Idee gekommen dies in Form eines Meme zu machen.

VW-1In der Arbeit wurde untersucht wie kleine (sehr sehr kleine) Platinstrukturen wachsen. In vielen Prozessen wie der Katalyse (VW ist hier Experte), Energeispeicherung oder auch in der Elektronik versucht man seit Jahrzehnten Strukturen herzustellen, die eine extrem große Oberfläche besitzen. Die ablaufenden Prozesse hängen dort sehr stark von der Oberfläche der Strukturen ab. Nimmt man das Beispiel eines Autokatalysators, ist es recht simpel. Im Autokatalysator werden giftige Stoffe, die bei der Verbrennung im Motor entstehen, in ungiftige umgewandelt. Die Geschwindigkeit dieser Umwandlung hängt sehr stark von der zur Verfügung stehenden Oberfläche ab, an der diese Umwandlung stattfindet. Ganz nach dem Motto, je mehr offene Kassen in einem Supermarkt, umso mehr Möglichkeiten für die Kunden sich anzustellen. Man kann also allgemeiner sagen: je mehr Oberfläche zur Verfügung steht, umso schneller kann die Reaktion ablaufen, umso effizienter ist sie, umso kleiner kann gebaut werden, umso mehr Material wird gespart, umso mehr Geld wird gespart und umso reicher wird der Erfinder…Oberflächlichkeit kann also durchaus seine Vorteile haben.

Eine Herstellungsmethode, die in diesem Zusammenhang sehr interessant ist, ist die sogenannte Atomic Layer Deposition. Mit dieser Methode können sehr kleine Nanostrukturen hergestellt werden. Dabei wird eine chemische Substanz selbstlimitierend reagiert. Selbstlimitierend heißt, dass es nur eine feste Anzahl an Reaktionspartnern gibt. Wenn die alle besetzt sind, kann die Reaktion nicht mehr ablaufen. Damit es weitergehen kann, müssen die Reaktionspartner wieder neu aktiviert werden. Durch diese abwechselnden Prozesse (Reaktion und Aktivierung) entsteht nach und nach eine Nanostruktur. Wie groß diese wird, wurde bisher immer nur davon abhängig gemacht, wie oft die Reaktions- und Aktivierungszyklen wiederholt wurden. Je öfter, umso größer die Struktur.

Die Gruppe aus Delft hat jetzt allerdings gezeigt, dass die Platinstrukturen dort, wo sie wachsen nicht fest sitzen, sondern sich bewegen können (Oberflächendiffusion). Wenn sie dabei mit anderen Platinteilchen zusammenstoßen, verschmelzen beide zu einer größeren Struktur (Koagulation). Dies  hat einen riesigen Einfluss auf das Verständnis und die Auslegung dieser Wachstumsprozesse. Es zeigt, dass die Wachstumsprozesse bisher zu stark vereinfacht wurden. Um dieses unerwartete Ergebnis im graphical abstract zu beschreiben, wurde folgendes Bild, in Anlehnung an eines der berühmtesten Meme‘s, erstellt:

Quelle: Understandding and Controlling the Aggregative Growth of Platinum Nanoparticles in Atomic Layer Depositon: An Avenue to Size Selection (2017)

Kommentare (9)

  1. #1 tomtoo
    10. September 2017

    : ) Sieht ja dann eher wie Atomic Rock Deposition aus. Übrigens imho ein super Bandname.

  2. #2 Dr. Webbaer
    10. September 2017

    Die Idee der Meme‘s wurde in den Siebzigern von Richard Dawking entwickelt. Er beschrieb, dass Gedanken, Ideen oder Verhaltensmuster auf ähnliche Weise vererbbar sind, wie Gene auf biologischem Wege.

    Er war und ist ja auch Biologe.
    Die sogenannte Memetik meint die Ideologie, die Ideen trägt, so richtig neu ist daran nichts, Ideen (“Bilder”) dürfen auch (naturgemäß) visualisiert werden, oft bleiben diese Bilder nicht tauglich zur direkten Visualisierung.

    MFG
    Dr. Webbaer (der sich insofern bevorzugt an Ideen, die nicht visualisiert werden müssen, weil im übertragenden, metaphorischen Sinne, gemeint, festhält)

  3. #3 Marcus Anhäuser
    11. September 2017

    Dawkins, der Mann heißt Dawkins. Und das Apostroph “s” kann auch weg. Mem, Meme.

  4. #4 Dr. Webbaer
    11. September 2017

    ‘Memes’ meinen die Pluralbildung, “Meme’s” die Genetiv-Bildung. also den Apostrophen meinend, das Hochkomma.

    In der deutschen Sprache, die den Apostrophen so nicht kennt, wird in der Regel von Memen gesprochen und geschrieben.

    ‘Dawking’ gefiel dem Schreiber dieser Zeilen abär irgendwie, guter Mann!,
    MFG + schöne Woche noch,
    Dr. Webbaer

  5. #5 tomtoo
    11. September 2017

    @samir
    Ist das hauptsächlich ein Problem von Platin oder ist es bei anderen (edel) Metallen ähnlich ?

    • #6 samir
      11. September 2017

      @tomtoo
      Nein, es kommt immer auf das verwendete System (in diesem Fall Platin auf Graphene) an. Das Wachsen dieser “Inseln” konnte man auch bei Zirkoniumoxide oder Aluminiumoxide auf Silicium beobachten, bei anderen Wachsen die Strukturen als homogene Schicht und dann gibt es diese Verschmelzungsprozesse nicht.

  6. #7 tomtoo
    11. September 2017

    @samir
    Vielen Dank. Da gibts wohl noch einiges Futter für die Supercomputer. : )

  7. #8 Jokep
    12. September 2017

    [bitte kommentar über falsche Pluralbildung einfügen]
    https://de.wikipedia.org/wiki/Apostroph#Diskussion_.C3.BCber_fehlerhafte_Verwendung

  8. #9 Laie
    13. September 2017

    So neu ist das auch wieder nicht. Früher nannte man das das “Stille Post”-Prinzip. Man geht ins Wirtshaus, einer erzählt einen Mist, der wird solange weiter erzählt, bis anderer Mist rauskommt.

    Mit den (a)sozialen Netzwerken (Fratzenbuch etc.) geht das zeitlich schneller.