Wikipedia

Das auf Wikipedia mehr Männer als Frauen unter den Autoren unterwegs sind, haben ja schon viele vermutet und dass eher “männliche” als “weibliche” Themen behandelt werden, auch. Aber wie das in der Wissenschaft glücklicherweise nun einmal ist, kommt man mit Vermutungen und einem “das weiß doch jeder” nicht sonderlich weit; deswegen haben sich einige Forscher der University of Minnesota einmal hingesetzt und wissenschaftlich untersucht, wie denn nun das tatsächliche Verhältnis von Männern und Frauen unter den Autoren ist – mit relativ eindeutigen Ergebnissen.


Das erste, was sie herausgefunden haben, ist wirklich nicht sonderlich überraschend: auf Wikipedia sind deutlich mehr männliche als weibliche Autoren unterwegs; lediglich 16% der 2009 neu angemeldeten angemeldeten Autoren waren Frauen (beziehungsweise gaben sich als solche zu erkennen) und von diesen Autorinnen wurden lediglich 9% der Artikelbearbeitungen im gleichen Jahr durchgeführt. Außerdem scheint es der Fall zu sein, dass Frauen eher ihre Tätigkeit als Autorinnen einstellen, wenn ihre Änderungen an einem Artikel wieder rückgängig gemacht werden (was sich mit der allgemeinen Auffassung deckt, dass Frauen wohl weniger gut mit Kritik umgehen können – auch hierzu gab es mal eine Studie, deren Original ich leider nicht gefunden habe und über deren Wert ich auch nichts aussagen kann).

Außerdem wurde beobachtet, dass die Änderungen von Frauen an Artikeln häufiger von anderen Autoren rückgängig gemacht werden als die Änderungen von Männern. Konträr dazu haben die Wissenschaftler allerdings festgestellt, dass Frauen doppelt so oft wie Männer Artikel bearbeiten, deren Inhalte stark umstritten sind. Daher weißt die Tatsache, dass Bearbeitungen von Frauen öfter rückgängig gemacht werden als die von Männern, mitnichten auf eine eventuell vorhandene Diskriminierung der Frauen hin (die sicher einige argwöhnen, über deren Vorhandensein aber in der Studie schlicht nichts gesagt wird) – durch die Beschäftigung mit strittigen Themen ist die Gefahr einer Zurückweisung einfach erheblich höher als bei eindeutigen Themen.

Interessant ist auch die Erkenntnis, dass typisch “männliche” Artikel im Durchschnitt signifikant länger sind als Artikel zu typisch “weiblichen” Themen. Bei Artikeln über Filme geht das sogar noch weiter: solche über “Frauenfilme” haben oft eine schlechtere Qualität als ihre männlichen Gegenstücke. Über die Gründe hierfür kann man spekulieren (sie wurden in der Studie auch nicht diskutiert). Ob die geringere Beteiligung von Frauen die alleinige Ursache ist, würde ich sogar bezweifeln, da viele auch sehr gute Wikipedia-Artikel von eher wenigen Leuten “beherrscht” werden.

Die Vermutung, dass Frauen einfach weniger Interesse am Internet und den darin verfügbaren Medien haben, trifft übrigens nicht zu: auf Facebook, Twitter, MySpace und ähnlichen Portalen sind mehr Frauen als Männer unterwegs).

Meine Vermutung zur Problematik ist ja die folgende (belegen kann ich sie natürlich nicht – hier wäre eine wissenschaftliche Untersuchung notwendig): die Wikipedia ist eher interessant für die “harten”, also faktenbeladenen Themen (die sich natürlich eher in den naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen finden), wohingegen Frauen vermutlich mehr zu den “weicheren”, also sozialen Themen tendieren (diese Studie bestätigt die Präferenz der Interessen). Derartige Themen lassen sich allerdings nur bedingt gut auf Wikipedia beschreiben, da oft genug ein klarer Kern fehlt und sie eher auf Intuitionen und persönlichen Meinungen beruhen; wenn sie auf Wikipedia zu finden sind, dann sind sie auch eher umstritten, was im nächsten Schritt auch zur erhöhten Zurückweisung von Bearbeitungen führt.

Insgesamt finde ich die Studie ziemlich interessant, da sie einen guten Einblick in die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Männern und Frauen im Netz in Bezug auf die gemeinsame Verwaltung von Wissen gibt. Ob hier vielleicht ein Zusammenhang mit dem (gefühlten) Umstand besteht, dass mehr Männer als Frauen (populär-)wissenschaftliche Literatur verfassen, ja, dass insgesamt in den naturwissenschaftlichen und technischen – den “harten” – Bereichen der Männeranteil bedeutend höher ist?

