In der Ausgabe von NEW SCIENTIST vom 28. Januar 2012 wird der “Präsident der internationalen Gesellschaft für die Psychologie der Wissenschaft”, Professor Greg Feist, über seine Tätigkeit und die Ergebnisse seiner Forschungen befragt (Seite 29). Zu den wahrlich bemerkenswerten Äußerungen, die er dabei macht, zählt in meinen Augen die Feststellung, daß wissenschaftliche Gedanken nicht unbedingt mit einer Geistesstörung (mental disorder) einhergehen. Anschließend erklärt Professor Feist seinen Lesern, daß die Wissenschaft dadurch charakterisiert ist, daß sie mit ihren Methoden versucht, sich auf wiederholbare Versuche und systematische Beobachtungen zu beschränken, um möglichst wenig mit subjektiven Elementen zu tun zu haben. Spätestens an dieser Stelle fragt man sich, ob Greg Feist weiß, womit er zu tun hat. Die Wissenschaft hat vor mehr als 100 Jahren entdeckt, wie sehr subjektiv ihr Vorgehen ist. Wissenschaftliche Einsichten sind spätestens seit Albert Einstein freie Erfindungen des menschlichen Geistes, und die Geschichte kennt viele “Oddballs”, die dazu beitragen konnten, weil man sie gelassen und ihre Verrücktheiten akzeptiert hat. Die Erfinder der Quantenmechanik haben davon gesprochen, daß das, was sie machen, zwar Wahnsinn sei, aber immerhin Methode habe. Hier gäbe es etwas für die Psychologie zu tun, die sich auch um Fragen der Art kümmern sollte, warum es zum einen heute immer noch haßerfüllte Gegner der Theorien von Einstein gibt und warum es zum zweiten selbst den Anhägern Einsteins immer noch so unglaublich schwer fällt, zu verstehen, was der Meister gefunden hat. Ich vermute, daß Psychologen damit überfordert sind. Was Feist erkundet, bleibt belanglos.

Kommentare (19)

  1. #1 hein
    Februar 8, 2012

    Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor, was Hr. Feist unter “subjektiv” versteht. Ergebnisse in der Psychologie gelten als nicht subjektiv, wenn zwei verschiedene Forscher, die mit den gleichen Mitteln zum gleichen Gegenstand forschen, zu den gleichen Ergebnissen kommen. Mit anderen Worten: Ergebnisse sollen auch von anderen Forschern replizierbar sein.

  2. #2 Dr. Webbaer
    Februar 8, 2012

    Die Wissenschaft hat vor mehr als 100 Jahren entdeckt, wie sehr subjektiv ihr Vorgehen ist. Wissenschaftliche Einsichten sind spätestens seit Albert Einstein freie Erfindungen des menschlichen Geistes, und die Geschichte kennt viele “Oddballs”, die dazu beitragen konnten, weil man sie gelassen und ihre Verrücktheiten akzeptiert hat.

    Man darf in der Tat für die Moderne Wissenschaftlichkeit werben indem man sie als Konstrukt und wichtige zivilisatorische Leistung einordnet, ‘Subjektivität’ muss hier kein Hindernis sein, eine behauptete ‘Objektivität’ wäre es.

    MFG
    Dr. Webbaer

  3. #4 Ariane
    Februar 8, 2012

    Mich würde interessieren, wie Herr Feist “mental disorder” definiert. Mit Sicherheit ist eine relevante Größe hierbei das so genannte Sozialverhalten, und man muss befürchten, dass schon allein die (für Forscher, Künstler und alle ernstzunehmenden Geistesarbeiter unabdingbare!) Fähigkeit, die eigene Einsamkeit überdurchschnittlich oft gegen die so genannte Geselligkeit zu verteidigen, den Rotstift des Psychologen hervorruft.

  4. #5 Dr. Webbaer
    Februar 9, 2012

    @Ariane
    Feist will ja keine ‘mental disorder’ festgestellt haben. Was aber womöglich dem einen oder anderen übel aufgestoßen hat, könnte das hier gewesen sein:

    Q: Have psychologists looked into the issue of how objective the scientific process really is?
    Feist: Scientists are human. They’re not perfectly objective and rational, but the scientific method tries to limit that as much as possible by having repeatable, observable, empirical methods to minimise the subjective element. The more we understand about the psychology of scientists the more we can mitigate the effect of cognitive bias.

