Und wieder einmal zeigt sich das seltsame Technik(un)verständnis unserer lieben Politiker. Die neueste Absurdität: Innenminister Friedrich hat allen Ernstes die Abschaffung der Anonymität von Bloggern gefordert. Unabhängig von der Vereinbarkeit derartiger Praktiken mit unserem Demokratieverständnis (so etwas wäre immerhin als erster Schritt zur staatlichen Zensur zu werten) krankt die mögliche Umsetzung dieser Forderung schon allein an allerlei technischen Problemen, deren Offensichtlichkeit das mangelnde Technikverständnis unseres Innenministers aufzeigt und/oder seine Forderung als blanken Populismus entlarvt.


Die erste Frage betrifft die generelle Umsetzbarkeit einer derartigen Sache überhaupt. Man könnte es natürlich gesetzlich erzwingen – dann läge es an den Blog-Betreibern, die Klarnamen ihrer Blogger einzufordern. Würden sie das nicht tun, müssten sie von Deutschland aus gesperrt werden – ein Thema, mit dem die Politiker in den letzten Jahren leidvolle Erfahrungen gemacht haben und von dem sie sich glücklicherweise mittlerweile eher fernhalten. Wobei die gesetzliche Überwachung nicht nur auf Blog-Betreiber beschränkt wäre, schließlich kann jeder auf einem Server selbst ein eigenes Blog betreiben. Damit wären auch sämtliche Serverbetreiber im Netz angehalten, die auf ihren Rechnern laufenden Inhalte zu kontrollieren und eventuelle Blogbetreiber zu überwachen. Aber selbst damit ist nicht Schluss: ein Server und damit ein Blog können auch auf dem heimischen Rechner betrieben werden – hier läge dann die Aufgabe der Überwachung vermutlich beim Internetanbieter. Es würde am Ende praktisch darauf hinauslaufen, das gesamte Netz zu überwachen, ob denn irgendwo jemand ein Blog nicht unter seinem Klarnamen betreibt. Fast unmöglich, würde ich meinen.

Und selbst wenn es möglich wäre, sämtliche Blogs im Netz herauszufiltern und auf die Nutzung “realer” Namen zu prüfen, wäre damit noch lange nicht garantiert, dass hier auch die echten Namen der Blogger und nicht irgendwelche Pseudonyme vorliegen. Um das zu gewährleisten, müsste etwa über eine IP-Rückverfolgung der tatsächliche Betreiber eines Blogs ermittelt und sein Name mit dem im Blog verwendeten abgeglichen werden. Diese Möglichkeit endet aber spätestens dann, wenn nicht vom heimischen Anschluss, sondern von Gemeinschaftsanschlüssen aus gebloggt wird. Sicherlich, auch das könnte man regeln, indem bei der Nutzung eines solchen Anschlusses, etwa im Internetcafé, die Identifizierung des Nutzers etwa mit dem Personalausweis gefordert wird – aber da wäre man schon bei chinesischen Verhältnissen, und ich bezweifle, dass der Herr Friedrich das beabsichtigt hat (zumindest hoffe ich das).

Aber nehmen wir an, irgendjemand setzt das wirklich durch und wir hätten eine totale Überwachung in Deutschland – was wäre mit dem Ausland? Niemand kann ausländische Blogbetreiber, Serverbetreiber oder Internetanbieter zwingen, für Klarnamen in ihren angebotenen oder gehosteten Blogs zu sorgen, oder wie es Dieter Wiefelspütz von der SPD so schön ausdrückte: “Aber das internationale Netz entwickelt sich weltweit naturwüchsig und richtet sich nicht nach der Meinung des deutschen Innenministers oder anderer wohlgesinnter Zeitgenossen” (über das wohlgesinnt kann man hier allerdings streiten). Man müsste also auf ausländischen Servern liegende, deutsche, nicht unter Klarnamen veröffentliche Blogs – richtig: sperren. Da die Blogosphäre einen nicht unerheblichen Teil der Netzlandschaft ausmacht und davon auch sicher nicht wenige Blogs nicht unter dem Klarnamen betrieben werden, müsste also eine regelrechte Sperr-Infrastruktur aufgebaut werden – ich verweise hier nur noch einmal auf die chinesischen Verhältnisse (statt “China” kann auch jedes beliebige andere Land mit Internetzensur und -überwachung eingesetzt werden).

