Geothermie – erneuerbare Energie, aber kaum genutzt. Warum ist das so, wie ginge es besser, wo sind die Grenzen? Es gibt zwei Gründe, weshalb Geothermie in in Deutschland kaum genutzt wird. Die Vorkommen haben eine sehr niedrige Temperatur nur knapp über 100 Grad, mit der sich nur sehr ineffizient Strom erzeugen läßt. Im Vergleich zu Vorkommen wie in Island oder Kalifornien sind das sehr niedrige Temperaturen.

Der zweite Grund ist, dass sie erstaunlich langsam erneuert wird. In weiten Teilen Deutschlands fließen nur etwa 300-500W (Watt!) Wärmeenergie pro Hektar an Erdwärme an die Oberfläche. In den günstigen Gebieten wie dem Rheingraben steigt der Wert auch über 1000W pro Hektar – vor der Umwandlung in Strom. Ein Hektar Land liefert also im günstigsten Fall so viel Erdwärme wie ein Wasserkocher. Wenn man langfristig mehr als diese Leistung entnimmt, ist die Nutzung bereits nicht mehr nachhaltig. Das ist so wenig Leistung, dass es praktisch keine Geothermie in Deutschland gibt, die ernsthaft nachhaltig sein könnte. Allerdings ist die (“fossile”) Wärmereserve im Gestein natürlich sehr groß ist. Um so wichtiger ist eine möglichst effiziente Nutzung und um die soll es hier gehen.

Der derzeitige Stand der Technik für die Nutzung von Geothermie in Deutschland läßt sich gut am Geothermiekraftwerk von Unterhaching ablesen. Es fördert 150 Liter Wasser pro Sekunde mit einer Temperatur von etwa 122 Grad. Das sind 70MW thermischen Leistung. Je nach Nachfrage wird davon ein großer Teil als Fernwärme genutzt, vor allem im Winter, aber nicht im Sommer. Ohne Fernwärme kann das Kraftwerk bis zu 4,1MW Strom erzeugen. Das entspricht dann einer Effizienz von knapp 6%.

In Island oder Kalifornien erreichen die Geothermiekraftwerke Effizienzen über 10%, die Vorkommen haben dort aber auch Temperaturen über 200 Grad. Um trotz der niedrigen Temperaturen wenigstens diese Effizienz zu erreichen, wird mit dem heißen Wasser aus der Tiefe eine Mischung aus Wasser und Ammoniak erhitzt. Der entstehende Dampf hat den Vorteil, dass nur der Wasseranteil bei 100 Grad kondensiert. Dabei gibt der Wasserdampf seine Energie an das verbleibende Ammoniak ab. Das Ammoniak bleibt weiterhin gasförmig und kann weiter die Turbine antreiben. Aber auch wenn es noch so elegant ist, es ist nicht sehr effizient.

Naturgesetze lassen sich nicht austricksen. Aber wenn man sie gut genug kennt, kann man versuchen sie besser ausnutzen. Im Prinzip sollte es jedem Kraftwerksbetreiber peinlich sein, nicht einmal eine Effizienz von 6% zu erreichen. Geothermie ist zu knapp, als dass man wirklich gern 94% der gewonnenen Energie bei der Stromumwandlung verlieren wollen würde. Die schlechte Nachricht: Nur mit Geothermie geht das nicht. Die Temperatur des geförderten Wassers ist was sie ist. Mit ein paar neuen Tricks und Ideen läßt sich die Effizienz vielleicht noch um zwei oder drei Prozentpunkte steigern, aber viel mehr auch nicht. Die gute Nachricht: Einer Dampfturbine ist es egal woher der Dampf den sie bekommt seine (möglichst hohe) Temperatur hat.

Der Albtraum der Puristen: Hybridkraftwerke

Das Resultat mag kein “echtes” Geothermiekraftwerk mehr sein. Es wäre ein Hybrid aus zwei Kraftwerkstypen mit zwei Energiequellen. Aber wenn man das akzeptiert, kann man mit Hilfe des warmen Wasser der Geothermie jederzeit heißen Dampf machen – mit weniger Energie als wenn man Dampf aus kaltem Wasser macht. Man braucht dazu nur noch eine zweite, ausreichend heiße, Wärmequelle. Sobald der Dampf eine angenehme Temperatur von 300-600 Grad Celsius hat, geschieht die Umwandlung der Energie am Ende nicht mehr mit 6% Effizienz, sondern (je nach Temperatur und Turbine) mit 30-50% – und zwar für die gesamte Energie von beiden Wärmequellen. (Abzüglich einiger Verluste, die in den Wärmetauschern bei der Übertragung der Energie von einer Energiequelle zur nächsten auftreten. Die sollte man nicht unterschätzen.)

