Tabakpflanzen sind sehr verteidigungsstark. (Bild: bennytrapp, stock.adobe.com)

Tabakkonsum ist in verschiedenen Ländern weitverbreitet. Vor allem in Form von Zigaretten, Zigarren oder Zigarillos wird das Kraut geraucht. Aber auch Kautabak ist bei bestimmten Personengruppen beliebt. Woher kommt diese Verbreitung? Welche Geschichte hat der Tabak seit seiner Entdeckung erlebt? Und welchen Stellenwert hatte er zu früheren Zeiten und heute in der Gesellschaft?

Entdeckung und erste Anwendung

Allgemein bekannt ist, dass Christopher Kolumbus den Tabak auf einer seiner Reisen Ende des 15. Jahrhunderts entdeckte, als er auf einer Insel landete. Der erste Eintrag zur Pflanze in seinen Aufzeichnungen findet sich am 06. November 1492. Bereits zuvor war das Gewächs in Nord- und Südamerika bekannt.

Diese Gebiete stellen die Ursprungsregion des Krautes dar. Vor allem verschiedene Wildsorten mit einer leichten Wirkung waren dort verbreitet. Später wurden dann zunehmend kräftigere Varianten konsumiert.

Für die indigenen Völker war die Pflanze eines der wichtigsten Agrarprodukte. Schon altindianische Kulturen nutzten sie. So gibt es Funde von Pfeifen mit Nikotinspuren, die mehrere tausend Jahre alt sind. Bis heute landläufig bekannt sind die Friedenspfeifen der Indianer, durch die Tabak und andere Kräuter konsumiert wurden.

Schon zu Beginn der Konsumgeschichte wurde die Pflanze also geraucht. Außerdem wurde sie von den Ureinwohnern geschnupft, gekaut sowie als Heilmittel für Wunden verwendet. Der Tabakkonsum war für diese Völker kein Mittel zum Genuss, sondern vielmehr in medizinischen und religiösen Zwecken begründet.

Botanisches

Tabakpflanzen sind Nachtschattengewächse. Andere Beispiele für diesen Pflanzentyp sind Kartoffeln oder Tomatenpflanzen. Tabakgewächse tragen den botanischen Namen Nicotiana. Zu dieser Gattung zählt eine zweistellige Art von Pflanzensorten, von denen nur wenige zur Tabakherstellung zum Zweck des Rauchens verwendet werden.

Eine der bekanntesten Arten ist der virginische Tabak. Die Sorte trägt den Namen Nicotiana tabacum. Neben dem sogenannten Bauerntabak ist diese Pflanzenart die Hauptquelle zur Herstellung von Rauchwaren.

Tabakpflanzen wachsen in verschiedenen Gefilden. Neben Amerika und Südamerika können sie in Europa angebaut werden. Grundsätzlich benötigen sie einen tendenziell sonnigen und warmen Platz, um zu gedeihen. In dauerhaft kalten Gebieten hätte es die Pflanze also schwer. Ein nährstoffreicher Boden sowie eine ausreichende Wasserzufuhr sind ebenfalls relevant.

Wirkung auf den Körper

Die Pflanze war also in verschiedenen Kulturen schon früh beliebt. Woran aber liegt das? Um dies herauszufinden, macht es Sinn, sie Wirkung des Hauptinhaltsstoffes etwas genauer zu betrachten.

Wie wirkt Nikotin?

Der Hauptwirkstoff des Tabaks ist Nikotin. In ihrem herkömmlichen Sinn hat die Substanz die Aufgabe, die Pflanze gegen ihre natürlichen Feinde wie beispielsweise Insekten zu verteidigen. Der Stoff wirkt auf verschiedene Bereiche des Körpers anregend.

Das liegt vor allem an einer hohen Freisetzung und Vasopressin, Noradrenalin und Adrenalin. Als Ergebnis schlägt das Herz schneller, zudem verengen sich die Gefäße und der Blutdruck steigt.

Durch eine höhere Zuckerkonzentration im Blut empfindet der Konsument ein geringeres Hungergefühl. Diese anregenden Wirkungen sind vor allem bei geringen Mengen des Konsums präsent. Höhere Dosen sind beruhigend oder sogar lähmend. Im Gehirn wird der Botenstoff Dopamin freigesetzt, welcher das Belohnungssystem anregt.

Wie gefährlich ist Nikotin?

Tabakkonsum kann gesundheitliche Auswirkungen haben. Dabei ist Nikotin zwar der Hauptwirkstoff der Pflanze, nicht aber der gefährlichste. Bei der Aufnahme in Reinform wäre die Substanz weniger schädigend, als die meisten Menschen glauben. Vielmehr sind die Auswirkungen des Nikotins mit Koffein zu vergleichen.

