Kalifornien genießt nicht erst seit dem Silicon Valley den Ruf, etwas fortschrittlicher zu sein als der Rest der USA. Auch im 19. Jahrhundert gab es schon Bastler und Erfinder. Das späte 19. Jahrhundert war auch die Zeit, als die Elektrizität aufkam und man sich fragte, woher man wohl Kraft bekommen könnte um die Generatoren zu betreiben. Die großen Wellen des Pazifiks versprachen eine mögliche Energiequelle zu sein, die zumindest in großen Teilen Kaliforniens ständig verfügbar war. Anders als die damals oft benutzte Wasserkraft während der trockenen Jahreszeit.

Die Pläne und Konstruktionen der damaligen Zeit erinnern teilweise sehr an heutige Vorschläge, auch wenn sie mit einfacheren Mitteln gebaut wurden. Beliebt waren Schwimmkörper, die von den Wellen nach oben gedrückt wurden. Vielen dieser Konstruktion wurden aber gerade die Wellen zum Verhängnis und wurden im Sturm zerstört. Einige Abbildungen kann man hier sehen. (Den Artikel hatte ich vor langer Zeit einmal gelesen und diente mir hier als Inspiration. Woher ich den damals hatte, weiß ich aber nicht mehr.) Und natürlich gab es auch windige Geschäftemacher und Betrüger, von denen man plötzlich nichts mehr hörte.

Am erfolgreichsten waren die einfachsten Konstruktionen – und die wurden durchweg an Land gebaut. Manche versuchten es kompliziert. Wie der Gerlach Wave Motor (Orginal Zeitungsartikel von 1894). Man wollte zunächst eine Konstruktion auf einem Pier im Meer bauen, die mit einem Wasserrad eine Pumpe antreibt, die Pumpe sollte Meerwasser in ein Becken an Land pumpen und das Wasser aus dem Becken treibt eine Reihe von Wassermühlen an, die schließlich Strom erzeugen. Das ist nicht halb so dumm wie es sich anhört, allein schon weil die Elektrik nicht am Meer steht. Es zeigt vor allem die Probleme der damaligen Zeit: Man musste den Strom so nehmen wie er erzeugt wurde. Wellen bringen Energie aber nur kurzfristig und unregelmäßig, was man durch das Pumpen von Wasser in das Becken ausgleichen wollte.

Das funktionierte nicht, die Technik war zu Komplex und Fehleranfällig. Stattdessen versuchte man es, als der Artikel geschrieben wurde, mit großen Schwungrädern. Man versprach sich davon 600PS “mit Leichtigkeit”. Aber letztlich war wohl auch diese Konstruktion nicht erfolgreich. Es gab duzende andere Konstruktionen, von denen aber letztlich keine zuverlässig und ohne zu großen Aufwand Strom lieferte.

Die einzige wirklich erfolgreiche Konstruktion zur Nutzung von Wellenenergie hatte schließlich gar nichts mit der Erzeugung von Strom zu tun. Ihre schlichte Aufgabe war es, Meerwasser an Land zu bringen. In Santa Cruz brauchte man wegen des trockenen Klimas Wasser, um die Straßen feucht und so den Staub aus der Luft zu halten. Die Konstruktion bestand aus einem etwa 10m tiefen Schacht, mit einem 600kg schweren Schwimmer. Das Wasser der Wellen drang durch eine Ventilklappe in den Schacht ein und der Schwimmer wurde angehoben. War die Welle weg, drückte der Schwimmer wegen der nun geschlossenen Ventilklappe das Wasser nicht zurück ins Meer, sondern mit Druck in eine Leitung zur Spitze eines Wasserturms. Die Konstruktion wurde 1898 fertiggestellt. Sie wurde überflüssig, als 1910 die Straßen befestigt wurden.

Auch heute versucht man die Wellenenergie zu nutzen. Und sicherlich hat man bessere Methoden und Materialien zur Hand – aber das gilt auch für alle anderen Formen der Energieerzugung. Am Ende werden immer die Fragen stehen, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertig und welchen Einfluss die Konstruktionen auf die Natur der Küste haben. Gerade die am leichtesten zu beherrschenden, festen Konstruktionen an Land, müssen letztlich den gesamten Küstenabschnitt einnehmen, deren Energie sie nutzen wollen. Auch Schwimmkörper draußen auf dem Meer dürfen kein Hydrauliköl verlieren, sich nicht losreißen und Schiffen nicht im Weg stehen.

Vielleicht wird eine gute Konstruktion gefunden. Und wenn es klappt, wäre das toll und an einigen Orten wie Inseln fernab vom Festland vielleicht auch die beste Lösung. Aber für die Energieerzeugung im großen Maßstab für große Bevölkerungen ganzer Länder bin ich doch sehr skeptisch. Der Eingriff wäre einfach zu groß. Aber selbst wenn man das tun würde, wäre das Resultat sehr bescheiden, wie man im entsprechenden Kapitel von “Without Hot Air” nachlesen kann.

1 / 2 / Auf einer Seite lesen

Kommentare (1)

  1. #1 gedankenknick
    7. Juli 2015

    Ich meine, mal einen Filmbericht gesehen zu haben, wo ein Wellenkraftwerk irgendwo in England oder Frankreich schon länger mit Erfolg eingesetzt wird. Es funktioniert nach diesem Prinzip: https://www.haustechnikdialog.de/SHKwissen/1561/Wellenkraftwerk

    Dabei wird/wurde eine Turbine eingesetzt, die eine Mechanik ähnlich der einer Automatik-Uhr verwendet, so dass der Rotor in beide Richtungen laufen kann, und der Generatur sich trotzdem in nur eine Richtung dreht. Diese Technik ist zwar etwas verlustbehaftet, gestattet aber eine höhere Energieausbeute, ohne auf komplizierte elektronische Schaltungen zur Anpassung des Stroms zurückgreifen zu müssen. (Dabei bin ich mir nicht sicher, ob noch eine Art Schwungscheibe dazwischen geschaltet war, um die diskontinuierliche Luftzirkulation in eine kontinulierliche Rotation umzuformen).

    Ich halte diese Konstruktion für Küsten mit ausreichend hohem Wellengang für sehr clever, wenn auch architektonisch (und optisch) wenig einladend…