“Zeit ist das, was passiert, wenn nichts anderes passiert.” So hat der Physiker Richard Feynman einmal versucht, die fliehende Zeit zu fassen. Seine Lebenszeit begann am 11. Mai 1918, also vor einhundert Jahren, und um ihn ranken sich viele Legenden und über ihn erzählt man sich viele Geschichten. Er hat selbst einige von ihnen verbreitet, etwa in dem Buch “Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman”, und er war bei denen, die ihn persönlich kennenlernen konnten – wie der Autor dieser Zeilen – oder die ihm in Vorträgen zuhörten, berühmt für seine ungewöhnlich klare Sprache, die sowohl Englisch (Amerikanisch)  als auch Mathematisch sein konnte. Er hat viel Werbung für sich selbst betrieben, aber immer gewusst, “for a successful technology reality must take precedence over public relation, for Nature cannot be fooled.”

Sein großer Beitrag zur Physik ist unter dem Kürzel QED bekannt, was die Theorie der Quantenelektrodynamik abkürzt, der er geholfen hat, mit auf die Beine zu stellen, und wer sich darüber informieren will, sollte Feynmans Buch mit genau diesem Titel lesen – “QED” eben. Es geht um die Wechselwirkungen von Licht und Materie, und die Menschen haben keine Beschreibung der physikalischen Natur zustande gebracht, die genauer mit den durch Messung zu ermittelnden Fakten übereinstimmt.

Was Feynman weit über seine Schüler hinaus in der globalen Gemeinde der Physiker bekannt gemacht hat, sind die in den 1960er Jahren erschienenen “Feynman Lectures on Physics”, die von ihren lesenden Verehrern wie Bibelverse zitiert werden, also etwa Feynman, Buch 3, Kapitel 12, Vers 26. Vor allem berühmt geworden ist seine Darstellung der merkwürdigen Doppelnatur der Quanten, die sowohl Welle als auch Teilchen sein können. Es geht um Buch 1, Kapitel 37, wobei der Physiker David Mermin empfohlen hat, Feynman Staunen über die Wirklichkeit der Quanten in Versform und damit wie ein Gedicht zu präsentieren. Also:

 

“Es war immer schwierig,

die Sicht der Dinge zu verstehen,

die sich in der Quantentheorie zeigt.

Wenigstens für mich,

denn ich bin gerade so alt,

dass ich den Punkt noch nicht erreicht habe,

an dem für mich alles offensichtlich ist.

Ich werde immer noch nervös dabei.

Ihr wisst doch, wie das ist,

jede neue Idee

braucht eine Generation oder zwei,

bevor es offenbar wird,

dass eigentlich gar kein Problem vorliegt.

Ich kann das eigentliche Problem nicht definieren,

also vermute ich, dass es so ein Problem nicht gibt.

Doch ich bin nicht sicher,

dass es kein wirkliches Problem gibt.”

 

Richard Feynman ist 1988 gestorben, und er hat das Problem offen gelassen. Oder gibt es da gar nichts und jetzt amüsiert er sich aus himmlischen Höhen über die Menschen?

 

Kommentare (36)

  1. #1 tomtoo
    Mai 10, 2018

    Würde er sich aus himmlischen Höhen amüsieren, müsste er sich zumindest einen riesen Fehler eingestehen.

  2. #2 RPGNo1
    Mai 10, 2018

    “for a successful technology reality must take precedence over public relation, for Nature cannot be fooled.”
    Entnommen aus Richard Feynmanns Anhang zum Rogers Commission Report, der den Absturz der Raumfähre Challenger untersuchen sollte.
    Wer eine gute schauspielerische Darstellung (William Hurt) von Richard Feynmann in seiner Rolle in der Untersuchungskommission sehen will, dem empfehle ich, sich den Film “The Challenger” anzusehen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/The_Challenger

  3. #3 schlappohr
    Mai 11, 2018

    @Tomtoo
    Welchen Fehler meinst Du?