Und wenn man den Gedanken jetzt einfach mal weiterspinnt – was wäre mit den Kommentaren unter den Blogbeiträgen? Was wäre mit Forenbeiträgen? Was wäre mit all den im Moment noch größtenteils anonymen schriftlichen Auswürfen, die sich allerorts im Internet finden? Da hier ja auch potentiell radikale Inhalte stehen könnten und auch stehen, müssten die auch alle unter Klarnamen veröffentlicht werden, was eine weitere Ausdehnung der Überwachungs- und Sperraktionen nach sich ziehen würde. Am Ende würde man die totale Überwachung des gesamten Netzes benötigen, nur, um die Klarnamenpflicht durchzusetzen. Gut, die Vorratsdatenspeicherung wäre hier sicherlich eine “Hilfe” – ihre Verfassungswidrigkeit hat das Bundesverfassungsgericht aber ohnehin schon erklärt. Damit ist das auch kein Thema mehr.

Man sieht also: die platte Forderung nach “Klarnamen für Blogger” ist ziemlich weit von der Realität entfernt und zumindest mit Demokratieverständnis, wie es in Deutschland in der Bevölkerung herrscht und eigentlich auch in Artikel 5 im Grundgesetz festgehalten ist (“Eine Zensur findet nicht statt”!), nicht vereinbar. Gut, ich gebe zu, dass Absatz 2 hier einigen Spielraum zulässt: “Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre”. Aber ehrlich – mit dieser Aussage könnte man praktisch die Zensierung der gesamten Medienlandschaft begründen und das war sicherlich (hoffentlich) nicht im Sinne der Erfinder.

Mein Wunsch für die Zukunft wäre, dass sich Politiker, die derartige Aussagen absondern, vorher darüber Gedanken machen, was ihre Forderungen alles für Folgen hätten. Praktisch wäre natürlich auch eine Beschäftigung mit der Materie (in diesem Fall: der Netzstruktur), insbesondere der Technik dahinter – aber damit rechne ich bei deutschen Politikern schon gar nicht mehr; dass Sachverständnis in Deutschland ja nicht zu den Anforderungen an den Job eines Ministers gehört, ist ja keine Neuigkeit (wie sonst wäre zu erklären, dass ein und dieselbe Person erst den Wirtschaftsminister und dann den Verteidigungsminister geben kann).

Kommentare (27)

  1. #1 zulu
    August 8, 2011

    Volle Zustimmung. Ich wuerd sogar so weit gehen zu sehen dass Herr Friedrich natuerlich gewusst hat wie unrealistisch sein Vorschlag ist. Er hat ihn trotzdem gemacht und nun ist er in den Medien, was wohl die Absicht gewesen sein duerfte.

  2. #2 Marc
    August 8, 2011

    völlig richtig, dass das ganze nur mit einer sperrung möglich wäre. und zudem stellt eine solche klarnamenpflicht einen machtmissbrauch dar, wie danah boyd in ihrem blog sehr schön darlegt.

    https://www.zephoria.org/thoughts/archives/2011/08/04/real-names.html?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+zephoria%2Fthoughts+%28apophenia%29

  3. #3 maxfoxim
    August 8, 2011

    “wie sonst wäre zu erklären, dass ein und dieselbe Person erst den Wirtschaftsminister und dann den Verteidigungsminister geben kann).”

    Das sind halt alles Universalgenies 😉 … Das sind aber Dinge die ich auch noch nie verstanden habe, in den USA wird ein Physiknobelpreisträger Energieminister und hier…? Leute die meistens von Tuten und Blasen keine Ahnung auf “ihrem” Gebiet haben. Das gilt natürlich für alle Parteien.

