Vor 2 Jahren machte Elon Musk einen Vorschlag für eine schnelle Bahnverbindung. Leider wurde er in der Öffentlichkeit abgetan, ohne zu diskutieren, worum es dabei geht.

Als die Hyperloop präsentiert wurde, war ich skeptisch. Schon wegen des Namens. Ich hatte, grob gesagt, die Vorstellung von einem Transrapid in einer Vakuum-Röhre. Diese Idee ist inzwischen über ein halbes Jahrhundert alt. Die Kostenvorstellung Elon Musks war dafür absurd niedrig. 6 Mrd Dollar für die 560km lange Strecke.

Das änderte sich aber deutlich, als ich mir das von ihm vorgelegte Konzept der Hyperloop durchgelesen hatte. Die Röhre ist keine Vakuum Röhre und die Fahrzeuge haben mit einem Transrapid herzlich wenig zu tun. Sie würden auch niemals die Geschwindigkeiten des hypothetischen Vakuum-Zuges erreichen. Dafür hätte man auch nicht mit dessen Problemen zu kämpfen.

Die Idee bei der Hyperloop ist, einfach nur einen möglichst niedrigen Luftdruck in der Röhre mit Vakuumpumpen “von der Stange” zu erreichen. Also ohne auf exotische oder nicht erprobte Technik zurückgreifen zu müssen. Es geht nicht darum, HighTech um der HighTech willen zu produzieren, sondern zu schauen “was geht” – und zwar mit vorhandener Technk. Dieser Ansatz reduziert die Entwicklungs- und Baukosten ungemein. Die Grenze scheint bei einem Druck von 1mbar oder einem tausendstel des normalen Luftdrucks zu liegen. Zumindest lassen sich Anbieter für entsprechende Pumpen problemlos im Internet finden.

So ein niedriger Luftdruck ist tatsächlich noch recht weit von einem Vakuum entfernt. Wie bei jedem Fahr- oder Flugzeug muss die dünne Luft um das Fahrzeug herum gelenkt werden. Leider steht hier aber eine Tunnelwand im Weg. Bei hohen Geschwindigkeiten passiert es irgendwann, dass mehr Luft vorn auf das Fahrzeug trifft, als an den Seiten an ihm vorbei gelenkt werden kann. Die Luft staut sich vor dem Fahrzeug und es wird abgebremst.

Die Luft in dem Tunnel wiegt noch 1,3g pro Kubikmeter. Wenn sich das Fahrzeug mit über 300m/s bewegt, dann muss es sich trotzdem noch jede Sekunde durch 4kg Luft kämpfen. (Bei 10 Quadratmeter Querschnitt.) Klappt das nicht, kommen jede Minute ein paar hundert kg Luft hinzu, die man vor sich her schiebt.

Wenn man schneller fahren will, muss man also entweder noch mehr Luft aus dem Tunnel pumpen oder man läßt sich etwas anderes einfallen. Zum Beispiel, dass man die Luft die sich vor dem Fahrzeug staut mit einem Kompressor abpumpt. Da der Staudruck vor dem Fahrzeug deutlich höher als der allgemeine Druck in der Röhre ist, kommt der Kompressor mit noch machbaren Leistungen zwischen 100-300kW aus. (Für die kleine Passagier Variante, bzw. die große Frachtvariante.)

Die komprimierte Luft ist auch ganz praktisch. Denn die Fahrzeuge sollen nur im Notfall auf Rädern durch die Röhre fahren. Im Normalfall sollen sie auf einem Luftkissen gleiten, wie die Scheibe auf einem Air-Hockey Feld. Mit dem Unterschied, dass nicht der Untergrund das Luftkissen bildet, sondern das Fahrzeug selbst. Dieses zunächst kleine Detail ist der eigentliche Clou des Konzeptes.

Alles was man für die Strecke braucht, ist eine Röhre aus Stahl und Pumpen die den Luftdruck konstant halten. (Die Röhre muss nicht absolut dicht sein. Die Pumpen können kleine Lecks kompensieren.) Das Schweben übernehmen die Fahrzeuge selbst. Anders als beim Transrapid braucht es keine Strecke die vom ersten bis zum letzten Meter über Elektromagnete verfügt um den Zug schweben zu lassen.