  4. #4 Name auf Verlangen entfernt
    Prag
    Mai 11, 2018

    “Zeit ist das, was passiert, wenn nichts anderes passiert.” – es mag sein, dass man zum Guru anvanciert, wenn man solche Sätze von sich gibt – nur: ist dieser Satz nicht vollkommen sinnlos?

  5. #5 RPGNo1
    Mai 11, 2018

    @schlappohr
    Feynmann war Atheist. 😉

    @MT
    Gratulation dafür, dass du meine Erwartungen erfüllst, indem du dich mit einem sinnbefreiten Kommentar zur “Füsik” meldest (wie üblich).

  6. #6 Name auf Verlangen entfernt
    Prag
    Mai 11, 2018

    RPGNo1: Sinnlosigkeit scheint ansteckend – wüsste nicht, wo ich zur Physik gesprochen hätte? Deine Erwartungen interessieren nicht soo viele Leute …

  7. #7 hmann
    Mai 11, 2018

    tomtoo,
    wie kommst du darauf, dass man kein Atheist sein darf , um sich nach dem Tode amüsieren zu können.
    Denke mal an Luzifer, den abgefallenen Engel. War der jetzt Atheist?

  8. #8 tomtoo
    Mai 11, 2018

    @hmann
    Naja, will mal sagen der durchschnittliche Atheist glaubt nicht an sowas wie Leben nach dem Tod. Übrigens ist dem durchschnittlichen Atheisten Luzifer, Engel usw. genauso schnuppe wie Götter aller Art.

  9. #9 hmann
    Mai 11, 2018

    tomtoo
    mit dem Gebrauch von bildhaften Vorstellungen ist der unterdurchschnittliche Atheist schon mal auf dem richtigen Weg.

  10. #10 tomtoo
    Mai 11, 2018

    @hmann
    “…richtiger Weg…”
    *g*
    Hmann ich mag ja Phantasie. Aber Phantasien sind halt was sie sind. Sind sie zudem auch noch vollkommen unlogisch, werde ich mich nicht an sie anlehnen. Aber dass haben wir ja schon oft durchgekaut.

  11. #11 Dr. Webbaer
    ...auf dem Weg in die BRD
    Mai 11, 2018

    Zeit ist das, was passiert, wenn [] anderes passiert.

    …ginge womöglich ebenfalls.

    MFG + schönes WE schon mal,
    Dr. Webbaer

  12. #12 Dr. Webbaer
    Mai 11, 2018

    @ Herr Termin :

    Zeit ist dann, wenn das erkennende Subjekt einen Maßstab für Veränderung gefunden hat (und so u.a. auch historisiert).

    MFG nach Prag!
    Dr. Webbaer

  13. #13 Dr. Webbaer
    Mai 11, 2018

    “Time is what happens when nothing else does” scheint nicht ganz unstreitig zu sein.

  14. #14 Angelika Wittig
    Berlin
    Mai 11, 2018

    Sehr geehrter Herr Professor Fischer,
    vielen Dank für diesen aufrichtigen und erfreulichen Artikel.
    Wenn ich allerdings die Kommentare dazu lese, möchte ich mich abwenden und bitterlich weinen.
    Haben denkende Menschen in diesem Land wirklich so wenig Interesse daran, die Leistungen Feynmans zu hinterfragen?
    Er hat sich doch mit der Lichtreflexion beschäftigt und in dem von Ihnen empfohlenen Buch QED eine wissenschaftliche Meisterleistung hinterlassen.