Wer jetzt aber übrigens meint, dass er die Ergebnisse der Studie “sowieso schon kannte” und sie daher eigentlich vollkommen unnütz ist, der liegt falsch. Nur, weil “jeder” etwas bestimmtes weiß, heißt das noch lange nicht, dass es korrekt ist. Erst durch eine wissenschaftliche Untersuchung kann eine “Volksvermutung” auch wirklich belegt – oder widerlegt – werden. In dem Sinne spreche ich mich dafür aus, dass noch viel mehr Studien über derart “allgemein bekannte” Thematiken gemacht werden. Allerdings darf auch eine Vertiefung nicht fehlen – der nächste Schritt muss sein, aufbauend auf der Studie der University of Minnesota zu untersuchen, woran genau die festgestellten Unterschiede liegen; solange das nicht geschieht, ist der Nährboden für unhaltbare Vermutungen und Vorurteile – und damit auch neue Missverständnisse und Konflikte – vorhanden. Hätten deutsche Politiker hier etwas zu sagen, würden sie sicherlich auf Grund der Studie die Einführung einer Frauenquote für Wikipedia und die Beschäftigung von Anti-Diskriminierungs-Beauftragten verlangen – ein häufiges Resultat falsch verstandener Studien.

Kommentare (20)

  1. #1 Marc
    August 18, 2011

    grundsätzlich ist es völlig richtig, dass auch das was man meint eh zu wissen hinterfragt werden sollte und wissenschaftlich untersucht werden sollte.

    dennoch zwei hinweise zu dem artikel. einerseits werden hier unterschwellig typische vorurteile bezüglich der geschlechterdifferenz reproduziert, ohne dass diese wissenschaftlich belegt werden. dies vielleicht eher als hinweis. da könnte man sicherlich am artikel noch etwas verbessern. vor allem, da diese stereotypen genau in die kategorie “ich weiß das eh schon” fallen…so schlägt der artikel sich an dieser stelle selbst.

    desweiteren zeigen inzwischen doch einige studien das unterschiedliche mediennutzungsverhalten schon deutlicher auf. als beispiel wäre da die JIM-Studie des MPFS zu nennen, in welcher die geschlechtsspezifischen Orientierungen deutlich werden.

    auch in der studie “medienhandeln jugendlicher” von treumann et al wird dieser aspekt mituntersucht. zwar beziehen sich beide varianten auf jugendliche, so dass man sicherlich für erwachsene noch einmal getrennt schauen müsste, aber hier wird dieses thema bereits aufgegriffen und bearbeitet.

    p.s.: gerade gemerkt, dass ich etwas ungenau gelesen habe. wenn man nur auf die gemeinsame verwaltung von wissen im sinne schauen will, dann fällt mir spontan auch keine weitere studie ein. dennoch die hinweise oben, um auf die geschlechtsspezifische nutzung hinzuweisen.

  2. #2 Marcus Frenkel
    August 18, 2011

    @Marc

    einerseits werden hier unterschwellig typische vorurteile bezüglich der geschlechterdifferenz reproduziert, ohne dass diese wissenschaftlich belegt werden

    Dem stimme ich prinzipiell zu – allerdings habe ich darauf hingewiesen, dass weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig wären. Zu den unterschiedlichen Interessen von Männern und Frauen gibt es durchaus schon Studien, zum Beispiel hier – die Aussage, dass Frauen mehr als Männer an sozialen Themen interessiert sind, ist also etwas mehr als eine unbegründete Behauptung (ich verlinke die Studie aber noch im Artikel).

    desweiteren zeigen inzwischen doch einige studien das unterschiedliche mediennutzungsverhalten schon deutlicher auf. als beispiel wäre da die JIM-Studie des MPFS zu nennen, in welcher die geschlechtsspezifischen Orientierungen deutlich werden.

    Ich habe gerade einmal in die Studie von 2010 hereingeschaut. Die einzige für den Artikel hier relevante Information, die ich darin gefunden habe, ist die Aussage, dass sich männliche Jugendliche am Computer eher mit Spielen beschäftigen, weibliche ihn dagegen eher für Kommunikation und soziale Interaktion benutzen. Das würde meine Vermutung ja nur weiter unterstützen.
    Oder war die Bemerkung anders gemeint?