Beschleunigt werden die Fahrzeug nur auf kurzen Streckenstücken, den Rest der Strecke gleiten sie. Beschleunigt wird über einen linearen Elektromotor. Der funktioniert wie ein herkömmlicher, runder, Elektromotor – nur, dass man ihn der Länge nach ausgerollt hat. Anders als beim Transrapid betrifft das aber nur etwa 1% der gesamten Strecke.

Es handelt sich hier nicht um eine Spinnerei, sondern um etwas, das mit der heutigen Technik jederzeit möglich ist. Es geht. Es hat nur noch niemand gemacht.

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Kommentare (20)

  1. #1 bruno
    5. Mai 2015

    tldr:
    maaan – du schreibst ja schneller als ich lesen kann… komm mal runter! ;)
    vielleicht kannst du (bei gelegenheit) mal was zum generellen verständnis über radioaktivität und zerfälle (heissen die so?) bringen – also wer wann warum wohin zerfällt und ob das unbedingt not tut…

    mir ist nicht klar, warum zb 239 verschiedene materialien sein können, uran und plutonium… ?
    drum verstehe ich beiweilen nur bahnhof. oder “streikzentrale”, wie das wohl neuerdings neudeutsch heisst….

    ot: die lufthansapiloten haben echt lange nicht mehr gestreikt! was ist denn da los bei euch in deutschland…??

    • #2 wasgeht
      5. Mai 2015

      Alles klar, wird gemacht.

      Ich sehe, du hast auch ohne Bedienungsanleitung verstanden wie der Kommentarteil funktioniert. :)

  2. #3 bruno
    5. Mai 2015

    ok, did read. das ding soll also knapp 1000km/h machen? “was würde passieren, wenn” (auch ein netter blogname) wenn man das fahrzeug luftdicht in die röhre fügt, bremse anzieht, die luft vor ihm absaugt, wg. mir auf 1 hpa – und dann hinten den stöpsel zieht..?
    bzgl machbarkeit – ja und nein. einerseits gibt es unendlich viele völlig unsinnige projekte, die realisiert wurden – auf der anderen hand bin ich gelegentlich froh, dass nicht alles umgesetzt wird, was machbar wäre; wenn ich so an gruselige und/ oder schwachsinnige militär- oder genprojekte denke. so ohr mit beinen/ maus mit ohr…
    klar, würde uns technisch weiterbringen. aber. vielleicht ganz gut, dass manches an politik, kultur, ethik etc. scheitert

    ich denke, das gibts auch in schlimm – aber hier mal ein lustiges beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=MPONsAwI-i0&list=TLikld_RRU7U4

  3. #5 bruno
    5. Mai 2015

    klar habe ich das (neudeutsch) “manual” gelesen: wennst skriebst eine comment mussen machen wenn frgen haben. ;)

    • #7 wasgeht
      5. Mai 2015

      Stimmt. Aber:
      1) Glaube ich das erst, wenn ich es sehe.
      2) Warum nicht hier in Deutschland?