    Frage an die Kommentatoren:
    Wie wäre es denn mal mit Reflexion anstelle von Cargo Kult?
    Dieses Buch hat ihm so viel bedeutet- leider bemühen sich nur wenige darum, es mit eigenem Wissen zu bereichern.
    Die Bedeutung dieser Arbeit kann man nur ermessen, wenn man sich Feynmans Ergebnisse durch eine ganz persönliche Vorgehensweise zu eigen macht.
    Diese Methode hat Feynman nicht nur empfohlen sondern auch selbst praktiziert.
    Wenn nun ausgezeichnete Erklärer naturwissenschaftlicher Zusammenhänge wie Sie selbst einer sind und Feynman einer war, nicht mehr
    Resonanz verdienen, als es die o.g. 13 Kommentare bieten, fällt mir folgendes dazu ein:
    Ein Unternehmen, das Stühle produzierte, wollte zum 50-jährigen Jubiläum allen Mitarbeitern eine Freude machen und kam auf die Idee, jedem seinen persönlichen Stuhl passend zur Form seines Gesäßes zu schenken.
    Leider wurden die Stühle überhaupt nicht angenommen, die Mitarbeiter mochten nicht darauf sitzen.
    Warum nicht?
    Weil das exakte Maß ihnen nicht ermöglichte, auf dem Stuhl hin- und her zu rutschen.
    Man hatte keinen Bewegungsraum einkalkuliert.
    So ähnlich ergeht es guten Lehrern, wenn sich ihre Schüler nicht mit bewegen wollen.
    Es entsteht kein Bewegungsraum, innerhalb dessen sich Neues entwickeln kann.
    Es entsteht kein Raum, um etwas zu reflektieren.

    Ich wünsche mir sehr, dass es hier mal eine Veränderung gibt.
    Das hätten Feynman und alle ernsthaft arbeitenden Naturwissenschaftler schon lange verdient.

  15. #15 Name auf Verlangen entfernt
    Praha
    Mai 11, 2018

    @ Angelika Wittig: Feynman war schon ein feiner Bursche, insofern war Herrn Professor Fischers offenkundig völlig sinnloser Eingangssatz etwas unglücklich gewählt: aber im Grunde sollten Sie ihre Tränen lieber den Hiroshima & Nagasaki-Opfern gönnen (eigentlich wollte die Bombe ja über Berlin abgeworfen werden, aber da war der Krieg schon vorbei) – und vielleicht auch bald dem ganzen “Rest” der Menschheit? – denn Feynman gehörte u.a. zur ersten Generation eifrigster Bombenbauer:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Manhattan-Projekt

  16. #16 Angelika Wittig
    Berlin
    Mai 12, 2018

    Sehr geehrter Herr Termin,
    ich vergieße meine Tränen grundsätzlich über jede Art von Ignoranz, maße mir aber nicht an, die Leistung von Wissenschaftlern anhand ihrer Fehler zu beurteilen.
    Das Mitwirken am Manhattan Projekt hat Feynman mit seiner Gesundheit und letztendlich mit seinem Leben bezahlt.
    Die Fehler und Irrtümer, die ein Mensch im Laufe seines Lebens begeht sind nur eine Seite seines Wirkens.
    Es zählt auch seine persönliche Leistung und deren Nutzen für die Menschheit.
    Auch Albert Einstein wurde ja vorgeworfen, “schuld” am Bau der Atombombe gewesen zu sein.
    Gerade solche Plattheiten führen dazu, dass die Naturwissenschaftler so schwer vorankommen.
    Kein Mensch wird gern auf seine Fehler reduziert.

    Ich finde den Eingangssatz von Herrn Fischer nicht unglücklich, sondern im Gegenteil, ausgezeichnet gewählt.
    Jeder hart arbeitende Mensch kann ein Lied davon singen, wie Zeit seine Aktionen beeinflusst.
    Gerade dann, wenn er überhaupt nichts tut.
    Die Tragweite dieses Satzes ist Ihnen scheinbar entgangen, oder sie haben ihn überhaupt nicht reflektiert.
    Es ist ja auch viel bequemer, sich mit der Abwertung anderer zu rechtfertigen und deren Fehler für die eigene geistige Trägheit zu nutzen.
    Leider führt dies nur in Sackgassen.
    Cui bono?

