10.40

Ein weiteres Problem ist die Einordnung der detektierten Varianzen bezüglich tatsächlicher Krankheiten. Das System basiert auf wissenschaftlichen Publikationen, die diese Phänotypen in Relation zu den Mutationen beschreiben. Jedoch wird da häufig nur ein gewisser Marker oder ein Teil eines betroffenen Gens angeschaut, so dass das Gesamtrisiko einer Krankheit sich durchaus von der Summe der Einzelrisiken – die sicher richtig beschrieben sind – unterscheiden kann.

10.43

Eine Anmerkung aus dem Publikum: Die Bewertung der Risiken können sich selbstverständlich im Lauf der Zeit ändern, beispielsweise wenn neue Studien publiziert werden. Außerdem ist die Konfidenz einer SNP-Phänotyp-Korrelation wohl ausschließlich auf der Anzahl der Patienten in der jeweiligen Kohortstudie basiert.

10.46

Jetzt komme Lluis Armengol. Er war Doktrand und Postoc hier, und ist jetzt CEO von qGenomics. Die Firma biete hauptsächlich Pränataluntersuchungen an. Sie nutzen DNA-Microarrays.

10.51

Er gibt einen Überblick über direct-to-consumer genetic testing Firmen:

  • 50-60 Firmen, heterogene Größe
  • 5 Milliarden Markt für klinische Diagnostics 2010, steigende Tendenz
  • Die meisten sind in den USA und UK, dann Europa
  • zwischen 90 und 1110 Dollars (hängt auch von der Zahl der getesteten Marker ab)
  • Drei große Gebiete: Gesundheit, Abstammung und Life-Style

10.52

Hier ist Armengol vor einem Slide mit Firmennamen, die diese Services anbieten:

10.59

Unterschiedliche Businessmodelle: Forschungsintensiv (Beispiel decode) vs Serviceorientiert (Beispiel 23andMe) vs. Shops für spezifische Tests (Beispiel Genelex).

Das Geschäftsmodell ist häufig nicht nur der finanzielle Profit durch den Verkauf von Kits, sondern auch die Schaffung von Communities und der (anonymisierten) Auswertung der Kundendaten.

Die größten Players: 23andMe, Decode Genetics, Navigenics, Pathway Genomics, Knome (Illumina) und Myriad Genetics.

11.05

Schwächen der Geschäftsmodelle:

  • Möglicherweise wird die Größe des DTC (direct to consumer) Marktes überschätzt (immerhin hat hier im Saal sich bislang nur einer testen lassen – oder gibt dies zumindest zu).
  • Und wieder die Frage, wie verlässlich und wie nützlich die Daten tatsächlich für den Verbraucher sind – speziell wenn es keine Möglichkeit gibt, etwas “dagegen zu tun”.
  • Anscheinend niedrige Markteintrittshürden (die eigentlichen Analysen werden in Drittlaboren durchgeführt)
  • Und hier die Erwähnung von Open Source tools: OpenSNP (Gruß an einen der Co-foundersBastian Greshake

11.13

Armengol ist fertig, Frage aus dem Publikum: Sind die Firmen in den USA FDA approved? Armengol: Nein.

Was sind die wahren Kosten der Firmen pro Kunde? Armengol: Nicht mehr als 200 Dollar. Ich denke, das muss noch weniger sein.

Anmerkung von Pascal Borry: Es gab Ansätze, die Tests umsonst anzubieten, da der wahre Wert in den Daten und in einer großen Anzahl User steckt.

 

11.15

Jetzt ist eine Pause, wir schlagen uns die Bäuche voll und nachher geht es mit der Diskussion hier weiter. Ich bitte die Aussetzer des Liveblog-Plugins zu entschuldigen, es geht eben noch nicht alles nach Plan.

11.35

Die Exponierte Lage und die Architektur des Gebäudes ist häufig ein Grund für Wissenschaftler, sich hier zu bewerben.

11.37

Es geht weiter mit Pascal Ducournau, Assistenzprofessor für Soziologie in Toulouse. Titel seines Vortrags: Direct to consumer health testing services: what commercial strategies for which socio ethical issues? Da bin ich mal gespannt.

11.38

Noch eine Zahl: 23andMe hatte angeblich 50 000 Kunden in 2010 und 100 000 in 2011.

11.43

Welche Marketingstrategien verfolgen diese Firmen, um Kunden zu gewinnen? Und wie wirken diese soziologisch? Dafür hat Ducournau 42 Firmen untersucht, die DTC testing anbieten. Was sind die Angebote? Wie viele Traits werden untersucht, wie viele Krankheiten direkt? Welche Slogans verwenden die Sites?

11.46

Hauptsächlich Marker für Herz-Kreislaufkrankheiten werden untersucht. Dann Brustkrebs und Pharmakogenomics (also wie reagiert man auf bestimme Medikamente). Weiter werden natürlich Krankheiten untersucht, die relativ eindeutig zu untersuchen sind: Zystische Fibrose, Hematochomatosis.

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Kommentare (9)

  1. #1 Monika
    14. September 2012

    Viel Spaß und Danke für die Reportage. Als angehende Biologin interessiert mich das Thema sehr. Bin gespannt! Gruß Monika

  2. #2 Tobias Maier
    14. September 2012

    Cool, das Live-Blog Plugin scheint zu funktionieren – zumindest bei mir auf dem Rechner. Wenn jemand die letzten Sätze des Artikels mit Zeitangabe nicht sehen kann, bitte kurz hier kommentieren.

  3. #3 rolak
    14. September 2012

    Hier funktioniert es – nur eben war zweimal Nachladen nötig, nach dem ersten waren die LiveSätze -10:40 weg, nach dem zweiten, fast sofort folgenden alle wieder da plus der von 10:43. Kann also an einer Art update-glitch gelegen haben.
    /und nochmal dasselbe beim 10:46er update/

    Ebenfalls viel Spaß!

  4. #4 maksumuto
    14. September 2012

    beim nachladen warnse weg. mit erneutem nachladen auch nicht wieder da…

  5. #5 Tobias Maier
    14. September 2012

    Bei mir hakt es auch manchmal und es steht nur [liveblog] da.

  6. #6 rolak
    14. September 2012

    Dieser thread hat etwas von einem Knallbonbon – vor dem Aufmachen weiß kein Mensch was rauskommt 😉

    Doch das klassische Werkzeug für solche Fälle hilft: Geduld.

  7. #7 Tobias Maier
    14. September 2012

    Entschuldigung noch mal, dass die Live-Blog Einträge nicht immer sichtbar waren, es liegt wohl am Plugin selbst. Ich habe jetzt die Einträge von heute morgen direkt in den Blogtext gepastet.

  8. #8 Stefan W.
    19. September 2012

    Meine erste Idee gegen Missbrauch waren anonyme Automaten wie die wenigen Personenwagen auf Berliner U-Bahnhöfen. Man wirft 3 Hunnis ein, und spuckt in den Automat, und der Automat macht “brumm” und “zrrrp” und spuckt das Ergebnis aus.

    Aber das hilft nicht, wenn er ein Kabel oder WLAN hat, und die Ergebnisse weltweit gesammelt werden – anhand der Gene kann ich ja mit Verwandten zusammengeführt werden und bin identifizierbarer als über jedes andere Merkmal.

    Wir brauchen also so Gensequenzierer (heißen die so?) für die Massen. Das Gerät für Zuhause für 349,– €. Und wo wir dabei sind – Klonierungstoolkits braucht es dann auch. 😉

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