Die FAZ – genauer: das Feuilleton – lässt nicht nach in ihrem/seinem Bemühen, uns die Schrecken des Internets vorzuführen und vor dem Niedergang unseres Denkens zu warnen. Zwar hat der zuständige Herausgeber bei dem Schreiberling dieser Zeilen vor Monaten einen Text erbeten, der versucht, dem Internet den an die Wand gemalten Schrecken zu nehmen, aber erschienen ist der erwünschte Widerspruch noch nicht, und er wird es wohl auch nicht mehr. Vielleicht ist er doch unerwünscht. Dafür wird heute (4.10.10) ziemlich ausführlich.ein Buch rezensiert, das im Original “In the Shallows” heißt und dessen deutscher Titel einen Bestseller kopiert: “Wer bin ich, wenn ich online bin, und was macht mein Gehirn so lange?”. Der Autor, Nicholas Carr, unterscheidet an einer Stelle tatsächlich zwischen Menschen und ihrem Gehirn, wenn er bedauert, daß Taxifahrer keine Stadtpläne mehr auswendig lernen müssen und dafür ihren Navigator einschalten: “Die Taxifahrer wären von der harten Arbeit befreit”, wie Carr anmerkt, um hinzuzufügen, daß sie zugleich aber auch einen positiven geistigen Effekt einbüßen würden, nämlich den, “ihr Gehirn wäre weniger interessant.” Früher nannte man solche Sätze inhuman. Die FAZ lobt sie. Das Denken ändert sich wohl auch ohne Internet. Mir fällt dazu ein Spontispruch ein: “Sie wollen nur unser Bestes, aber das bekommen sie nicht.”

Kommentare (10)

  1. #1 anonymous
    Oktober 4, 2010

    “bei dem Schreiberling dieser Zeilen vor Monaten einen Text erbeten, …, aber erschienen ist der erwünschte Widerspruch noch nicht, und er wird es wohl auch nicht mehr.”

    Na das ist doch mal eine gute Nachricht, unter Inbetrachtnahme was Sie und wie Sie so schreiben.

  2. #2 Lei Tung™
    Oktober 19, 2010

    Echt Scheiße, Zeilenhonorar im Wind.
    Kann man aber bei Auftragsarbeiten einklagen, glaube ich *lol*

  3. #3 Wb
    Oktober 19, 2010

    So recht Herr Fischer bei seiner diesbezüglichen Kampagne (Darf man das so nennen? Der Webbaer denkt: Ja, die Beiträge haben diesbezüglich eine klare Struktur!) gegen die FAZ hat, nicht nur das Feuilleton ist diesbezüglich unterwegs, sondern auch FAZ-Spitzenkräfte, Herr Schirrmacher darf hier sicherlich namentlich genannt werden, so arm sind natürlich auch vergleichbare Beitragsserien bei der SZ oder der FR.

    Es ist schwer zu sagen, was hier die armen Beitragenden reitet, man möchte zwar reinen Futterneid vermuten bei abschmelzenden Auflagen, aber da muss mehr im Spiel sein. Was leitet die medialen Spitzenkräfte hier genau an?

    MFG
    Wb

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