  17. #17 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    Mai 12, 2018

    Für den Physikstudenten waren die Feynman Lectures Anfang der Siebziger Jahre ungeheuer praktisch. Anstatt mühsam herumzusuchen einfach dort nachschlagen sparte viel Zeit: https://www.feynmanlectures.caltech.edu/

    Für das allgemeine Publikum hat er auch was, z.B.:

  18. #18 Name auf Verlangen entfernt
    Praha
    Mai 12, 2018

    @ Angelika Wittig: “Jeder hart arbeitende Mensch kann ein Lied davon singen, wie Zeit seine Aktionen beeinflusst. Gerade dann, wenn er überhaupt nichts tut … “

    Hart arbeitenden Nichtstuer nennt man heute Wissenschaftler? Das Beispiel mit Herrn Einstein erscheint mir da als Illustration Ihrer emphatischen Gedanken passend gewählt …

  19. #19 hmann
    Mai 12, 2018

    Angelika Wittig,
    Feynman ist in der Physik unumstritten. Seine Zeigerdarstellung hat keine Konkurrenz.
    Und der Nobelpreis spricht ja auch für sich.
    Ich glaube er wollte damit sagen, dass wir unsere Zeit nicht nutzlos verlaufen lassen sollten, weil sie eben passiert, auch wenn wir nichts tun.
    Und er war ein extrovertierter Mensch, der wusste für sich Werbung zu machen.

  20. #20 Angelika Wittig
    Berlin
    Mai 12, 2018

    Sehr geehrter Herr Mistelberger, @hmann,
    vielen Dank für Ihre Beiträge.
    Es gibt sie also noch: Die selbständigen Denker.
    Das lässt für die Zukunft hoffen.

  21. #21 Aveneer
    Mai 14, 2018

    Ich verstehe Feynmans Aussage zur Zeit als einen Hinweis darauf, dass die Zeit zwischen zwei Ereignissen (dem was passiert) liegt. Und wenn ich mir die Pfade/Prozesse zwischen zwei Ereignissen ansehe, passiert da nun mal ziemlich viel.

  22. #22 Frank Wappler
    https://Raum.ist--dass.nicht.jedem.alles.passierte--und.Zeit.ist--dass.das--was.jemandem.passierte--nicht.alles.auf.einmal.passierte
    Mai 14, 2018

    Ernst Peter Fischer schrieb (10. Mai 2018):
    > […] Quantenelektrodynamik […] Menschen haben keine Beschreibung der physikalischen Natur zustande gebracht, die genauer mit den durch Messung zu ermittelnden Fakten übereinstimmt.

    Die Quantenelektrodynamik enthält keinerlei Erwartungswerte (etwa hinsichtlich “des Wertes der Feinstrukturkonstante“, oder hinsichtlich von Größe oder Verteilung von elektromagnetischen Ladungen und Feldern “in der Natur“), deren eventuelle Übereinstimmung mit “durch Messung zu ermittelnden Fakten” beurteilt werden könnte;
    sondern die Quantenelektrodynamik beschriebt (“lediglich”), wie entsprechende Messungen zumindest im Prinzip durchzuführen wären, d.h. wie die faktischen Werte dieser Messgrößen zu ermitteln wären.

    > […] Darstellung der merkwürdigen Doppelnatur der Quanten, die sowohl Welle als auch Teilchen sein können
    > […] Richard Feynman ist 1988 gestorben, und er hat das Problem offen gelassen. Oder gibt es da gar nichts und jetzt amüsiert er sich aus himmlischen Höhen über die Menschen?

    Offensichtlich gibt es da ein “Problem” bzw. eine Mess-Aufgabe, nämlich (beispielhaft):
    Versuch für Versuch herauszufinden, wie viele “Schlitze” welcher Form es jeweils in einer “Potentialwand” gäbe, die Quanten-Sender und Quanten-Empfänger potentiell voneinander trennte.

