Irgendwie ist die Welt komplex, und Journalisten haben die Aufgabe übernommen, die sie selbst Reduktion von Komplexität nennen. Das klingt verdienstvoll, wird aber mehr und mehr missverstanden. So bringt ein Nachrichtenmagazin den Deutschen erst bei, dass sie Angst haben müssen (vor der Komplexität), dann macht es sich lustig darüber, dass wir Angst haben. Weiter vertritt eine Zeitung gerne linke Positionen (die sind niemals komplex), um sich jetzt darüber zu amüsieren, daß es Leute gibt, die links denken (also so, daß es stets einfache Lösungen gibt). Und das Fachblatt für Intelligenz, die FAZ, hat uns erst beigebracht, wie dramatisch es um das (komplexe) Verhältnis von Kausalität und Willensfreiheit bestellt ist, um jetzt zuzugeben, daß war nur Lärm um zu wenig, um sich auch noch öffentlich dafür entschuldigen zu müssen. Die beste Reduktion von Komplexität besteht offenbar darin, die Dinge selbst wahrzunehmen. Dann wird die Wirklichkeit zugänglich. In den Journalen lohnen bald nur noch die Leserbriefe – von denen, die über die Zeitung hinausgeschaut haben.

Kommentare (2)

  1. #1 Dietmar Hilsebein
    Juni 29, 2009

    “Die beste Reduktion von Komplexität besteht offenbar darin, die Dinge selbst wahrzunehmen.”

    So ist es!

  2. #2 B. Essing
    Juni 29, 2009

    Wenn sie Zeitungen kritisieren, wäre es von Vorteil, die entsprechenden Artikel auch zu verlinken. Ich komme ehrlich gesagt nämlich nicht draus, was vage Sätze wie “So bringt ein Nachrichtenmagazin den Deutschen erst bei, dass sie Angst haben müssen (vor der Komplexität)” bedeuten und kann ihre Kritik so nur schlecht nachvollziehen.