“Ein großer Aufwand, schmählich ist vertan”. So jammert Goethes Faust am Ende des zweiten Teils des Dramas, und er soll in seinem Schmerz allein bleiben. Die Leser der jüngsten Ausgabe von Nature – Ausgabe vom 26. Mai 2016. Seite 539 und folgende – müssen auch mit ihrem Jammer alleine bleiben, der sie im Anblick des dort zu lesenden Artikels befällt, der über eine “Genome-wide association study” berichtet, mit deren Hilfe 74 Genorte (Loci)  ausfindig gemacht wurden, die zu dem beitragen, was im Aufsatz “educational attainment” genannt wird. Gemeint mit dieser erzieherischen Beanspruchung ist die Zahl der Jahre, die jemand zur Schule gegangen ist, und dafür wollte man genetische Gründe angeben. 74 Stück hat man angeblich gefunden, wobei die Autoren, die ihre Namen zu verstecken scheinen und nur online aufgespürt werden können, Wert auf die Feststellung legen, dass damit auf keinen Fall “Gene für die Erziehung” gemeint sind und die Umwelt und ihre Faktoren eine große Rolle spielen. In einem Schaubild werden ein Fülle von genetischen Elementen angeführt – etwa die Aktivität von Faktoren, die zur Transskription beitragen oder Mechanismen der Organisation von Synapsen -, die von der biologischen Seite zum “educational attainment” beitragen, aber im Text wird jede Formulierung, die auf kausale Relationen hindeuten könnten, vermieden. Wenn ich die Arbeit richtig verstehe, sind knapp 300.000 Personen untersucht und analysiert worden, was man einen großen Aufwand nennen kann. Er ist äußerst schmählich vertan. Man würde gerne wissen, wie viel Geld für diesen Unsinn ausgegeben wurde und wer die Summen genehmigt hat.  Vielleicht könnte man in diesem Rahmen “Gene für Verschwendung” suchen lassen. Die Autoren müssen alle ein Exemplar tragen.

Kommentare (6)

  1. #1 schnablo
    Juni 1, 2016

    Nun es sind mehr als 250 Autoren. Wenn die alle aufgeführt würden wäre das Ihnen doch sicher auch nicht recht. (Es könnte natürlich auch sein, dass sich die Autoren für ihren Nature Artikel schämen und deswegen die Namen verschweigen.)
    Und warum stören Sie sich daran, dass keine kausalen Beziehungen behauptet werden? Wenn man lediglich Korrelationen misst, wäre alles andere doch schlechte Wissenschaft.

  2. #2 strahlenbiologe
    Juni 1, 2016

    Tja, das Goethe-Zitat passt auch auf Ihren Beitrag Herr Fischer 🙂
    Die Autoren vermeiden Formulierungen die einen kausalen Zusammenhang andeuten Könnten? Ja sapperlot, vielleicht war das genau die Absicht dahinter? Die Autoren scheinen zu versuchen ihren namen zu verstecken? Ja ne iss klar.
    Zu recht regen sich viele auf wenn jemand in Stammtischmanier über die “Geldverschwendung Gender-Studies” plappert oder , um es mal auf ihr Gebiet umzumünzen, die “Geldverschwendung Wissenschaftsgeschichte”. Ihr Beitrag war da qualitativ kein Deut besser.

  3. #3 Name auf Verlangen entfernt
    Juni 4, 2016

    @ Strahlenbiologe: “Wissenschaftsgeschichte” ist so ziemlich das Einzige, das keine “Geldverschwendung” darstellt: sie beschreibt den roten Faden, den Ariadne gelegt hat, damit Theseus im Betrieb des laufenden Schwachsinn den Ausgang wieder findet, irgendwann in ferner Zukunft vielleicht. Und ja: in der Tat: wer keinen kausalen Zusammenhang finden kann, hat auch nichts zu sagen.

  4. #4 demolog
    Juni 8, 2016

    Was also ist nun mit der Studie? Ich hab den beitrag oben offenbar nicht verstanden, da mir nun unklar ist, ob denn etwas gefunden wurde.

    Einerseits lese ich, es seien 74 Loci gefunden, andererseits lese ich, man hätte sich das Geld für die Studie sparen können. Was nur deswegen der Fall sein kann, weil aus ihr nichts wichtiges oder gar nichts hervorgeht – sie völlig ohne einen handfesten Gegenstand ausgegangen ist.

    Also was nun?

  5. #5 schnablo
    Juni 10, 2016

    @Name auf Verlangen entfernt: Sie können ja gern mit fragwürdigen Behauptungen provozieren und auch wenn dabei der eine oder andere antike Mythos auf dem Knie Ihrer klassischen Bildung zerbrochen wird, es sei Ihnen gegönnt. Aber wenn Sie schon nur zwei Sätze schreiben, dann sorgen Sie doch in Zukunft dafür, dass diese sich nicht derart eklatant widersprechen.

  6. #6 Name auf Verlangen entfernt
    Juni 12, 2016

    @ schnablo: gut ist die Sache mit dem “Knie ihrer klassischen Bildung” – erinnert an J. Beuys: “Ich denke sowie mit dem Knie” – aber wo ist der Widerspruch?