Ich danke allen Kommentatoren und Metakommentatoren und denke weiter über die Fakten und ihre Herstellung nach. Ich versuche stets aus der Wissenschaftsgeschichte zu lernen, und dabei hat eben der berühmte Francis Crick im Vorfeld der DNA Präsentation von 1953 als Doppelhelix darum gebeten, nicht mehr von Daten (also Fakten) belästigt zu werden, um sich mehr auf Ideen zu konzentrieren. Und sein Miststreiter James Watson hat gemerkt, dass die sogenannten Tatsachen, die man in den Lehrbüchern finden konnte, geändert werden konnten, damit die Basen sich endlich paaren und der Faden des Lebens konstruiert werden konnte. Niemand hat die Doppelhelix als Tatsache oder so gefunden. Die Doppelhelix wurde erfunden. Was denn sonst?

Nun kann man kontern und sagen, dass der Physiker Werner Heisenberg 1925 sich nur auf die Daten eingelassen hat – die Frequenzen des Lichts, das Atome aussenden -, um mit dieser Beschränkung die erste Form der Quantenmechanik finden zu können. Aber der entscheidende Punkt ist, dass er die Bahnen von Elektronen, die von seinen Zeitgenossen als faktisch angesehen wurden, einkassierte und die Annahme machte, dass die Art der Bewegung dieser Elementarteilchen durch den Menschen festgelegt wird, also eine Idee repräsentiert.

Wie dem auch sei und wie man das auch sieht: Wissenschaft handelt von Erfindungen – Einstein: Physikalische Theorien sind freie Erfindungen des menschlichen Geistes – und die dazugehörigen Einsichten machen die Tatsachen der Wissenschaft aus. Jede Debatte findet postfaktisch statt, wobei das Schwindeln natürlich ausfallen muss.

Kommentare (6)

  1. #1 roel
    *******
    November 11, 2016

    @Ernst Peter Fischer bei Ihnen liest sich das so, als dass auf Fakten verzichtet werden kann und wichtig nur Ideen sind.

    Wozu brauchen wir Eier? Wir haben doch Hühner. Oder ähnlich.

    Die schönsten Ideen nützen nichts, wenn sie nicht durch Fakten bestätigt werden können. Die besten Fakten nützen nichts, wenn es keine Ideen gibt, sie zu verwerten. Ich denke in der Wissenschaft gibt es einen Kreislauf … Fakten-Ideen-Fakten-Ideen-Fakten-Ideen …

    Wie dem auch sei, ich bin mir immer der Tatsache bewußt, dass viele anscheinende Fakten sich später als Irrtum herausstellen. Diese Irrtümer versuche ich persönlich bei mir zu minimieren.

  2. #2 RPGNo1
    November 11, 2016

    Kann es sein, dass wir gerade über zwei unterschiedliche Definitionen von Fakt/Tatsache diskutieren und somit aneinander vorbeireden?
    Gemäß der englischen Wikipedia (https://en.wikipedia.org/wiki/Fact):
    a) Philosophy: “In philosophy, the concept fact is considered in epistemology and ontology. Questions of objectivity and truth are closely associated with questions of fact. A “fact” can be defined as something that is the case—that is, a state of affairs.”
    b) Wissenschaft: “In science, a fact is a repeatable careful observation or measurement (by experimentation or other means), also called empirical evidence. Facts are central to building scientific theories. Various forms of observation and measurement lead to fundamental questions about the scientific method, and the scope and validity of scientific reasoning.”
    Nur so ein Gedanke…

  3. #3 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2016/11/04/plagiat/
    November 12, 2016

    Physikalische Theorien sind freie Erfindungen des menschlichen Geistes – und die dazugehörigen Einsichten machen die Tatsachen der Wissenschaft aus.

    Ich würde sagen frei sind die Erfindungen gerade nicht. Sie werden von den Fakten beschränkt.

  4. #4 ElFisico
    November 12, 2016

    Ich dachte immer, die Sache mit den Elektronenbahnen sei die Idee gewesen, die dann verworfen wurde…
    Generell wird hier meiner Meinung nach einiges verdreht.

