Heute hat mir der Podcast besonders Spaß gemacht, weil gleich drei Themen drin sind die mich nicht nur interessieren, sondern bewegen: Zum einen der Beitrag und die Diskussion bei Weitergen über PID, dann ein Artikel zum falschen Gebrauch des Worts Sparen und schließlich noch der Irrsinn, den die USA weiland mit Atombomben anstellten

Tobias Meier hat dankenswerter Weise die Diskussion angestoßen hier bei den Scienceblogs zum Thema Präimplantationsdiagnostik. Dabei geht es vor allem darum, welche Regeln gelten sollten. Wann sollten Embryonen “verworfen” werden? Was ist eine tödliche Krankheit? Bitte drüben bei Tobias kräftig mitdiskutieren.

Früher hieß Sparen “auf die hohe Kante legen”. Sparen konnte man nur wenn man was über hatte. Heute spart man indem man weniger ausgibt – oder es von anderen nimmt, wie Jörg Friedrich in seinem Blogbeitrag erklärt. Müssen wir das Sparen wieder lernen?

1958 entdeckte ein US-Wissenschaftler Teilchengürtel rund um die Erde und die USA hatten nicht besseres zu tun als gleich mal eine Atombombe heraufzuschicken und zu schauen, was passiert. Zum Glück nicht viel, beschreibt Astrodicticum Simplex

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Kommentare (5)

  1. #1 Tobias
    Juli 11, 2010

    Thomas,

    schönen Dank, dass du meinen Artikel für deinen Podcast aufgegriffen hast. Hier meine Antwort auf deine Einschätzung (ab min 4:30 bis 6:20) Ich bin mit deiner Einschätzung der Folgen der PID nicht einverstanden und kann auch nicht nachvollziehen, wie du Assoziationen wie “perfekte Menschen machen” haben kannst, nachdem du ja offensichtlich meinen Blogpost gelesen hast. Der Bericht von deinen persönlichen Erfahrungen mit Behinderten ist ein Strohmann sonders gleichen. Was willst du damit sagen? Dass Befürworter der PID behinderten Menschen das Recht auf Leben absprechen? Das verbitte ich mir!

    Im Detail:
    1. Perfekte Menschen: Es geht überhaupt nicht darum, etwas zu Perfektionieren. Es geht darum zu verhindern, dass Embryonen mit schweren genetischen Fehlern von Frauen ausgetragen werden, die zur gleichen Zeit auch ein gesundes Kind zur Welt bringen könnten. Es ist zynisch, diese Option nicht wahrzunehmen.

    2. Verschiedenheit& Genpool: Das ist ein pseudowissenschaftliches Argument in diesem Zusammenhang. Eine Mutation, die dazu führt, dass ein Kind kurz nach der Geburt stirbt oder mit einem offenen Rückgrat geboren wird, würde sich auch ohne PID nicht vererben.

    3. Survival of the fittest: Ein Debatte was “fit” im evolutionären Sinn bedeutet hatten wir vor kurzem bei mir im Blog. https://www.scienceblogs.de/weitergen/2010/07/evolution-des-menschen-und-der-einfluss-technischer-entwicklung.php

    4. Es ist schön, dass du von deinen persönlichen, emotionalen Erfahrungen mit Behinderten berichtest, und damit eines der Hauptargumente der PID-Gegner aufgreifst: Das Recht auf Leben mit Behinderung. Es geht bei der Debatte aber, anders als in deiner Einschätzung, nicht um die Abtreibung von Behinderten.

  2. #2 Thomas Wanhoff
    Juli 12, 2010

    Tobias, ich meine mitnichten dass Du oder irgendwer Behinderten das Recht zum Leben abspricht. Worauf ich hinaus wollte ist die moralische Frage. Ein Beispiel aus Vietnam: Seit man dort den Eltern das Geschlecht der Kinder mitteilen konnte, wurde massenhaft Mädchen abgetrieben. Erst seit kurzem verbietet ein Gesetz den Ärzten diese Mitteilung. Das soll zeigen, dass wir es mit wissenschaftlichen Errungenschaften gut meinen, diese aber eben nicht immer zum Guten genutzt werden.