  3. #3 Dr. Webbaer
    August 18, 2011

    Hätten deutsche Politiker hier etwas zu sagen, würden sie sicherlich auf Grund der Studie die Einführung einer Frauenquote für Wikipedia und die Beschäftigung von Anti-Diskriminierungs-Beauftragten verlangen – ein häufiges Resultat falsch verstandener Studien.

    So isses. Der Befund ist in der Naturwissenschaft, in der Mathematik und Philosophie, in der Wirtschaftslehre und allgemein im kognitiven Bereich, wenn man den einmal so nennen darf, ähnlich bzw. wäre ähnlich würde dementsprechend soziologisch betrachtet werden. Die Feststellung von Ungleichheit ist eben nicht herabsetzend (oder “diskriminierend”, wobei die Bedeutung hier eigentlich “unterscheiden” ist – bestimmte Soziologen wollen demzufolge eigentlich an das Unterscheiden an sich ran), sondern erst die Beimessung eines Werts. Eigentlich Allgemeinwissen, aber verloren zu gehen drohendes.

    MFG
    Dr. Webbaer

  4. #4 Marc
    August 18, 2011

    @Marcus: danke für den link zu den unterschiedlichen interessen. nach dem schnellen überfliegen des abstracts aber eher der bezug zu allgemeinen interessen, oder hab ich was übersehen? dennoch ist da vermutlich einiges auch auf das netz zu übertragen.

    meine hinweise waren noch auf männer und frauen im netz bezogen.

    in der JIM-Studie meinte ich genau dies. es bestätigt auch deine vermutung. ich wollte nur zeigen, dass es dazu eben auch noch etwas gibt. es sollte kein wiederspruch zu deinem artikel sein.

  5. #5 Marcus Frenkel
    August 18, 2011

    @Marc
    Ja, die Studie beschäftigt sich mit den allgemeinen Interessen von Männern und Frauen mit dem Ergebnis, dass Frauen eben eher an sozialen Themen interessiert sind, wohingegen es Männer mehr zu den “Fakten” zieht. Das dürfte im Arbeitsleben (wo das in der Studie untersucht wurde) genauso gelten wie im Internet, würde ich sagen.

    Zur JIM-Studie: ach so! Dann hatte ich das falsch interpretiert, bitte um Verzeihung. Ja, die unterschiedlichen Präferenzen von Männern und Frauen sind schon durch Studien belegt – jetzt fände ich es (wie schon geschrieben) nur noch interessant zu wissen, ob das Verhalten in der Wiki (unter anderem) auf eben diesen Unterschieden in den Interessen beruht.

  6. #6 Dr. Webbaer
    August 18, 2011

    (…) jetzt fände ich es (wie schon geschrieben) nur noch interessant zu wissen, ob das Verhalten in der Wiki (unter anderem) auf eben diesen Unterschieden in den Interessen beruht.

    Oder auf einem (in diesem Fall: versteckten) unterdrückerischen System oder auf unterschiedlicher Befähigung. Andere Möglichkeiten gibt es wohl nicht.

  7. #7 SethSteiner
    August 18, 2011

    Find ich ehrlich gesagt ziemlich unnötig sowas zu untersuchen, ich kann da keinen nutzen daraus ziehen zu erkennen, das Frauen sich immer noch nicht signifikant anders verhalten als die letzten fünf Jahre. Frauen wie Männern werden halt durch ihre Umgebung und die Medien immer noch zu bestimmten Verhaltensweisen erzogen. Vielleicht sollte man die ganze Untersuchung zu einem Zeitpunkt machen, in dem genau die Entwicklung weg von diesen typischen Klassifizierungen stärker aufgeweicht wurde.

  8. #8 Marcus Frenkel
    August 18, 2011

    @SethSteiner
    Ohne derartige Untersuchungen wird man nie von den bekannten Rollenbildern wegkommen, da sie teilweise ganz unbewusst eingenommen werden, weil niemand genauer darüber nachdenkt. Derartige Studien zeigen erst einmal, wie überhaupt die verschiedenen Geschlechter ticken.
    Und ganz ehrlich: es spricht ja auch nichts dagegen, dass sich Männer eher für technisches, Frauen aber mehr für soziales interessieren. Es darf eben nur nicht sein, dass auf Grund gefühlter Unterschiede Diskriminierungsvorwürfe laut werden und irgendwelche Quoten eingeführt werden, nur um eine scheinbare Benachteiligung auszugleichen.

