Die Arbeit, die 2001 ankündigte, demnächst etwas über das humane Genom zu wissen (was eigentlich?), hatte 523 Autoren. (Kannten die sich alle?) Die Arbeit, die in diesem Jahr erste (statistisch nicht abgesicherte) Daten über einen bestimmten Detektor am LHC in Cern mitteilt, hat 1968 Autoren. (Die kennen sich sicher nicht alle.) Ich wette, daß die Texte weniger Leser als Autoren haben, falls es überhaupt jemanden gibt, der sie nicht nur überflogen, sondern tatsächlich gelesen hat. Wie Karl Popper in den 1970er Jahren so schön gesagt hat – GROSSFORSCHUNG IST KEINE GROSSE FORSCHUNG. Sie ist nur teuer – und im Fall der Cern bald kaum noch möglich. Wie zu hören ist, war der Unfall, der die große Maschine 2008 lahm legte, kein Pech, er wurde vielmehr vom Design selbst bewirkt. Großforschung ist nicht nur keine große Forschung, sie ist großer Unsinn. Wie viele Autoren braucht es, um das zu beweisen?

Kommentare (10)

  1. #1 erminaz
    März 2, 2010

    Hast du eine bessere Idee wie man sonst an entsprechende Daten kommt, wenn nicht durch große Experimente?

  2. #2 Jörg
    März 2, 2010

    “Wie zu hören ist…”. Herrje, es war ein Bericht in Nature, den könnte man entweder zusammenfassen oder suchen und verlinken:

    https://pubget.com/paper/pgtmp_03401f6dc07e23d74499a4513a1553df?title=Did%20design%20flaws%20doom%20the%20LHC%3F

    Aber einzelne Stellen herauspicken und sich zurechtbiegen und ominös drüber schwafeln ist ja so viel besser. Was ein Schande dieses Blog ist…

  3. #3 Florian Freistetter
    März 2, 2010

    Ich weiß, das EPF Kommentare ignoriert, aber trotzdem: Sorry, aber das ist gewaltiger Unsinn. “Groß” = “Schlecht”?? Was ist denn das für eine absurde Auffassung von Wissenschaft? Sollen wir jetzt keine Satelliten mehr ins All schicken, nur weil dabei ein paar hundert Leute zusammenarbeiten müssen? Forschungsgebiete einfach einstellen, nur weil sie nicht mehr von einzelnen Leuten mit Bleistift und Papier durchgeführt werden können?

    “Wie zu hören ist, war der Unfall, der die große Maschine 2008 lahm legte, kein Pech, er wurde vielmehr vom Design selbst bewirkt. “

    Und wie ebenfalls zu hören ist, haben manche Leute nicht viel Ahnung von bestimmten Dingen… Man sollte sich vielleicht mehr mit dem beschäftigen, was tatsächlich passiert ist und nicht mit dem, “zu hören ist”

    “Großforschung ist nicht nur keine große Forschung, sie ist großer Unsinn. “

    Manchmal frag ich mich wirklich… und wünsch mir, sie würden ihr Blog ein bisschen “bloggiger” führen. Vielleicht mal nen Gedanken ausführen zu Ende denken und nicht immer nach 1000 Zeichen aufhören (das schöne am Blog ist ja, dass man im Gegensatz zu ner Zeitung viel Platz hat). Da wäre auch noch genug Platz, außergewöhnliche Behauptungen wie oben zu begründen… Es ist mittlerweile sogar möglich, andere Texte und Internetseiten zu verlinken! Kann man alles machen – es ist schade das sie sich darauf beschränken, immer irgendeinen unbegründeten provokativen Unsinn in die Tasten zu hauen um dann sämtliche Kommentare dazu zu ignorieren. Das kann man vielleicht als Journalist oder Buchautor machen – also Blogger ist das aber schlechter Stil. Ansonsten nutzen sie doch bitte die Möglichkeit die ihnen Movable Type bietet und schalten die Kommentarfunktion bei ihren Beiträgen ganz ab! Dann komme ich auch nicht mehr in Versuchung, solche bescheuerten Beiträge zu kommentieren.