Dabei muss eines klar sein: Was wir aus der Erde bekommen ist heißes Wasser, kein Dampf. Leider braucht das Verdampfen des Wassers den größten Teil der Energie. Egal was die zweite Wärmequelle ist, unter diesen Umständen muss sie etwas mehr als 80% der gesamten Energie liefern. Das Kraftwerk wäre also nicht primär ein Geothermiekraftwerk. Die Geothermie wäre vielmehr ein Anhängsel an ein anderes Kraftwerk mit eigener Wärmequelle. Aber dieses andere Kraftwerk bekommt einen Teil der Energie aus der Geothermie und verhilft der Geothermie dabei zu einer viel höheren Effizienz.

Diese Wärmequelle kann der Kessel eines Kohlekraftwerks sein oder die Abwärme einer Gasturbine (wie in einem Gas-und-Dampf-Kraftwerk), es kann eine Müllverbrennungsanlage sein, die Abwärme einer Gießerei oder auch ein Kernreaktor oder auch etwas anderes sein. (Biomasse würde funktionieren, aber es wird davon zur Zeit schon viel mehr genutzt, als wir in Deutschland zur Verfügung stellen können. Noch mehr davon würde viel mehr schaden als nützen.)

So kann man die Thermodynamik manchmal doch noch austricksen. Die Idee eine höhere Effizienz zu erreichen, indem man Geothermie mit konventionellen Kraftwerken kombiniert ist nicht neu. Sie wurde schon in den 70er Jahren diskutiert. Aber ich fürchte, bei der Diskussion wird es auch heute bleiben. Denn es gibt zwar eine Regelung wie Geothermie mit dem EEG vergütet wird (25ct/kWh), aber die gilt nur für reine Geothermiekraftwerke.

Warum baut es niemand?

Auch wenn eine Kombination mit einem klassischen Kraftwerk viel mehr Strom aus dieser Energiequelle gewinnen könnte, wird kein Investor das Risiko auf sich nehmen eine solche Anlage zu bauen. Denn die rechtliche Lage ist keineswegs geklärt. Dabei wäre es ganz einfach, physikalisch für die EEG-Vergütung zu argumentieren: Wir haben hier ein Kraftwerk mit einem Geothermieanschluss und einem Kohlekessel. Wir beziehen 70MW Wärme aus der Geothermie und 350MW Wärme aus der Kohle. Am Ende erzeugen wir aus 420MW Wärme noch 180MW Strom. Weil 1/6 der Energie aus Geothermie kam, verlangen wir, dass 1/6 des Stroms (also 30MW) nach dem EEG vergütet wird.

Würde ein Investor dieses Risiko auf sich nehmen, würde es wohl Jahre brauchen, bis dieses Problem geklärt und das Gesetz an diese Möglichkeit angepasst ist. Bis dahin ist der Investor längst pleite. (Dabei sei nicht verschwiegen, dass die Rechnung oben stark vereinfacht ist. Real würde es einige Verluste im Wärmetauscher etc. geben und man könnte wohl nur etwa 15-20MW der Geothermie anrechnen. Aber mehr als die 4,1MW in Unterhachingen wären es auf jeden Fall.)

Umweltschützer würden mit Sicherheit von einer Mogelpackung reden, gerade wenn der Dampf am Ende mit Kohle erzeugt wird. Aber ist auch klar, dass wir hier in Deutschland noch Jahrzehnte auf Strom aus Kohlekraftwerken angewiesen sein werden. Und ein Kohlekraftwerk mit Geothermie verbraucht weniger Kohle für die gleiche Leistung wie ein Kohlekraftwerk ohne Geothermie. Zugegeben, die Variante mit dem Kohlekraftwerk auch die gesellschaftlich zweit-provokanteste, gleich nach dem Kernreaktor.

Aber es ist genau diese Form von fehlendem Pragmatismus, die mir überall in Diskussionen begegnet. Man besteht auf einer idealistischen, reinen Lehre. Man hat die “erneuerbare”, “nachhaltige” Kraftwerke auf der einen (guten) Seite und nicht-erneuerbare, nicht-nachhaltige (böse) Kraftwerke auf der anderen. Ohne diese Ideologien könnte man heute ein viel besseres Ergebnis erzielen indem man “gute” und “böse” Kraftwerke in Kombination nutzt. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, ist Geothermienutzung nicht nachhaltig und sie ist auch nicht in gesellschaftlich relevanten Zeiträumen erneuerbar.

Es stellt sich hier auch die provokante Frage, ob die bedingungslose Forderung von Nachhaltigkeit überhaupt sinnvoll ist. Im Fall der Geothermie führt die Forderung ganz klar zu einem Ausschluss der Geothermie, weil eine nachhaltige Nutzung der Geothermie praktisch unmöglich ist. Aber diese Frage muss einmal in einem anderen Rahmen diskutiert werden.

