Valentin Groebner, ein in Luzern tätiger Professor für die Geschichte des Mittelalters und der Renaissance, hat “eine Gebrauchsanweisung” für die WISSENSCHAFTSSPRACHE verfasst, die in der Konstanz University Press erschienen ist, wie es merkwürdig angelsächselnd heißt. Groebner ärgert sich über den Jargon vieler Experten und über Wissenschaftler, denen “schreiberische Eleganz” verdächtig ist, wie es etwas unelegant heißt, und er führt vor, wie gerade die manchmal nur modische Forderung nach Interdisziplinarität erkennen lässt, dass “stark gebrauchte Begriffe und Modelle ein Ablaufdatum haben.” Groebner will zwar keine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben geben, seinen Lesern aber helfen, die Produktion von Jargon zu vermeiden. Er erzählt von Autoren und Autorinnen, die “Luhmanisieren, Habermasen und Verkittlern”, was sie sagen wollen, und stellt fest, daß dann manchmal die wissenschaftliche Prosa kaum von ihrer Parodie zu unterscheiden ist.
Meine Ansicht nach steckt hier die Quelle des beklagten Übels von Sprachlosigkeit – gerade in dem Lumanisieren, Habermasen und Verkittlern, das die sich hinter diesen Ausrücken versteckenden Herrn doch nicht erfunden haben, weil sie viel zu sagen hatten, sondern nur, weil sie imponieren wollten mit dem wenigen, das sie zu sagen hatten. Habermas muss man doch erst in Deutsche übersetzen, um ihn lesen zu können und dabei zu sehen, wie sich die Luft aus seinen Sprachblasen verzieht. Der angeblich wissenschaftliche Jargon wird doch bewundert. Er sollte endlich einmal gescholten und beklagt werden.

Kommentare (6)

  1. #1 Dieter
    Mai 13, 2012

    Bei dem Satz fehlt mir ein bisschen die schreiberische Eleganz, ich hab das beim ersten Lesen nicht verstanden. 🙂

    “Meine Ansicht nach steckt hier die Quelle des beklagten Übels von Sprachlosigkeit – gerade in dem Lumanisieren, Habermasen und Verkittlern, das die sich hinter diesen Ausrücken versteckenden Herrn doch nicht erfunden haben, weil sie viel zu sagen hatten, sondern nur, weil sie imponieren wollten mit dem wenigen, das sie zu sagen hatten.”

  2. #2 Arnulf
    Mai 13, 2012

    Lumanisieren? Wenn schon, dann müsste es wohl “Luhmannisieren” heißen. Und der gute Niklas konnte seine Schachtelsätze wenigstens orthographisch und grammatisch korrekt formulieren – was man vom Blogautor nicht behaupten kann.

  3. #3 ohno
    Mai 13, 2012

    Also, so wirklich klar und deutlich gesprochen war Ihr Beitrag nicht. Ich hatte so einige Probleme, eine (die?) Struktur in Ihren einzelnen Sátzen zu entdecken.

    Nebenbei: Was ist an Konstanz University Press merkwürdig (angelsächsich), was an Konstanzer Universitätspresse nicht auch merkwürdig (latinisiert) wäre?

    Und ein Nitpick: Entscheiden Sie sich doch bitte für luhmanisieren oder lumanisieren. Falls ich nicht den falschen (Niklas L.) meine, wäre die beste Variante übrigens noch eine andere – die mit einem h und zwei n.

  4. #4 ohno
    Mai 13, 2012

    18:32? Was ist denn mit den Uhren hier los?

  5. #5 Frank Wappler
    Mai 14, 2012

    Ernst Peter Fischer schrieb (13.05.12 · 12:50 Uhr):
    > Valentin Groebner […] ärgert sich über den Jargon vieler Experten und über
    Wissenschaftler, denen “schreiberische Eleganz” verdächtig ist, wie es etwas unelegant heißt […]

    Diese Ausführungen sind schreiberischer Eleganz gewiss unverdächtig.
    Falls jemand Groebners (eventuelle) Formulierungen betreffend “schreiberische Eleganz” hier bitte wörtlich zitieren würde, dann ließe sich wohl der eine oder andere noch bestehende Verdacht ausräumen.

  6. #6 Dr. Webbaer
    Mai 17, 2012

    Mal aus der Ferne angemerkt:
    Luhmann wurde hier meist verstanden, Habermas so gut wie nie, was beides nicht schlecht sein musste.