Aufgetaute Bakterien aus den 60ern zeigen Antibiotika-Resistenzen gegen Mittel, die erst Jahrzehnte später erfunden worden sind. Woher wußten die Viecher das nur im Voraus?

Der New Scientist hat hier einen Artikel über einen Vortrag dazu.

Natürlich entwickeln sich Resistenzen im evolutionären Selektionsdruck, oder eben nicht. So auch der Artikel:

“The origins of many of the antibiotic resistance genes that are floating around in the clinic are out in the environment and have probably been out there for thousands and millions of years,” he (Gerry Wright) says.

Ein gefundenes Fressen für alle Hygiene-Fetischisten: Überall lauern böse, resistente Keime…. mal gucken, wann das Sommerloch es ans Tageslicht bringt und alle ihre Gärten desinfizieren.

Im Umkehrschluß bedeutet es aber auch, dass dort draußen im Dreck Antiobiotika-ähnliche Substanzen lauern müssen, gegen die schon mal Abwehrmechanismen “entwickelt” wurden.
Also los, große Pharmakonzerne, sucht weiter im Dreck nach den Medikamenten von morgen! Denn wie heißt es so schön: “Dreck reinigt den Magen”

Kommentare (5)

  1. #1 Argent23
    Juni 6, 2008

    Das wundert mich nicht wirklich. Wenn man bedenkt, dass viele Antibiotika ursprünglich in Bakterien und Pilzen gefunden wurden, die die Moleküle im mikroskopishcen Kleinkrieg mit ihren Nachbarn benutzen, dann sollten dagegen auch Resistenzgene vorhanden sein. Zumindest in der Art, die ein bestimmtes Antibiotikum produziert. Die wollen sich ja nicht selbst killen.

  2. #2 Chris
    Juni 6, 2008

    Jein, auch genau das wird im Artikel erwähnt. Aber das andere Mittel ist eben “künstlich” entwickelt worden und es gibt dennoch Resistenzen.
    Aber letztlich zeigt es auch nur, dass die Schwachstellen, die man mühsam identifiziert hat, auch bereits in der Natur genutzt wurden, seit Ewigkeiten….

  3. #3 Tobias
    Juni 6, 2008

    Auch wenn künstlich entwickelt, sind moderne Antibiotika doch meist nur Derrivate von schon bekannten und natürlich vorkommenden. Es ist daher nicht unbedingt verwunderlich, dass Resistenzen auch in alten Bakterienkulturen vorhanden sind.
    Es kommt auch auf die Art der Resistenz an. Eine vorhandene, recht unspezifische Effluxpumpe für Antibiotika ist eine wahrscheinliche Erklärung.

  4. #4 Oliver
    Juni 13, 2008

    “Natürlich entwickeln sich Resistenzen im evolutionären Selektionsdruck, oder eben nicht”
    Huch? Variation und Selektion sind zwei paar Stiefel. Die Resistenz kann sich auch ohne Selektionsdruck entwickeln -je nach Antibiotikum reichen ein, zwei Mutationen an der richtigen Stelle. Wenn diese keinen Vorteil bilden ist es wahrscheinlich, dass sie einen Nachteil bilden und wieder verschwinden weil sich die betreffenden Bakterien benachteiligt vermehren. In einer gegebenen Probe X aber kann durchaus eine Resistenz vorhanden sein, und wenn man dann in einer Kultur einen Selektionsdruck ausübt, selektiert man eben auf die Individuen hin, die resistent sind. Cipro z.B. bindet an DNA-Gyrase. Es wären Mutationen denkbar, die die Funktionalität der Gyrase erhalten, gleichzeitig aber die Bindungsaffinität für Cipro herabsetzen. Habe ich solche in meiner Kultur werde ich mit dem Cipro wenig Erfolg haben.

  5. #5 Chris
    Juni 16, 2008

    Habe ich wohl mißverständlich ausgedrückt und zwei Dinge zusammengefaßt. Du hast vollkommen recht, aber was anderes habe/wollte ich auch nicht sagen. Die Mutationen entstehen immer. Egal unter welchen Bedingungen. Ob sie aber erhalten bleiben, das hängt vom Selektionsdruck ab.