Kommentare (39)

  1. #1 Ludger
    7. Mai 2015

    So ganz ohne Risiko sind Geothermiebohrungen auch nicht. Man kann ja mal die Menschen in Staufen im Breisgau fragen: https://de.wikipedia.org/wiki/Hebungsrisse_in_Staufen_im_Breisgau

  2. #2 jochen
    7. Mai 2015

    Pragmatismus ist gut nur leider hilft das oftmals nicht weiter. Diese Idee des Kombikraftwerkes ist schön und eigentlich auch ein richtiger Schritt beim Übergang zu regenerativen Energien. Leider verlängert dieser Schritt aber auch die Laufzeit von Kohlekraftwerken und hier sehe ich das Problem. Bestes Beispiel Kernkraftwerke:

    Lange Zeit war ich auch für eine Nutzung von Kernkraft als “Brückentechnologie” zu Erneuerbaren Energien. Von daher konnte ich mit dem Kompromiss, der unter Rot-Grün ausgehandelt wurde gut leben. Nur hatte sich gezeigt, dass es sobald es ging, dieser Kompromiss torpediert wurde und der Ausstieg aus dem Ausstieg beschlossen wurde.

    So Sinnvoll und Pragmatisch dein Kombikraftwerk auch sein mag, so gibt er doch den Anhängern von fossilen und nuklearen Kraftwerken mehr Zeit, den Ausbau von Erneuerbaren zu verzögern. Auch wenn es überhaupt nicht pragmatisch ist und uns sicherlich vor einigen Problemen stellen wird, bin ich derzeit für das sofortige Abschalten aller Kohlekraft- und Kernkraftwerke, weil nur so ein zeitnaher Wechsel auf regenerativen Energien möglich ist.

    Anmerkung: Danke für dein Blog, ich lese ihn gerne.

    • #3 wasgeht
      7. Mai 2015

      Mit Verlaub, die sofortige Abschaltung aller Kohle- und Kernkraftwerke ist Unsinn. Es würde nicht zu “einigen Problemen” führen. Einige wenige würden keine Probleme haben, nämlich jene die genug Geld haben und Geld mit der Energiewende verdienen. Für alle anderen wäre es eine wirtschaftliche und bald auch soziale Katastrophe. Für Menschen mit wenig Geld sind die Strompreise das jetzt schon.

  3. #4 Stefan Frerichs
    Aachen
    7. Mai 2015

    Die Bedeutung der Geothermie in Deutschland liegt insofern auch weniger in der Stromerzeugung als vielmehr in der Wärmebereitstellung für die Gebäudeheizung. Und da auch weniger in der Nutzung ‘heißer’ Geothermie (wie im Beispiel Unterhaching), als eher der Erdwärme und besonders Effizienz in Kombination mit Solarthermie, in dem die sommerliche Wärme im Erdboden gespeichert und im Winter genutzt werden kann – das aber auch nur in geeigneten Gebieten. Und unter Verwendung von (hoffentlich) erneuerbaren Energien für die Wärmepumpe.

  4. #5 Fliegenschubser
    7. Mai 2015

    Und wieder was gelernt. Danke.

  5. #6 wiener
    7. Mai 2015

    Kann man schon bestehende Kraftwerke mit Geothermie kombinieren? Das wäre ja mal eine interessante Rechnung. Wieviel kostet das pro Kwh im Vergleich z.B. zur Solarenergie? Das hier ist ein weiteres Beispiel dafür, warum die Förderung als ökologisch definierter Energiequellen zugunsten eines konsequenten CO2 Handels aufgegeben werden sollte (na gut – Anschubfinanzierungen sind ja ok). Dann kann sich die effektivste Technik durchsetzen….

    • #7 wasgeht
      7. Mai 2015

      Die Geothermie zur Zeit 25 Cent pro kWh Strom und ist trotzdem nur wirtschaftlich, wo man auch Geld durch Fernwärme verdienen kann. Genaue Zahlen die für Deutschland relevant wären, habe ich aber noch keine gefunden.

      Eine Möglichkeit wäre, Geothermie in vorhandenen Bohrlöchern zu nutzen, wie ich es in dem Artikel Geothermie und Fracking beschrieben habe. Das ginge natürlich auch mit den durchaus vorhandenen Ölbohrlöchern in Deutschland, auch wenn die Temperaturen dort vergleichsweise gering sein dürften.

  6. #8 Hans Pech
    7. Mai 2015

    “Dabei wäre es ganz einfach, physikalisch für die EEG-Vergütung zu argumentieren:”

    Ohne Sinn und ohne Verstand. Hauptsache noch mehr staatliche Ausbeutung für direkte Geldgeschenke an “Investoren”.