    Das wäre doch mal einen eigenen Blogeintrag wert. Am besten noch so ein Vergleich ” Was sie gelernt haben” gegen “Welches Amt Sie heute tragen und wissen sollten” 🙂

  4. #4 WolfgangK
    August 8, 2011

    Abgesehen von der tiefen technischen Ahnungslosigkeit Friedrichs gab es die unseligen Bestrebungen, Freiheit zugunsten von Sicherheit einzuschränken, schon immer und erreichen derzeit mal wieder einen idiotischen Höhepunkt, vor allem bei den tiefschwarzen Parteien. Nun sollte auch einem Innenminister klar sein, dass es in der Verfassung kein Grundrecht auf Sicherheit gibt, sondern lediglich ein Grundrecht auf Freiheit, das höchste Gut unserer Verfassung. Auch hier wurde das vor einiger Zeit recht anschaulich beschrieben:
    https://verfassungsblog.de/es-gibt-kein-grundrecht-auf-schutz-vor-strafttern/

    Es ist eben so, dass Sicherheit für alle immer einher geht mit Freiheit für niemanden. Man sollte aber gerade jetzt den aus Franken stammenden CSU-Innenminister nicht sonderlich ernst nehmen; es sind gerade Ferien in Bayern und Friedrich möchte auch einmal medienwirksam im Sommerloch von einem Fettnäpfchen in´s nächste stolpern…

    @maxfoxim
    Es ist nicht nötig. dass ein Minister beim Antritt seines Amtes etwas von seinem Ressort versteht. Ihm stehen ein Stab von verbeamteten Fachleuten zur Verfügung, die nennt man Ministerialräte und sind die fachlich versierten Zuträger des Ministers.

  5. #5 Marcus Frenkel
    August 8, 2011

    @WolfgangK, maxfoxim
    Soweit ich weiß, treffen aber die Minister ab und zu Entscheidungen, wo eine gewisse fachliche Versiertheit sicherlich nicht schaden würde. Eigentlich müsste man ihnen die Entscheidungsgewalt völlig absprechen – dann würde das Amt auf die Repräsentation beschränkt werden – was allerdings angesichts solcher inhaltlichen Entgleisungen wie der jüngsten durchaus wünschenswert wäre. Zum Glück hat der Innenminister nicht so viel Entscheidungsgewalt, um ein Anonymisierungsverbot im Alleingang durchzudrücken – zuzutrauen wäre es ihm. Wobei es sicherlich einmal ganz interessant wäre, wenn ein Minister mit einem von ihm geforderten Verfahren gewaltig auf die Nase fliegt – nicht, weil es einfach nicht klappte (das passiert schonmal und ist verzeihlich), sondern weil es von vornherein zum Scheitern verurteilt war, wo ein bisschen Kenntnis der Materie gereicht hätte, um das zu sehen. Vielleicht würden dann die Herren Politiker endlich einmal einsehen, dass Minister doch etwas Ahnung von ihrem Ressort haben sollten…aber das ist wohl Wunschdenken.

  6. #6 maxfoxim
    August 8, 2011

    @ WolfgangK
    Mir ist schon klar, dass in einem Miniesterium es auch kompente Mitarbeiter gibt, die dem Minister zuarbeiten. Will das gar nicht abstreiten. Nur sollte man beispielsweise als Verteidigungsminister vielleicht schon mal den Unterschied zwischen einem Panzer und einem LKW wissen. Weil man kann sich zwar generell umfassend beraten lassen, aber nicht immer ist die Zeit oder die Möglichkeit dafür da.