    Beispiel Wikipedia: es wurde ja nachgewiesen (und war evtl. auch vorher schon vermutet worden), dass die Artikel von Frauen häufiger zurückgewiesen werden als die von Männern. Ohne weitere Untersuchungen könnte man jetzt den Vorwurf konstruieren, dass Frauen auf Wikipedia diskriminiert werden, mit dem Aufruf, Bearbeitungen von Frauen weniger oft rückgängig zu machen – das wäre aber in höchstem Maße destruktiv, da die Änderungen von Frauen eben unter Umständen nicht häufiger rückgängig gemacht werden, um sie zu diskriminieren, sondern weil die Artikel einfach kontroverser sind.

    Ich gebe zu, dass in diesem Beispiel das “Problem” (das häufigere Löschen von Frauenbeiträgen) erst durch die Studie “offengelegt” wurde – in anderen Bereichen ist das aber nicht der Fall. Und da helfen derartige Studien definitiv.

  9. #9 Dr. Webbaer
    August 19, 2011

    Ohne weitere Untersuchungen könnte man jetzt den Vorwurf konstruieren, dass Frauen auf Wikipedia diskriminiert werden (…)

    Genau das ist der Grund, warum man eben doch diesbezüglich forschen muss, obwohl, wie Seth und jetzt auch Onkel Webbaer feststellen, solche Untersuchungen unnötig erscheinen.

  10. #10 SethSteiner
    August 19, 2011

    Wie kann man von bekannten Rollenbildern wegkommen, wenn man sie bestätigt und davon spricht das Männer sich eher für technisches, Frauen aber mehr für soziales interessieren? Das ist eine völlig unnötige Bestätigung des klassischen Klischees, damit erweist man der weiblichen Entwicklung wirklich einen Bärendienst.

    Ich seh wirklich keinen Grund für eine Untersuchung Wikipedias, die Plattform läuft ohnehin auf völlig freiwilliger Basis, eine Quotendiskussion wäre ein großer Witz und wie soll dort eine Diskriminierung erfolgen? Frauenartikel werden häufiger zurückgewiesen als die von Männern, inwieweit soll daraufhin die Vermutung von Diskriminierung laut werden? Mir würde so eine Schlußfolgerung bei einem derart riesigen Portal nicht einfallen. Wenn irgendjemanden langweilig wäre, dass er soetwas herausfindet würde ich das mit nichts weiter als “Ausreißer” kommentieren oder noch viel wahrscheinlicher, mit einem bloßen Schulterzucken.

    Es mag in anderen Fällen möglicherweise (!) eine Begründung für eine derartige Studie geben, hier jedoch kann ich sie nicht finden und ich halte sie wie den Großteil der Geschlechterforschung für eine extreme Verschwendung von Zeit und Geld, auch weil die Ergebnisse immer mal wieder eher kontraproduktiver Natur sind – wie in diesem Fall. In 50 oder 100 Jahren wird man höchstwahrscheinlich ein völlig anderes Ergebnis sehen, vorausgesetzt die derzeitige Entwicklung setzt sich fort. Frauen allerdings immer wieder zu erzählen sie wären ja die sozialen Wesen und Männer die technikorientierten ist ihr nicht zuträglich.

  11. #11 michael
    August 19, 2011

    > Frauen allerdings immer wieder zu erzählen sie wären ja die sozialen Wesen und Männer die technikorientierten ist ihr nicht zuträglich.

    Vielleicht ist es ja ganz anders: Männer sind technik orientiert, damit sie nicht sozial orientiert sein müßen.

  12. #12 Marcus Frenkel
    August 19, 2011

    @SethSteiner

    Wie kann man von bekannten Rollenbildern wegkommen, wenn man sie bestätigt und davon spricht das Männer sich eher für technisches, Frauen aber mehr für soziales interessieren?

    Weil es ganz einfach nun einmal so ist. Und ehrlich gesagt ist daran per se ja auch nichts schlechtes. Interessant wäre hier allerdings eine Forschung, die sich mit der Frage beschäftigt, das so ist. Hat es rein gesellschaftliche Ursachen, wäre es angebracht, dagegen vorzugehen. Hat es biologische Ursachen, ist es vollkommen unnötig, dagegen etwas zu unternehmen. Solange nicht erwiesen ist, dass Männer und Frauen sich eigentlich gar in ihren Interessen unterscheiden würden, sie aber erst durch die Gesellschaft dazu gedrängt werden, bringt es auch relativ wenig, mit aller Macht diese “Gleichmachung” zu erzwingen – genau hier wäre eben der Ansatz für eine passende Studie.