  5. #6 davetiye
    Februar 10, 2012

    arbeitet seit Geldstrafe

  6. #7 Ariane
    Februar 10, 2012

    Von einer (!) “psychology of scientists” zu sprechen, erscheint mir mehr als fragwürdig. Die Geistesbeschaffenheit eines herausragenden Wissenschaftlers unterscheidet sich doch wahrscheinlich gerade dadurch von der Masse, dass sie eben besonders bzw. ganz anders, also jeweils hoch individuell, d.h. maximal eigenartig ist und also nicht mit wissenschaftlichen Rastern erfassbar, sondern im wahrsten Sinne: unfassbar. Das macht sie ja gerade so faszinierend. Ein Psychologe, der hier mit den Mitteln der psychologischen Wissenschaft Gesetzmäßigkeiten finden will, muss m.E. naturgemäß scheitern, wenn er seriös bleiben will.

  7. #8 Dr. Webbaer
    Februar 10, 2012

    @Ariane (müssten Sie nicht schon längst im All sein?)
    Äh, ja, man soll ruhig Wissenschaftler psychologisch beschnüffeln, allerdings eher beschreibend und nicht i.p. Nutzbarkeit bestimmte Verhaltensweisen betreffend. Der ideale Wissenschaftler ist positiv bekloppt und navigiert in Theorienmengen, die Exklusivität wie Abstieg [1] bedeuten können.

    Insofern war bspw. Dr. W auch nie ideal,
    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] auf die Schnelle keinen Webverweis gefunden: gemeint ist, dass der Abstieg in die Theoretisierung, man kann hier durchaus den Bergbau referenzieren, eine Anlaufzeit benötigt, in der der gedankliche Aufbau der Systeme erfolgt und in der der Absteigende nicht zu stören ist

  8. #9 Name auf Verlangen entfernt
    Februar 10, 2012

    ” … Fragen der Art kümmern sollte, warum es zum einen heute immer noch haßerfüllte Gegner der Theorien von Einstein gibt und warum es zum zweiten selbst den Anhägern Einsteins immer noch so unglaublich schwer fällt, zu verstehen, was der Meister gefunden hat.”

    Etwas Falsches läßt sich eben schwer verstehen Die Analogien sind immer 2-dimensional und tricky, aber eben nicht wahr. “Hass” ist freilich immer kontraproduktiv. Aber die Frage, die Sie implizieren, ist schon interessant. Um welchen Teil der Realität betrügt die Relativitätstheorie genau? Leben wir in einem “Jack in Box”-Universum, oder ist erst einmal und wieder mal alles völlig offen? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Der letzte, der sich wirklich tief an der beängstigenden Frage der “Ewigkeit” versucht hat, war vermutlich Plotin.

    Nehmen wir an, die Naturwissenschaft – wie es sich ja gegenwärtig schon abzeichnet – müßte Abstand nehmen von ihrer Urknallfiktion und sich der Tatsache stellen, daß das Universum ewig und unbegrenzt ist, und zwar im Sinne Giordano Brunos, der das vor über 400 Jahren schön erklärt hat – wir würden den Boden des Neo-Geozentrimus unter den Füßen verlieren, den die Relativitätstheorie (Homogenität und Isotropie, usw. – überall aufgeblasener Luftballon – “Raumzeit” als 4. Dimension und all das Zeug … ) illusorisch “geschaffen” hat, wenn man nur bereit ist, sich am Rande des mathematisch verbogenen Universums – vom Unanschaulichen zum geradezu verblüffend infantilen “Schuhlöffel”- oder “Kegel”- oder gar “Multiversum” auf eine klitzekleine metaphysische Singularität einzulassen bereit ist – eigentlich nicht weiter der Rede wert.

