i-572c21fad9ed6f09dcf0dc588a278a2d-CI.jpgDie Entwicklung der Cochlea-Implantate ist durchaus eine Erfolgsgeschichte. Seit Anfang der 90er Jahre wurden weltweit mehr als hunderttausend Menschen mit der Hörprothese versorgt, die akustische Signale auf elektrischem Weg direkt an den Hörnerv weiterleitet. Doch das Hörempfinden durch das Cochlea-Implantat ist bislang kaum mit dem natürlichen Hören zu vergleichen – Verbesserungen könnte hier die optische Stimulation des Hörnervs bringen.

Die Hoffnung vieler schwerhöriger und gehörloser Menschen liegt auf den Cochlea-Implantaten. Und tatsächlich ermöglicht das Implantat vielen ertaubten Menschen, dass sie zumindest wieder an (in Lautsprache geführten) Gesprächen teilnehmen können. Doch in komplexeren Hörumgebungen (an belebten Plätzen, im Klassenzimmer, beim Kneipenbesuch) stößt die Technik leider häufig recht schnell an ihre Grenzen.

In komplexen Hörumgebungen kommt die aktuelle CI-Technik schnell an ihre Grenzen.

Das liegt schon allein daran, dass die gängigen Cochlea-Implantate über etwa 20 Frequenzkanäle verfügen und die Elektroden im Innenohr jeweils eine ganze Palette an Nervenzellen stimulieren.

Eine feine Differenzierung nach Freqenzen ist so natürlich nicht möglich. Aktuelle Forschungsarbeiten – wie etwa diejenigen von Claus-Peter Richter von der Northwestern University in Chigago – zeigen jetzt einen neuen Weg auf, wie man diese Beschränkungen der neuronalen Impulsübertragung überwinden könnte. Wenn man nämlich nicht mehr elektrisch, sondern optisch anregt.

Mehr Präzision durch Infrarot-Laser-Impulse

Seit einigen Jahren arbeitet Richter an der Frage, ob und wie sich mittels Infrarot-Laserstrahlen der Hörnerv (und potentiell auch andere Nerven) reizen lässt. Und Richters Studien deuten an, dass dies über den optischen Impuls sehr viel präziser, als mit den feinen Elektrodendrähten möglich ist. Im Tierversuch konnte er zeigen, dass die Befeuerung der Nerven mit Laserimpulsen im Vergleich zur elektrischen Reizübertragung dieselbe dynamische Bandbreite liefert, dabei aber sehr viel selektiver ist und somit weniger Überlagerungen und Artefakte produziert.

Diese höhere Präzision wird in dieser Gegenüberstellung deutlich (links die Reaktion auf die optische, rechts bei der konventionellen elektr. Stimulation):
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Eine Frage für Langzeittests: Was passiert mit Nerven, wenn sie dauerhaft Laserimpulsen ausgesetzt sind?

Nun geht es sicherlich darum, diese Technik in weiteren Versuchsreihen zu optimieren und in Langzeitversuchen zu klären, wie sich Nerven verhalten, wenn sie dauerhaft Laserimpulsen ausgesetzt sind. Und dann steht man freilich auch noch vor der Herausforderung, die Steuerungseinheiten soweit zu miniaturisieren, dass es – im Falle des Cochlea-Implantats – in den Schädelknochen implantiert werden könnte.

Claus-Peter Richter ist recht zuversichtlich, dass dies in den nächsten Jahren gelingen könnte. Schließlich steht mit den bewährten CIs ja prinzipiell eine Technik bereit, an die man anschließen könnte – auch wenn man dazu zunächst vielleicht auch nur mit rund 20 Frequenzkanälen auskommen müsste. Die optische Variante würde es auch ermöglichen, die Kanäle auf 40 zu erhöhen. Aber das ist heute noch – im wahrsten Sinne des Wortes – Zukunftsmusik.

Kommentare (2)

  1. #1 Anja
    September 23, 2009

    Der Beitrag ist ja interessant – aber eigentlich ein alter Hut. Bereits Mitte 2008 habe ich (bin Redakteurin) dazu einen Artikel in der Zeitschrift “Spektrum Hören” geschrieben. Neue Erkenntnisse sind seitdem noch nicht dazu gekommen. Außerdem nennen Sie keine Quelle – das ist keine gute Grundlage für wissenschaftliche Veröffentlichungen.

  2. #2 Marc Scheloske
    September 23, 2009

    @Anja:

    Nun ja, ich habe im Beitrag ja nicht behauptet, daß die Forschungsergebnisse ganz, ganz brandaktuell wären. Es steht ja ausdrücklich dabei, daß Claus-Peter Richter seit einigen Jahren in diesem Gebiet arbeitet.

    Vor 10 Tagen auf dem Münchner Kongress stellte er jedenfalls seine Ergebnisse der letzten jahre vor und zeigte auch (bislang unveröffentlichte) Ergebnisse der letzten Monate. Ich halte seinen Ansatz jedenfalls für hinreichend spannend, darüber kurz zu schreiben. Und für alle, die seine Arbeiten stärker interessieren, ist es doch aber ein leichtes, die einschlägigen Publikationen zu finden, oder?

    Man findet etwa diese hier (von diesem Jahr):

    Stimulation of the human auditory nerve with optical radiation
    Andrew Fishman, Piotr Winkler, Jozef Mierzwinski, Wojciech Beuth, Agnella Izzo Matic, Zygmunt Siedlecki, Ingo Teudt, Hannes Maier, and Claus-Peter Richter, Proc. SPIE 7180, 71800M (2009), DOI:10.1117/12.814944

    Oder diese, die ziemlich genau ein Jahr alt ist:

    Optical stimulation of auditory neurons: effects of acute and chronic deafening.
    Richter, Claus-Peter / Bayon, Rodrigo / Izzo, Agnella D / Otting, Margarete / Suh, Eul / Goyal, Sheila / Hotaling, Jeffrey / Walsh, Joseph T , Hearing research, 242 (1-2), p.42-51, Aug 2008