  7. #7 Christian Reinboth
    August 8, 2011

    Friedrich hat einen Vorschlag gemacht, der technisch und juristisch unmöglich umzusetzen und schon von daher unsinnig ist. Hinter dem Vorschlag steckt aber ein Gedanke, der durchaus der Reflexion wert ist:

    Die jüngsten Äußerungen des Bundesinnenministers bezogen sich auf Blogs, in denen Menschen unter Pseudonymen radikale politische Ansichten verbreiten. Sie bilden Fassaden, hinter die niemand schauen soll. Sie entziehen sich damit der demokratischen Streitkultur. Das mag ihr gutes Recht sein, aber es ist letztlich feige. Dem Bundesinnenminister geht es darum, dass gerade diejenigen, die mit ihren politischen Radikalthesen am lautesten prahlen, sich nicht hinter einer Maske verstecken, sondern mit offenem Visier streiten.

    https://www.abgeordnetenwatch.de/dr_hans_peter_friedrich-575-37571–f301768.html#q301768

    Vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse in Norwegen ist die Frage, ob es zu einer Demokratie passt, wenn anonym Stimmung gegen Minderheiten gemacht wird, die diesen Druck dann aushalten müssen, während sich die anonymen Stimmungsmacher selbst entspannt zurücklehnen können, durchaus berechtigt. Dass man diesem Problem mit der Einschränkung von Freiheitsrechten beikommt, halte ich dagegen für einen vollkommen falschen Ansatz, besser wäre es meines Erachtens nach, das Thema “Streitkultur im Internet” stärker in den Vordergrund gesellschaftlicher Debatten zu rücken. Von daher ist Friedrichs Vorschlag in der Tat sinnlos, die dem Vorschlag zugrundeliegende Problematik ist aber zu ernst, als dass man sie mit einem “der Friedrich hat doch keine Ahnung vom Internet” beiseite wischen sollte – von daher ist eben nicht nur Kritik, sondern auch ein praktikabler Gegenvorschlag gefragt. Ich hätte jedenfalls keinen…

  8. #8 Marcus Frenkel
    August 8, 2011

    @Christian Reinboth
    Absolut richtig. Allerdings ging es mir in dem Beitrag nicht um die Lösung des Problems der Radikalisierung im Netz (welches in der Tat besteht – die Anonymität im Netz kann manchmal wirklich zum Problem werden [man denke nur an die ganzen Trolle]), sondern um die technische Unsinnigkeit seines Vorschlags. Dass das Problem besteht, ist unbestreitbar; dass eine Lösung gefunden werden muss, auch. Allerdings hilft es eben nichts, offenkundig unsinnige Vorschläge zu machen; viel besser wäre es da, in einer (öffentlichen) Diskussion über reale Lösungsmöglichkeiten zu debattieren. Diese Standardkeule – das Internet muss stärker kontrolliert werden – hilft da eben nicht.

  9. #9 Klaus
    August 8, 2011

    > wenn anonym Stimmung gegen Minderheiten gemacht wird

    Mir fallen da spontan ein paar Leute ein, die das unter Nennung ihres Namens tun, von der BILD ganz zu schweigen. Da kümmerts doch auch keinen, ob jetzt alle Transferleistungsempfänger wirklich faul oder alle Moslems wirklich Terroristen sind?!?

    Warum sollte das bei Bloggern jetzt jemanden jucken? Ausserdem gibt’s doch schon die Kennzeichnungspflicht in TMD undRStV.

  10. #10 Henry
    August 8, 2011

    @ Christian Rothenboth
    Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied macht, ob jetzt anonym oder öffentlich gegen Irgendwen Meinung gemacht wird. Diejenigen, die im Internet gegen Minderheiten wettern, tun das wahrscheinlich auch offen in ihrem Umfeld.

  11. #11 WolfgangK
    August 8, 2011

    @Marcus Frenkel @maxfoxim

    Minister treffen grundsätzlich politische Entscheidungen, zumeist in Absprache mit ihrem Interessenverband (Partei). Insofern liegen Friedrichs Forderungen ganz in CSU-Linie, denn die hat schon immer gerne die Sicherheit-vor-Freiheit-Linie vertreten. Ob und wie politische Zielsetzungen machbar sind, ergeben die Beratungen in den Konferenzen. Entschieden wird aber dennoch nach ganz anderen Kriterien und nicht immer fachlich logisch. Wenn die ganz daneben liegen, gibt´s ja zumeist eine Klage vor dem BVerfG. Wie ein Ministerium arbeitet und wie groß der Zuträgerstab ist, kann man hier schön sehen.