    Aber was würden wir gewinnen? Es ist nicht gewiss, daß die hasserfüllten Gegner der Relativitätstheorie die errungene Freiheit aushalten könnten – aber man spürt instinktiv, daß Naturwissenschaft in dieser Form leider keinesfalls das Tor in neue Welten ist, sondern ein mathematischer Riegel, auch sonst geeignet, Leben aus allem zu pusten, was irgendwie lebendig gefühlt werden kann. Ein verkitschtes, aber doch völlig totes Universum aus Nasa/Disney-Illustration, in dem gleichwohl paradox anthropozentrisch “Babygallaxien”, “junge” und “alte” und sogar “sterbende” Sterne wie tote Kaulquappen in einem trüben Tümpel – nur dem Priester-Kosmologen sichtbar – herumirren. Die Relativitätstheorie ist gewissermaßen die DDR der Erkenntnistheorie – grau und falsch – aber eben auch die Möglichkeit, sich in privater Kumpanei ein buntes Rückzugsareal am Nacktbadestrand zu erhalten. Nur in der Unterdrückung kann die Praxis der Freiheit unterdrückt gedeihen, quasi – so die Shakespeare-hafte Schlussfolgerung.

    “Priester-Kosmologen”: – wohl deshalb, weil man sich immer krankhaft bemüht, sich möglichst von jeder Esoterik abzugrenzen – so sind Physiker und Kosmologen doch in direkter Linie die ungeläuterten Erben der alten Druiden – die eben auch opferten – und auch heute noch opfert man ja fleißig (in Hiroshima oder Fukushima und auf jeder technischen Großveranstaltung – und sei´s nur im Autoverkehr) – und so ist der Hass und die Angst des Volkes in dieser Hinsicht sehr real und historisch gewachsen durchaus begründet.

    Abschießend: Sie geben die Frage übereilt und zum falschen Zeitpunkt an die Psychologie weiter, die Physik hat ja offenkundig noch zu tun:

    https://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1110/1110.2020.pdf

  9. #10 Sven Türpe
    Februar 12, 2012

    Die Geistesbeschaffenheit eines herausragenden Wissenschaftlers unterscheidet sich doch wahrscheinlich gerade dadurch von der Masse, dass sie eben besonders bzw. ganz anders, also jeweils hoch individuell, d.h. maximal eigenartig ist und also nicht mit wissenschaftlichen Rastern erfassbar, sondern im wahrsten Sinne: unfassbar.

    Scott Berkun hält diese Ansicht für eine Romantisierung nachvollziehbarer Phänomene und Kreativität für eine Arbeitsweise.

  10. #11 Dr. Webbaer
    Februar 13, 2012

    @Türpe
    Sicherlich ist die naive Romantisierung Part der Wissenschaftskommunikation und von höherer Warte betrachtet zivilisatorisch notwendig erscheinendes Brimborium, aber bspw. diesem Zitat – ‘Every amazing creative thing you’ve ever seen, or idea you’ve ever heard can be broken down into smaller ideas that existed before.’ – würde bspw. Dr. W nicht zustimmen wollen, auch wenn die Kreativität in der Tat oft “nur” im Neu-Zusammenstellen anscheinend erst einmal nicht zusammengehöriger Ideen besteht.

    MFG
    Dr. Webbaer (der wie selbstverständlich davon ausgeht, dass Sie sich nicht gemein gemacht haben mit der verlinkten Aussagenmenge)

  11. #12 Name auf Verlangen entfernt
    Februar 13, 2012

    Nur “by the way” … mir ist aufgefallen, daß Kommentare zu Ihrem Blog auf dem Portal “science-blogs” selbst nicht mehr als “Neueste Kommetare” erscheinen. Wie auf einem Abstellgleis. Ich persönlich finde Zensur gar nicht so schlimm – wenn man es offen ausspricht – aber dieses schleichende Etwas – “Wir können auf den alten Haudegen – auch, wenn er kritisch ist – nicht offen verzichten, schmücken uns für Dünnbrettbohrer mit seinem Namen – aber manipulieren ein bischen mit der Technik rum – und gehen ansonsten mit unseren unterbemittelten Kollegen saufen” … – das finde (und suche ich) – zugegeben – angesichts der Würde Ihrer Person – unerträglich und mißbräuchlich – really.

  12. #13 Dr. Webbaer
    Februar 14, 2012

    @MT: Wie ist Ihnen was genau wann aufgefallen?