    (Vielleicht amüsiert ja die närrische Beharrlichkeit, mit der Feynman diesem Problem auszuweichen suchte … &)

  23. #23 tomtoo
    Mai 14, 2018

    Disclaimer: Absolut unwissenschaftlich

    Für mich ist Zeit erst einmal nur Bewegung die wir relativ zueinander Messen können. Nichts Philosophisches. Und dann kommt Billiard in’s Spiel. Es gab einen Anstoss, die Kugeln gehen ihre Bahnen. Um alle Kugeln wieder rückwärts laufen zu lassen, bedürfe es vieler Anstösse. Ist irgentwie unökonomisch.

  24. #24 tomtoo
    Mai 14, 2018

    Uhps falscher Fred.
    Entschuldigung !

  25. #25 Name auf Verlangen entfernt
    Nürnberg
    Mai 15, 2018

    @ tomtoo: “die wir relativ zueinander messen können … ” – hey, gar nicht schlecht! – nur das mit dem Messen ginge eben nur dann, wenn der von euch bislang nicht verstandene …

    @ Frank Wappler ein koordinatenfreies Fundament letztlich beider RTs schaffen könnte – was aber eben leider – wie offenbar auch Herr Pössel begriffen hat, nicht geht …

    Unterdessen erscheint es hilfreich, die Philosophie zu Rate zu ziehen, wo wir sowieso wieder landen, wenn die Einsteinerei sich mal aus eingesteint hat …

    G.W.F. Hegel: “Phänomenonologie des Geistes”, Vorrede, S. 41, Reclam, (Hervorhebung M.T):

    “Die Evidenz dieses mangelhaften Erkennens, auf welche die Mathematik stolz ist und womit sie sich auch gegen die Philosophie brüstet, beruht allein auf der Armut ihres Zwecks und der Mangelhaftigkeit ihres Stoffs und ist darum von einer Art, die die Philosophie verschmähen muss. – Ihr Zweck oder Begriff ist die Größe. Dies ist gerade das unwesentliche, begrifflose Verhältnis. Die Bewegung des Wissens geht darum auf der Oberfläche vor, berührt nicht die Sache selbst, nicht das Wesen oder den Begriff und ist deswegen kein Begreifen. – Der Stoff, über den die Mathematik den erfreulichen Schatz von Wahrheiten gewährt, ist der Raum und das Eins. Der Raum ist das Dasein, worein der Begriff seine Unterschiede einschreibt als in ein leeres, totes Element, worin sie ebenso unbewegt und leblos sind. Das Wirkliche ist nicht ein Räumliches, wie es in der Mathematik betrachtet wird; mit solcher Unwirklichkeit, als die Dinge der Mathematik sind, gibt sich weder das konkrete sinnliche Anschauen noch die Philosophie ab. In solchem unwirklichen Elemente gibt es denn auch nur unwirkliches Wahres, d.h. fixierte, tote Sätze; bei jedem derselben kann aufgehört werden; der folgende fängt für sich von neuem an, ohne dass der erste sich selbst zum ändern fortbewegte und ohne dass auf diese Weise ein notwendiger Zusammenhang durch die Natur der Sache selbst entstünde. – Auch läuft um jenes Prinzips und Elements willen – und hierin besteht das Formelle der mathematischen Evidenz – das Wissen an der Linie der Gleichheit fort. Denn das Tote, weil es sich nicht selbst bewegt, kommt nicht zu Unterschieden des Wesens, nicht zur wesentlichen Entgegensetzung oder Ungleichheit, daher nicht zum Übergange des Entgegengesetzten in das Entgegengesetzte, nicht zur qualitativen, immanenten, nicht zur Selbstbewegung. Denn es ist die Größe, der unwesentliche Unterschied, den die Mathematik allein betrachtet. Dass es der Begriff ist, der den Raum in seine Dimensionen entzweit und die Verbindungen derselben und in denselben bestimmt, davon abstrahiert sie; sie betrachtet z.B. nicht das Verhältnis der Linie zur Fläche; und wo sie den Durchmesser des Kreises mit der Peripherie vergleicht, stößt sie auf die Inkommensurabilität derselben, d.h. ein Verhältnis des Begriffs, ein Unendliches, das ihrer Bestimmung entflieht.

