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Das Gefühl von Stress kennt jeder Mensch. Heutzutage leben viele Personen sogar im Dauerstress. Für ihren Körper bedeutet das einen stetigen Zustand in Alarmbereitschaft. Früher wurde dieser in lebensgefährlichen Situationen benötigt, um das Überleben zu sichern – doch anschließend wurde der Stresspegel wieder heruntergefahren. Heutzutage passiert das in vielen Fällen nicht mehr. Der Körper bleibt also dauerhaft unter Stress. Das bedeutet einen beschleunigten Herzschlag sowie Atem, angespannte Muskeln und erweiterte Pupillen. Weiterhin wird die Verdauung verlangsamt und das Großhirn ausgeschaltet. Dieses arbeitet zwar präziser, jedoch langsamer. Der Mensch neigt in diesem Zustand somit zu Kurzschlussreaktionen und ist fehleranfälliger.

Welche Hormone schüttet der Körper bei Stress aus?

Eine weitere, wesentliche Reaktion des Körpers bei Stress ist die Ausschüttung gewisser Hormone. Hierbei handelt es sich um Adrenalin, Nordadrenalin sowie Cortisol. Letzteres wird häufig auch als das Stresshormon bezeichnet und hat vielerlei Wirkungen im Körper. Diese mögen auf kurze Sicht praktisch sein, um eine stressige Phase zu überwinden, sind über einen längeren Zeitraum hinweg aber eine Gefahr für die Gesundheit. Dabei ist es irrelevant, ob es sich um positiven Stress handelt, den sogenannten Eustress, oder um negativen Stress (Dysstress). Beide Zustände sollten also nur temporär, niemals aber dauerhaft bestehen. Vor allem das Cortisol steht hierbei im Fokus, denn dieses ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien und ein wichtiger Schlüsselfaktor, wenn es um das Thema Stress geht.

Grundlagen zum Stresshormon Cortisol

Beim Cortisol handelt es sich um ein körpereigenes Hormon, das aus der Nebennierenrinde ausgeschüttet wird. Es wird somit immer freigesetzt, jedoch bei Stress in erhöhter Menge. Da das Cortisol an zahlreichen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt ist, hat eine Veränderung dieses Spiegels auch viele Auswirkungen. Normalerweise schwanken die Werte leicht, je nach Tageszeit. Dementsprechend befindet sich zwischen sechs und acht Uhr am Morgen der höchste Cortisolspiegel im Blut, gegen Mitternacht jedoch der geringste. Dieser wiederum hat einen großen Einfluss auf die Wasserausscheidung, den Blutzucker sowie den Fettstoffwechsel. Allerdings gibt es Faktoren, welche den natürlichen Rhythmus stören können. Neben der Einnahme entsprechender Präparate oder gewissen Krankheiten, handelt es sich dabei vor allem um Stress. Er sorgt also für eine stetig erhöhte Konzentration von Cortisol, die sich auch im Blut, Speichel sowie Urin messen lässt.

Folgen eines erhöhten Cortisolspiegels

Dass eine solche unnatürliche Erhöhung des Cortisolspiegels zahlreiche Auswirkungen auf die Gesundheit hat, ist nachvollziehbar. Die Wissenschaft weiß mittlerweile auch, welche Konsequenzen diese im Detail nach sich zieht. Wird Cortisol (vermehrt) ausgeschüttet, so bereitet es den Körper auf eine stressige Situation vor, indem es diesen kurzfristig leistungsfähiger macht. Gemeinsam mit den weiteren Stresshormonen wie Adrenalin, hilft es dem Körper dabei, mehr Energie freizusetzen und sich auf das scheinbar Wichtige, also die potenzielle Gefahr, zu konzentrieren. Dadurch kann er Höchstleistungen erbringen, sowohl körperlich als auch geistig. Das Gehirn nutzt dabei Glukose als primäre Energiequelle. Während die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin etwas schneller stattfindet, folgt das Cortisol erst kurze Zeit später – wird aber auch deutlich langsamer wieder abgebaut. Das Cortisol sorgt für eine Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks. Die Körpertemperatur steigt, der Energiestoffwechsel wird aktiviert und Schmerzreaktionen werden gehemmt. Auch mögliche Entzündungen werden in dieser Phase besser bekämpft, weshalb das Cortisol kurzfristig betrachtet vor Erkrankungen schützt. Allerdings kommt es gleichzeitig zu einer Hemmung der Immunabwehr, sprich einer Schwächung des Immunsystems, welche sich jedoch erst bemerkbar macht, nachdem der akute Stress überwunden ist.

Wirkung von chronischem Stress auf den Körper

Kann sich der Körper nach dieser akuten Phase also nicht ausreichend erholen, bleibt die Immunabwehr heruntergesetzt und der Betroffene ist anfälliger gegenüber Krankheiten. Chronischer Stress verhindert demnach, dass das Stresshormon Cortisol kontinuierlich ausgeschüttet und abgebaut werden kann, wie es der natürliche Rhythmus erfordern würde. Stattdessen ist die Cortisolspiegel stetig erhöht und die geschilderten Reaktionen werden zum Dauerzustand. Dementsprechend ist nicht nur das Risiko von Infektionskrankheiten und Entzündungen höher, sondern auch von zahlreichen weiteren physischen sowie psychischen Erkrankungen. Dazu gehören zum Beispiel
• Herzerkrankungen,
• Bluthochdruck,
• Schafstörungen,
• Magen-Darm-Beschwerden,
• Angststörungen,
• Depressionen,
• Gedächtnisverlust,
• Konzentrationsprobleme,
• Diabetes,
• u. v. m.
Das Cortisol kann somit viele Beschwerden hervorrufen, die (auch) als psychosomatisch angesehen werden und die wiederum eine Wechselwirkung entwickeln können, zum Beispiel zwischen Depressionen und Herzerkrankungen. Weiterhin bringt ein Ungleichgewicht bei diesem Hormon auch andere Hormone durcheinander, denn diese funktionieren wie ein Netzwerk. Und zuletzt konnte die Wissenschaft mittlerweile herausfinden, dass Dauerstress zu einer frühzeitigen Alterung führen kann – sowohl innerlich, beispielsweise das Erinnerungsvermögen betreffend, als auch äußerlich.

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