Für 800 Jahre konnten die Zhou die Macht für sich beanspruchen. Etwa einhundert Jahre vor dem Ende der Zhou hat Plato in Griechenland seinen Schüler Aristoteles ausgebildet, dessen Schüler Alexander (der Große) das Persische Reich im Handstreich eroberte. In Italien begann das Wachstum einer Stadt am Tiber zu einem mächtigen Land, das bald darauf das einzig andere große Land des westlichen Mittelmeers, Karthago, zum Kampf auf Leben und Tod herausforderte. Das war die Zeit des Untergangs der Zhou.

Die Blütezeit der Zhou war im 8. bis 5. Jahrhundert vor unserer Zeit, die “Frühling und Herbst” Periode. Benannt nach dem Titel der Annalen des Königreichs Lu über diese Zeit. Einer der Klassiker die Konfuzius zugeschrieben werden.

Die letzten zwei Jahrhunderte der Zhou nennt man die Zeit der streitenden Reiche. Aber man nennt sie auch die Zeit der hundert Schulen, als die klassische chinesische Philosophie ihren Höhepunkt erreichte – ganz ähnlich wie auch in der griechischen Antike. Konfuzius, Laotze und Mengzius und viele andere lebten zu dieser Zeit. Etwa zur gleichen Zeit soll auch der Buddha gelebt haben. So viele Ideen dieser Zeit sind bis heute erhalten geblieben, dass der Historiker Karl Jaspers zogar von einer “Achsenzeit” sprach. Die Zeit als die Ideen sich wie von der Achse eines Rades nach außen hin ausbreiteten.

Während Laotze den Daoismus begründete, beschäftigte sich Konfuzius hauptsächlich damit, wie ein Staat beschaffen sein sollte. Welche Rituale eingehalten werden sollten, welche Beziehungen Menschen untereinander haben sollten und so weiter. Er sagte, dass die Beamten des Staates eine rigerosen Prüfung unterzogen werden sollten, in denen sie nachweisen müssen, dass sie für den Staatsdienst geeignet sind. Das und noch viel mehr ist Kern des Konfuzianismus und noch heute in der chinesischen Kultur verankert. Allerdings nicht deshalb, weil Konfuzius ein erfolgreicher Staatsmann gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Seine Ideen wurden erst lange nach seinem Tod, nach dem Untergang der Zhou und nach dem Untergang der Nachfolger der Zhou zur Realität.

Und das bringt mich zurück zu dem Film “Hero”. Warum schickt der Kaiser der Zhou Mörder los, um einen der Könige, den König von Qin, zu töten? Weil er zu mächtig wurde. Das Königreich Qin, ganz im Westen des Reichs, schaffte es durch Landreformen reicher und mächtiger zu werden als alle anderen. Im ewigen Kampf der Reiche gegeneinander ist das Königreich der Qin als Sieger hervor gegangen. Deswegen will der Kaiser der Zhou im Film den König von Qin töten lassen, denn die Zhou mussten selbst ihren Untergang fürchten. Es gab Aufstände, Erdbeben, Hungersnöte, Kometen am Himmel und sicherlich auch ein paar zweiköpfige Schafe irgendwo.

Wir erinnern uns, das Mandat des Himmels war den Zhou offensichtlich abhanden gekommen. Und niemand anderes als der König von Qin konnte es haben. Der Herrschaftsanspruch der Zhou wandte sich nun gegen sie selbst. Denn der Erfolg des Königreichs Qin konnte nur bedeuten, dass der König von Qin das Mandat des Himmels hat und damit das Recht über ganz China zu regieren. Auch wenn Qin ein brutaler Herrscher war und die Eroberung Chinas viele Tote zurück lies. Das Ende des Films ist damit jedenfalls kein Stück überraschend. Natürlich erkennt der Held der Geschichte, wer hier das Mandat des Himmels eigentlich wirklich hat und tötet den König von Qin nicht – und das obwohl der König Qin ihm sein eigenes Schwert dafür gibt!

Von Qin kommt auch der Name – Qin-a … verballhornt zu China. Als der Held nun im Film auf den König zu springt (Technik: “Tod auf Zehn Schritt”) und ihn nicht tötet, gibt er ihm noch eines eines mit auf den Weg: “Die Toten flehen euch an, vergesst nicht die höchste Ebene [der Kriegskunst]” Was ist im Film die höchste Ebene der Kriegskunst? Das Schwert nicht nur aus der Hand zu legen, sondern auch das Schwert im Herzen aufzugeben.

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Kommentare (8)

  1. #1 Lutz Donnerhacke
    3. Juni 2015

    Danke. Das war sehr verkürzt, aber immerhin ein brauchbarer Anschein eines Gerippes.

    • #2 wasgeht
      3. Juni 2015

      Ja. Es ist ein Blog und kein Geschichtsbuch. Und wenn es ein Buch ist, dann am ehesten eines zum selbst ausmalen. :)

      Außerdem, es war nur der Anfang. Die letzten drei Absätze waren nur eine kurze Andeutung dessen, was noch kommt.

  2. #3 Jörg
    4. Juni 2015

    wow, ich lese schon lange hier auf scienceblogs, aber das ist das erste Mal, dass mich ein Artikel so begeistert, dass ich einen Kommentar schreiben muss :) Das liegt vielleicht an meinem Interesse an China, dessen Kultur, Geschichte, Sprache und eben allem

    Also bitte weitere Teile! Aber nur, wenn es dir nicht zu viel Aufwand macht (<–Höflichkeit. ich habe schon zu lange mit Chinesen zu tun, haha bzw. 哈哈)

    kleine Korrektur nur: "qin" spricht man eher "tchin"

    • #4 wasgeht
      4. Juni 2015

      Ich wollte die Aussprache von “qin” von der Aussprache von “jin” abgrenzen (sowohl dem Nachfolgestaat den Han, als auch der Manchu-Dynastie während der Song)

      … es treibt einen in den Wahnsinn. :)

  3. #5 Jörg
    4. Juni 2015

    na “jin” wird doch aber tatsächlich “dchin” gesprochen. Also qin–>tchin
    jin–>dchin

    naja, chinesische Aussprache ist eine Geschichte voller Missverständnisse ^^

    • #6 wasgeht
      4. Juni 2015

      Das erklärt sehr viel Verwirrung meinerseits.

  4. #7 Stefan
    6. Juni 2015

    Die chinesische Geschichte ist sicher unter anderem deshalb schon sehr interessant, weil sie hierzulande kaum jemandem geläufig ist.
    Wie in Ihrem Artikel “Weltgeschichte Unterrichten” bereits dargelegt, wird in den hiesigen Schulen sehr eurozentrisch unterrichtet.

    Ich freue mich auf jeden Fall mehr darüber zu lesen. :)

  5. #8 Michael
    6. Juni 2015

    Ich würde diesen Artikel gerne auf Twitter verlinken, aber mit dem Apostroph in der Überschrift ist mir das doch zu peinlich. :)