    Die immanente, sogenannte reine Mathematik stellt auch nicht die Zeit als Zeit dem Räume gegenüber, als den zweiten Stoff ihrer Betrachtung. Die angewandte handelt wohl von ihr, wie von der Bewegung, auch sonst anderen wirklichen Dingen; sie nimmt aber die synthetischen, d.h. Sätze ihrer Verhältnisse, die durch ihren Begriff bestimmt sind, aus der Erfahrung auf und wendet nur auf diese Voraussetzungen ihre Formeln an. Dass die sogenannten Beweise solcher Sätze, als der vom Gleichgewichte des Hebels, dem Verhältnisse des Raums und der Zeit in der Bewegung des Fallens usf., welche sie häufig gibt, für Beweise gegeben und angenommen werden, ist selbst nur ein Beweis, wie groß das Bedürfnis des Beweisens für das Erkennen ist, weil es, wo es nicht mehr hat, auch den leeren Schein desselben achtet und eine Zufriedenheit dadurch gewinnt. Eine Kritik jener Beweise würde ebenso merkwürdig als belehrend sein, um die Mathematik teils von diesem falschen Putze zu reinigen, teils ihre Grenze zu zeigen und daraus die Notwendigkeit eines anderen Wissens. – Was die Zeit betrifft, von der man meinen sollte, dass sie, zum Gegenstücke gegen den Raum, den Stoff des ändern Teils der reinen Mathematik ausmachen würde, so ist sie der daseiende Begriff selbst. Das Prinzip der Größe, des begrifflosen Unterschiedes, und das Prinzip der Gleichheit, der abstrakten unlebendigen Einheit, vermag es nicht, sich mit jener reinen Unruhe des Lebens und absoluten Unterscheidung zu befassen. Diese Negativität wird daher nur als paralysiert, nämlich als das Eins, zum zweiten Stoffe dieses Erkennens, das, ein äußerliches Tun, das Sichselbstbewegende zum Stoffe herabsetzt, um nun an ihm einen gleichgültigen, äußerlichen, unlebendigen Inhalt zu haben.”

  26. #26 hmann
    Mai 15, 2018

    FW
    Potentialwand
    Dass man die durchtunneln kann lässt vermuten, dass es sich um gar keine Wand handelt. Sicher war Feynman genau so hartnäckig wie Newton, als er versuchte die Gravitation zu berechen. Um dann schließlich zu kapitulieren indem er eine ausgedehnte Masse mathematisch auf einen Punkt reduzierte.
    Bei der Potentialwand ist es ähnlich. Die hat sicher eine Struktur. Was hat da jetzt mit der Zeit zu tun?
    Vielleicht hat die Zeit auch Löcher ?

  27. #27 Frank Wappler
    https://Was.du.ererbt.von.deinen.Vätern--erwirb.es--um.es.zu.besitzen
    Mai 15, 2018

    Name auf Verlangen entfernt schrieb (#25, Mai 15, 2018):
    > G.W.F. Hegel: “Phänomenonologie des Geistes”, Vorrede, S. 41 […]

    G.W.F. Hegel, † 1831.
    Ray Cummings, * 1887.

    Fortschritt! …

  28. #28 Frank Wappler
    https://Was.du.ererbt.von.deinen.Vätern--erwirb.es--um.es.zu.besitzen
    Mai 15, 2018

    Name auf Verlangen entfernt schrieb (#25, Mai 15, 2018):
    > G.W.F. Hegel: “Phänomenonologie des Geistes”, Vorrede, S. 41 […]

    G.W.F. Hegel, † 1831.
    Ray Cummings, * 1887.