Das Hauptproblem besteht darin, dass Nikotin durch die Dopaminausschüttung im Gehirn eine Abhängigkeit verursacht. Andere Substanzen, die im Tabakrauch enthalten sind, wie beispielsweise Kohlenmonoxid oder Teer, sind weitaus schädigender. So lässt sich festhalten, dass der Rauch der Tabakpflanze negative gesundheitliche Folgen hat, die aber nicht hauptsächlich in der reinen Aufnahme von Nikotin begründet liegen.

Geschichte der Verbreitung in Europa

Nach dem Schnupftabak waren Zigarren äußerst beliebt. (Bild: alekosa, stock.adobe.com)

In Europa war vor allem Jean Nicot, ein französischer Diplomat am portugiesischen Hof, im 16. Jahrhundert für die Verbreitung verantwortlich. Der Tabak fand seine Aufmerksamkeit, als er sich die Eroberungen, welche die Portugiesen in ihren Kolonien gemacht hatten, genau ansah. Aus dem Namen des Diplomaten resultiert die Bezeichnung für den Stoff Nikotin.

Tabak als medizinisches Heilmittel

Auch in Europa war der Tabak zunächst als Heilpflanze hoch angesehen. Vor allem in den Königshäusern wurde er geschnupft, die Adelsfamilien dachten, dass er eine gesundheitsfördernde Wirkung hat.

Ein niederländischer Arzt entwickelte verschiedene Medizinprodukte, er sah den Tabak als eine Art Universalheilmittel an. So waren viele Mediziner zu dieser Zeit sicher, in der Pflanze eine wirkungsvolle Medizin gegen Krankheiten wie Krebs, Syphilis oder die Pest gefunden zu haben.

Rauchkonsum als Genussmittel

Mit der Zeit entwickelten sich in den hiesigen Gefilden die Konsumweisen weg vom Schnupfen und hin zu Rauchen. Zum Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts wurde er vor allem von englischen Matrosen, später dann von der Bevölkerung verschiedener europäischer Länder in Pfeifen konsumiert. Trotz der zunehmenden Verbreitung war der Tabakgenuss zunächst den eher reichen Schichten vorbehalten.

Im 18. Und 19. Jahrhundert wurden Zigarren beliebter. Auch sie waren vor allem in gehobeneren Kreisen verbreitet und fanden ihren Weg aus dem mittelamerikanischen Raum in verschiedene europäische Länder. Zu dieser Zeit wurde der Kautabak vermehrt von Bergleuten verwendet und verbreitete sich so in weniger wohlhabenden Teilen der Gesellschaft.

Die ersten Zigaretten

Die Idee, Zigaretten in der heute bekannten Form herzustellen und den Tabak in Papier einzurollen, entstand in Spanien. Die Glimmstängel waren, ähnlich wie zuvor andere Tabakwaren, zunächst wohlhabenderen Personengruppen vorbehalten.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Tabak endgültig zu einem Produkt für den Konsum durch alle Bevölkerungsschichten, die sich die Zigaretten aufgrund eines günstigeren Preises ab dieser Zeit leisten konnten. Dies lag vor allem daran, dass erstmals Zigaretten maschinell in der Massenproduktion hergestellt wurden. In Frankreich etablierte sich der Trend ebenfalls zunehmend.

Allerdings hatten diese ersten Zigaretten noch keine Filter. Diese wurden erst später, konkret zu Beginn den 20. Jahrhunderts, verwendet. Allerdings gibt es bis heute Zigarettensorten, die auf den Filter verzichten.

Stellenwert in der heutigen Gesellschaft

Vor allem in der Mitte des 20. Jahrhunderts war das Rauchen in Deutschland hoch im Trend und weitverbreitet. In einigen Phasen rauchten über die Hälfte der Erwachsenen in der Gesellschaft Zigaretten.

Seit dieser Zeit hat sich die Zahl der Tabakkonsumenten stark reduziert. So lag die Quote der Raucher in Deutschland im Jahr 2017 beispielsweise bei 22,4 Prozent. Außerdem zeigt sich, dass Männer im Schnitt mehr rauchen als Frauen.

Die Reduzierung des Zigarettenkonsums liegt möglicherweise mitunter daran, dass von Zeit zu Zeit ein Tabakwerbeverbot diskutiert wird, wie es in anderen Ländern bereits besteht. Im Fernsehen und Rundfunk darf bereits seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr für Tabakprodukte geworben werden.

Zigaretten erlebten in der Mitte des 20.Jahrhunderts ihre Hochphase. (Bild: Nopphon, stock.adobe.com)

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Tabakanbau hat für viele Länder auf der Welt eine wirtschaftliche Bedeutung. Im Jahr 2005 waren China (1,4 Millionen Hektar), Brasilien (492.000 Hektar) und Indien (438.000 Hektar) die bedeutendsten Staaten für den Anbau. Die USA und die Türkei hatten ebenfalls eine umfangreiche Tabakproduktion vorzuweisen.

