Es ist die dritte oder vierte Absage bzw. das fünfte oder sechste Bedauern. Man könne das leider nicht machen, nämlich klassische Texte der Naturwissenschaften edieren. Und so müssen bzw. sollen wir ohne Einstein, ohne Planck, ohne Born, ohne Heisenberg und ohne all die vielen anderen großen Stilisten der Naturforschung auskommen. Eine Ausnahme macht bestenfalls Darwin, aber das nur im Jubiläumsjahr und vielleicht nur, weil er Engländer ist. Wenn Darwin ein Deutscher gewesen wäre, hätten wir mehr an ihm zu meckern und würden ihn nicht lesen.
Auf jeden Fall verstecken wir eine Kultur – und es tun alle. Ich habe sie nämlich alle gefragt – Akademien, Verlage, Hochschulen, Journalisten (mit Editionen im Rücken), und andere mehr. Ich schlage deshalb vor, wir ersparen uns das Gerede über Bildung. Es ist offensichtlich, daß niemand an ihr interessiert ist – nur an den Boni, die man bekommt, wenn man vorher besondern dumm war. Unsere Kultur ist im Keller. Gut zu wissen, dann kann sie immerhin finden, wer sich dorthin begibt.

PS: Ich weiß, daß Suhrkamp trotz seines Umzugs nach Berlin sich um klassische Texte der Wissenschaft bemüht und eine Studienbibliothek ins Leben gerufen hat. Die Naturwissenschaften tauchen darin als Band 13 auf – erneut kein deutscher, sondern diesmal ein franzöischer Text, und zwar von dem Chemiker Antoine Lavoisier, der die Revolution in seinem Land nicht überlebt hat und enthauptet wurde. Schön, jetzt haben wir Lavoisier. Aber warum mussten vorher all die Text von Hume, Kant, Marx und Co. ediert werden, die es in viel zu zahlreichen Editionen bereits in Hülle und Fülle gibt?
Jetzt kommt Suhrkamp ja nach Berlin;vielleicht erfahren die Buchmacher des großen Hauses, daß es dort Autoren wie Hermann von Helmholtz, Rudolf Virchow, Emil Du Bois-Reymond und andere mehr gab. Es wäre ein guter Schritt in eine Zukunft mit Bildung.

Kommentare (1)

  1. #1 T. Jakob
    Februar 18, 2009

    Ich kann ich nachvollziehen, wie die neue Edition von klassischen Wissenschaftlichen Texten nun gross die Bildungsituation unseres Landes verbessern soll. Ich würde mal behaupten, dass das Zielpublikum für solche Originalausgaben wohl durchaus in der Lage ist, auch die Originale der entsprechenden Bücher oder Zeitschriftenartikel, die wohl in den meisten Universitätsbibliotheken vorhanden sind, aufzutreiben. Der Durchschnittsbürger, dessen Bildung, sie verbessern möchten, würde wohl, wenn überhaupt, Sekundärliteratur, wie zum Beispiel ihre eigenen Bücher erwerben, und nicht Originaltexte, die auf nicht auf ihn, sondern auf andere Wissenschaftler zugeschnitten sind.

    Und warum jetzt Lavoisier als französicher Wissenschaftler irgendwie schlechter als Bildung geeignet sein soll, als ein deutscher, kann ich aus wissenschaftshistorischer Sicht nur schlecht nachvollziehen.