  4. #8 Hobbes
    5. Mai 2015

    @bruno:
    Falls du nicht warten willst.
    einfach mal Isotop bei Wiki eingeben. Da sieht man im Anfangsbild recht gut warum 1 2 und 3 auch alles Wasserstoff ist. Da gehts ums Gewicht und das Gewicht kann man durch Neutronen erhöhen (oder auch durch wegnehmen verringern). Für den Namen (und die meisten chemischen Eigenschaften) sind aber eher die Protonen zuständig.
    Zum Konzept des Hyperloops (wirklich ein bescheuerter Name für etwas was ja explizit nicht futuristisch seien muss)
    Ich komme aus der nähe der Tranrapidstrecke und hätte damals fast zu dem Einsatz hin gemusst (war zum Glück noch in der Grundausbildung vom Zivi). Was da sträflich vernachlässigt wurde war ja im Prinzip ein “umgehen” von Sicherheitsmaßnamen. Was im Testfall ja nicht unüblich ist. Die Sicherheitsmaßname war ja das nichts auf den Schienen seien kann wenn der Antrieb an ist. Bei dem Hyperloop stelle ich mir das aber extrem schwierig vor. Bereits kleine Teile können schwer schädigen und das entfernen von Teilen (irgendeine Schraube oder so), besonders das finden davon stelle ich mir sehr aufwändig vor. So Massiv wie Eisenbahnschienen/Räder wird die Konstruktion ja nicht seien. Auch stehen gebliebene Fahrzeuge so wie Weichen stelle ich mir als ein sehr großes Problem vor. Ich glaube wirklich Potential hätte so etwas als Ersatz auf extrem ausgelasteten Güterstecken. Also wie das alte Rohrpostsystem. Mit einer Revolvermethode wäre auch schnelles Be und Endladen kein Problem.

    • #9 wasgeht
      5. Mai 2015

      Kleine Teile sind nicht unbedingt ein Sicherheitsproblem.

      Die Fahrgastzelle steht ja auf “Stelzen” an denen die Flächen für die Luftkissen angebracht sind. Wenn diese Flächen beschädigt werden ist das zwar nicht hübsch und man muss die ganze Bahn schließen, aber für die Fahrgäste ist es nicht gefährlich. Man sollte allerdings die Außenhaut entsprechend widerstandsfähig (“kugelsicher”) machen, damit möglichst nichts in innere dringt, bzw. Lecks möglichst klein bleiben. (Im Notfall stehen die Fahrzeuge ohnehin mit der Fahrbahn in Verbindung. Bei größeren Lecks in einem Fahrzeug werden die Ventile geöffnet und die ganze Bahn belüftet.)

  5. #10 bruno
    5. Mai 2015

    @hobbes
    danke dir! aber isotope sind mir gewahr. da hat ein element andere ordnungszahlen. das mit protonen/elektronen vs. neutronen habe ich grob begriffen… was aber, wenn die gleiche odrnungszahl verschiedenen elementen zugeordnet werden kann – das ist mir nicht klar ;)

    und als besserwisser: statt “seien” heest dat “sein”… ;)

  6. #11 bruno
    5. Mai 2015

    @hobbes
    ok, 239 ist nicht die “ordnungszahl” … gibt wohl gar nicht so viele elemente, hätte ich evtl. auch selbst drauf kommen können…

    uran also 92 und plutonium 94 – heisst also, der unterschied ist: 239-92*2 vs. 239-94*2 – die übrigbleibende zahl sind die zusätzlichen neutronen…
    ..dennoch. “die radioaktivität” ist mir noch nicht so richtig verständlich – ein netter blogbeitrag “radioaktivitä für dummies” wäre mir recht! auch wenn verstehen spass macht – so wichtig ist mir die radioaktivität nicht, dass ich da tiefer in die wiki einsteigen wollte…

    aber ein nett aufbereiteter artikel …. :)

  7. #12 Hobbes
    5. Mai 2015

    #9:
    Achso ich hatte die stelzen nicht auf dem Schirm. Aufgrund der Turbine bin ich davon ausgegangen das sehr wenig Platz nach unten hat. Insbesondere um über eine Große Fläche ein starkes Luftkissen für ordentlich Nutzlast zu erzeugen. Habe mir jetzt mal das Konzeptpapier angeschaut. Es scheint sich dabei ja eher um die Länge eines Busses und eine Höhe von 1,1 Meter zu Handeln. Mit einem Gesammtgewicht von 3,1 Tonnen. Ich hatte mir da was ganz anderes drunter vorgestellt. Eher so etwas wie das Cargocap Konzept (Habe ich einmal als Schicke Simulation auf der Hannovermesse gesehen.) für Mittel bis Langstrecke. Also als richtiger Schienenersatz und nicht als Großraumtaxi.

    • #13 wasgeht
      5. Mai 2015

      Cargocap, noch so ein Ding das Sang und Klanglos in der Versenkung verschwand.