    Übrigens, wenn ein Minister nach 100 Tagen Einarbeitungszeit immer noch nicht den Unterschied zwischen Panzer und LKW, sprich sein Ressort kennt, dann ist er nicht nur wahrlich fehl am Platze. Zumeist wird er dann von der Presse auch soweit zerrissen, dass der Rücktritt nicht weit ist. Grundsätzlich sollte man Ministern jedoch schon etwas mehr zutrauen…

    @Christian Reinboth
    Im Großen und Ganzen stimme ich Dir zu, jedoch müssen wir uns wohl damit abfinden, dass die Grenzenlosigkeit des Internets unkonrollierbaren Meinungsfluss bedeutet. Und zur Meinungsfreiheit gehört auch immer die anonyme Verbreitung der Meinung. Es wird keine Lösung für das Problem geben, es sei denn, der Eingriff wäre immens. Diskussionen über die Streitkultur im Internet sind ja nur kleine chirurgische Eingriffe, die nicht wirklich umwälzend etwas bewirken. Ich fürchte, es gibt keine Möglichkeiten, dem Heer der meinungsverbreitenden Menschen Herr zu werden, es sei denn, man greift tief in die Kiste der Überwachung bzw. Freiheitsbeschränkung.

  12. #12 maxfoxim
    August 8, 2011

    “Grundsätzlich sollte man Ministern jedoch schon etwas mehr zutrauen…”
    Klar, mein Beispiel war natürlich auch stark übertrieben. Ich will dir auch gar nicht wiedersprechen, nur wäre es natürlich trotzdem von Vorteil, wenn man z.B. als Justizminister/in sich doch etwas in der komplexen Materie auskennt und nicht bei Null starten muss.
    Z.b. finde ich es plausibler einen Gesundheitsökonom (Bahr) als Gesundheitsminister einzustellen als eine Sonderpädagogin (Ulla Schmidt). Unabhängig von parteilicher Zugehörigkeit.

    Ich habe mir den Link mal angeschaut. Wer soviel Leute und Referate unter sich hat, muss ja trotzdem immer noch die verantwortlichen Entscheidungen treffen. Und ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass sich da alle Beamte immer einig sind. Die Schuld für eine schlechte Umsetzung kann man da auch schlecht dem Referat xy geben.

  13. #13 roel
    August 8, 2011

    @Henry Natürlich macht das einen Unterschied ob annonym oder mit Real-Namen geblockt oder kommentiert wird. Bei offensichtlich gegen das Gesetz verstoßenden Beiträgen oder Kommentaren, hätte man schneller eine Handhabe gegen die Täter. Und das ist ja auch der Sinn des Vorstoßes von Herrn Friedrich. Wenn ich persönlich mit meinem Namen hier kommentieren würde und von einer anderen Person in beleidigender und denunzierender Art und Weise angegriffen würde, würde ich das mit gesetzlichen Mitteln unterbinden. So überlege ich schon ob mir das ganze eine Anzeige wert ist oder nicht.

    Das gleiche gilt für gesetzeswidrige Beiträge von Bloggern – wenn ich das zur Zeit richtig deute, wird von einigen Personen Anzeige gegen einige Blogger (auch gegen scienceblogs.de) wegen gesetzeswidriger Inhalte zumindest erwogen.

  14. #14 Dr. Webbaer
    August 9, 2011

    Die Nichtumsetzbarkeit der Forderung nach der Offenlegung anonymer Inhalte im Web ist schön erklärt worden, einige andere Aspekte:

    1.) Klar ist, dass man die Freiheit (so wie sie moderne aufgeklärte Systeme kennen) bestätigt indem man die Freiheit anderer, auch wenn sie unangenehm ist, aushält.

    2.) Klar ist, dass die Freiheit keine Unfreiheit tolerieren kann, wenn sie überleben will.

    3.) Warum äußert sich nun ein politisch nicht unerfahrener Bursche wie Friedrich im Blogeintrag nachgetragen?