    Fortschritt! …

  29. #29 Frank Wappler
    Mai 15, 2018

    hmann schrieb (#26, Mai 15, 2018):
    > Potentialwand […] Dass man die durchtunneln kann, lässt vermuten, dass es sich um gar keine Wand handelt. […]

    Dass man “(scheinbare) Tunnel” von “(richtigen) Schlitzen” unterscheidet, lässt vermuten, dass unterscheidbare nachvollziehbare Messgrößen-Definitionen zugrundeliegen.

  30. #30 hmann
    Mai 15, 2018

    MT
    Aussage Hegels zur Mathematik.
    Wenn es um die menschliche “Existenz” geht, dann kann man Hegel zustimmen.
    Aus naturwissenschaftlicher Sicht, sind wir schon über Hegel hinaus. Seine Aussage : “berührt nicht die Sache selbst, nicht das Wesen oder den Begriff und ist deswegen kein Begreifen. ”

    Bei Begreifen hatte wohl Hegel bildhaft gedacht.Einige physikalische Erscheinungen lassen sich sprachlich nicht erklären, die Verschränkung des Lichtes, den Youngschen Doppelspaltversuch, in diesen Fällen ist die Mathematik der Sprache überlegen.
    Douglas R. Hofstadter beschreibt in seinem Buch: Gödel, Escher,Bach den Zusammenhang und den Unterschied von Sprache und Mathematik. Und er kommt zu dem Schluss, der Mathematik den Status einer “formalen Sprache” zuzubilligen, allerdings mit weniger Redundanz als der gesprochenen Sprache.

  31. #31 Name auf Verlangen entfernt
    Nürnberg
    Mai 15, 2018

    @ human: dass man glaubt, über Hegel hinaus zu sein, ist ja gerade der Dünkel. Um ihn zu erhalten, behilft man sich einfach mit der Abschaffung des Denkens überhaupt. Und immer wieder kommst Du mit denselben Argumenten – der Doppelspaltversuch – ist ja nicht verstanden, wo denn? “Die Mathematik der Sprache überlegen”: das könnte man versuchen zu denken, wenn man auch nur den blassesten Schimmer hätte, was Mathematik ist. Du, lieber Robert, weißt noch nicht mal in normalen, geläufigen philosophischen Begriffen zu denken – Mathematik ist eine Metaphysik = Religion. Pythagoras wusste es, Gödel ahnte es, die Heutigen wissen nichts und immer weniger: je größer die schwarzmagische atomare Sprengkraft, um so geringer die Erkenntniskraft des Geistes. Sigma-“Beweise” in der atomaren Suppenküche. Der Teufel freut sich.

  32. #32 hmann
    Mai 15, 2018

    MT
    Mathematik wird zur Religion, wenn man sie dazu macht.
    Wenn man den Menschen auf Statistiken reduziert, wenn man den Menschen nach Zahlen sortiert, siehe IQ, wenn man der Irrationalität die Berechtigung abschreibt, dann siehst du mich auf deiner Seite.
    Wer Mathematik nur als Werkzeug benützt wie die Techniker, dann besteht keine Gefahr.
    Ich gebe dir auch noch recht in der Gefahr der Mathematisierung des Lebens, wenn die Poesie der Harmonie verloren geht, wenn der Sinn für das “Unmathematische” verloren geht.
    “Zurück zur Natur” könnte man dieses Denken bezeichnen.

