Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich als Kurpfälzer noch nie auf dem Hockenheimring war. Das hat sich heute geändert. Denn ich war für einige Stunden auf dem Gelände, wo sonst die Formel1 gastiert.

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Bis zum Sonntag (8. August 2010) findet rund um die Strecke die „Formula Student Germany” statt. Dies ist ein internationaler Design- und Konstruktionswettbewerb für Studierende, die in Teams Rennwagen mit Verbrennungsmotor und weltweit erstmals mit Elektro-Motoren bauen. Insgesamt sind 2000 Studierende aus 20 Ländern angereist. Es herrscht eine unglaubliche Dichte an Fachkräften (die es in Deutschland angeblich in der jungen Generation kaum mehr gibt), die motiviert und belastbar sind, da sie neben dem Studium seit Monaten an ihren Autos schrauben.

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(mit freundlicher Genehmigung von www.whz-racingteam.de, 4. August 2010)

Unter ihnen sind nicht nur junge Techniker und angehende Ingenieure, sondern auch Marketing- und BWL-Studierende, da es bei den Wettbewerben nicht nur um Schnelligkeit geht: Die Aufgabe war, ein Rennauto mit Verbrennungs- oder Elektromotor für einen Wochenend-Gelegenheitsfahrer zu bauen. Neben einem Rennen am Sonntag über 22 Runden werden ebenso unter anderem das Fahrverhalten, die Wirtschaftlichkeit im Rahmen der ausgedachten Wertschöpfungskette des Wagens, die Konstruktion, Aerodynamik, der Verbrauch und das Design bewertet.

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Bei einem kleinen Rundgang traf ich Thomas Herzog (27), der wirtschaftlicher Teamleiter des 11-köpfigen „WHZ Racing Team Electro” von der Westsächsischen Hochschule Zwickau ist. Seit September 2009 haben er und seine Kollegen in jeder freien Minute an ihrem Rennwagen mit dem Namen «E-Horst» geschraubt, der trotz seiner vier eingebauten Elektromotoren in lediglich vier Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und 125000 Euro ohne Arbeitsstunden kostete. Außerdem haben sie ein eigenes Fahrdynamiksteuersystem entwickelt. Der 255-Kilogramm schwere Wagen ist bei maximaler Beschleunigung leiser als eine moderne Straßenbahn. Für den Bau des 100 PS-Boliden wurden insgesamt 70 Sponsoren geworben, Hauptsponsor ist BMW. Die Bayern haben schon vor dem Wettbewerb drei der jungen Sachsen unter Vertrag genommen, die nun ihre Abschlussarbeit und Lebenshaltungskosten finanziert bekommen. Die vier Gründungsmitglieder des Teams wollen sich zudem bald selbständig machen.

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Insgesamt treten beim Wettbewerb 76 Teams an den Start, die auch aus Russland, den USA, Ägypten und dem Iran kommen. Organisator ist der Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Die besten Studierenden können danach mit Anrufen und festen Verträgen rechnen, da die Veranstaltung inoffiziell eine große Rekrutierungsbörse ist.

Weiterlesen:
Website „Formula Student Germany 2010″
Website „WHZ Racing Team”

Kommentare (6)

  1. #1 BreitSide
    August 6, 2010

    Schää!

    Als klänna Krutze ware mir aa als in Hoggebach an de Oschdkuaf un hawwe geguggd, ob endlisch mol jemmand in de Graawe fääd.

    Meine letzte Autoausstellung war letztes Jahr in Sinsheim (Technikmuseum natürlich), wo sie alternative Antriebe vorgestellt haben. Straßentaugliche. Ohne Rennambitionen.

    Awwa des in Hoggebach hääd sisch guud oo.

    Wäre ja mal nett, wenn der Rennsport, die Tummelwiese der Umweltschützer, seinen hohen Bekanntheitsgrad ausnahmsweise für eine gute Sache nutzen würde.

  2. #2 eD
    August 6, 2010

    Ja, da hat der VDI als Ausrichter des Formula Student Wettbewerbs in D recht spät in diese Richtung eingeschlagen, aber lieber spät als gar nicht! Allerdings findet der Wettbewerb auch erst seit 2006 auf deutschem Boden statt (bzw. 2005 mit den 2 Pre Events). Als ehemaliger Aktiver hätte ich diese Initiative sehr begrüßt und unterstützt!
    Wettbewerbe die auf Alternativkonzepte setzen gibt es aber schon länger, wie z.B. den Shell ECO Marathon (hehe, im Gruppenbild sind ja einige meiner ehem. Kommilitonen zu sehen! Das Bild dürfte von 2008 sein. Das Jahr zuvor sind die Jüngs und Mädels mit der ersten Direkt Ethanol Brennstoffzelle im Heck angetreten). Mit der Energie, die in einem Liter Diesel steckt 4.896 km zurückzulegen ist nicht schlecht!!!

    Ein Besuch in Hockenheim lohnt sich allemal! Am Samstag gibts die größte action, da is einiges an unterschiedlichen Wertungsläufen geboten. Einen Livestream gibt es auch 🙂

  3. #3 TonyBologni
    August 9, 2010

    Wow – sehr schön und interessant zu sehen, dass jetzt, wo das Thema “in” ist, immer mehr gemacht, geforscht, gefördert …. wird. Vielleicht dauert es doch nicht ganz so lange, wie die Automobilindustrie uns momentan noch erzählen will, bis wir (fast) alle Elektroautos fahren. Bei Sportwagen funktioniert es ja schon recht gut. Tesla, Audi E-Tron, Porsche 918 Spyder …
    Aber Christian, warum “der trotz seiner vier eingebauten Elektromotoren”?
    Gerade wegen der Elektromotoren, die ja bekanntermaßen ein viel “besseres” weil gleichmäßiges Drehmoment entwickeln!

  4. #4 Thomas
    August 13, 2010

    Die Formula Student hat sich wirklich bewährt und ich bin mir sicher, dass daraus insbesondere Cleantech Innovationen enstehen können.
    Gerade die großen Energie Konzerne schreiben ja aktuell schon Jobs und Trainee Programme in der Richtung aus, allen voran eine RWE und eine e.On den die haben das Thema ” Mobilität ” für sich als Wachtsumsfeld entdeckt! Zu Recht, wie wir meinen. Man kann nur hoffen, dass mehr und mehr Sponsoren sich für dieses Thema finden lassen.

  5. #5 BreitSide
    Oktober 18, 2010

    Hallo Christian!

    Passt zwar nicht zum Thema (das Passende hast Du ja geschlossen), aber bei Galileo, dem äußerst hochwissenschaftlichen Magazin (Ironie aus), kam grad was über Styropor.

    Und dabei haben sie eine Melone in der Styroporschale eines Motorradhelms (ohne die harte Außenhülle!) 7 m fallen lassen. Natürlich blieb die Melone heil.

    Und einen alten Fiesta haben sie auf eine Styroporleiste von ca. 30-50 cm Dicke an der dünnsten Stelle fallen lassen, auch aus 7 m. Ohne besondere Dellen an der Karosserie.

    Das wird Tomtom aber gar nicht gefallen…:-)

  6. #6 biancastrene
    März 28, 2011

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