    Ich seh wirklich keinen Grund für eine Untersuchung Wikipedias, die Plattform läuft ohnehin auf völlig freiwilliger Basis, eine Quotendiskussion wäre ein großer Witz und wie soll dort eine Diskriminierung erfolgen?

    Die Wikipedia war ein Beispiel – die Situation lässt sich auf beliebige andere Bereiche ausdehnen.

    ich halte sie wie den Großteil der Geschlechterforschung für eine extreme Verschwendung von Zeit und Geld, auch weil die Ergebnisse immer mal wieder eher kontraproduktiver Natur sind – wie in diesem Fall

    Was ist hier kontraproduktiv?

  13. #13 Dr. Webbaer
    August 19, 2011

    Solange nicht erwiesen ist, dass Männer und Frauen sich eigentlich gar in ihren Interessen unterscheiden würden, sie aber erst durch die Gesellschaft dazu gedrängt werden, bringt es auch relativ wenig, mit aller Macht diese “Gleichmachung” zu erzwingen – genau hier wäre eben der Ansatz für eine passende Studie.

    Wobei diese “Gleichmachung” noch zerstörerischer wäre, wenn die Talente unterschiedlich ausgeprägt wären. – Fürwahr!, ein fürchterlicher Verdacht, den der Schreiber dieser Zeilen nur sehr ungerne – aber eben wie weiter oben ausgeführt: notwendigerweise – schriftlich darlegt [1], aber auch Sie Herr Frenkel lehnen sich hier als Publizist bereits äußerst mutig aus dem Fenster!

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] das Schweigen des Gentleman (oder Gentlebear) wäre natürlich besser

  14. #14 SethSteiner
    August 19, 2011

    Auf die Frage “Wie soll man von bekannten Rollenbildern wegkommen?” mit “Weil es nun mal so ist” zu antworten ist aber ziemlich verquer. Per se sind bekannte Rollenbilder natürlich schlecht, ich glaube gerade die Wissenschaft kann ein Liedchen davon singen aber natürlich die Gesellschaft als solches auch. Rollenbilder sind was fürchterliches, ein regelrechter Produktivitätshämmer, schließlich geht es dabei nicht um die wahren Interessen und Fähigkeiten eines Individuums sondern ums Geschlecht. Man ersetze Mann und Frau durch Weißer und Schwarzer. Nein, tut mir leid das ist per se schlecht. Und das erklärt auch, was kontraproduktiv daran ist ein veraltetes Rollenbild durch solche Untersuchungen und Veröffentlichungen zu unterstützen.

    Ich habe gerade keine psychologische Untersuchung zur Hand, erinnere mich aber an diesen Artikel zum Thema: https://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,537794,00.html Ich bin mir sicher, in die Richtung lässt sich einiges finden, was darauf hinweist das es eben ein menschgemachtes Phänomen ist.

  15. #15 Marcus Frenkel
    August 19, 2011

    Rollenbilder sind was fürchterliches, ein regelrechter Produktivitätshämmer, schließlich geht es dabei nicht um die wahren Interessen und Fähigkeiten eines Individuums sondern ums Geschlecht.

    Dem widerspreche ich auch gar nicht. Aber bevor behauptet wird, dass sämtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern allein auf Grund von Rollenbildern entstehen, sollte man doch untersuchen, was denn nun wirklich gesellschaftsbasiert ist und was einfach durch die Biologie vorgegeben wird. Wenn ich sage, dass Männer gegenüber Frauen im sportlichen Bereich im Durchschnitt leistungsfähiger sind, wird mir ja auch keiner widersprechen – ganz einfach, weil es eine unverrückbare biologische Tatsache ist. Und das hat auch nichts mit Rollenbildern zu tun, das ist einfach so.

    Nicht falsch verstehen: ich bin absolut gegen die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen – Gleichberechtigung muss da unbedingt erreicht werden. Aber Gleichberechtigung ist eben etwas anderes als Gleichmachung. Und um sinnvoll für Gleichberechtigung sorgen zu können, muss eben auch untersucht werden, wo denn nun die tatsächlichen, unveränderbaren Unterschiede liegen.

  16. #16 Dr. Webbaer
    August 19, 2011

    @Seth
    Rollen gibt es üblicherweise im Rahmen einer sinnvollen Aufgabenverteilung, nehmen Sie nur die Projektarbeit (eine typische Rolle hier im Bereich der IT oder Entwicklung allgemein die des Generators der Abnehmerzufriedenheit oder Außendarstellung 🙂 oder das Politische allgemein. – Sie sind oder wären mit einer “Gleichmachung” auf dem Holzweg.