  33. #33 Name auf Verlangen entfernt
    Nürnberg
    Mai 15, 2018

    @ human: lieber Robert. Nein. Genauso, wie man in der Physik keine beliebige Gleichzeitigkeit herbeiphantasieren kann, kann man in der Philosophie sehr genau unterscheiden, welche Weltanschauung kategoriell zu den Glaubenssystemen gehört. Glaubenssysteme sind alle Systeme, die zwischen Geist und Materie trennen und die sich auf reine, prinzipiell unbeweisbare Annahmen gründen: also alle metaphysisch/dualistischen Systeme, derer die Mathematik das nahezu gebräuchlichste ist. Zur Religion wird so ein Glaubenssystem dann durch seine Ritualisierung, seine Mythen, seine gesellschaftliche Stellung. Allerdings ist die Mathematik als Religion eine dunkle Religion – vom abstrakten 0-dimensionalen Punkt bis zum “schwarzen Loch” geht eine gerade, logische, realitätsfremde Linie. Dass die stolzen Anwender dieses Systems seine Natur nicht kennen, ist nur möglich durch Abschalten des Denkens selbst. Die Mathematik kann nicht denken, ebenso wenig, wie die messende Wissenschaft, die wir Naturwissenschaft nennen. Denken kannst Du nur in der Philosophie. Deswegen sollte und muss jeder gute Naturwissenschaftler in erster Linie Philosoph sein: dann hätten wir nicht so dumme Sachen, wie “Sigma”-“Beweise, “Gravitationswellen” und die ganze Verirrung um Zeit & Raum, die wir aktuell wieder erleben. Was hindert Dich, über Deinen Schatten zu springen, und mal ein philosophisches Buch in die Hand zu nehmen? Zu schwer?

  34. #34 Name auf Verlangen entfernt
    Nürnberg
    Mai 15, 2018

    @ human: Die Mathematik wird nicht nur als Werkzeug benutzt. Die Techniker mögen das tun, die theoretischen Physiker und die Kosmologen ontologisieren die Mathematik durch die Konstante “c”. Dann besteht Gefahr.

  35. #35 hmann
    Mai 16, 2018

    Name auf Verlangen entfernt
    Danke für #32. Das war ein notwendiges Statement.
    “Denken kannst du nur in der Philosophie”. Sehr gut !
    Ich würde es anders formulieren. Reflektieren kannst du nur mit Hilfe der Philosophie.
    Robert Oppenheimer hat das auch gemacht, zu spät gemacht, wie er später berichtete.
    Wenn ich also mal zusammenfassen darf, du bemängelst die fehlende Moral in der Wissenschaft. O.K. dem stimme ich zu.
    Was jetzt die Gravitationswellen, die Schwarzen Löcher, die SRT betrifft, das sind nur Theorien. Wenn sie Vorteile bringen ist das gut, wenn sie keine Vorteile bringen, wird man sie wieder vergessen.

  36. #36 Holger Gronwaldt
    Mai 17, 2018

    Ach Robert,

    Was jetzt die Gravitationswellen, die Schwarzen Löcher, die SRT betrifft, das sind nur Theorien.

    Und wieder entlarvst du deine Behauptung, Physiklehrer gewesen zu sein, als platte Lüge: “nur Theorien” ist keine Kollokation, die ein in Naturwissenschaften bewanderter Mensch benutzen würde, denn gerade Theorien bilden in den NTW den höchsten bis dato erreichten Erkenntnisstand ab.

    Deine Zustimmung zum Geschwurbel des Terminators qualifiziert dich ein weiteres Mal als ernst zu nehmenden Diskussionspartner ab. Am besten, ihr beide macht einen neuen Verein auf: Die Unübertroffenen Dummschwätzer. 🙂

    Denken kannst Du nur in der Philosophie.

    So ein Schmarrn! Viele so genannte Philosophen denken nur, dass sie denken, produzieren aber nichts als heiße Luft, weil sie den Kontakt zur Realität völlig verloren haben.
    Echte Philosophie ist heute nur auf Grundlage der Erkenntnisse der Naturwissenschaft möglich, eine Philosophie, die letztere ignoriert, ist nur noch gut für die Tonne. Das ist aber etwas, was Astro-Lügner und in der Wolle gefärbte Katholen nie begriefen werden.