-5°C! Das war die Bodentemperatur von Quickborn und Worpswede heute Morgen. In der Nacht auf den heutigen 20. Mai gab es recht häufig Frostiges zu erleben zwischen Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Südbrandenburg und Ostsachsen. Füchse und Mäuse tapsten mit zittrigen
Beinen zwischen dem Emsland und der Lüneburger Heide umher und steckten
ihre Nasen in angefrostetes Heidekraut.

Bodenfrost und Luftfrost, was ist das eigentlich, und wie kommt der Abel auf diese merkwürdige Überschrift?

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Bevor ich mich an diese Frage begebe, sollten wir uns allerdings gemeinsam vor die verschiedenen bunten Karten setzen. Es gibt nämlich ein paar recht einfache Faustregeln, sodass auch Sie bald selbst vorhersagen können, ob Ihre Gartenpflanzen bald Schutz haben müssen oder nicht.

Wieso war es also heute Morgen im Norden Deutschlands so kalt?
Grund ist natürlich die Herkunft der Luft, und dazu sollten wir uns den Luftdruck in Europa genauer ansehen:

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Luftdruck am Boden am 20. Mai 08. Quelle: MeteoGroup

Deutlich sehen wir in Rot das Hoch Otto, das da von der Nordsee heranschlittert, das blaue Tief Evi über Italien und noch ein Tief über Skandinavien. Nun muss man bedenken, dass die Luft mit dem Uhrzeigersinn aus dem Hoch hinaus und gegen den Uhrzeigersinn in das Tief hineinfließt. Wenn Sie sich jetzt entweder Zeichnungen machen oder Ihre Hände verknoten, so werden Sie feststellen, dass die Luft direkt von polaren Regionen kommt, also an sich ziemlich niedrig temperiert ist.

Warum die Atmosphäre wie ein Instant-Zitronentee ist
Wir wissen jetzt, dass kalte Luft da ist. Da wir uns bisher die Sache von oben betrachtet haben, schauen wir sie uns jetzt von der Seite an. In einem Hochdruckgebiet ist der Wind nur sehr schwach, das bedeutet insbesondere für die Nächte, dass die Luft zur Ruhe kommt.

Stellen Sie sich vor, Sie hatten gestern Abend nichts mehr zu trinken im Haus. Da fällt Ihnen ein, dass Sie ja noch diese billige, ekelhafte Instant-Zitronentee-Pampe vom vorletzten Jahr in Ihrem Vorratsschrank haben! Sie lösen sich etwas in einem Glas Wasser auf, rühren um und trinken das Glas leer. Glücklich und “sitt” (das Kunstwort, das als Gegenzug für “satt” für den Duden kreiert wurde) schlafen Sie ein, das halbe Glas bleibt auf Ihrem Nachttisch. Sie können sich vorstellen, wie das Glas am nächsten Morgen aussieht?

Genau, nicht schön. Eine gelblich-bräunliche Masse hat sich unten im Glas abgesetzt, während oben durchsichtig-fahles Teegetränk auf Ihr Wegkippen wartet. Die meisten von Ihnen werden auch schon wissen, warum das so ist: während die Flüssigkeit zur Ruhe gekommen ist, haben sich die schwereren Teilchen am Boden abgesetzt.

Frost ist die gelb-braune Pampe
Pünktlich zu den Eisheiligen haben Sie den gleichen Effekt heute Morgen erlebt, wenn Sie Ihren Fuß vor die Tür von Quickborn oder Worpswede gesetzt haben:

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Tiefsttemperaturen am Boden am Morgen des 20.05.08. Quelle: WetterOnline

Hier haben Sie ihren Fuß tatsächlich in eine hauchdünne, -5°C kalte Luftschicht gesetzt, die wie eben diese Instantteepampe am Boden klebte. Übrigens sieht man diesen Effekt auch sehr schön, wenn man sich einen so genannten Radiosondenaufstieg betrachtet. Hier fliegen in einem Wetterballon die Messgeräte mit und liefern damit Messungen, wie sich etwa die Temperatur mit der Höhe ändert.

Die hauchdünne kalte Schicht zeigt sich dabei wirklich nur, wenn Sie jetzt ganz nahe rankommen und sich die untersten Millimeter des Aufstiegs von Emden, heute Morgen um 2 Uhr, ansehen:

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Temperaturprofil der Station Emden vom 20.05.08, 2 Uhr. Quelle: WetterOnline

Sie können es wirklich nur sehen, wenn Sie auf das Vorschaubild klicken und sich die Originalgröße ansehen: in den untersten Metern knickt die Temperaturlinie nach links ab. Die schwere, kalte Luft hat sich also am Boden angesammelt.

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