    4.) Die Originalquelle ist hier zu finden: -> https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,778803,00.html

    5.) Es ist immer gut die Originalquelle zu suchen und besser als vom Hörensagen oder Hörenhörensagen zu zitieren: Friedrich hat offensichtlich nicht die “die Abschaffung der Anonymität von Bloggern gefordert”.
    Es ist auch nicht einmal klar, was überhaupt vom SPOn berichtet worden ist, war’s ein Interview, A: Nein, und was ist ein “Gespräch”, wie hat das stattgefunden, ist alles autorisiert? Weiß das jemand?

    6.) Die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung ist nicht von Friedrich vernehmbar.

    7.) Grundsätzlich muss über die Vorgehensweise bzgl der Publikation im Web debattiert werden, Friedrich liegt hier richtig. Nicht richtig liegt Friedrich in der Sache. Gesetzliche Regelungen sind nicht denkbar außerhalb des Totalitarismus, und andere gehen auch bereits einen anderen Weg, wie der norwegische Premierminister, der mehr Debatten und mehr Demokratie folgert/fordert aus dem Attentat. Friedrich scheint i.p. Webkompetenz zu leiden – wie viele andere Politiker auch.

    8.) hier noch eine Klarstellung Friedrichs: -> https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,779082,00.html

    MFG
    Dr. Webbaer

  15. #15 Martin
    August 9, 2011

    Die Freiheit des Einzelnen endet genau dort, wo sie die Freiheit anderer Menschen gefährdet. Was für den Einzelnen gilt, das gilt nicht für den Staat. Wir hätten sonst keine Regulierungsmöglichkeiten und wer zahlt schon gerne Steuern?
    Ich interpretiere den Vorstoss so, dass das Internet stärker reguliert werden muss. Tatsächlich postet heute niemand mehr anonym. Letztendlich kann jeder Kommentar über den Telekom-Provider identifiziert werden, auch ohne die zentrale Vorratsdatenspeicherung, z.B. wenn die IP-Adresse dezentral gespeichert wurde.
    Tatsächlich sind Telekom-Provider, auch wenn sie in privater Hand sind, von weltweiten Infrastrukturen, Verträgen und Abkommen abhängig und somit ein typisch öffentlicher Sektor. Eine Regulierung muss dann die Rahmenbedingungen vorschreiben, die nicht von selbst funktionieren. Daher gehe ich davon aus, dass jeder Telekom-Provider einer Regulierung zuvorkommen möchte und von selbst Massnahmen ergreifen wird, die das politische Ziel umsetzen helfen. In diesem Fall wäre das die Abschaffung anonymer Blogs.

  16. #16 WolfgangK
    August 9, 2011

    Die Freiheit des Einzelnen endet genau dort, wo sie die Freiheit anderer Menschen gefährdet.

    Das ist nichts weiter als eine leere Phrase, weil unter Beginn oder Gefährdung von Freiheiten jeder etwas anderes versteht. Wenn ich in einem Blog schreibe, dass es keinen Gott gibt, so könnte ich theoretisch die Freiheit von Gläubigen gefährden, weil irgend jemand meinen Beitrag gelesen hat und nun meint, er müsse nun Jagd auf Gläubige machen. Heisst das dann, ich hätte das nicht schreiben dürfen? Oder sollte man das dann nicht anonym schreiben dürfen, damit man zur Verantwortung gezogen werden kann?

  17. #18 Dr. Webbaer
    August 11, 2011

    Die Freiheit des Einzelnen endet genau dort, wo sie die Freiheit anderer Menschen gefährdet.

    Das ist nichts weiter als eine leere Phrase (…)

    In der Tat ist diese Aussage bedenklich und ähnelt dem Politikergebräu, das sich zum Thema Internet im bundesdoitschen Sprachraum regelmäßig ergießt.

    Die Kulturtechnik Internet muss eben gelernt werden und die Webkompetenz ist allgemein gering, lustigerweise gerade auch bei den Politikern. – Friedrich hat zwar nicht das gefordert, was ihm unterstellt worden ist, sein Output bleibt aber mau.