    • #9 wasgeht
      7. Mai 2015

      Du hast recht. Würde man das tatsächlich so durchführen, wie ich es beschrieben habe, würde man auf ganz ähnliche Weise Geld verschwenden, wie in der Hochphase der Photovoltaik.

      Der eigentliche Punkt ist aber, dass es für Hybridkraftwerke überhaupt keine Regelung gibt und man davon ausgehen muss, überhaupt kein Geld für den Aufwand zu bekommen.

  7. #10 Andreas Herzog
    7. Mai 2015

    Sehr interessanter Beitrag, Danke.

    Nur 300-500W Wärmeenergie pro Hektar an der Oberfläche, spielt das wirklich eine Rolle, wenn man durch die wärmedämmende Erdschicht nach unten bohrt?

    Ich versuche mir gerade den Wärmetransport durch die festen Erdschichten vorzustellen und ich denke, je tiefer man bohrt, des so mehr Energie kann man ‘nachhaltig’ herausziehen. Oder mache ich da einen Denkfehler?

    • #11 wasgeht
      7. Mai 2015

      Es entsteht sehr wenig Wärme in der Erdkruste selbst, die meiste kommt von viel weiter unten. Wenn man tiefer bohrt, dann fängt man die Wärme nur etwas eher ab und es wird entsprechend weniger Wärme nach oben geleitet.

      Der Vorteil der größeren Tiefe ist nur die höhere Temperatur (je nach Standort). Der Nachteil ist die größere Tiefe … mehr Aufwand, mehr Kosten etc.

  8. #12 JW
    7. Mai 2015

    Unter dem Niederlanden liegen dicke gut wärmeleitende Salzschichten. Dort wird oberflächennahe “Geothermie” zur Beheizung der reichlich vorhandenen Gewächshäuser verendet. Für die CO2 Bilanz sicher sinnvoller als Stromerzeugung

  9. #13 Dr. Webbaer
    7. Mai 2015

    Die ‘Nachhaltigkeit’ war einstmals ein wirtschaftliches oder wirtschaftswissenschaftiches Konzept, das meinte oder bedeutete, dass im Erfolgsfall einer Maßnahme, diese Maßnahme nicht daran scheitern darf, dass unzureichende Ressourcen bereit stehen.

    Beispielsweise wäre ein Vertriebserfolg nicht nachhaltig, wenn nicht dementsprechende Produktionskapazitäten bereit stehen. [1]

    Die Nachhaltigkeit ist dann, der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich genau an den Zeitpunkt, von der bekannten ökologistischen bundesdeutschen Partei ca. 1990 besetzt worden.
    Joschka Fischer war’s, der wohl das etwas länger im englischsprachigen Raum bereit stehende ökologistische Konzept der Sustainability derart zu übersetzen wusste.

    Die Bedeutung im Wirtschaftlichen hat die Nachhaltigkeit, nachhaltige Maßnahmen meinend, wie oben beschrieben, nicht verloren.

    Dies nur zur Begriffsherkunft kurz angemerkt,
    MFG + weiterhin viel Erfolg,
    Dr. W

    [1]
    Kaufmännisches Denken, nicht erst seit der Hanse bekannt, ‘nachhaltig’ bedeutete einstmals kaufmännisch vernünftig und bedeutet es auch heute noch.

  10. #14 Dr. Webbaer
    7. Mai 2015

    PS:
    Dies natürlich nur als kleiner wirtschaftswissenschaftlicher Exkurs nur deshalb, weil die Nachhalttigkeit im WebLog-Artikel siebenmal referenziert worden ist.
    “Nachhaltigkeit” bedeutet nicht “öko”.

    • #15 wasgeht
      7. Mai 2015

      Wie gesagt, das Thema steht auf der ungeschriebenen Agenda und wird irgendwann auch im Blog behandelt.

  11. #16 jochen
    7. Mai 2015

    @wasgeht
    Sie reden von Pragmatismus. Und wenn ein pragmatischer Weg in absehbarer Zeit (90 % regenerativen Energien führen würde, würde ich das Konzept freudig akzeptieren. Nur ist die Energiewende kein pragmatisches Problem, sondern ein politisches. Und in der Politik kommt man mit Pragmatismus nicht weiter. Siehe Griechenlandkrise und das grandiose Scheitern von Varoufakis.

    Ich habe aufgebenden, auf eine pragmatische Energiewende zu hoffen. Die Forderung nach dem sofortigen Abschalten aller Kern- und Kohlekraftwerke ist kein Unsinn, sondern der einzige politische Stellung, mit der man einen vernünftigen Kompromiss erzielen kann. Natürlich besteht der dann nicht darin, dass alle Kern- und Kohlekraftwerke sofort ausgeschaltet werden. Aber er muss darin bestehen, dass der Ausstieg aus Kern- und Kohlekraftwerke nicht mehr Rückgängig gemacht werden kann

    • #17 wasgeht
      7. Mai 2015

      Sorry. Das ist nicht nur eine kompromisslose Haltung, sondern auch vollkommen rücksichtslos und schädlich. Sie sagen selbst, dass sie auf Pragmatismus gehofft haben und und verlangen nun kompromisslosen Fanatismus.