  8. #14 HF(de)
    5. Mai 2015

    Sehr bunt gemischte, interessante Themen hier bei wasgeht. Und sehr informativ. Gefällt mir, bitte weiter so!
    Ein zumeist stiller Leser.

  9. #15 Janosch
    6. Mai 2015

    Interessanter Artikel! Es ist gut, immer mal wieder von neuen Ideen zu lesen.

    Der Ansatz: “Schauen, was mit aktueller Technik möglich ist”, sollte das Projekt doch auch finanziell kalkulierbar machen.

    “Es ist traurig, dass solchen Projekten grundsätzlich Hohn und Spott entgegengebracht wird, ohne auf die eigentliche Technik zu achten”

    Dieser Satz spricht mir voll aus der Seele. Es scheint mir auch so zu sein, daß der erste Reflex auf eine nicht alltägliche Idee Spott und Kritik sind. Sehr viele Leute verschwenden sehr viel Energie darauf zu beweisen, warum etwas nicht funktionieren kann, anstatt es einfach mal zu probieren. So werden gute Sachen gleich im Keime erstickt… Schade!

  10. #16 Edgar
    6. Mai 2015

    @wasgeht könnte die Front des Zuges trichterförmig gestaltet werden und die Luft hinten wieder ausgeleitet werden, um ein Aufstauen der Luft zu vermeiden und Pumpen zu sparen?

    • #17 wasgeht
      6. Mai 2015

      Wenn man bedenkt, dass die Luft schon an den Seiten nicht vorbei kommt, wird das nichts bringen. (Die Kapsel hat auch so schon nur etwa 40% den Querschnittsfläche des Tunnels.)

  11. #18 bazille2003
    Wien
    6. Mai 2015

    Hallo,
    ich gebe Ihnen recht Herr Wunderlich -Pfeiffer. Ich habe damals. als das Projekt präsentiert wurde mit der ersten verfügbaren Ansprechperson die in der Verkehrsplanung tätig ist , meiner Freundin, drüber diskutiert. Das Ergebnis war eine Nacht auf der Couch. In Österreich und offensichtlich auch Deutschland wird über solche Projekte nicht mal nachgedacht. Und deshalb bewundere ich, mit Verlaub, Herrn Musk. Der hat das Geld und die Vision ( und niemand schickt ihn deshalb zum Arzt) egal ob es nun um Elektroautos , Hyperloop oder SpaceX geht. Der bringt was voran. Würde er in Biologie was machen, würde ich für Ihn arbeiten.
    meint Bazille
    Ps. Danke für die Links zu Oklo gestern

  12. #19 Ulf Lorenz
    6. Mai 2015

    Mmh. Also, das allererste, das mir auffaellt, ist der mangelnde Komfort: 1.35 m Breite und 1.1 m Hoehe, vermutlich ohne Fenster. Platzangst, ich gruesse dich.

    Dann fehlen im Dokument viele Zahlen bzw. ihre Berechnungsgrundlagen, waehrend das Dokument von einem Befuerworter geschrieben ist. Vorsichtig formuliert: Verschiedene Transrapids waren auch spottbillig. Zumindest am Anfang. Und das Lesen von Papern hat mich auch eher skeptisch gemacht gegenueber Dokumenten, in denen keinerlei Probleme aufgefuehrt sind.

    Ein letztes Problem ist einfach die Zeit. Man muss nicht nur eine tolle Idee haben, diese muss auch umsetzbar und idealerweise kompatibel sein. Der Transrapid ist hierbei ein interessantes Lehrbeispiel. Die Leute in Kalifornien haben jetzt also die Wahl: Entweder ein bekanntes System bauen und gut ist, oder nochmal 10 Jahre warten, bis man abschaetzen kann, ob dieser Vorschlag funktioniert.

    • #20 wasgeht
      6. Mai 2015

      Das Dokument ist nicht einfach nur von einem Befürworter geschrieben, sondern von Elon Musk.

      Und er hat von Anfang an gesagt, dass die letzten Details nicht ausgearbeitet und vorher eine Teststrecke gebaut werden muss.