  13. #14 Theres
    Februar 14, 2012

    Dass Kommentare nicht auftauchen, kommt bei allen neuen Bloggern vor, auch im allgemeinen Kommentarfeed tauchen sie nicht auf, wie auch Na Klar, beo Geologisch, und so weiter.
    @MT
    Sagen Sie mal voraus, wann es hier eine neue Software gibt, die auch funktioniert!

  14. #15 michael
    Februar 14, 2012

    @MT: Wie ist Ihnen was genau wann aufgefallen?

    Und warum haben es die Sterne nicht vorhergesagt.

    Im übrigen: Ihren Kommentar hab ich über “Neueste Kommetare” gefunden.
    Vielleicht hilft ja das Drücken des Refresh (oder Lade Erneut) Button zusammen mit etwas Warten .

  15. #16 ScienceBlogs-Redaktion
    Februar 14, 2012

    @MT
    Was immer Ihnen “aufgefallen” sein mag – es ist defintiv falsch. Ernst Peter Fischer ist ein Blogger wie alle anderen, niemand redet ihm rein (außer den Kommentatoren selbst, aber da hat er ja bekanntlich ein dickes Fell), und niemand hat sein Blog anders programmiert als die anderen. Aber was Ihnen vielleicht nicht bewusst ist (weil man dazu ja erst mal Sachverhalte klären und nachfragen müsste, was Ihnen ja nicht so zu liegen scheint): Die Liste der aktuellen Kommentare wird nicht “on the fly” generiert, sondern muss – so ist das bei der Software halt mal voreingestellt – durch ein so genanntes Cronjob-Script in regelmäßigen Zeitabständen (in diesem Fall alle zehn Minuten) abgefragt werden. Falls also in dieser Zeit mehr als drei neue Kommentare auftauchen, werden nur die drei aktuellsten angezeigt. Und da manchmal in den Blogs ein bisschen was los ist, kann es sein, dass Ihr Beitrag in diesem Blog schon nicht mehr unter diesen drei war. Dies betrifft erst mal nur die ScienceBlogs.de-Einstiegsseite; die aktuelle Kommentarliste innerhalb der einzelnen Blogs umfasst hier zwar fünf Einträge; es wird aber nur jeweils der letzte pro Eintrag abgefragt. D.h. wenn fünf Kommentare zu einem einzigen Eintrag kamen, wird von denen nur der jeweils letzte im Strang angezeigt (die anderen sieht man ja dann beim Durchklicken auf den Kommentarstrang oder den Beitrag). Auf diese Weise sollen immer auch fünf Beiträge in der Kommentarliste zu sehen sein.

    Das ist sicher nicht die beste oder eleganteste Lösung; für konstruktive Anregungen sind wir immer dankbar. Aber ehe Sie mit Begriffen “Zensur” (dessen Bedeutung Sie offenbar auch nicht kennen) und Verdächtigungen um sich werfen, wäre ein simpler Check der Faktenlage – unseretwegen können Sie dazu gerne mal Ihre astrologischen Charts befragen – angebracht. Nur “by the way” …

  16. #17 Name auf Verlangen entfernt
    Februar 14, 2012

    @ Jürgen Schönstein: vielen Dank für die umfassende Auskunft: tatsächlich sagt mein chart, daß ich diesbezüglich mal gefragt habe, daß ich micht täusche – in diesem Fall: sorry.

  17. #18 Dr. Webbaer
    Februar 14, 2012

    @MT: Wichtich in solchen Fällen immer die genaue Symptombeschreibung, also was oder wer wann wie wohin und wobei – nicht gut dagegen warum, weshalb & wieso.

    Gerade Esoterikern sei geraten sich bezogen auf Systeme, also systemtheoretisch, bestmöglich zu fitten. – BTW: Es kann durchaus sein, dass ein von Ihnen festgestellter Mangel in diesem System vorgelegen hat.

    MFG
    Dr. Webbaer

  18. #19 michael
    Februar 14, 2012

    > Es kann durchaus sein, dass ein von Ihnen festgestellter Mangel in diesem System vorgelegen hat.

    Na klar, da dies denkbar ist, ist dies ja auch möglich.