    Ich habe ein großes Problem damit, wenn wir eine ethische Diskussion nicht mehr führen können weil sie “unsachlich” ist. Und die Frage der PID ist eine ethische Frage. Die sachlichen Argumente sind alle klar und nachvollziehrbar. Aber wer bitte macht die Regeln? Genau die Regierungen, die unsere Emails speichern und das Internet und damit unsere Informationen regulieren wollen.

    Um es auf die Spitze zu treiben: Wenn wir Dank der PID XX Prozent weniger kranke Menschen haben, wäre das doch ein schönen Einsparfaktor für eine Regierung.

    Man kann das Selektionsthema nicht einfach verwerfen. Das bedeutet nicht dass ich PID-Befürwortern irgendetwas unterstelle, mir geht es hier erst einmal um die Diskussion an sich und das Austauschen von Argumenten.
    Im übrigen habe ich keine abschliessende Meinung dazu. Was ich habe, sind aber Bedenken wie persönlich angreifend das Thema schon jetzt ist.

  3. #3 Tobias
    Juli 12, 2010

    Thomas,
    ich habe keine genauen Zahlen, habe aber gelesen, dass es sich wohl um rund 200 Paare pro Jahr handeln könnte, die von dieser Regel profitieren würden. Selektion ist ein Pseudoargument. Der Zusammenhang mit Verschwörungstheorien mit Regierungen, die alles kontrollieren leuchtet mir auch nicht ein.

    Wir diskutieren hier auf einem Level, das mir suggeriert, dass die sachlichen Informationen eben nicht alle klar und nachvollziehbar sind.

    Die Schwester einer Kollegin von mir wurde vor zwei Jahren Mutter. Ihre Tochter war aufgrund eines genetischen Defekts schwerst behindert und ist mit knapp eineinhalb Jahren gestorben. Das Paar wollte trotzdem noch ein Kind haben, und es hat mit einer zweiten Schwangerschaft gemacht. Die Frau hat eine Fruchtwasseruntersuchung über sich ergehen lassen, und alles war zum Glück in Ordnung und das Kind ist gesund und munter zur Welt gekommen. Wenn die Fruchtwasseruntersuchung gezeigt hätte, dass das Kind wieder die Mutation trägt und somit Schwerstbehindert auf die Welt kommt, hätte das Paar abgetrieben. Das wäre die persönliche Entscheidung dieses Paares gewesen.

    Um dies zu verhindern, kann per PID bei einer künstlichen Befruchtung vor dem Einnisten in die Gebärmutter auf solche Gendefekte gestestet werden. Um nicht weniger und nicht mehr gehts es bei der Debatte. Die Rücksicht, die Behinderten engegengebracht werden muss, soll auch für werdende Eltern gelten.

  4. #4 julian
    Juli 12, 2010

    Wenn man das Ganze ethisch diskutiert, dann sollte man auch in Betracht ziehen, dass künstliche Befruchtung an sich, auch in die Natur eingreift. Man gibt also unter Umständen Gene weiter, die Unfruchtbarkeit begünstigen (ich weiss, dass Unfruchtbarkeit natürlich von vielem abhängt). Insofern erweitert man in diesem Fall sogar den Genpool, weil sonst die Gene niemals weitergegeben würden. Könnte man nicht dann argumentieren, dass es sogar verantwortungsvoll ist, wenn man sich schon über die natürliche Selektion hinwegsetzt, zumindest schwerwiegende genetische Fehler auszuschließen? Wir reden ja eben nicht über Abtreibung, sondern wir hebeln eine Schranke ganz am Beginn des Lebens aus, und verbieten uns dann aber im nächsten Schritt dafür jegliche Verantwortung zu übernehmen.

  5. #5 Thomas Wanhoff
    Juli 23, 2010

    Ja Julian, da stimme ich mit überein. Es geht mir nicht so sehr um diese nachvollziehbaren Fälle, sondern darum, wie das mal in Gesetze gegossen wird. Deswegen die Diskussion, damit ein gesellschaftlicher Konsens über die Grenzen entsteht.