      Ich werde das nicht unterstützen. Es sind genau solche kompromisslosen Haltungen die uns in die verfahrene Situation gebracht haben in der wir sind.

  12. #18 Dr. Webbaer
    7. Mai 2015

    Ich habe aufgebe[]en, auf eine pragmatische Energiewende zu hoffen. Die Forderung nach dem sofortigen Abschalten aller Kern- und Kohlekraftwerke ist kein Unsinn, sondern der einzige politische Stellung, mit der man einen vernünftigen Kompromiss erzielen kann.

    Der Weltenergiebedarf wird stark ansteigen, die friedliche Nutzung der Kernenergie ebenfalls, vielleicht oder absehbarerweise auch anteilig, von Eskapaden Mme Merkels und bundesdeutsch stattfindend einmal abgesehen, und wenn nicht recherchiert werden will, wird der Schreiber dieser Zeilen auch gerne belegend werdend.

    Regionale Befindlichkeit überschreibt nicht die Datenlage.

    MFG
    Dr. W

  13. #19 Dr. Webbaer
    7. Mai 2015

    PS:
    Kann die hiesige anzunehmenderweise eingestellte Voreinstellung, die Moderation betreffend, diesen Kommentatoren betreffend vielleicht aufgeben werden?!

    Oder ist das hier Usus?

    • #20 wasgeht
      7. Mai 2015

      Die Kommentare moderiert der Blogautor.

      Generell achte ich darauf, ob Kommentare on-topic bleiben und ein angemessener Umgangston eingehalten wird. Ein konkretes Regelwerk gibt es nicht, der Einsatz des gesunden Menschenverstandes beim Kommentieren ist in den meisten Fällen aber hilfreich.

  14. #21 jochen
    7. Mai 2015

    @wasgeht
    Mit den falschen leuten zuviel diskutiert? Sie scheinen auf Reizwörter zu reagieren ohne den Text gelesen/verstanden zu haben. Ich wollte nur klar stellen, warum meiner Meinung nach, die Energiewende nicht pragmatisch staffindet (-finden kann).

    @Dr. Webbaer
    Mir ist die Datenlage bewußt. Es gibt aber keine eindeutige Antwort und sollten wir hier darüber “diskutieren” werden wir beide wohl nur Monologe schreiben, ohne den anderen der eigenen Antwort näher bringen zu können, bzw. ohne das der eine dem anderen wirklich zuhört.

    • #22 wasgeht
      7. Mai 2015

      Sie haben recht. Ich hatte den Text bis jetzt nicht vollständig verstanden.

      Ich bin auf ihren Satz “Ich habe aufgebenden, auf eine pragmatische Energiewende zu hoffen.” hereingefallen, mit dem ich verband, dass sie tatsächlich jemals einen pragmatischen Standpunkt hatten.

      Stattdessen beginnen sie mit einem hochidealistischen und unrealistischen Standpunkt (90% “erneuerbare” in kurzer Zeit) und behaupten dann, sie hätten aufgegeben auf eine pragmatische Lösung zu hoffen und nehmen deswegen nun den radikalstmöglichen Standpunkt ein. Das alles lässt mich doch sehr daran zweifeln, dass sie jemals diese Hoffnung gehabt haben, die sie angeblich aufgegeben haben.

      Man nennt soetwas Fanatismus.

      Ende der Diskussion.

  15. #23 Hobbes
    7. Mai 2015

    @Jochen:
    Wer Pragmatismus verlangt muss ihn selber liefern:
    Also mal her mit nen Konzept für 90% Regenerative Energien. Ich werde keine 3 Sätze brauchen um jedes dieser Konzepte zu widerlegen. Ich kenne mich in dem Bereich gut aus und das was wir bisher haben (ca 25%) ist der einfache Teil. Richtig schwierig wird es ab 50%. Um 75% oder mehr in Absehbarer Zeit (20 Jahre) zu erreichen müssten wir nach vorsichtigen Schätzungen ca 10% unserer Wirtschaftsleistung als Dauersubvention einrichten.
    Und ich finde 200Mrd Jahressubvention alles andere als pragmatisch. Aber wer Varufakis als Pragmatiker bezeichnet wirds mit Milliardentransfairs eh nicht so genau nehmen.
    Als kleine Anmerkung schon einmal: Die durchschnittliche Planungs und Bauzeit für eine Stromtrasse beträgt 25 Jahre.