Auch in europäischen Ländern wurde viel Tabak angebaut, das Ausmaß ist allerdings (mit Ausnahme von Griechenland) nicht mit den größten Produktionsländern zu vergleichen. Weitere Anbaustaaten im europäischen Raum waren und sind Polen, Spanien, Frankreich und Deutschland.

Für einen Großteil der Anbaubetriebe ist der Tabak die Haupteinnahmequelle. Die Zahlen wirken allerdings größer, als sie in der Realität sind. Für den Tabakanbau wird nur ein sehr geringer Teil der weltweiten Agrarfläche genutzt.

Dennoch kann die Tabakwarenindustrie in den vergangenen Jahren stetig steigende Umsätze vorweisen. 2020 werden sie laut Prognosen bei etwa 713.706 Mio. Euro liegen. Experten gehen davon aus, dass der Trend sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzt.

Alternative Verwendungen und Wert in der Pflanzenwelt

Nicht nur für das Rauchen, auch in anderen Bereichen spielt die Tabakpflanze eine Rolle. Lange Zeit wurden Nikotin und ähnliche auf Nikotin basierende Substanzen in Insektenschutzmitteln verwendet. Dieser Gebrauch ist im europäischen Raum seit einigen Jahren verboten.

Bedeutung in der Pflanzenwelt

Abseits des Rauchkonsums hat die Forschung sich vor allem mit den Abwehrkräften der Pflanze beschäftigt. In der Natur wirkt das Nikotin sehr effektiv gegen Schädlinge wie Insekten. Zudem hat die Pflanze besondere und individuelle Fähigkeiten der Abwehr entwickelt.

So produziert sie das natürliche Insektengift beispielsweise zur Verteidigung gegen Raupen erst dann, wenn diese geschlüpft sind. Der Effekt ist, dass die frisch geschlüpften Tiere zu anderen Pflanzen weiterziehen und diese angreifen. Die Tabakpflanze hingegen bleibt unbeschädigt.

Heutige medizinische Bedeutung

In der heutigen Medizin spielt der Stoff nach wie vor eine Rolle. Von Sportlern wird er aufgrund seiner anregenden Wirkung mitunter zur Leistungssteigerung eingesetzt. Dies betrifft vor allem Sportarten wie American Football oder Eishockey. Allerdings wird immer wieder diskutiert, ob die Substanz eine dopingähnliche Wirkung hat und daher für den Gebrauch im Spitzensport verboten werden sollte.
Für den Einsatz gegen Nervenkrankheiten wird die Substanz ebenfalls erprobt. So testeten Forscher vor einigen Jahren den Gebrauch zur Linderung des Tourettesyndroms. Das Nikotin sollte eine Alternative zu starken Beruhigungsmitteln bieten. Im Ergebnis konnten die Patienten ihre Symptome mithilfe der Substanz besser kontrollieren als bei der Einnahme anderer Beruhigungsmittel.

Tabak ist genetisch leicht zu modifizieren. Mit entsprechenden Varianten wird unter anderem versucht, Antikörper zur Vorbeugung gegen Karies herzustellen. Im Kampf gegen HIV werden genetisch bearbeitete Versionen der Tabakpflanze ebenfalls eingesetzt.

Sogar in der Tierwelt hat der Stoff eine medizinische Wirkung. Nikotin schützt beispielsweise Bienen und Hummeln vor Infektionskrankheiten und Parasiten. Der Stoff liefert eine natürliche Antwort auf das Sterben von Bienen und Hummeln, das negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat. Etwas weiter gedacht könnte also argumentiert werden, dass das Nikotin in seiner natürlichen Umgebung positive Auswirkungen auf die ökonomischen Faktoren der Nahrungsmittelproduktion hat.

Synthetisches Nikotin?

Häufig wird Nikotin zur Verwendung für verschiedene Zwecke abseits des Rauchkonsums aus den Tabakpflanzen extrahiert. Allerdings gibt es zudem die Möglichkeit, auf synthetischem Wege Nikotin herzustellen.

Durch die synthetische Herstellung kann besonders reines Nikotin produziert werden. Die Vorteile sind vor allem, dass diese Substanz durch Geschmacksneutralität glänzt und Verunreinigungen, die bei der Gewinnung des natürlichen Stoffes entstehen, vermieden werden.

Fazit

Die Tabakpflanze spielt für die Menschen seit mehreren Tausend Jahren eine Rolle. In Europa wurde sie im 16. Jahrhundert bekannt und verbreitete sich für verschiedene Formen der Einnahme in den folgenden Epochen immer weiter. Deutschlandweit erlebte der Zigarettenkonsum zur Mitte des 20. Jahrhunderts seine Hochphase. In ihrer natürlichen Umgebung fällt die Pflanze vor allem durch eine überdurchschnittlich hohe Verteidigungsstärke auf. Auch in Zukunft wird das Gewächs wohl im Alltag der Menschen eine gewisse Relevanz haben.