  5. #5 lindita
    November 12, 2016

    Hier ein Video, welches uns in einer Fortbildung gezeigt wurde, fand ich
    zumindest interessant :

    https://youtu.be/u4ZoJKF_VuA

    Das Thema ist in Zusammenhang mit Trump hier entstanden, war?

    Wenn Trump ein “Fehler” ist, dann gibt es mehr Chancen auf neue Möglichkeiten, als wenn etwas Gewohntes seinen gewohnten Lauf nimmt.

    Auch wenn es einen dritten Weltkrieg geben sollte, den könnte ich nicht nur Trump vorwerfen. Die Menschheit allgemein ist für diese Entwicklung verantwortlich zu machen.
    Nicht nur die, die Trump gewählt haben, sondern auch die Demokraten, die in ihren kleinen Nieschen glauben, sie verbessern die Welt, dabei ist es nur eine zufällige Versammlung der Gleichgesinnter, wofür sie eigentlich nichts getan haben – keine Überzeugungsarbeit geleistet, keine Kompromisse eingegangen. Sie haben sich von den Andersartigen einfach abgeschottet und wundern sich (weil genauso postfaktisch), dass es sie überhaupt im 21 Jahrhunder noch gibt und diese die Selbe macht haben können.

  6. #6 Frank Wappler
    https://free.wikipedia.now
    November 12, 2016

    Ernst Peter Fischer schrieb (11. November 2016):
    > dass er [der Physiker Werner Heisenberg 1925] die Bahnen von Elektronen, die von seinen Zeitgenossen als faktisch angesehen wurden, einkassierte

    Wenn diese Ansichten den Zeitgenossen Heisenbergs auch als (quasi-)”faktisch” gegolten haben mögen, so waren sie doch reine Einbildungen, Mutmaßungen, ihrerseits “den Daten abgewandt” bzw. “ohne Datengrundlage”.
    Heisenberg hat also insbesondere diese Art der “Abwendung von den Daten” einkassiert. (Und sich auch, wohl zwangsläufig um so mehr, den Daten zugewandt, die stattdessen vorlagen: “Atomspektren”.)

    > und die Annahme machte, dass die Art der Bewegung dieser Elementarteilchen durch den Menschen festgelegt wird, also eine Idee repräsentiert.

    Heisenberg hat (sicher selbstständig, und so deutlich wie wohl keiner vor ihm) darauf bestanden, dass eventuelle Tatsachen/Messwerte (z.B. hinsichtlich der geometrischen Beziehungen zwischen Bestandteilen eines Atoms, jeweils in einem bestimmten Versuch, stets durch Messung aus den im Versuch gewonnenen (Beobachtungs-)Daten ermittelt werden sollen.

    Das beinhaltet insbesondere, dass die Konstruktion und Auswahl des Messoperators, der dabei zur Anwendung gebracht werden soll, zunächst als Idee entwickelt werden muss, die (zum Zwecke der Entwicklung/Mitteilung, noch) keine Daten benötigt, aber hinsichtlich der Anwendbarkeit und der schließlichen Anwendung offensichtlich auf Daten gerichtet ist.

    > Einstein: Physikalische Theorien sind freie Erfindungen des menschlichen Geistes

    Theorien im Sinne von Systemen bestehend aus Begriffen, Definitionen unter Benutzung der Begriffe (z.B. Definitionen von geometrischen Messgrößen), und daraus folgenden Theoremen (logischen Zusammenhängen und Konsequenzen aus den Definitionen) sind Erfindungen; ja.
    (Ganz “frei” müssen sie allerdings nicht unbedingt sein; man kann/sollte insbesondere Nachvollziehbarkeit/Selbstverständlichkeit der zugrundegelegten Begriffe fordern.)

    Modelle andererseits, also Zusammenfassungen von schon ermittelten und/oder noch zu erwartenden Messwerten (unter Bezug auf besimmte, nachvollziehbar definierte Messgrößen und deren Wertebereiche), schließen also ggf. bestimmte schon ermittelte Messwerte ein; und sind deshalb zumindest dahingehend nicht frei erfunden, sondern in Bezug auf die vorliegenden Beobachungsdaten aufgestellt.

    (Ich erinnere mich übrigens mal gelesen zu haben, dass sich Heisenberg und Einstein hinsichtlich des “Messen-Müssens” nicht ganz einig waren …)