    Btt:
    Ich glaube die Nachhalttigkeit ist nicht wirklich anzuwenden da ich davon ausgehe das es mehr horizontalen als Vertikalen Wärmetransport gibt. Und selbst wenn dieser nur gleichstark in beide Richtungen seien sollte haben wir in 4 Kilometern Tiefe ja bereits eine (Kegelförmige) Projektionsfläche von 16Pi Km^2 als etwa 5.000 ha also schon einmal 2,5 MW. Wenn man diese also nicht dicht an dicht packt sollte das meiner Meinung nach keine Auswirkungen haben. Mit der selben Argumentation ist Windenergie ebenfalls nicht nachhaltig (Auch wenn es sogar Studien zu Japan über Bereiche gibt in denen sie es tatsächlich nicht ist. (Habe leider keinen Link) )

    • #24 wasgeht
      7. Mai 2015

      Leider sind 2,5MW nicht viel.

      2,5GW Wärme brauchen da schon 5mio Hektar und Deutschland ist nur 34mio Hektar groß.

  16. #25 Hobbes
    7. Mai 2015

    Ach wir reden hier von GW. Ich hatte Geothermie nur als kleinen regionalen Lückenfüller gedacht und bezog die Nachhaltigkeit auch nur auf die Region um die Anlage.
    Als Ersatz für Großkraftwerke taugen die hier zu Lande natürlich nicht.

  17. #26 jochen
    8. Mai 2015

    @Hobbes

    Ich verlange kein Pragmatismus. Ich würde ihn mir wünschen, aber wie ich oben geschrieben habe, ist in meinen Augen die Energiewende ein politisches und kein technisches Problem.

    @wasgeht
    Ich habe mich gefragt, warum ich eigentlich auf ihren Blog kommentiert habe. Diskussionen zur Energiewende und globalen Erwärmung habe ich vor Jahren aufgegeben, weil bis heute sich die Argumente nur im Kreis drehen. Mir ist klar geworden, dass mich nicht ihre technischen Ausführungen, sondern das Wort “Pragmatismus” angesprochen hat. Die Frage, die diskutiert werden müsste, ist nicht, wie man am besten technisch die Energiewende veranstaltet. Sondern politisch. Darum reagieren Sie wahrscheinlich auch auf solche Reizwörter. Sie versuchen einem politischen Problem mit “harten” Fakten zu kommen. Damit werden Sie immer scheitern und frustriert werden.

    Ich denke, folgende Diskussion würde mich reizen:
    Wie kriegt man alle verschiedenen Interessenkonflikte unter einem Hut, damit eine Energiewende kein teures Fiasko wird.

    • #27 wasgeht
      8. Mai 2015

      Jochen:
      Politisch wurde die Energiewende vom ersten Tag an diskutiert. Jede Frage nach dem, was die Technik kann oder nicht kann, wurde von Anfang an in ideologischen Vorgaben diskutiert nach dem Muster: Techniken ABC sid gut, Techniken XYZ sind böse.

      Dabei wurden nie die Fakten über die Technologie an sich diskutiert, nämlich genau die Frage: Was geht mit eine Technologie und was geht damit nicht? Diese Fragen müssen diskutiert werden BEVOR eine politische Diskussion beginnt und das ist nie auch nur im Ansatz geschehen.

      Das ist einer der wichtigsten Gründe, weshalb es dieses Blog gibt. Es wurde nie über die Möglichkeiten der Technologie gesprochen. Es wurden Technologien von anfang an abgeurteilt und das Resultat ist eine katastrophale Politik, die immer wieder in die Grenzen der Realität rennt. Manchmal weist die Realität die Ideologie in ihre Schranken und jedes mal werden dann in dieser politischen Debatte politische Motive vermutet, obwohl man einfach nur etwas von einer Technologie verlangt hat, das nicht geht.

      Mit dem Versuch die Diskussion auch hier zu politisieren und zu ideologisieren werden sie hier scheitern.

  18. #28 Franzl
    München
    8. Mai 2015

    Bevor die Berechnungen zum Flächenverbrauch weiter ausufern – wir reden bei der Geothermie NICHT vom natürlichen Wärmestrom (konduktiv), der mit unter 1 W/qm an der Oberfläche der Erde wirklich sehr gering ist.

    Bei der hydrothermalen Geothermie wird Thermalwasser als Wärmetransport-Mittel benutzt – und damit ein konvektiver Wärmetransport. Wie wir von den Thermalbädern dieser Welt wissen, versiegt diese Energiequelle auch nach Hunderten von Jahren nicht. Es gibt mehrere Studien dazu. Die aktuellste ist die “Geothermal Roadmap” der Internationalen Energieagentur (iea.org), die bei Geothermiekraftwerken von einer stabilen Energieversorgung für 100 bis 300 Jahren ausgeht. Das älteste Kraftwerk der Welt in Larderell, Toskana läuft übrigens seit 102 Jahren.

