Und noch ein Raketenkonzept von dem ich bisher nichts gehört hatte. Die Firma Generation Orbital (GO) nimmt an einem NASA Programm namens NEXT teil. “Launch Services Enabling eXploration and Technology” in dessen Rahmen kleine Raketen entwickelt werden sollen, die wenigestens 15kg in einen Sonnensynchronen (98 Grad geneigten) Orbit bringen sollen.

Auch hier soll wieder eine Rakete, mit einem Gewicht von 3800kg, von einem Flugzeug aus gestartet werden. Die erste Stufe ist eine Feststoffrakete von Aerojet Rocketdyne. Leicht verklausuliert sagt GO, dass es sich dabei um eine erprobte militärische Rakete ohne Gefechtskopf handelt. Die zweite Stufe wird durch Kerosin und Sauerstoff angetrieben, und auch hier kommt wohl eine elektrische Pumpe zum Einsatz, genauso wie bei der Electron, über die ich schon vor einem Monat schrieb.

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Das interessanteste ist wohl, dass man die Rakete bis spätestens ende nächstes Jahr fertig haben will und die NASA auch schon den ersten Auftrag zugesagt hat, zum Start von 3 Cubesats. Es scheint also durchaus eine ernste Sache zu sein, auch wenn die Webseite im ersten Augenblick nicht den Eindruck erweckt.

Es findet sich aber auf der Webseite auch ein Konferenzpaper von 2014, in dem das Konzept vorgestellt wird, aus dem auch alle Abbildungen hier stammen. Die Rakete stellt man sich jedenfalls so vor:

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Ganz final war diese Vorstellung aber wohl noch nicht. Auf dem Blog der Firma wird zwar der erste Test des Triebwerks für die zweite Stufe beschrieben, aber dort steht nichts mehr von Kerosin, sondern etwas von Methan. Methan bringt etwa 100m/s mehr spezifischen Impuls als Kerosin und dürfte in der zweiten Stufe je nach genauem Gewichtsverhältnis etwa 200m/s mehr Endgeschwindigkeit bringen. Dafür muss die Pumpe wegen der etwa 20% geringeren Dichte der Methan/Sauerstoff Kombination mehr arbeiten und braucht eine größere Batterie. Aber offenbar ist es das Wert.

Ich finde die Entwicklung jedenfalls sehr interessant. Denn diese Triebwerke werden allesamt in sehr kurzer Zeit entwickelt. Das ist auch wenig überraschend, schließlich ist die elektrische Pumptechnik fast genauso anspruchslos wie die einfache Druckförderung. (Im Vergleich mit dem Gasgenerator oder Expander-Zyklus. Besonders wenn man sie auf diese Größe schrumpfen muss.)

Denn es gibt eine ganze Reihe Raketen mit kleinen Oberstufen, die recht ineffiziente, druckgeförderte Hydrazintriebwerke einsetzen. Dazu gehört auch die Vega Rakete von der ESA, deren “AVUM” Oberstufe derzeit nicht viel zu einer besseren Leistung der Rakete beiträgt. Eine etwas vergrößerte, elektrisch betriebene Oberstufe mit Methan oder Kerosin könnte zumindest einige hundert Kilogramm zusätzliche Nutzlast bringen – gerade bei höheren Orbits, mit größerer Geschwindigkeit.

Aber dazu würde es wohl eines kleineren Wunders bedürfen. Denn man arbeitet bereits an einer 10t Methan Oberstufe für die Vega und die Europäische Raumfahrt war bisher nicht gerade für Flexibilität bekannt. Dann wiederum hat man sich letztes Jahr mit dem Umschwenken vom PPH Konzept der Ariane 6 auf das besser ausbaubare PHH Konzept und der Privatisierung des Raketenbaus schon ein mittelgroßes Wunder gesehen.

Man darf also gespannt sein. In den letzten Jahren haben private Firmen viel frischen Wind in die angestaubte Raumfahrt gebracht und das muss sich nicht nur auf SpaceX beschränken.