Zum Start des “World Congress on Medical Physics and Biomedical Engineering” wurde am heutigen Montag die Studie “MedTech 2020” vorgestellt, die anhand einer Expertenbefragung den Versuch unternimmt, zentrale Trends in diesem Bereich darzustellen. In einem Punkt sind sich die Experten jedenfalls einig: schon in 10 Jahren wird die USA die Führungsrolle innerhalb dieses Technologiefeldes verlieren. Die Innovationen des Jahres 2020 erwarten die Insider aus Asien…

Insgesamt 631 Experten wurden für die Studie vom VDE befragt und die Auswertung hält einige interessante Einsichten bereit. Etwa wenn es um den Stellenwert einzelner Schlüsseltechnologien geht, die die Medizintechnik (die ja auf Interdisziplinarität basiert) vorantreiben.

Expertenmeinung: Computerwissenschaften sind Schrittmacher der Medizintechnik

Ein Drittel der Experten gab jedenfalls zur Auskunft, dass den Computerwissenschaften im Konzert der einzelnen Disziplinen die Führungsrolle zukommt. Dahinter rangieren die Zell- und Biotechnologien, die ebenfalls als sehr wichtig eingestuft werden.

Ebenfalls interessant ist, dass ebenfalls ein Drittel der Befragten darin übereinstimmte, dass fehlende Fördergelder das größte Innovationshindernis darstellen. In Deutschland ist diese Ansicht übrigens weniger stark verbreitet. Möglicherweise trägt hier die engagierte Förderpolitik des BMBF der letzten Jahre Früchte?

Vor allem in Osteuropa werden bürokratische Hürden als Innovationsbremsen genannt; in anderen westeuropäischen oder nordamerikanischen Regionen wird dagegen eher über komplizierte Zulassungsverfahren lamentiert.

Innovationsfelder der Medizintechnik

Doch in welchen Bereichen erwarten uns am ehesten spannende Fortschritte? Unzweifelhaft stehen hier die Weiterentwicklungen der bildgebenden Verfahren an vorderster Front. Die Technologieführerschaft haben hier derzeit noch die USA und Europa inne. Und die neuen Möglichkeiten von Tomographen und Co. werden – so die Erwartung – nicht nur die Diagnosemöglichkeiten verbessern, sondern gleichzeitig direkt in der Therapie zur Anwendung kommen. Professor Olaf Dössel von der Uni Karlsruhe erinnerte bei der heutigen Pressekonferenz an die Optionen einer bildgeführten Chirurgie, die in einer Spielart minimal-invasiv sein kann, dann wieder als roboter-assistierte Chirurgie zur Anwendung kommt.

Ein weiteres Innovationsfeld – so die Expertenmeinung – ist der Bereich von Prothesen und Implantaten. Hier sind aktive und passive Implantate zu unterscheiden. Neuerungen, die für die Patienten hoffentlich gewinnbringend sind, betreffen etwa die “Kommunikationsfähigkeit” von heutigen (Herz-)Schrittmachern, die heute bereits mit externen Systemen Daten austauschen.

Ein weiteres Schlagwort sind regenerative Implantate, die v.a. im Stütz- und Bewegungsapparat den Ersatz von Knochen und Knorpeln durch gezielte Züchtung körpereigener Knorpel ermöglichen sollen. Und schließlich ist in diesem Feld auch von den Neuroimplantaten die Rede: das Cochlea-Implantat kennen wir nun seit 20 Jahren, das Retina-Implantat wird kommen. Das ist die Zukunftsmusik, die man in Kreisen der Medizintechnik gerne hört.