    Wegen der GW:
    Gerade darin liegt der Charme der Geothermie. Durch die geologische Situation ist eine dezentrale Versorgung mit kleinen Einheiten vorgegeben. Genau deswegen führt die Geothermie in den Medien ein Schattendasein. Nur ein Großkraftwerk bedeutet Macht. Sicherer ist aber eine vernetzte Struktur mit kleinen Einheiten. Beispiel: Unterhaching und Gründwald. Seit die beiden Anlagen miteinander verbunden sind, beträgt die Verfügbarkeit 99,7 % und selbst der Energievorrat der Heißwasseraquifere in Deutschland (nur 1 % der Fläche) würden theoretisch reichen, um Deutschland mehrfach mit Strom und Wärme zu versorgen.

    • #29 wasgeht
      8. Mai 2015

      In den Geothermiefeldern von Kalifornien “the geysirs” (ebenso hydrothermal) hat man auch gedacht, dass die Wärme nicht versiegen wird. In den letzten 60 Jahren hat man damit aber ganz andere Erfahrungen gemacht. (Das Dokument endet mit einem Kapitel “stability at last”, aber im Text steht, dass die Wärmepoduktion nur noch halb so schnell fällt wie zuvor und in dem Graph sieht man es auch.)
      https://pangea.stanford.edu/ERE/pdf/IGAstandard/SGW/2011/sanyal3.pdf

      In Neuseeland sieht es ganz genauso aus:
      https://www.teara.govt.nz/en/geothermal-energy/page-5

      Und ich glaube nicht, dass es in Deutschland letztlich anders wäre.

  19. #30 jochen
    8. Mai 2015

    @wasgeht
    Mit dem Versuch die Diskussion auch hier zu politisieren und zu ideologisieren werden sie hier scheitern.

    Ich habe es leider nicht geschafft, meinen Standpunkt klar zu stellen. Hatte gehofft, man könnte hier mal die Energiewende von einer anderen Sichtweise aus disktuieren.

    • #31 wasgeht
      8. Mai 2015

      Wir diskutieren sie hier von einer anderen Sichtweise.

      Nämlich nach der Frage was geht und was nicht. Nicht nach der Sichtweise, was ist gewünscht und was nicht.

  20. #32 jochen
    8. Mai 2015

    Natürlich muss man diskutieren, was geht. Aber in meinen Augen nicht, indem man zum tausendsten mal die Preisgestaltungen von Atomkraftwerken und Offshore Wind + Speicherung durchexerziert. Auch ihr andere Post “Warum sich Gas aus Strom nicht lohnt” ist nett, aber in der Diskussion nichts neues.

    Was mich intressiert ist, wie kann man den “Alle Strahlung ist böse” Grünen mit dem “Energie muss ganz einfach viele Milliarden Euro einbringen” Cheflobbyisten auf einem Nenner kriegen. Geht das überhaupt? Einfach mit technischen Argumenten kommen Sie da nicht wirklich weiter.

    Aber so lange diese beiden Typen in der Politik nicht auf einen Nenner kommen, wird weiterhin viel Chaos in der Energiepolitik herrschen.

    • #33 wasgeht
      8. Mai 2015

      Die Diskussion wurde tausendmal ergebnislos durchexerziert, weil es nicht um die Sache ging, sondern um die Politik.

      Es geht bei diesen Debatten nicht darum zu fragen, was wie funktioniert. Es geht bei diesen Debatten darum, einen politischen Standpunkt zu untermauern mit irgendetwas, das so ähnlich wie Fakten aussieht. Es ist bloße Rhetorik, wie sie schon die alten Griechen von den Sophisten kannten. Das Problem ist Jahrtausende alt.

      Ob diese “Fakten” über die angeblich diskutiert wird dabei irgendeinen Bezug zur Realität haben oder nicht, ist de Teilnehmern der Debatte völlig egal.

      Sie bringen jedes Argument, jede Übertreibung, jede Lüge, absolut ALLES vor, das ihnen ein paar mehr Wählerstimmen oder etwas mehr Einfluss bringt.

      Und genau das soll es hier nicht geben.

  21. #34 Franzl
    München
    8. Mai 2015

    Bei “The Geysers” hatte man den Fehler gemacht, dass man den kondensierten Dampf, also das Wasser nicht wieder in den Untergrund zurückgeführt hat. Dadurch hat der Dampfdruck dann soweit nachgelassen, dass die Kraftwerke nicht mehr wirtschaftlich waren. Die Firma Calpine hat dann 19 der 22 Kraftwerke aufgekauft und angefangen, Wasser in den Untergrund zu pumpen. Dadurch konnte der Rückgang der Förderleistung gebremst werden und es besteht die Hoffnung, dass sie sogar wieder gesteigert werden kann. Trotzdem – glaube ich – kann man es durchaus als großen Erfolg sehen, wenn eine Stadt wie San Francisco seit 50 Jahren fast komplett mit Geothermie-Strom versorgt wird.