    Es gibt übrigens politisch im bundesdoitschen Raum eine bemerkenswerte Entwicklung: Viele Themen finden nicht mehr in den Parlamenten statt, werden dort nicht mehr richtig erörtert, wie z.B. die EURO-Krise, die Klimatologie mit ihrer aktuellen Prognostik, der Atomausstieg und die antiselektive ungünstige Einwanderung, man hat dort eine Koalition der Alternativlosigkeit mit Politikern, die eine starke EU-Tendenz haben, sich dort womöglich Posten erhoffen und D verwalten, statt die Interessen zu vertreten.

    Und dafür hat man dann eben das Web, wobei der vorsichtige Bär oder Mensch dort besser anonym bleibt. Die bundesdoitsche Debattenkultur tendiert ja zum Ausgrenzen von Meinungen und zur Behauptung einer so genannten Alternativlosigkeit. Da will man ja nicht in personam stören…

    Schaun mer mal was das absehbare Abrauchen der EURO-Zone allgemein, also auch fürs Web, bringen wird, muss nicht alles schlechter werden,
    MFG
    Dr. Webbaer

  18. #19 konteyner
    August 17, 2011

    Die Verarbeitung ist aber eher ein Problem der Software und der Rechenleistung – hier sind also noch

  19. #21 2stein
    Oktober 3, 2011

    Darf dann Udo Jürgens nur mehr unter seinem Klarnamen Bockelmann singen ?

  20. #22 2stein
    Oktober 3, 2011

    @zulu· 08.08.11 · 09:47 Uhr

    ” … dass Herr Friedrich natuerlich gewusst hat wie unrealistisch sein Vorschlag ist. ”

    Das heisst, er ist ein Troll der sich ueber das aufheulen der Betroffenen freut.

  21. #23 2stein
    Oktober 3, 2011

    Warum wird das hier wieder aufgewaermt ?
    https://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1568669/

  22. #24 web tasarım
    Juli 5, 2012

    Die erste Frage betrifft die generelle Umsetzbarkeit einer derartigen Sache überhaupt. Man könnte es natürlich gesetzlich erzwingen – dann läge es an den Blog-Betreibern, die Klarnamen ihrer Blogger einzufordern. Würden sie das nicht tun, müssten sie von Deutschland aus gesperrt werden – ein Thema, mit dem die Politiker in den letzten Jahren leidvolle Erfahrungen gemacht haben und von dem sie sich glücklicherweise mittlerweile eher fernhalten. Wobei die gesetzliche Überwachung nicht nur auf Blog-Betreiber beschränkt wäre, schließlich kann jeder auf einem Server selbst ein eigenes Blog betreiben. Damit wären auch sämtliche Serverbetreiber im Netz angehalten, die auf ihren Rechnern laufenden Inhalte zu kontrollieren und eventuelle Blogbetreiber zu überwachen. Aber selbst damit ist nicht Schluss: ein Server und damit ein Blog können auch auf dem heimischen Rechner betrieben werden – hier läge dann die Aufgabe der Überwachung vermutlich beim Internetanbieter.

  23. #25 nevresim
    Juli 22, 2012

    Wenn ich in einem Blog schreibe, dass es keinen Gott gibt, so könnte ich theoretisch die Freiheit von Gläubigen gefährden, weil irgend jemand meinen Beitrag gelesen hat und nun meint, er müsse nun Jagd auf Gläubige machen. Heisst das dann, ich hätte das nicht schreiben dürfen?

  24. #26 Bilgi
    Juli 26, 2012

    weil irgend jemand meinen Beitrag gelesen hat und nun meint, er müsse nun Jagd auf Gläubige machen. Heisst das dann, ich hätte das nicht schreiben dürfen?

  25. #27 kameralı sohbet
    August 1, 2012

    Minister treffen grundsätzlich politische Entscheidungen, zumeist in Absprache mit ihrem Interessenverband (Partei). Insofern liegen Friedrichs Forderungen ganz in CSU-Linie, denn die hat schon immer gerne die Sicherheit-vor-Freiheit-Linie vertreten. Ob und wie politische Zielsetzungen machbar sind, ergeben die Beratungen in den Konferenzen.