“Die wissenschaftliche Methode” – so heißt ein Buch des amerikanischen Wissenschaftshistorikers Henry M Cowles, der an der Universität von Michigan arbeitet. Das Werk beginnt mit dem schönen Satz: “Es gibt keine wissenschaftliche Methode”, um danach zu ergänzen: “Eine ´wissenschaftliche Methode´ gibt es aber doch.” Das heißt, überall wird von solch einer Methode geredet, aber niemand wendet sie eigentlich an. Cowles stellt in seinem Buch “An Evolution of Thinking from Darwin to Dewey” vor, was hierzulande unmittelbar fragen lässt, “Wer ist Dewey?” Der Philosoph John Dewey hat 1910 ein Büchlein mit dem Titel “How we think? geschrieben und sich darin getraut, das anzugeben, was er “a complete act of thought” nennt. Es sind fünf Schritte: 1) Ein Problem bemerken, 2) es lokalisieren und definieren, 3) mögliche Lösungen vorschlagen, 4) sich Gedanken über die Tragweite der Vorschläge machen, 5) weitere Beobachtungen und Experimente unternehmen, um die Vorschläge zu akzeptieren oder zu verwerfen. In diesen Corona Tagen sehnt man sich nach der wissenschaftlichen Methode, mit den Viren und mit den Daten umzugehen, die auf das Publikum einprasseln, wobei die Fachleute mehr mit den Daten als den Viren zu tun haben. 5000 Artikel pro Woche erscheinen zu Corona, und da kann man schon einmal fragen, wie die wissenschaftliche Methode aussieht, all den Publikationen die Bedeutung zu entnehmen, die man braucht, um durch die Krise zu kommen. Vielleicht helfen populäre Magazine zur Wissenschaft. Denn immerhin haben sie den Begriff der wissenschaftlichen Methode erfunden, und zwar bereits im 19. Jahrhundert. Das heißt, sie haben viele Informationen für den Laien verdichtet. Vielleicht ist diese literarische Methode das, was der Wissenschaft heute helfen kann.

Kommentare (3)

  1. #1 Frank Wappler
    https://dass.alles.Große--was.dastehe--als.ein.-Trotzdem-.dastehe
    Juni 30, 2020

    Ernst Peter Fischer schrieb (30. Juni 2020):
    > […] Der Philosoph John Dewey hat 1910 ein Büchlein mit dem Titel “How we think?” geschrieben und […] darin […] was er “a complete act of thought” nennt. Es sind fünf Schritte:

    > 1) Ein Problem bemerken,

    > 2) es lokalisieren und definieren,

    > 3) mögliche Lösungen vorschlagen,

    > 4) sich Gedanken über die Tragweite der Vorschläge machen,

    > 5) weitere Beobachtungen und Experimente unternehmen, um die Vorschläge zu akzeptieren oder zu verwerfen.

    Dewey (und/oder der eine oder andere seiner Leser) vernachlässigte dabei offenbar den Initial-Schritt

    0) Nachvollziehbare Begriffe bilden, anhand der sich einvernehmlich unterscheiden und ggf. feststellen ließe, ob und wer “ein Problem bemerkt” hätte.

    Dass Deweys Schritte (1) – (5) trotzdem dastehen, wobei das Fehlen des Initial-Schrittes (0) insbesondere auch Deweys Formulierung von Schritt (2) entwertet, kann ja immer noch als Anreiz zum Widerspruch dienen …

  2. #2 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    Juli 3, 2020

    Feynman on Scientific Method: https://www.youtube.com/watch?v=EYPapE-3FRw

    Heute versucht man die Methode aufzuweichen. So wird vieles möglich, was sonst nicht geht. Genauso schnell verschwindet es wieder.

    Was bleibt hält der wissenschaftlichen Methode stand.

  3. #3 Frank Wappler
    Juli 6, 2020

    Ernst Peter Fischer schrieb (30. Juni 2020):
    > […] 5000 Artikel pro Woche erscheinen zu Corona, und da kann man schon einmal fragen, wie […] all den Publikationen die Bedeutung zu entnehmen [sei …]

    Die dafür geeignete Methode “Barriere-freies Crowd Reviewing” wurde ja schon vor etwa 20 Jahren zumindest ansatzweise implementiert [ URL einer Webseite zu Geschichte der Wikipedia an dieser Stelle zu Testzwecken entfernt – FW ]; wurde aber leider alsbald gänzlich (aber hoffentlich nur vorläufig) vom “Nichts, dessen Bedeutung noch zu entnehmen wäre”-Virus überwältigt [ URL einer Webseite zum genannten Befall an dieser Stelle zu Testzwecken entfernt – FW ], anstatt ihren Nutzern diesbezüglich die individuelle freie Wahl ([[User:Option]]) zu lassen …

    p.s.
    URL-förmiges Memo (hier zu Testzwecken nicht als Präambel, sondern als Postskript):
    https://free.wikipedia.now