Man könnte annehmen, dass es nichts langweiligeres als einen Dieselmotor gibt. Aber vor einigen Jahren habe ich etwas von einem Schiff gehört, dessen Dieselmotor dann noch etwas besonderes war. Es war beim Bau das größte Containerschiff der Welt und hört auf den Namen Emma Maersk.

Der Dieselmotor ist dabei an sich nichts besonderes (auch wenn es ein verdammt großes Ding ist), aber manchmal lohnt es sich eben doch nicht nur auf die inneren Werte zu schauen, sondern nur die äußeren. Wobei die inneren Werte, der Dieselmotor an sich, gar nicht schlecht sind. Er erreicht eine Leistung von 80MW und eine Effizienz von knapp über 49% und verbrennt seinen Diesel damit so effizient wie ein Gas-und-Dampf Kraftwerk. Allerdings ist das nur der Dieselmotor an sich.

Aber auch Dieselmotoren haben Abwärme, die an die Umgebung abgegeben wird. Und die wird in der Emma Maersk zusätzlich zur Energieerzeugung genutzt und betreibt damit auch keinen kleinen Aufwand. Bilder davon kann man sich in einer Präsentation des Schiffsbauers anschauen (Seite 23 ff).

Das Prinzip ist klar. Die Häfte der Energie des Treibstoffs kommt als Arbeit aus dem Motor heraus, die andere Hälfte als Abwärme. Teilweise sind die Temperaturen dieser Abwärme hoch genug um damit Dampf zu erzeugen und eine Dampfturbine anzutreiben – und das hat man in dem Schiff auch getan.

Die Abwärme dieses Dieselmotors befindet sich dabei etwa drei Vierteln im Abgas. Etwa eins dieser drei Viertel davon wird zum Betrieb der Turbolader benutzt, womit die Hälfte der Abwärme übrig bleibt. Diese Hälfte von der Abwärme wird zur Dampferzeugung benutzt – das sind also rund 25% der Energie des Treibstoffs.

Natürlich sind die Bedingungen nicht ideal und die Wärmemengen sind auch ziemlich klein. Für eine Dampfturbine sind 40MW Wärme zur Dampferzeugung schon sehr wenig und der Dampf erreicht auch nur Temperaturen von etwa 260 Grad. Deshalb erreichen die Dampfturbinen auch nur eine Effizienz von knapp 24%.

Das reicht aber immerhin um zusätzlich zur Leistung es Motors von 80MW noch 9,6MW Strom zu erzeugen. Die Gesamteffizienz beträgt damit 55%, etwa 5% mehr als in einem Gas-und-Dampf Kraftwerk.

Und das Ende der Fahnenstange scheint auch noch nicht ganz erreicht zu sein, wie der Hersteller hier zeigt. Vor allem könnte man durch den “Organic Rankine Cycle” (Dampfturbinen mit organischen Verbindungen, die niedrigere Siedetemperaturen haben), noch bis zu 3% zusätzliche Leistung heraus holen. (Also 1,5% mehr Effizienz.)

Insgesamt ist es durchaus beeindruckend, welche Leistungen Dieselmotoren bringen können. Allerdings hängt das wohl und wehe dieser Motorn vom Treibstoff und den generierten Abgasen ab. In einem Kraftwerk an Land könnte man die Abgase deutlich besser behandeln (vor allem entschwefeln), auf See bleibt nichts anderes übrig, als entschwefelten Treibstoff zu nutzen. Die Richtlinien dafür wurden 2012 ausgegeben, es wird aber noch bis 2020 dauern, bis sie vollständig umgesetzt werden.

Interessant ist in dem Zusammenhang wohl auch die Möglichkeit, dass man Dieselmotoren auch mit Erdgas betreiben kann. Allerdings sind Dieselmotoren auch wesentlich größer und aufwändiger herzustellen, als die Gasturbinen die bislang dafür eingesetzt werden. Wenn man bedenkt, dass eine Reihe Gaskraftwerke bereits heute stillgelegt wurden, weil sie durch die Eingriffe auf dem Strommarkt nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können, wird es dazu wohl kaum kommen.

Kommentare (7)

  1. #1 Luk
    6. Juli 2015

    GuD sind heute aber eindeutig effizienter als 55%.
    Der Weltrekord liegt aktuell bei gut 60% ( https://de.wikipedia.org/wiki/SGT5-8000H ), und ich denke wen man schon den besten Diesel + Dampfturbine nimmt, sollte mn dies auch mit dem besten GuD vergleichen.

    • #2 wasgeht
      6. Juli 2015

      Bei GuD Kraftwerken wird die Effizienz immer relativ zum unteren Heizwert angegeben, weil die Effizienzangabe damit um 10% höher ausfällt, als wenn man den Brennwert (bzw. oberen Heizwert, was das gleiche ist).

      Die Diskussion hatten wir hier auf dem Blog schon mehrfach.

  2. #3 bruno
    7. Juli 2015

    Man könnte annehmen, dass es nichts langweiligeres als einen Dieselmotor gibt.

    Häh?? wasgehtnnn?
    Wer nimmt an, Dieselmotoren seien langweilig … ?
    Ich besitze 2 Ford Mondeo – einen Benziner mit 136 PS (kann sich jeder selber in SI umrechnen) – ein 16V 1.8l Benziner und einen 133 PS 2.0 Tdi (irgendein Buchstabe fehlt.)
    Der Benziner hat (ca.) 160Nm – der Diesel 330Nm!

    Wo ist denn da der Dieselmotor langweilig?

    En contraire! Der Dieselmotor ist extrem kurzweilig :)

  3. #4 schlappohr
    7. Juli 2015

    Ich finde Diesel eigentlich auch ziemlich cool. Mein erster Diesel hatte 2.5l Hubraum und zornige 75PS (kein Turbolader). Ein solches Feeling ist nur mit einem Schiffsdiesel vergleichbar… Aber im ernst, es ist wohl kein Zufall, dass praktisch alle Nutzfahrzeuge einen Dieselmotor haben.

    Kehrseite ist natürlich die Geschichte mit dem Feinstaub. Allerdings habe ich noch keine Studie gefunden, die belegt, dass Benziner weniger Feinstaub freisetzen. Ehrlich gesagt habe ich noch überhaupt keine Studie gesehen, die den Feinstaubausstoß von Benzinern untersucht. Gibt es so etwas?

  4. […] Effizienz von Verbrennungsmotoren in Autos im Bereich von 25% oder knapp darüber liegt. Ein guter, großer Dieselmotor schafft dagegen das doppelte. Wenn man Batterien aufläd und den Strom mit Elektromotoren benutzt, […]

  5. #6 Olaf
    13. Juli 2015

    Moin,
    das nicht mehr Schiffe mit Dampfturbinen ausgerüstet werden hat einen einfachen Grund. Es lohnt sich nicht, wenn man die Wartungskosten mit einrechnet. Solche Anlagen werden immer mal wieder eingebaut und dann ganz groß bejubelt, nur leider werden Sie nicht genutzt und nach ein paar Jahren werden sie dann wieder abgebaut. Vor ca. 20 Jahren hatte man das mit s.g. Nutzturbienen, da wurde ein Teilstrom es Abgases vor den Turboladern abgezweigt und dann in eine Turbine gegeben, welche direkt einen Generator antrieb. Alles wieder abgebaut und eingelagert. der Unterhalt solcher Anlagen ist einfach zu teuer.

    Gruß
    Olaf

  6. #7 rolak
    22. Juli 2015

    Emma Maersk

    Nachschlag: Gerade eben taucht in einer Doku ihr größerer jüngerer Bruder Mc-Kinney Møller auf…