Im Mittelpunkt des Weltkongresses für Medizintechnik standen – wie man in unserem Blog nachlesen konnte – neue Therapie- und Diagnoseverfahren im Kampf gegen Krebs oder neue Möglichkeiten der Bildgebung. Daneben gab es aber auch viele, viele Veranstaltungen, die sich mit Themen beschäftigen, die nicht so aufsehenerregend sind, wie etwa die neuro-prothetischen Zukunftsvisionen. Das Thema von einheitlichen Standards und Normen gehörte dazu.

Überlebenswichtig: Das reibungslose Zusammenspiel der medizinischen Geräte und Instrumente. Einheitliche Normen sind gefragt…

Für medizinische Geräte aller Art – ganz egal ob für das Ultraschall- oder Blutdruckmeßgerät, das EEG oder das Narkosegerät – galt schon immer, dass an sie höchste Ansprüche hinsichtlich Funktionstüchtigkeit und Zuverlässigkeit gestellt werden. Ganz klar: medizinische Apparate und Geräte sind integraler Bestandteil des Behandlungsalltags. Mit ihnen wird überwacht, diagnostiziert und behandelt. Und dazu müssen die Geräte funktionieren.

Um diese funktionellen Eigenschaften zu gewährleisten, gibt es natürlich Normen, die die Qualitätsstandards sicherstellen. Doch inzwischen genügt es nicht mehr, dass die einzelnen Geräte reibungslos ihre Aufgabe verrichten: Medizinprodukte in Klinik oder Praxis sind längst in Netzwerke eingebunden, die Geräte tauschen ihre Daten aus und sind Teil einer medizinischen IT-Infrastruktur, von der buchstäblich Leben abhängen. Die DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE) versucht – beim Weltkongress und anderswo – die Wichtigkeit dieses Themas bewusst zu machen.

Neue Herausforderung durch eine Vernetzung von Medizintechnik und IT

Der Bedeutungszuwachs von medizintechnischen Produkten und ihrer Vernetzung spielt sich auf ganz verschiedenen Feldern ab, woraus sich jeweils andere Prioritäten ableiten, wenn über Sicherheitsfragen diskutiert wird. Da gibt es etwa das (hoffentlich reibungslose) Zusammenspiel der Geräte im Operationssaal. Hier kommen leicht 12 oder auch 15 Einzelkomponenten zusammen, die miteinander vernetzt sind und teilweise auf gemeinsame Datensätze zugreifen. Und die Geräte stammen natürlich keinesfalls von einem einzigen Hersteller – hier sind gewissenhafte IT- und Medizintechnikmanager gefragt, die diese lebenswichtige Systemintegration sicherstellen.

Für Ärzte gibt es übrigens seit diesem Jahr, worauf Michael Bothe (vom VDE-Prüf- und Zertifizierungsinstitut) am Rande des Weltkongresses hinwies, spezielle Schulungen des VDE, um sich in diesem Bereich fit zu machen.

Aber nicht nur in der Klinik sind einheitliche Standards erforderlich. Gerade wenn man etwa den Bereich der gesundheitlichen Altersversorgung betrachtet, dann wird deutlich, wie wichtig eine zertifizierte Qualität ist (die immer eine Kompatibilität innerhalb eines Systems beinhaltet!). Einzelkomponenten müssen hier künftig per Plug&Play in Echtzeit ausgetauscht werden, so ebenfalls eine Forderung, die zu hören war. Hier gibt es etwa die Normenfamilie ISO/IEEE 11073, die sicherstellt, dass Vitaldaten zwischen einzelnen Geräten ausgetauscht werden können.

Wenn wir von Telemedizin reden, dann muß sichergestellt sein, dass die medizintechnischen Produkte eine gemeinsame Sprache sprechen

Und damit ist man natürlich auch schon bei einem anderen Schlagwort gelandet, das vor gar nicht allzu langer Zeit noch als Zukunftsvision gehandelt wurde, heute aber schon mehr und mehr Realität ist: Telemedizin nämlich.

Und diese Telemedizin, die – so Michael Bothe – auch eine Antwort auf den steigenden Kostendruck im Gesundheitssystem ist, erfordert eben einheitliche Normen und die Sensibilisierung für dieses Thema. Wobei für ihn der Datenschutzaspekt im Umgang mit vertraulichen Patientendaten ganz wesentlich ist.

Damit jedenfalls künftig von der prophylaktischen Überwachung der Vitalfunktionen, der Früherkennung über die Diagnostik bis zur Behandlung und letztlich die Rekonvaleszenz in den eigenen vier Wänden, alles reibungslos ablaufen kann, sind noch einige Rahmenbedingungen zu schaffen. Und dazu müssen die Geräte eben eine Sprache sprechen…

Kommentare (1)

  1. #1 CAS
    September 18, 2009

    Keine Frage, Normen und Regelwerke sind wichtig und geben Orientierungshilfen oder klare Vorgaben, teilweise haben sie quasi Gesetzescharakter. Nur, sie müssen auch eingehalten werden! Es hapert meistens an der Umsetzung. Sehr häufig gibt es z.B. Schnittstellenprobleme in der praktischen Anwendung wie bei der Integration eines digitalen EKG in das KIS. Das MPG gibt es seit 15 Jahren und an der Umsetzung mangelt es noch immer. Vor allem sind Arztpraxen davon betroffen aber auch sehr viele Kliniken. Ein großes Problem sind dabei Gerätekombinationen aus Medizin- und Nicht-Medizinprodukten. Aber es fängt schon bei ganz kleinen Geräten an. Jeder kann ja mal selbst nachschauen ob z.B. das Blutdruckmessgerät bei seinem Arzt eine gültige Plakette/Prüfaufkleber für die Messtechnische Kontrolle MTK besitzt oder ob das US-Gerät auf el. Sicherheit geprüft ist.