    In Deutschland hat man aus diesen Fehlern gelernt und es werden ausschließlich Anlagen MIT Reinjektion genehmigt, um das natürliche Gleichgewicht in der wasserführenden Gesteinsschicht zu erhalten.

    • #35 wasgeht
      8. Mai 2015

      Wie man in den beiden Links sehen kann, hat diese Maßnahme nur dazu geführt, dass die Leistung jetzt “nur noch” halb so schnell abfällt wie zuvor.

      Wenn man einem System mehr Energie entzieht als nachkommt, ist das die logische Folge.

  22. #36 Hobbes
    8. Mai 2015

    Wenn man Politik und Technik in der Energiewende trennt sieht es für diese trotzdem noch nicht all zu rosig aus.
    Erstmal zur Politik:
    Wir leben in keiner Diktatur deshalb können wir nicht einfach Menschen umsiedeln für riesige Stauseen und Strommasten durch Orte legen wenns den Leuten nicht gefällt. Widerstand gibt es gegen jede(!) Form der Energieerzeugung.
    Wenn man diesen mal außer acht lässt bleibt aber noch die Frage was überhaupt das Ziel der Energiewende ist? Das wurde nämlich nie(!) definiert. Energiewende ist ein politisches Schlagwort.
    Geht es um CO2reduktion?
    Geht es um Importunabhängigkeit?
    Geht es um Nachhaltigkeit?
    Geht es um die Natur?
    Geht es um Menschenleben?

    Je nach Standpunkt wird man hier unterschiedlich gewichten. Die meisten die “Jetzt alles regenerativ” wollen sagen zu allen Punkten: “Ja natürlich geht es darum”
    Das Problem ist dann aber das es denen nur um ihre Ideologie geht. Bei allen Punkten schneidet die Kernkraft um ein vielfaches besser ab als Gas oder gar Kohle. Teilweise sogar besser als Solar Wasser oder Wind. Die Kernkraftwerke haben ein Risiko und Endlagerproblem weshalb man sie in Deutschland nicht haben will. Das hat nichts mit der Energiewende zu tun. Wird aber immer so getan.
    Die Grenzen der Energiewende liegen in der Grundlastfähigkeit. Speichersysteme die nicht Unmengen an seltenen Erden verschlingen sind in der Form noch nicht entwickelt. Und alles was es gibt macht den Strom so teuer das er nicht Wettbewerbsfähig ist.
    Geothermie, Wasserkraft, Biogas und Offshorewind sind von daher wahre Juwelen. Nur leider in Deutschland nur sehr begrenzt verfügbar. Wie bei diesen schönen “Grenzen und Möglichkeiten” ja aufgezeigt wird. Die 25 bis 30% EEs die wir haben lassen sich vortrefflich regeln. Nur mehr wird schwer. Die Vorrangeinspeisung wird ein riesiger Bumerang werden.
    Wäre die Energiewende rein Technisch betrachtet worden hätte man gesagt: Lasst es bleiben, das lohnt nicht. 1% der Weltbevölkerung werden nicht den Unterschied bringen. Technisch Sinnvoll ist es bis ca 33% Schwankender Produktion zu gehen und den Rest via AKWs und Gaskraftwerke zu regeln. In dezentralen Gebieten evtl. bis 67%.

    Aber hier geht es um Geothermie und nicht um die Energiewende. Was da geht könnte man am besten bei einem Beitrag über Speichersysteme oder intelligente Netze/ Versorgungssicherheit diskutieren.

  23. #37 Franzl
    München
    8. Mai 2015

    Stimmt, leider geht man nicht in allen Ländern so vorsichtig vor und selbst in Deutschland sah man in der Vergangenheit bei der Genehmigungspraxis der Bergämter deutliche Unterschiede. Speziell das Bergamt in München ist dafür bekannt, äußerst kritisch darauf zu achten, dass keine “Überförderung” stattfindet. Auch sonst hat die deutsche Genehmigungspraxis bis dato gefruchtet: sämtliche Anlagen (die älteste seit 31 Jahren) haben stabile Temperaturen und Schüttungen.

  24. […] der Gedanke auf, dass es bessere Möglichkeiten gäbe, dieses Holz zu benutzen. Und eine habe ich hier im Blog schonmal beschrieben. Man könnte es zusammen mit Geothermie benutzen, und damit durch höhere […]

  25. […] fällt aber auch der Trick mit den Hybridkraftwerken weg, den ich schon einmal hier beschrieben habe. Eine schöne Zusammenfassung der Bohrung und Pläne zu weiteren Bohrungen in Island findet […]