    (Und sorry wenn ich so ärgerlich bin. Aber solche Artikel SIND ärgerlich!)

  4. #4 Feuilletoner
    März 2, 2010

    @Flo & Jöri

    [ ] ich weiß was ein Feuilleton
    [x] ich weiß nicht was ein Feuilleton

  5. #5 Thilo Kuessner
    März 2, 2010

    An sich ist das ja ein interessantes und diskussionswürdiges Thema (ich meine nicht den LHC oder das Genom, sondern die grundsätzlichen Probleme von Arbeiten mit hunderten Autoren), auch wenn Wörter wie “Unsinn” wohl keine Diskussion fördern dürften.
    Ich weiß nicht, ob die 523 Autoren sich untereinander kannten. Interessanter wäre die Frage, wieviel jeder der einzelnen Autoren vom gesamten Paper kannte. In der Mathematik ist es üblich, daß jeder Koautor für die gesamte Arbeit mitverantwortlich ist, die nicht von ihm selbst verfaßten Kapitel also zumindest gelesen hat. Ich stelle mir vor, daß das bei solchen Großprojekten nicht der Fall sein dürfte, die meisten Autoren also nur einen Bruchteil des Projekts kennen. Mir ist natürlich klar, daß Forschung in machen Bereichen heute so funktionieren muß und daß es nicht anders geht, aber trotzdem wäre das ja mal ein interessantes Thema für eine wissenschaftsphilosophische Diskussion, die auch dem Außenstehenden einen Eindruck von den Problemen der Großforschung vermitteln könnte. Ob solche eine Diskussion nach diesem Einstiegsbeitrag zustande kommen wird, wage ich aber zu bezweifeln.

  6. #6 Florian Freistetter
    März 2, 2010

    @Feuilletoner

    [ ] ich weiß was ein Blog
    [x] ich weiß nicht was ein Blog

    ist

  7. #7 Redfox
    März 2, 2010

    Ernst Peter Fischer ist halt der Franz Josef Wagner von ScienceBlogs.de 😉

    [ ] ich weiß was ein Blog ist

    Naja, nur weil jemand eine Blogsoftware zum publizieren seiner Texte benutzt heißt das noch nicht zwangsläufig das er “bloggen” muss.

    P.S.:
    Der Bild.de-link ist natürlich nofollow-entschärft.

  8. #8 Florian Freistetter
    März 2, 2010

    @Redfox: “Naja, nur weil jemand eine Blogsoftware zum publizieren seiner Texte benutzt heißt das noch nicht zwangsläufig das er “bloggen” muss. “

    Naja – aber wenn man schon unter dem Dach von ScienceBLOGS schreibt, sollte man zumindest mal drüber nachdenken, ob man ein Blog oder eine Zeitungskolumne schreiben will (abgesehen davon wäre der Text als Feuilleton nicht weniger unsinnig). Aber ich will hier gar nicht weiter diskutieren – EPF ignoriert die Kommentare sowieso; da ist es eigentlich müßig, sich aufzuregen…

  9. #9 Zweierlei Maß
    März 2, 2010

    ?

  10. #10 MartinB
    März 3, 2010

    In der E-Teilchenphysik ist es nun mal so, dass es ein Paar Hundert bis Tausend Leute braucht, um einen Detektor zu bauen. Es hat sich die – meiner Ansicht nach sehr demokratische – Konvention durchgesetzt, dass die dann auch alle als Autoren auf den Papern stehen. Das ist auch sinnvoll: ein Doktorand, der ein Paar Jahre an nem Detektor schraubt, muss ja hinterher auch ein Paar Veröffentlichungen vorzuweisen haben, wenn er in der Wissenschaft was werden will.

    Die Alternative wäre entweder nur die “Chefs” als Autoren zuzulassen (was demotivierend wäre) oder die Großforschung einzustellen – was hier wohl propagiert werden soll, so als hätten wir aus den bisherigen Großforschungen an CERN, DESY oder am Genome Project nichts gelernt. Wie wäre es denn, die Behauptung, Großforschung sei großer Unsinn, zu belegen? Oder darf man das in einem Feuilleton nicht erwarten?