    Wenn geforscht wird inwieweit Rollen natürlich und/oder sinnvoll sind und inwieweit nicht, so genügt das doch nur der Datenlage und beugt Missverstehen vor, oder?

    MFG
    Dr. Webbaer

  17. #17 Dr. Webbaer
    August 19, 2011

    Sr, off-topic, wieder ein doitsches Meisterwerk:
    https://www.faz.net/artikel/C31158/datenschutz-im-internet-facebook-ueber-bord-werfen-30487953.html

    MFG
    Dr. Webbaer

  18. #18 SethSteiner
    August 22, 2011

    @Marcus Frenkel
    Das ist auch völlig klar, gerade die Sache mit dem Durchschnitt ist da sehr wichtig. Oftmals wird das gerne vergessen und über einen Kamm geschert – wie an der Frauen WM zusehen, wo man gerne mal nicht vom Durchschnitt sprach sondern davon dass es generell so wäre und das ist problematisch.

    @Dr. Webbaer
    Rollenverteilung abseits von Geschlechtern, Hautfarbe oder was man noch so an irrelevanten Dingen heranzieht ist natürlich sinnvoll, wenn es um solche Sachen wie Aufgabenverteilung geht. In dieser Linie zu forschen ist natürlich auch richtig aber wenn es um Geschlechter geht und nicht zur Überprüfung irgendwelcher Diskriminierungen, seh ich es nicht als besonders sinnvoll dar. Wir forschen ja auch nicht mehr nach Schädelmaßen oder Rassen und nehmen dann irgendwelche Einteilungen und sei es nur in Interessengebiete vor – abseits der medizinischen versteht sich.

    Hm, interessanter Link.

  19. #19 Dr. Webbaer
    August 22, 2011

    @Seth
    Natürlich sind die Forschungen selbst sinnlos. In der Ablehnung derselben geht man also sinnvollerweise erst einmal konform. Aberr, Herr Frenkel hat’s ja auch schön erklärt, es gibt eben doch ein defensives Interesse an Forschung dieser Art (BTW: Es wird in den Staaten auch wie von Ihnen beschrieben geforscht), weil es politische Bewegung gibt, die einer positiven Diskriminierung (a.k.a. ‘Affirmative Action’) das Wort redet und hier gilt es vorzubeugen.

    Verbrecherische soziale Ungleichbehandlung kommt in modernen gesellschaftlichen Systemen ja nicht mehr wie früher als negative Diskriminierung daher (“Du bist Jude, Du darfst diesen Beruf nicht ausüben; Du bist alt, geh nach Hause; Du bis Ausländer, Du wirst anders gesetzlich behandelt; Du bist Frau, du darfst nicht wählen.”), sondern als positive Diskriminierung.

    So gilt eigentlich als unstreitig, dass Individuen auf Grund ihrer Gruppenzugehörigkeit nicht besser und nicht schlechter behandelt werden dürfen; es sei denn ein besonderer Grund liegt vor.

    Dieser besondere Grund wird aber immer häufiger behauptet, bspw. bei der zunehmenden positiven Diskriminierung von Frauen (“Frauenquote”, aber auch ein Blick in das schon sehr alte sog. Frauenstatut der GRÜNEN ist köstlich) oder von Migranten (in Berlin sind dementsprechende Regelungen in der Mache oder bereits umgesetzt) oder von Religionen oder von, nun, Rasse (das heißt wirklich so, Stipendien werden in den Staaten oft quotiert nach Rassenzugehörigkeit verteilt, wobei bestimmte Gruppen besonders gefördert werden – die Rassenzugehörigkeit ist aber frei wählbar; es sollen schon Schwarze als Kaukasier (so heißt das dort, lol) durchgegangen sein, auch Obama hat ja statt ‘biracial’ ‘black’ gewählt, man meint zu wissen warum).

    Man sollte stattdessen komplett die Finger von jeglicher Diskriminierung auf Grund einer Gruppenzugehörigkeit lassen, wenn kein offensichtlicher (!) Grund für eine Andersbehandlung vorliegt.

    Soweit die Theorie…
    MFG
    Dr. Webbaer

  20. #20 SethSteiner
    August 25, 2011

    Ich sage nicht viel dazu, denn ich denke das kann ich blind unterschreiben.^^